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In Paharpur begegnet somit erstmals im indischen Raum der „in¬ tegrierte Umgangstempel"

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DER UMGANG IM KULTBAU DES BUDDHISMUS*

von Heinrich Gerhard Franz, Graz

SteUt man die Frage, welches die bestimmenden Elemente waren, aus denen sich

die Grundtypen des buddhistischen Kultbaues ergeben haben, wird man als ein allen

Bautypen gemeinsames konstituierendes Grundelement das Auftreten des Umgan¬

ges konstatieren. Umgang, Umwanderung gehören notwendig zum Ablauf des kulti¬

schen Geschehens im Buddhismus. Als aus dem Freiraum abgegrenzter Prozessions¬

pfad tritt der Umgang bereits in der Frühzeit des Buddhismus mit den Kultmalen des Stupa, des heiligen Baumes, der Kultsäule verbunden hervor. Die Verbindung von Rundtempel und PfeUerhalle führt — wir wissen nicht wann und ob ausschlie߬

hch und primär im Bereich des Buddhismus - zur Ausbildung des apsidal endenden

Kultraumes. In der Spätphase des Buddhismus wird der Umgang voll integriert in

die monumentale Tempelanlage des Buddhismus, wie sie unter der Dynastie der

Pala (um 770-1100) im nordöstlichen Indien und ebenso in den Ausstrahlungsge¬

bieten, vor allem in Burma, aber auch auf Java — wenn auch dort nicht ausschlie߬

lich als buddhistischer, sondern auch als hinduistischer Kultbau - geschaffen wurde.

Es war ein synkretistischer, stark mit Göttervorstellungen und Kultweisen des Hin¬

duismus verschmolzener Buddhismus (tantrischer Buddhismus), in dessen Dienst

Terrassenstupas und Terrassentempel von gewaltigen Ausmaßen entstanden, von

denen an der Stelle der buddhistischen Klosterstadt Nalanda imponierende Reste

freigelegt wurden.

In Paharpur in Bangladesh wie in Antichak (Bihar) ist die offene Umgangsterras¬

se der Tempel von Nalanda ersetzt durch einen gedeckten und geschlossenen, ver¬

mutlich überwölbten Korridor, der hier den Terrassentempel umzieht. Dieser ist

selbst ebenfalls zu einer komplizierteren Anlage entwickelt. Er erhebt sich nicht nur über einer einfach quadratischen Grundrißform, sondern ist zu einer kreuzförmigen

Anlage geworden. In Paharpur begegnet somit erstmals im indischen Raum der „in¬

tegrierte Umgangstempel".

In den oft ins Gigantische gesteigerten Riesentempeln und Kultbauten, die in

Burma in Pagan zur Zeit als hier die Hauptstadt des burmesischen Reiches lag, im

11. bis 13. Jahrhundert errichtet wurden, gelangte diese buddhistische Baukunst zu

einer bis zum äußersten gesteigerten Spät- und Endstufe, die ihr auf dem Boden

Indiens versagt war.

Bei einer genaueren Analyse heben sich unter den auf den ersten Blick fast ver¬

wirrend komplizierten Bauanlagen von Pagän zwei Bautypen heraus, die zu monu¬

mentaler Gestaltung gesteigert sind: der über gestuften Terrassen errichtete Groß-

* Das Referat wird in erweiterter Fassung als Aufsatz im „Jahrbuch des Institutes für Kunst¬

geschichte der Universität Graz" 14, 1978 erscheinen.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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502 Heinrich Gerhard Franz

Stupa und der Terrassentempel mit abschließendem mittleren Turm und mit „inte¬

grierten Umgangskorridoren". Beiden, dem Terrassenstupa wie dem Terrassentem¬

pel liegt das Bestreben zugrunde, vermehrte Umgänge und Prozessionswege um das

Heiligtum zu schaffen und gleichzeitig dem Gläubigen einen stufenweisen Aufstieg auf das Heiligtum zu ermöglichen.

In Pagän stehen neben den komplexen Kolossaltempeln auch zahlreiche Beispiele

für die einfache Form des Umgangstempels, von dem die Konzeption des Großtem¬

pels letztlich ihren Ausgang genommen hat. Der einfache Umgangstempel enthält

einen um einen quadratischen Kernbau oder eine quadratische innere Statuenkapel¬

le herumlaufenden Umgangskorridor, gewölbt, nach außen mehr oder weniger

durchfenstert. Wenn wir die einfache Grundform des Umgangstempels in Pagän auf¬

greifen, werden wir gleichzeitig auch auf die Gmnd- und Ausgangsformen gelehet,

von denen sich der buddhistische Umgangstempel ableiten läßt. Seine Ursprünge

liegen zweifellos im Umkreis der greco-buddhistischen Kunst im Nordwesten In¬

diens. Die entscheidende Phase für die Ausbildung des Umgangstempels ist an dieser

Berühmngsstelle indischer mit iranischen und westlich hellenistischen Formen zu

sehen.

Im Gandhara-Gebiet hat sich der quadratische oder rechteckige Kultbildtempel bzw. Kultbildschrein in der Zeit der Kushana-Herrschaft im 2.-3. nachchristhchen

Jahrhundert herausgebüdet und hat sich hier auch mit Umgangsanlagen und Korri¬

doren verbunden, wie die zahlreichen Ausgrabungen von buddhistischen Kloster¬

stätten dieser Zeit im nördhchen Pakistan und in Afghanistan ergeben haben. Die

quadratische und rechteckige Form tritt hier an die Stelle des ursprünglich gerunde¬

ten Tempels wie er sich in Indien in der Frühzeit des Buddhismus entwickelt hatte.

Von den Hindukusch-Ländern breitete sich mit dem Buddhismus der Umgangs-

tempfel nach Zentralasien, nach Chinesisch-Ostturkestan aus, wo er eine besonders breite Entfaltung fand. Hier entwickelten sich jene Formen, die als einfache Grund¬

form auch ül Pagän begegneten. Die Ceha, die das Kultbüd enthält, steigt über den

Umgang auf und fmdet in einem turmartigen Oberbau Üiren Abschluß. In gleicher

Weise steigt auch der turmartige Stupa über den umlaufenden Umgangshöf oder den

geschlossenen und gewölbten Korridor auf. Es scheint, daß diese turmförmigen Ab¬

schlüsse sich erst in Zentralasien herausgebüdet haben. Von diesen Oberbauten sind nur noch die Ansätze bzw. Stümpfe als Ruinen erhalten.

Von den nordwestlich-indischen Berührungsgebieten von Buddhismus und ira¬

nisch-hellenistischer Kultübung und Kultbau drang die rechteckige oder quadrati¬

sche Tempel- und Kapellenbauform in die dem Buddhismus neu erschlossenen

zentralasiatischen Hochgebirgsländer vor, aber offensichtlich auch nach dem Süden

des Kushana-Reiches und bewirkte, daß - noch zur Zeit der Kushana-Herrschaft -

die quadratische, eckig, kantig gebrochene Kultbauform sich durchsetzte. Im Süd-

teü des Reiches der Kushana wüd diese Kapelle mit einem turmartigen Abschluß

versehen (Relief von Aligarh).

In der späteren Gupta-Zeit im 5. Jahrhundert drang dann offenbar der quadra¬

tische Tempel bzw. der Tempel mit quadratischer Cella auch nach Süden vor. In

Aüiole ist der Durga-Tempel als apsidaler Umgangstempel gebaut, vermutlich in der

Mitte des 5. Jahrhunderts begonnen (vieUeicht noch als buddhistischer Bau), im

Ladhkhan-Tempel ist dagegen die quadratische Grundrißform zugrundegelegt. In

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Der Umgang im Kultbau des Buddhismus 503

der mittleren Cella steigt ein turmartiger Abschluß über die umlaufenden Umgänge

auf. Damit ist der Umgangstempel auch im Süden Indiens eingedmngen, der im

Gandhara-Gebiet sich mit der quadratischen Schreinform verbunden hatte, viel¬

leicht aus dem iranischen Kunstbereich übernommen, zusammen mit dem quadra¬

tischen, hellenistischen Sockel- und Podiumsbau.

In Aihole läßt sich verfolgen, wie an die Stelle des apsidal endenden Tempels, der dort durch den vielleicht noch vom Buddhismus errichteten Durga-Tempel vertreten

ist, die quadratische Umgangscella das Übergewicht gewann und die Grundlage

bildete zu einer eigenen Entwicklung des südindischen Tempels.

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DAS FORSCHUNGSPROJEKT KANDEWAN

von G. A. Homayoun, Tehran

DIE SOZIO-ÖKONOMISCHE UMWELT

Die erste Revolution in der Geschichte der Menschheit ist der ,, Übergang von der Stufe der Sammler und Jäger zu der der Viehzüchter und Pflanzer'".

Diese Periode, die ungefähr um 9000 v. Chr. begonnen hat, ist mit der „Ände¬

mng des Wohnsitzes verbunden"^ . Der Jäger hat sich zum Ackerbauer gewandelt, und der Ackerbauer muß wegen des Landes, das er bepflanzt, seßhaft bleiben. Auf diese Weise tauchten die ersten Siedlungen auf und ungefähr um 6700 v. Chr. die ersten hinreichend entwickelten Dörfer.

Das ökonomisch-soziale Leben in diesen entwickelten Dörfern ist zumindest im

Osten bis auf den heutigen Tag unverändert geblieben.

Diese Studie kann man wegen vergleichbarem Wohnniveau in den Dörfern Mai-

mand und Kandewan besser als in anderen Dörfern durchführen.

Während meiner Erforschung der Felsarchitektur stieß ich auf ein anderes terra incognita-Gebiet, ein Dorf, Kandewan, das ich im Frühling 1973 als erster wissen¬

schaftlich erfaßt habe.

Bereits im Jahre 1972 wurde aber zum ersten Mal ein Bild von Kandewan in dem

Reiseführer „Iran für Sie" veröffentlicht. Unter diesem BUd steht „unentdeckter Iran: das Gebiet von Khandedjan, südlich von Tabriz, und seine Höhlendörfer".

Anfang Sommer 1973 wurde das von mir dem Forschungskonzil der Universität

Tehran vorgeschlagene Forschungsprojekt Kandewan bewilligt. Daraufhin fuhren

wir sofort nach Kandewan und nahmen einen Teil des Dorfes topographisch auf.

Im Sommer 1974 wurde der Rest aufgenommen und gleichzeitig statistisch¬

soziologische Studien durchgeführt. 1975 und 1976 bearbeitete ich das an Ort und

Stelle gesammelte Material in der Universität.

Die Erforschung im Dorf Kandewan ist nach Maunand die zweite exakte For¬

schung im Gebiet der Felsarchitektur, die auch heute noch vom Leben ihrer Ein¬

wohner erfüllt ist. Dieses Forschungsprojekt hat drei Phasen. In der ersten Phase

wurden archäologisch-kunsthistorische und sozio-ökonomische Forschungen durch¬

geführt, und deren Resultate wurden in einer großen Ausstellung im Juni dieses

Jahres, die durch Premierminister Howeida in der Universität Tehran eröffnet wur¬

de, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die zweite Phase wird Studien enthalten, die zu vorbUdlichen Gebietsplanungen in Kandewan führen sollen. In der dritten Phase werden diese Planungen ausgeführt werden.

1 Arnold Hauser, Sozialgesehichte der Kunst und Literatur. München 1969, S. 10.

2 A. Hauser, S. 11.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

Referenzen

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