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Zwei goldene Kameele als Votivgeschenke bei Arabern.
Von Th. Nöldeke.
In emer Inschrift der „Sabäischen Denkmäler' von J. H. Mordt¬
mann und D. H. Müller (8. 10) heisst es: „Sa'd-Anm und seine
Söhne .... haben dem [Gotte] Dhü Samäi dargebracht ")73bs
pfiT ■'bs 'jnsbatn". Dies fassen die Herausgeber als „das Bild
und die beiden goldneu Kameele'. Ich habe mich gegen „die beiden
Kameele" ein wenig gesträubt. Jj| ist ja ein CoUeetiv „Kameele';
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Q ^ . . •
ebenso bedeuten JfcJso/ Jes. 60, 6 (Jfciia/ nach westsyrischer, jfc^/
nach ostsyrischer Tradition •)) und jj^^:^ , das die hexaplarische
Uebersetzung Jes. 60, 6 für jene Form der Pesh. hat und das sich
mehrfach bei Johannes von Ephesus findet (z. B. 352), „(Kameel-)
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Heerde'^). VgL dazu die J^ül -a13 die „Vögel in Schaaren'
Süra 105, 3. Die Bedeutung einer „Menge" scheint somit für baN
ursprünghcher zu sein als die Beschränkung auf die Kameele.
Aber die Herausgeber haben doch sicher Recht mit ihrer Er¬
klärung „Die Spuren der Büdwerke", schreiben sie, „welche nach
Z. 4 f. auf dieser Basis standen, sind noch deuthch au den auf der
Oberfläche des Steines befindhchen Zapfenlöcher zu erkennen; die¬
selbe steUt sich so dar
» *
Die Statue stand also zwischen den beiden Kameelen*.
1) S. Barh. zu Jes. 60, 6; Gramm. I, 238, 1 sq.; Hoffmann, Op. Nest. 53, 14.
jh^o/ in Hoffmann's BA. 71 ist nur ungenaue Schreibweise mit _!_ für -J—
' » • • j
wie so ofl bei Nestorianern.
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2) JJOO) , das ja den Schweinehirten bedeuten soll , kenne ich bloss aus lexicalischen Werken, s. BA. 3258; Hoffmann, Op. Nest. U, 2; 53, 14; Barh.gr.
n, 92 V. 1083 Schol.; vgl. Payne-Smith. Die Glossen geben auch )K^O|
die Bedeutung „Schweineheerdo '. — JJ^iO) „(KameBl-) Heerde" ist schwerlich ein richtiges Wort; Barh. Chron. 90, 4 lies )lS^kf^O| , wie in der Quelle (Joh. Eph.).
144 Nöldeke, zwei goldne Kameele als Votivgeschenke iei Arabern.
V ,Die beiden goldnen Kameelbeerden" (was ^.,^1 naob Gaubari
bedeuten würde) geht natürhch nicht an. Man muss nun also
entweder annehmen, dass bSN hier eine Ableitung von Jo! ist,
't-
welche ein einzelnes Thier der Art bezeichnete (etwa ahfd oder
abiV), oder aber, dass Jo! selbst bei den Sabäern ein Einzelwort
geworden war. Letztere Annahme scheint mir allerdings besonders
mishch, denn wenn das Kameel auch für das Culturgebiet von
Jemen lange nicht die Bedentung gehabt haben wird, wie für die
Beduinenländer , so wäre doch eine solche Ungenauigkeit in der
Beziehung eben bei diesem Thiere iimerhalb Arabiens höchst be¬
fremdlich.
Wie dem aber auch sei, eine neue schlagende Bestätigung der
Deutung giebt mir Mordtmann briefhch in den Worten:
„Zunächst — revenons ä nos chameaux. Ich sehe nachträglich,
„dass eine Inschrift bekannt ist, die überraschende Aehnlichkeit mit
„OM. 1 hat, die von Gildemeister wiederentdeckte nabatäische In-
„schrift von Puteoli ZDMG. XXIII S. 150 (cfr. E. Renan ün Jour.
„as. 18/3, I, 320 [II, 383]), deren Anfang lautet:
11 N-ibm lin m
ttabNiasT lais
N'iTönb TOTI iaa
„Das ist doch nichts anderes als : „diese 2 Kameele »), welche
„weihten Zeid und Abdelga, Söhne des Teim, dem Dusares". Die
„lithographierte Tafel bei Gildemeister giebt den Stein in seiner
„natürlichen Grösse, die so ziemlich dieselbe ist wie die von OM. 1.
„Ich bin fest überzeugt, der Stein von Puteoh trug ebenso 2 Kameele
„von Gold oder sonst einem edlen Metalle in Miniaturform. Das
„Kameel ist characteristiscb für Nabatäer, vgl. die bekannte Münze
„mit Legende Rex Aretas und dem Kamelokomen bei de Luynes
„in der Rev. Num. 1858, tal. XV, 16; Mommsen R. M. S. 626.
„Soviel ich sehe, ist weder Gildemeister noch E. Renan [noch
„Halevy, noch sonst Einer] auf diese Erklärung gekommen, die doch
„so nahe liegt und nur an eineni Uebel leidet , dass man bei ihr
„vor lauter Bämnen den Wald nicht leicht sieht!"
Diese Deutuug Mordtmann's kann auf allgemeine Zustimmung
rechnen. Ob der nabatäische Sitt) Ti \^Ju.l\ ^iov dccgiis, aller
Wahrscheinlichkeit nach ein Sonnengott (s. J. H. Mordtmann in
ZDMG. XIX, 102 f), mit dem sabäischen mehr oder weniger
identiscli ist, hat für die Gleichheit der gewidmeten Gegenstände kaum eine besondere Bedeutung.
1) Oder vielmelir: „dies sind die beiden K»meele",
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Bemerkung zu dem Aufsatz von Hrn. Dr. J. Baarmann:
Abhandlung über das Licht von Ibn al Haitam.
Von Eilhard Wiedemann.
Im Band 36 p. 196 dieser Zeitschrift findet sich eine Publikation
eines Werkes von Ibn al Haitam syjal\ j. von Herm Baarmann,
mit dessen Bearbeitung ich mich schon seit längerer Zeit beschäftigt
habe und aus dem ich auch einige besonders interessante Stellen
dem Inhalte nach und in Uebersetzung pubhcirt habe'), was wohl
Herm Baarmann entgangen zu sein scheint. Zu der obigen Ab¬
bandlung erlaube ich mir zunächst einige sachhche Bemerkungen.
Auf pg. 222 wird der Name von Abü Sa'd al Alä ibn Subail
als des Verfassers einer Abhandlung genannt, in welcher die Frage
nach den Grenzen der Durchsichtigkeit behandelt ist.
Diese Scbrift ist uns noch erhalten und zwar in St. Petersburg
in der Handscbriftensammlung des Orientalischen Institutes. Baron
von Rosen theilt in seinem Catalog der betrefienden Handschriften
pg. 126 folgendes mit:
Cod. 192 Nr. 132 f. 148 u. 149 ^,5UUJt ..,! JLc ..,Lj>_*Jl
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cV-jLC J. { *m ^y) !iL«Jt l)J>y^\XM\ LftAlit iuLc ,^ ^ fjH^
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o'LÄ)üt tvj^ xwiLi^t ÄJLäJÜ ^Ä>axl\
Demnach hat Abü Sa'd AI 'Alä ben Sahl bei der Durchsicht
des Buches des Ptolemaeus über die Optik einen Beweis gegeben,
dass der Aether nicht den äussersten Grad der Durchsichtigkeit
besitzt und er hat dies in seiner Erörteraug zn dem betreffenden
Werk genau behandeln wollen.
1) Bulletino von Boncompagni, April 1881.
Bd. XXXVIII.
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