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Merksätze ARGUS PHARMAKOTHERAPIE

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 122015

ARGUS PHARMAKOTHERAPIE

Die Hepatotoxizität ist der häufigste Grund, weshalb Medikamente vom Markt zurückgenommen werden. Jede zehnte un- erwünschte Arzneimittelwirkung betrifft die Leber. Medikamenteninduzierte Leber- schäden können zu einem akuten Leberver- sagen führen, das bei mehr als 75 Prozent der Patienten trotz Behandlung tödlich endet und somit die häufigste arzneimittel- bedingte Todesursache darstellt.

Zurzeit gelten bis zu 1000 Arzneistoffe als potenziell hepatotoxisch. Je länger und je häufiger ein Medikament eingenommen wird, desto höher ist die Gefahr einer leber- schädigenden Wirkung. Ältere, multimor- bide und chronisch kranke Menschen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einneh- men, sind besonders gefährdet.

Zu klären, welchen Stellenwert Silymarin, ein aus Mariendistelfrüchten gewonnener Wirkstoffkomplex, zum Schutz der Leber vor schädigenden Einflüssen hat, war das Ziel einer nichtinterventionellen Studie.

Silymarin besteht aus einem Gemisch von vier Flavonolignan-Isomeren, wobei Silibi- nin die biologisch aktivste Form und damit die Leitsubstanz darstellt. Die antihepatoto- xische Wirkung des pflanzlichen Wirkstoff- komplexes Silymarin basiert auf der Stabi - lisierung der Zellmembran und auf der Erhöhung der Regenerationsfähigkeit der Hepatozyten. Silymarin erschwert das Ein- dringen von Toxinen und verhindert den Verlust funktioneller Zellbestandteile wie Transaminasen, indem Oxidations- und Transportprozesse in der Zellmembran ver- mindert werden. Darüber hinaus verstärkt Silymarin die Proteinbiosynthese und er- höht die Zellregeneration sowie die Bildung neuer Hepatozyten. Zusätzlich zeigt Sily- marin auch antiinflammatorische, antikan- zerogene und antifibrotische Effekte.

Studiendesign und -ziel

Die offene, prospektive und multizentrische Beobachtungsstudie wurde von 48 nieder- gelassenen Ärzten (Internisten, Allgemein- mediziner) von Januar 2012 bis März 2013 in Deutschland durchgeführt. Planung, Durchführung und Auswertung erfolgten entsprechend den Empfehlungen des Bundes - instituts für Arzneimittel und Medizinpro- dukte (BfArM) und des Paul-Ehrlich- Instituts (PEI) zur Durchführung von Anwendungs - beobachtungen. Die Dokumentation erfolgte über einen Zeitraum von vier Monaten.

190 Patienten nahmen an der Studie teil.

Einschlusskriterien waren erhöhte Trans- aminasewerte, die Einnahme potenziell leber- schädigender Medikamente, die Indikation einer zwei- bis dreimonatigen Therapie mit

Silymarin, ein Alter zwischen 18 und 75 Jahren sowie der Ausschluss eines Alkoholabusus.

Primärer Endpunkt war die Veränderung der Leberwerte Alanin-Aminotransferase (ALT), Aspartat-Aminotransferase (AST), γ-Glutamyltransferase (GGT), alkalische Phosphatase (AP) und Gesamtbilirubin (TBIL) während der Beobachtungszeit. An- hand einer sechsstufigen numerischen Skala beurteilten die Patienten zudem den Aus- prägungsgrad leberbedingter Symptome wie Müdigkeit, Lethargie, Oberbauchbe- schwerden, Blähungen, Anorexie, Gelenk- beschwerden, Juckreiz, Gelbsucht, Haut- symptomatik und Urinverfärbung.

Sekundäre Endpunkte waren die Lebens- qualität sowie die Sicherheit und Verträg- lichkeit der Therapie. Die Lebensqualität wurde vom Patienten anhand einer sechs- stufigen Skala (1 = leicht beeinträchtigt bis 6 = sehr stark beeinträchtigt) beurteilt, wo - bei sie körperliche Leistungsfähigkeit, Tages- aktivität, Motivation, geistige Aktivität und Lebensqualität insgesamt bewerteten. Sicher- heit und Verträglichkeit wurden anhand aller Verdachtsfälle von unerwünschten Arzneimittelwirkungen beurteilt.

Studienergebnisse

Die Dosierung von Silymarin betrug mit Ausnahme von vier Patienten 3-mal täglich eine Kapsel (140 mg Silymarin). Drei Pa- tienten erhielten 2-mal täglich eine Kapsel, ein Patient 3-mal täglich zwei Kapseln.

Als potenziell leberschädigende Medika- mente wurden am häufigsten Analgetika/

Anti rheumatika (45,8%) eingenommen.

28,4 Prozent der Patienten hatten Beta - rezeptoren-, Kalziumkanalblocker und Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-Aldos- teron-Systems eingenommen, 24,7 Prozent Psychopharmaka, 18,9 Prozent Lipidsen- ker und 14,7 Prozent Antihypertonika. Die Einnahme erfolgte im Median bereits seit 2,8 Jahren.

Zu Beginn der Studie wurden bei allen Patienten erhöhte Transaminasewerte fest- gestellt (ALT: 85,5% der Patienten, AST:

78,6%, GGT: 89,9%). Bei AP und TBIL waren die Werte bei 23,9 Prozent bezie- hungsweise 15,1 Prozent der Patienten erhöht. Mit einer Prävalenz von jeweils

Leberschäden vorbeugen

Silymarin senkt Hepatotoxizität

Eine multizentrische prospektive Beobachtungsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Behandlung mit Silymarin medikamentös bedingte hepatotoxische Symptome sowie Lebensqualität und Leistungsfähigkeit deutlich verbessert.

MMW – Fortschritte der Medizin

Zurzeit gelten bis zu 1000 Arzneistoffe als potenziell hepatotoxisch, wobei Analgetika/Antirheumatika zu den am häufigsten eingenommenen zählen.

Bei Patienten mit medikamentenindu- zierten erhöhten Leberwerten ist es oft aufgrund der Schwere der Erkrankung nicht möglich, das Medikament abzu- setzen. Hier sollte die Gabe des pflanz- lichen Wirkstoffkomplexes Silymarin erwogen werden.

Die antihepatotoxische Wirkung von Silymarin basiert auf der Stabilisierung der Zellmembran und auf der Erhö - hung der Regenerationsfähigkeit der Hepatozyten.

Eine Besserung leberbedingter Sym- ptome sowie der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit wurde bereits nach zwei Monaten Behandlung mit Sily - marin nachgewiesen.

Merksätze

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ARS MEDICI 122015

ARGUS PHARMAKOTHERAPIE

mindestens 62 Prozent traten Müdigkeit, Blähungen, Oberbauchbeschwerden, Le- thargie und Gelenkbeschwerden auf. Die Lebensqualität war bei 88,7 Prozent der Patienten beeinträchtigt.

Im Verlauf der Studie kam es zu einer signifi- kanten Besserung der Laborwerte (p < 0,001).

Zwei Monate nach Therapiebeginn verbes- serte sich auch die leberbedingte Sympto- matik deutlich, was mit einer Erhöhung der Lebensqualität einherging. Der Anteil der Patienten mit Leberwerten im Normbereich stieg innerhalb von vier Monaten deut- lich an. Es wurden keine unerwünschten Arzneimittelwirkungen im Studienverlauf beobachtet.

Diskussion

Besteht der Verdacht auf eine Hepatotoxizi- tät, sollte als erstes erwogen werden, ob das Medikament abgesetzt werden kann. Häu- fig ist dies jedoch aufgrund der Schwere der behandelten Krankheit nicht möglich. Oft- mals sind chronisch kranke und multimor- bide Patienten, welche viele Medikamente einnehmen müssen, betroffen.

Die hepatoprotektive Wirkung von Silyma- rin wurde bereits durch mehrere klinische

und nicht interventionelle Studien belegt, die jedoch überwiegend an Patienten mit alkoholbedingten Leberschäden durchge- führt worden waren.

Mit der vorliegenden Beobachtungsstudie liegen Daten aus der täglichen Praxis vor, die die nachhaltige Wirksamkeit von Sily- marin bei Patienten mit potenziell medika- mentös bedingten Leberschäden belegen.

Dieses Ergebnis steht in Übereinstimmung mit anderen Studien. So wurde bei gleich- zeitiger Gabe von Silymarin und Psycho- pharmaka eine Abschwächung der Hepatoto - xizität der Psychopharmaka beobachtet (1).

Auch bei Kindern mit akuter lymphoblasti- scher Leukämie und Lebertoxizität infolge chemotherapeutischer Präparate war die Gabe von Silymarin mit einer Reduktion der Lebertoxizität verbunden (2). In einer doppelblinden, plazebokontrollierten Lang- zeitstudie bei Patienten mit Leberzirrhose wurde in der Silymaringruppe eine Vierjah- resüberlebensrate von 58 Prozent gegen- über 39 Prozent in der Plazebogruppe er- reicht, wobei Patienten im Frühstadium der Leberzirrhose am besten auf die Therapie ansprachen (3).

Fazit

Silymarin ist eine sichere und effektive The- rapieoption für Patienten mit medikamen- tös bedingten erhöhten Leberenzymwerten.

Eine Besserung leberbedingter Symptome sowie der Lebensqualität und Leistungsfä- higkeit wurde bereits nach zwei Monaten

Behandlung nachgewiesen.

Claudia Borchard-Tuch

Gillessen A et al.: Einfluss von Silymarin auf Lebergesundheit und Lebensqualität. MMW – Fortschritte der Medizin 2014;

156 (21 Suppl): 120–126.

Interessenkonflikte: Die Studie wurde von der Madaus/Rotta- pharm GmbH unterstützt. Die Autoren geben an, dass keine Interessenskonflikte bestehen.

Literatur

1. Saba P et al.: Therapeutische Wirkung von Silymarin bei durch Psychopharmaka verursachten chronischen Hepato- pathien. Gazz Med Ital 1976; 135: 236–251.

2. Ladas EJ et al.: A randomized, controlled, double-blind, pilot study of milk thistle for the treatment of hepatotoxicity in childhood acute lymphoblastic leukemia (ALL). Cancer 2010; 16(2): 506–513.

3. Ferenci P et al.: Randomized controlled trial of silymarin treatment in patients with cirrhosis of the liver. J Hepatol 1989; 9(1): 105–113.

Referenzen

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