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(1)13A üeber den Kalender der Araber vor Mohammad

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(1)

13A

üeber

den Kalender der Araber vor Mohammad*).

Von Dr. A. Sprenger.

Cauasin de Pereeval sucht in eiuem Aufsatze im Journ. As.

für 1843 (vgl. auch seine Hist, des Arabes B. I. S. 241 u. 413)

zu beweisen , dass die Araber vor Mohammad zwar ihre Monate

mit ded) Neumond anfingen , aber ihre Jahre nach dem Lauf der

Sonne berechneten und, wie die Juden, alle drei Jabre einen Monat

einschalteten , um die Mondjahre den Sonnenjahren gleich zu

macben. ich gluube, dass dieses nicht ganz richtig ist, und suche

folgende zwei Thesen zu beweisen :

1. Die Araber von Hi^äz rechneten gewöhnlich nacb

einfachen Mondjahren von 12 Lunutionen = 354 Tagen, 8 Stun¬

den und 48 Minuten.

2. Die Zeit des Ha^^ oder Pilgerfestes von Makka wurde,

wie unser Ostern, zum Theil nacb dem Sonnenjabr und zum Theil

nacb dem Monde bestimmt. Die Opferthiere wurden nämlicb vor

dem Vollmond, welcbcr dem Krülilingsae(|uinoctium vorausging oder

so nahe als möglich war, geschlachtet. Zu gleicher Zeit wurde

dem Volke angezeigt, nuf welche Lun.ntion ( ub auf die 12tc

oder 13te) im künftigen Jabre der Ha^^ fallen würde.

3. Urlaube icb mir eine Vermuthung beizufügen: näm¬

lich dass der Monat, in welchem der Hagt^ gehalten werden sollte,

dprch die Anwä, d. h. dns Sichtbarwerden und Verschwinden der

Moudstationen , bestimmt wurde.

Da der Gegenstand aucb auf die Religionsgescbichte der

semitischen Nationen einiges l.iicbt werfen könnte, wird cs mir

vergönnt sein , zur Begründung obiger Thesen den gnnzen kriti¬

schen Apparat hier mitzutbeilen , der mich zn obigen Schlüssen

geleitet hat. Da aber viele Leser die Beweise für die unterge-

*) Dieser Aufs.itz w.ir scbon seil einigen .Mon.-ilen vollendet, .ils das vor- Irefllicb«! Memoire des Mahmoud KlTendi im Journ. asiat. Tür Febr. 1858 erschien.

(2)

^fAtschrdD-MTr. W, 12.

(3)
(4)

Sprenger, Uber den hütender der Araber vor Mohammad. 135

ordneten Sätze nicht zu studiren wünschen, sind diese Sätze mit

durchschossener Schrift gedruckt, damit der Leser das Räsonne-

ment verfolgen kann ohne in die Details einzugehen.

Die Lebensdauer Mohammads kann mit Sicher¬

heit zu 63 (drei und sechzig) Jahren angenommen wer¬

den. Ks wird zwnr auch gesagt, dass er 60 und 65 Jahre alt

wurde, aber es lässt sicb nicbt nur beweisen, dass dieses Irr¬

tbümer sind, sondern aucb zeigen, wiesle entstanden sind. Weil

die Dokumente ziemlicb zubireicb sind, verweise icb sie in einen

Anbang.

Sein Sterbetag lässt sich mit Gewissbeit be¬

stimmen. Gr verschied am 8. Juni Abends A. D. 632

= 12. Raby' I. A. H. 11.

Ueber das Jabr herrscht keine Verschiedenheit, aber wobl

über den Tag.

Hamza S. 150 sagt nacb Tabary (st. 310): „Die Angaben

über das Datum seines Todes sind zebn Tage von einander ver¬

schieden. Kinige sagen , er starb am Montag den 2ten Raby' I.,

und Andere sind der Meinung, dass er am Montag den 12ten

Raby' I. starb."

Ibn Sa'd fol. 156 von W.-iqidy, von Abü Ma'schar (st. 175),

von Moh. b. Qays : ,,Der Prophet erkrankte am Mittwoch, als

nocb 11 Nächte vom ^afar übrig waren A. H. 11; er war 13

Nächte krank und starb am .Montag den 2ten Raby' I. A. H. 11."

Auch Taymy (ed. Kremer S. 436) giebt dieses Datum an.

Ibn Sii'd von Wäqidy, von 'Abd Allab b. Mob. b. 'Omar b.

'Alyy b. Aby Talib , von seinem Vater .Mob. , von seinem Vater

'Omar (st. unter Walyd oder früber): „Der Propbet erkrankte am

Mittwoch, als noch eine Nacht vom ^afar übrig war, und er starb

am Montag den 12 Raby' i. A. H. 11."

Ibn Sa'd von W.icpdy, von Ibrähym b. Yazyd, von Ibn Tawüs,

von seinem Vater, von Ihn 'Abbäs; aucb W.-iqidy von Mob. b. '.Abd

,4llab, von Zohry, von 'Orwa (geb. 23, st. 94), von 'Ayischa : „Er

starb am Montag den 12 Raby' I."

ibn Sa'd von Ya'qüb b. ibrähym b. Sa'd Zohry, von seinem

Vater, von fälib b. Kaysäii, von Zohry (st. 125): „Er starb am

Montag, als die Sonne sicb zum Untergange neigte."

Ibn Sa'd fol. 156 ( s. nuch fol. 217 verso) theilt noch eioe

grosse AnzabI wohlverbürgter Traditionen mit, aus welcben her¬

vorgeht, dass Mob. an einem Montag starb. Diesen Wochentag

fand Sa'd aiicb in einer Elegie des Hassan auf seinen Tod.

So viel wir wissen , reicht die Angabe, dass Mob. am 2. Ra¬

by' I. starb, über Abü Ma'schar von dem „scbwacben" Traditioni¬

sten Moll. b. (lavs und über Taymy nicbt binauf, und wurde aucb

nuch ihnen nur von wsnigcn angenommen. Ein Blick auf den

(5)

13G Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad.

beigefügten Kalender ') zeigt, dass sie mit sicb selbst in Wider¬

sprucb stebt und durcb eine irrtbümlicbe Ueberlieferung der ältern,

allgemein angenommenen Angabe entstanden ist.

Der April-Neumond 632 war am 25. um 3 Ubr friib, und

der Mai-Neumond am 24. um 7 Ubr Abends. Man hätte aller¬

dings die Mondsichel scbon am 26. Mai um Sonnenuntergang

seben können. Aber da Gebirge den westlichen Horizont von

Madyna verschliessen, dürfen wir uns nicbt wundern, wenn er

erst nm 27sten beobachtet wurde, selbst wenn der Himmel klur

gewesen ist.

Es gab moslimiscbe Geschicbtscbreiber, weicbe dieser An¬

nahme widersprachen und zwar aus folgendem Grunde: drei Mo¬

nate vor seinem Tode verrichtete Mob. die Pilgerreise , und wir

haben die zuverlässigsten Nacbricbten, dass der 9te des Monats

Dzä-I-ba^^, an dem er die Ceremonien im Thale 'Arafa beging,

ein Freitag war. Auf dieses Datum gestützt, hat nun der Ma¬

thematiker Cbowärezmy, und nach ihm Sohayly und Abü-I-Raby'

b. Sälim, zu beweisen gesucht, dass der 12. Raby' I. nicbt ein

Montag war. Und spätere Historiker haben sich verleiten lassen,

andere Data als seinen Sterbetag anzugeben. Diese Mathemati¬

ker babeu dabei keine wissenschaftlichen Forschungen angestellt,

sondern sich auf die einfache Regel , die wohl erst viel später

in Schwang kam, dass Monate von 29 Tagen mit Monaten von

30 Tagen alterniren , verlassen. Ihre Einwendungen sind schon

von Ibn Ha^r widerlegt worden. Er sagt in dem Mawähib S. 239:

„Die Einwobner von Makka und Madyna haben den Neumond des

Dzü-I-Iiag^ nicbt an demselben Tag geseben. Die erstern be¬

obachteten ibn am Donnerstag (27. Febr.) Abends und letztere

erst am Freitag (28. Febr.). Die Ceremonien in 'Arafat wurden

nuch der Beobachtung der Makkaner gebalten. Als die Muslimen

aber nacb Madyna zurückkehrten, legten sie die Beobachtung der

Madynenser ihrer Zeitrecbnung zu Grunde. Nacb dieser Zeitrech¬

nung war der erste Dzü-l-ha^g ein Freitag (28. Febr.) und der

letzte ein .Samstag (28. März), der erste Moharram war ein Sonn-

1) gafar A. H. 11. April 632.

Dienst. 1 27

Samst. 19 16 Mai

Sonnt. 20 17

Mont. 2t 18

Diensl. 22 19

Mittw. 23 20

Donnerst. 24 21

Freit. 25 22

Samst. 26 23

Sonnt. 27 24

Mont. 28 25

Diensl. 29 26

Millw. .30 27

Raby' I. 11. Mai 632.

Donnerst. 1 28

Freit. 2 29

Samst. 3 .30

Sonnt. 4 31

Mont. 5 1 Juni

Dienst. 6 2

Mittw. 7 3

Donnerst. 8 4

Freit. 9 5

Samst. 10 6

Sonnt. 11 7

Mont. 12 8

(6)

Sprenger, iiber den Kalender der Araber vor Mohammad 137

tag (29. März) und der letzte ein Muntag (27. April), der erste

fafar war ein Dienstag (28. .April) und der letzte ein Mittwocli;

der erste Raby' I. war also ein Donnerstag und der 12. ein

Montag."

Das Resultat des ibn ila^r ist richtig, aber weil er keine

Mondlafeln batte, uiusste er den Anfang der Monate wie seine

Vorgänger nach ineclianiscben Regeln berechnen. Wenn er aber

glaubt, dass aucb die Madynenser nacb der Beobachtung des Fe¬

bruar-Neumondes den Anfang der Monate nncb seinen Regeln und

nicht empirisch bestimmten , so hat er ganz gewiss Unrecht.

Montag der 20. April A. D. 671 ( = 8tc des Monats

Raby' I.) ist das convention eile Datumder Geburt Mo-

buininads und seine Lebensdauer von 63 Jahren ist

stets in Mondjahren und nicbt in Sonnenjabren be¬

rechnet worden ').

,, Ueber das Datum der Geburt", sagt Tabary in seinem Kitäb

al-Modzayyal , bei Hamza isp. S. 146, „giebt es drei Ansichten,

wovon die Extreme nur 8 Tage von einander verschieden sind ;

nacb Einigen nämlicb wurde er am 2. Raby' I. geboren, nacb

Andern am 8. und nacb der dritten Ansicht am 13ten (12ten?).

Unterdessen einigen sich alle Traditionen in zwei Punkten, näm¬

lich daüs er in der ersten und nicbt in der zweiten Hälfte des

Raby' I. geboren wurde, und zweitens dass sein Geburtstag ein

Montag war. im Uezug auf den letzten Punkt giebt es nur

eine- Meinung."

,, In Bezug auf das Regierungsjabr der damaligen Könige

sind die Angaben sehr verschieden. Man sagt, er wurde im Jabre

40 oder 41 der Regierung des Chosraw Anüschirwän und im

3ten uder 18ten der Regierung des 'Amr b. Hind geboren."

ibu Sa'd ful. 18 von Wäqidy, a) von Hiscbam b. Sa'd, von

Zayd b. Aslam , von 'Abd Allah b. 'Alqama b. l^iäJI — b) von

ishäq b. Yahyä b. '■{'alba, von 'Ysa b. Talba, von ibn 'Abbäs

(st. 73) — c) von Miisä b. 'Obayda, von Mohammad b. Ka'b

( st. 108 ) — d) von Mob. b. (^'älib , von 'Imrän b. .Mannäb —

e) von (lays b. al-Raby', von Abii Ishäk, von .Sa"yd b. (iobayr —

f) von 'Abd Allab b. 'Amir Aslamy , von seinem Sobne ( Vater if

St. 151) Abü To^räli — g) Ibn Sa'd von Itakym b. Mob., von

seinem Vater, von (lays b. Macbraina:

„Der Propbet wurde im Jabre des Elephanten geboren" ').

1) Auch M.-ihmoud KITondi, welcher p.-inz andere Quellen benutzle und einen nndern Weg der Forscbung einschlug, ist zu diesem Resultat ge¬

kommen.

2) Wenn es im 'Oyün al - Athar auf Autorität des Qays b. Machrama

„ am Tage des Elepbanten " beisst , so isl dies ein Versehen statt „ Jahr des Elephanten".

(7)

138 Sprenger, über den Kalender der Araber vur Mohammad

Ihn Sa'd fol. 18 von Wäqidy, von Abü Bakr b. 'Abd Allab

b. Aby Sabra, von Isbäq b. 'Abd Allab b. Aby Uarwa (st. 144),

von Abü Öa'far Mob. b. 'Alyy (st. 116):

„Der Propbet wurde an einem Montag-, deu 10. Raby' I. ge¬

boren. Die Armee mit dem Elepbanten butte in der Mitte des

Mobarram vor Makka gestanden. Zwiscben diesem Ereignisse

und der Geburt verflossen daber 55 Tage."

Ibn Sa'd von Wäqidy, von Abu Ma'scbar Na^yli Madany

(st. 175): „Er wurde am Montag den 2. Raby' I. geboren."

Ibn Sa'd fol. 18 von Mob. b. Mo'äwiya Nayscbäpüry , von Ibn

Lahy'a, von Cbälid b.'Imrän, von Hanascb (^/an'äny, vou Ibn'Abbäs:

„Er wurde unter eucb an einem Montag geboren."

Moslim, in dem Mawäbib S. 50, von Clatäda: „An einem Mon¬

tag, sagte der Propbet, bin ich geboren worden und nn einem

Montag habe ich die [erste] Offenbarung erbalten."

In dem Mawähib alladonyya S. 32 : „ Die meisten Gelebrten

bestimmen den Tag des Raby' I., an dem er geboren wurde.

Einige sagen, es war der zweite, und andere sagen, der achte.

Der Scbaych Qoth aidyn dostoläny bemerkt, die meisten Tradi¬

tionisten geben den letztgenannten Tug an. Es werden Tradi¬

tionen von Ibn 'Abbäs und öobayr b. Mot'im zur Bestätigung

angeführt, auch Homaydy und sein Scbaych Ibn Hazm sind dieser

Ansicht. Qodbä'y sagt in seinem Werke 'Oyün alma'ärif, duss

die Geschichtschreiber Uber dieses Datum fast einstimmig sind.

Zohry (st. 125) hat es von Mob. b. (Üobayr b. Mot'im (st. 100),

welcber in den Genealogien und .Scblacbttagen der Araber ganz

besonders wohl erfahren war und die Autorität seines Vaters

(st. 59) anführte, gebört."

Al-Zobayr b. Bakkär in dem 'Oyün, No. 123, S. 30: „Ämina

wurde mit dem Propheten schwunger am 12. Dzü-l-ba^d;- wäbrend

der Pilgerfahrt, und sie lebte in dem Stadttheil, welcber Scbi'b

Aby 'Fälib heisst, und sie gebar ihn in dem Hause, welches man

jetzt das Haus des Mob. b. Yüsof (welcher ein Brnder des Ha^-

^ä^ war) genannt wird, an einem Montag am 12. Ramadhän."

Qostoläny zeigt, dass er den Geist dieser Tradition richtig

aufgefasst hat, indem er sagt, dass es nicbt notbwendig ist den

Propbeten dadurcb zu verherrlichen, dass er im heiligsten Monate

des Jahres geboren worden sei; der Monat, in dem er zur Welt

kam, wird vielmebr durch seine Geburt verherrlicht.

Der Verfasser des 'Oyün fährt fort: „Nacb Andern wurde er

am Montag am 2. Raby' I. geboren, und Abü 'Amr [Ibn 'Abd al-

Barr] sagt am 8. Raby' I. , andere bebaupten am ersten Montag

desselben Monats, und eioige sagen am zwölften ■).

1) So auch Ihn Ishäq.

(8)

Sprenger, über den h'alender der Araber vor Mohammad. 139

lu Itezug nuf das letztgenannte Datum bemerkt Käzarüny ,

Nn. 129, dass sein Geburtstag seit alten Zeiten am 12. Raby' I.

gefeiert wird.

Uagbawy , Tafsyr, 105, I: „Moqätil sagt, dass der Glejibant

vierzig Jabre vur der Geburt des I'ropbeten nacb Makka kam,

und Kalby sagt, 23 Jabre vor seiner Geburt, die meisten aber

sagen, in demselben Jabre in dem der Propbet geboren wurde."

Mas'üdy, S. 365, giebt uns das Resultat von auf Traditio¬

nen berubenden — spätern — Bcreclinungen :

,,Der Propbet wurde im Jabre des lülepbanten geboren. Von

diesem Jabre bis auf den vierten F'i^är-Krieg , der zwiscben den

Kinäna und Qays-'Aylän-Stämmen gefülirt wurde, sind 20 Jabre

verBosseo. Vier Jabre, neun Mooate und seebs Tage nach die¬

sem Kriege reiste der Prophet nach .Syrien und sah Nestor, und

2 Monate 24 Tage nacb dieser Reise heirathete er Cbady^a.

Zehn Jahre darauf wurde die Ka'ba wieder aufgebaut, und dann

waren es nocb fünf Jahre bis zu seiner Sendung, Gr war also

damals 40 Jabre und I Tag alt."

„Gr wurde 50 Tage, nachdem der Elephant nach Makka

gekommen war, geboren. Der Elephant kam nach Makka an

einem Montag, als noch 13 Tage vom Moharram übrig wareu,

in 882 der Aera des Alexander. Abraha stand am 17. Moharram

im Jabre 216 der arabischen .Aera, welche mit der Hi^^at al-

Ghadr anfängt, vor Makka. Dieses Jnbr fällt mit dem 40sten

Jahre der Regierung des Anuschirwan zusammen. Der Prophet

wurde am 9. Raby' I. desselben Jabres geboren."

Wir baben gesehen, dass 'Fabary , welcber die Traditionen

zusammenstellte, keine grosse DilTerenz in den Angaben fand.

Später aber liessen sicb die moslimiscben Geschichtschreiber durch

Berechnungen und theologische Räsonnements leiten, wie z. B. :

er muss in dem heiligsten Monat geboren worden sein, ulso im

Ramadhän, - - Makka konnle dem Abraha nur durch ein Wunder

widerstehen, und da nur Moh. Wunder wirken konnte, musste

er scbon am Leben sein, er war also 10 Jabre vor dem Klephan¬

ten geboren u. dgl. Auf diese Art entstanden eine Unzahl von

Diiferenzen. Um nocb mebr Beispiele anzuführen : Man sagt, dass

er 40, 50, 55 Tage, oder 1, 2 Monate, oder 10, 23, 30, 40,

70 Jahre nach dem Elephanten geboren ward. In Bezng anf

den Monat ward auch der I, 17, 18, 21 Raby' I., der ^afur,

Raby' II., Ra^ab und Ramadhän genannt. Leuten, welche das

Rawdhat al^afä einem gewissenhaften Cluellenstudium entgegen¬

zustellen fähig sind, wie es leider geschehen ist, würde icb

empfehlen sulcbe Angaben zu benutzen und gelehrte Commentare

zu Washington Irviog oder Carlisle zu sebreiben, wenn sie selbst

keinen geistreicben Unsinn zu erfinden im Stande sind. Bs wird

ibnen ein Leichtes sein , jedes Wort dieser zwei Rumandichter

zu beweisen.

1 0

(9)

140 Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad.

Wenn wir mit Bestimmtheit angeben könnten, auf welches

Jahr unsrer Aera das Jahr des Elephanten fällt, so wäre der

Streit, ob wir die Lebensdauer des Propbeten nach Sonnenjabren

oder Mondjahren berechnen müssen, entschieden, deun es scheint

siclier zu sein, dass er im Jahre des Elepbanten geboren wurde.

Leider aber ist das Jabr des Elephanten ganz unbestimmt. Wir

müssen also andere Mittel anwenden um diese Frage zu lösen.

Die Lebensdauer Mob.'s von 63 Jahren wird in drei Pe¬

rioden eingetheilt, wovon die ersten zwei — von der Geburt bis

zur ersten Ofl'enbarung , und von da bis zur Flucbt — 53 Jabre

ausmachen, und die letzte von der Flucbt bis zum Tode 10 Jabre.

Ein Blick in v. Kremer's Wäqidy .S. 2—7, mit dem auch im

Wesentlichen alle andere Biographen übereinstimmen , beweist

uns, dass die letzte Periode aus Mondjahren bestebt. Die

Flucht fällt auf die erste Hälfte des Raby' I., und Wäqidy heisst

den Scbawwäl A. H. 1. den 8ten Monat nach der Flucbt; den

Raby' l. A. U. 2 beisst er den 13ten Monat; Raby' I. A. H. 4 den

37sten Monat; und Raby' I. A. H. 5 den 47sten Monat. Wenn

alle 3 Jabre ein Monat eingeschaltet worden wäre um die Mond¬

jahre in Sonnenjahre zu verwandeln, so müsste von Raby' I.

A. H. 1 bis Raby' 1. A. H. 5 wenigstens ein Monat — vielleicbt

zwei — eingeschaltet worden sein und Raby' 1. A. H. 5 würde

der 48ste oder 49ste Monat nacb der Flucbt sein , wie man mit

Hilfe der zu diesem Behufe beigesetzten Reibenfolge der arabi¬

scben Monate leicbt berechnen kann ').

Die Chronologie der Heiden in Makka war aber nicbt ver¬

schieden von der (ler Moslimen in Madyna, denn es lässt sich

beweisen, dass beide derselben Lunation in A. U. 2 deu Na¬

men Ra^ab gaben, und dass aucb ihr Kalender im Dzü-l-qa'da

des Jabres 6 der Hi^ra nocb übereinstimmte. Es baben also

auch die Heiden zwiscben A. H. 2 und 6 keinen Monat einge¬

schaltet.

Es ist nicbt zu denken, dass, da die letzte Periode nach

Mondjahren zu rechnen ist, die Quellen gar keine Andeutung

geben würden, wenn wir die ersten zwei nach Sonnenjahren be¬

rechnen müssten. Dass aber auch in den frühsten Zeiten keine

solche Andeutung vorhanden war, geht daraus hervor, dass alle

arabiscbe Scbriftsteller auch die 53 Jabre der ersten Periode als

Mondjahre ansahen. Mas'üdy, wie wir gesehen baben, setzt

die Geburt Mob.'s in dus Jabr des Alexander 882, die Flucht

aber setzt er ins J. 933 ) und berechnet daher die 53 Mond¬

jahre zu 51 Sonnenjabren,

1) Moharram Rahy' II. Ragab Schawwal

fafar Gumada 1. Scba'bän Dzu-l-ka'da

Raby' I. Gumädä II. Ramadhän Dzü-I-hagg

2) Auch Hamza Isp. S. 149 selzt die Higra in das Jahr 933 des Alexan¬

der. Die Chronologen heissen diese Aera die Seleucidisphe. Das Jabr 933 ling im Herbste 621 an.

(10)

Sprenger , über den Kalender der Araber vor Mohammad. 141

AucL andere arabiscbe Astronomen scheinen dumit überein¬

zustimmen. Sohayly (Auszug S. 21) sagt: „Man erzählt, dass

der Elephant im Moharram nacb Makka kam , und dass der Pro¬

phet 50 Tage darnach geboren wurde. Die Mathematiker sagen,

dass seine Geburt auf den 20. Nysän (April) fällt '), und in die

Mondstation Ghafr [d. b. beim belischen Untergang dieses Ge¬

stirns]; diess ist die Geburtszeit des Propbeten."

In Bezug auf die Mondstation Ghafr sagt Watwät (Ms. von

Laknaw, vgl. Journ. As. Soc. Beng. B. 17. S. 679): „ Ghafr ist

der Name von drei sehr kleinen Sternen, weicbe eine krumme

Linie bilden. Die Astronomen setzen sie zwiscben die Schenkel

des Löwen. Propheten werden bei dem Naw (belischen Unter¬

gang) dieser Moudstation geboren, welcher im April stattfindet."

Wenn wir Sonnenjabre zu verstehen haben , so ist Moh. io

A. D. 569, und wenn wir Mondjahre zu verstehen baben, in

A. D. 571 geboren. Im Ji 569 fängt das arabiscbe Jahr am

Mittwoch den 6. März an und der Raby' l. beginnt am Samstag

den 4. Mai. Obige Dat^ passen daber nur auf das Jabr 571.

Aucb wenn Dimyäty im Nür ainibräs S. 85 sagt, dass er im

Aries geboren wurde, und wenn Cbowärezmy , ibid. , sagt, dass

das Jabr mit einem Freitag anfing, passt es nur auf A. D. 571.

Wenn wir nun die erwähnten Zeugnisse zusammenfassen, so

finden wir, dass die Zeugen des ersten und zweiten Jahrhunderts

für das Jahr des Elepbanten, für den Montag und den Monat

Raby' L - Ubereinstimmen. In Bezug auf den Tag des Monats

weicben sie von einander ab. Die beste Bürgschaft haben wir

für den 12ten , aber es war ein Freitag, und da er am 12 Raby' I.

starb, finden wir darin eine Verwechslung. Aucb der 2 Raby' I.

wird genannt, und da der Neumond schon am 10. April 7 Ubr

früh eintrat, wäre es möglicb, dass er am Abend des folgenden

Tages sichtbar war und also der 2te auf einen Montag fiel ; aber

einerseits ist die Bürgschaft dafür ziemlicb vereinzelt, und andrer¬

seits'mag eine Erinnerung an das Datum der Flucht darin stecken.

Ich stimme daher für den 8ten Raby' l.''), für den wir die beste

Bürgschaft haben und für den anch die Entfernung von dem Tage

des Elepbanten zu zeugen scheint. Ich will übrigens meine Ueber¬

zeugung nicht unterdrücken , dnss Moh. selbst das Datum seiner

Geburt nicht wusste und duss di^ss nur als- ein im ersten Jabr-

1) Dem 'Oyun al-Atbar znfolge war diess die Ansicht des Abii Bakr Mob. b. Mäsa Cbowärezmy , welcher unter Mämün blühte.

2) Freit. 1.1 Febr. = 1 Moharram Samst. t8 April = 6 Raby'I.

Sonnt. 15 März =1 ^afar Sonnt. 11* „ =7 „

Moni.- 13 April = 1 Raby'I. Mont. 20 „ =8 „

DiensU 14 „ =2 „ Dienst. 21 „ =9 „

Mittw. 15 „ =3 ., Mittw. 22 „ =10,,

Donnerst. 16 „ =4 ,. Donnerst.23 „ =11 „

Freit. 17 „ =5 „ Freit. 24 „ =12 „

(11)

142 Sprenger , über den h'uicHder der Aiaber vor iluhauimad.

hundert festgesetztes Conventionelles Datum anzusehen ist. Ich

komme nun zur zweiten Thesis.

DerHa^^ oder das allgemeine Pilgerfest wurde

vor dem Vollmond gefeiert, welcher dem Frii h ling s-

aequinoctium vorangeht.

In der Benutzung arabischer Quellen für die Zeit des Pro¬

pheten miissen wir Angaben oder Traditionen , welche aus den er¬

sten zwei Jahrhunderten (dem Zeitalter bistoriscber Ueberlieferung)

stammen, von denen, weicbe erst nacb dem zweiten Jahrhundert re¬

digirt worden sind, sorgfältig unterscbeiden; denn in den letztern

sind dem rein geschichtlichen Stoif meistens willkürliche und

büebst unkritische Reflexionen und Berechnungen beigemischt.

Die älteste Nachricht über die Zeit des Ha^^ , die wir bia

jetzt kennen, ist die des Mo^äbid, geb. A. H. 21, st. 102 oder

103. Die authentischste Version seiner Worte linden wir bei ihn

Sa'd fol. 137 verso, von Abü-1-Walyd Tayälisy (st. A. H. 220

94 Jahre alt), von Abü 'Awäna (st. 175—6), von Abü Bischr

[Öa'far] (st. 125—6), von Mo^ähid. •

,,Abü Bakr's Pilgerfahrt und 'Alyy's Proklamation , dass im

folgenden Jahre die Heiden beim ila^^ nicbt mehr erscbeinen

dürften, fand im Monate Dzü-l-qa'da statt; denn, fährt Mo^äbid

fort, die Heiden pflegten in jedem Monat des Mondjahres nur

zwei Jahre zu wallfahrlen. Es traf sich daber [da der lla^^ des

Abd Bakr in A. H. 9 im Dzü-l-qa'da gefeiert worden war], dass

die Pilgerfahrt des Propbeten [in A. H. 10] nuf den Dzü-l-hi^^a

fiel. Er spracb: Dieses ist der 'l'ng, in dem die Zeit herumge¬

kommen ist auf den Anfang des Cyclus, mit dem sie begann, als

Gott Himmel und Erde erschuf'). Abü Bischr setzt hinzu: Als

die Menschen die Wahrheit verliessen, fübrten sie den Nasy (das

Verschieben der Heiligung) der Monate ein."

J.1 Äil^e Li ^^^--.iUbJt kX;^J_>il _,_sl f.l.ii.S' LijAS»!

JLä S^Xxäll qÜ^U ;>c _^j| gss> JLs 0>.9Ls^a

^ oöty i^xLc 'u.fi^is ^ 3 Ms*'-^ vü^iKs

aJLl^ ^^Lä^I ^|AÄ*»i \i\S> JLfti ^^ßJ i5 ^»i-o \jJt

UUi LJ ^K-liJ! ^.y ^} JLs i^c^'St, o!,«MJt JJI UO»

,_,4-i>Ji

Eine etwas weitläufigere Fassung dieser Tradition finden

wir bei Bagliawy , Tafsyr, 9, 37:

1) M.in darf nicht Uhersehen , iass er diese bekannten Worte des Pro- jibeten als Beweis anführt für'seine Bchauplung, dass erst in A. H. 10, als .Muh. daselbst das Pilgerfesl beging, cs wieder auf den Dzü-l-higga fiel.

(12)

Sprenger, über den Kalender der Araber vur Jlohammad 143

„IMo^äliid Hugt: Sie pflegten in jedem Monat zwei Julire zu

wallfahrten, zwei Jahre im Uzu-l-hig^a, dann zwei Jahre im

Moharram, dann zwei Jahre im fafar, und so weiter das ganze

Jahr hindurch. Die Wallfahrt des Ahü Bakr [in A. H. 9] fiel das

zweitemal auf den Dzü-l-qn'da. Das folgende Jahr [A. H. 10]

fiel sie auf den Dzü-l-hi^^a , deu Monat, in dem sie nach dem

Gesetze Gottes hätte immer gehalten werden sollen. Als der

Prophet [in A. H. 10] wallfahrtcte, feierte er am 9. Dzü-l-hi^^a

im Thale 'Arafa den .Stillstand und um lOten hielt er in Minä

eine Anrede an das Volk und sagte ihm , dass der Nasy seinen

Cyclus durchgemacht habe und auf die von Gott eingesetzte Zeit

zurückgekehrt sei , und er befahl ihnen in Zukunft immer in die-

cem Monat die Pilgerfahrt zu feiern."

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Diese Nachricht des Mo^ähid muss, um verständlich zu wer¬

den , mit Qorän , 9, 36. 37 in Verbindung gebracht werden , wo

es beisst :

„Wabrlich die Zabl der Monate wurde im Bucb Gottes auf

zwölf festgesetzt an dem Tag , an dem er Himmel und Erde

schuf: vier davou sind beilig; dieses ist die richtige Religion.

Seid nicbt ungerecht während dieser Monate gegen eucb selbst,

sondern kämpfet gegen die Heiden obne Unterschied, wie sie

gegen eucb ohne einen Unterscbied zu macben kämpfen, und

wisset, dass es Gott mit den Frommen bält. Der Nasy (das Ver¬

schieben) ist in der That eine Zugabe im Unglauben, womit jene,

welche' nicht glauben , irre geben. Ein Jabr erlauben sie diese

Verschiebung, und ein Jahr erklären sie dieselbe für unerlaubt,

um die AnzabI der Monate, die Gott zu heiligen befohlen hat,

[mit denen, die sie heilig halten] in Einklang zu bringen. Aber

sie erklären für erlaubt, was Gott verboten hat."

Dem Mohammad war darum zu thun, die beiligen Monate,

während welcher kein Krieg geführt werden durfte, abzuschaffen.

Schon im 2ten Jahre der Ui^rn hatte er den beiligsten derselbeu,

deu Ra^ab, verletzt; aber das Vorurtheil aller Araber, darunter

1 n •

(13)

144 Sprenger , über den Kalender der Araber vor Mohammad.

auch vieler vou seinen eigenen Anhängern, war für diese ehr¬

würdige Institution so stark, dass er nachgehen und die heiligen

Monate für eine Institution Gottes erklären musste. Im Jahre 10

aber war er mächtig genug um diesen Coup d'etat wagen zu

können. Am Tage des Opferfestes hielt er eine Rede und spracb :

„Was für einen Tag feiern wir beute? — einen beiligen; in was

für einem Monat sind wir? — in einem heiligen; auf welchem

Gebiete steben wir? — auf einem heiligen. Gläubige! eure Per¬

son, euer Eigenthum und eure Ehre sind ebenso beilig wie die¬

ser Tag, dieser Monat und dieses Gebiet (Bochäry). Vertbei-

diget euer Leben, Ebre und Eigenthum selbst in den beiligen

Monaten und auf dem beiligen Gebiete."

Um aber der Heiligkeit der Monate , während welcber der

Ha^^ gehalten wurde, den Todesstreich zu geben, machte er sie

wandelbar. Während des Hag^ erhielten die Makkaner Zufuhr

von Getreide und Lebensmitteln und konnten obne Furcbt ihre

Handelsreisen macben. Diesen Nutzen koonte der Hag^ nur dann

gewähren, wenn er stets in derselben Jabreszeit gehalten wurde.

Abänderung in dieser Beziebung drohte den Makkanern mit Elend

und Armuth (Qorän 9, 28). Mohammad wollte aber aus dem

Handelsvolke eine kriegerische Nation machen , die von dem Tribut

der unterworfenen Völker leben sollte (Qorän 9, 29). Er verfügte

nun, dass der Ha^^ immer in demselben Monat des Mondesjabrs

und also bald im F^rübling, bald im Sommer, Herbst und Winter

abgebalten würde. Die Wintermonate aber sind für Kaufmanns¬

reisen nach Syrien ganz unpassend, und im Spätsommer konnten

sie nicht erwarten , dass ibnen von Vamäma oder Yamun Korn

zugeführt werde, welches schon zu Anfang März geschnitten und

schnell verkauft wurde. Was konnte den I^euten an der Heilig¬

keit der Monate liegen , wenn die Zeit für ihre Geschäfte doch

nicht passte?

Wenn man die Absichten Mohammads kennt und die ange¬

führten Worte Mo^ähids mit denen des Qorän vergleicht,- so findet

man, dass erslere blos eine Periphrasi; der letztern entbalten: ,,Ein

Jahr erlauben sie die Verschiebung", d. h, wenn der Ha^^ im

Jalire 1 im Monat A gebalten und dieser Monat als heilig an¬

gesehen worden ist, so verschieben sie ibn im Jabre 2 auf den

Monat B. „Ein anderes Jahr aber erklären sie die Verschiebung

für unerlaubt", d. b. auch im Jahre 3 halten sie ihn wieder im

Monat B.

Im Qorän ist der Ausdruck allgemein, indem aber Mo^äbid

die Thatsache näber bestimmt, macht er einen Fehler. Nach

seiner Angabe würde der Cyclus, nach welchem das Sonnenjahr

mit dem Mondjahr wieder übereinstimmt, sich aut 24 Jahre be¬

laufen , während er 32 Jahre dauert. In 32 Jahren dürfen nur

12 Verschiebungen vorkommen; es müsste also öfter gesebeben,

dass der Haf^^ drei Jahre binter einander, ehe man ihn verschob,

(14)

Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad. 145

iu demselben Monat gebalten wurde, als dass er nur zweimal

auf denselben Monat Gel.

Im Zeitalter der Reflexion wurde nun dieser Recbnungsfebler

allerdings verbessert, aber indem man die auf bistoriscbe Ceber-

lieferung gegründete Ansicbt des Mo^äbid weniger als die Reeb¬

nung berücksicbtigte, ist man in weit grössere irrthümer ge¬

fallen.

Derselbe Mas'üdy (schrieb A.D. 332), der, wie wir gesehen

haben, selbst annimmt, dass die Araber vor Mob. nach Mond¬

jahren rechneten, sagt:

„Die Araber haben vor Mohammad in drei Jabren einen

Monat eingeschaltet. Sie haben dieses Verfahren Nasy geheissen,

d. b. Verschiebung. Gott tadelt den Nasy in den Worten: „Der

Nasy ist in der That eine Zugabe im Unglauben" ').

Maqryzy -) (oder der Schriftsteller, den er abschrieb) nahm

Angaben wie die des Mas'üdy als eine Tbatsacbe bin und legte

sie einem genauem Caicul zu Grunde.

„Die Araber vor .Mob. bemerkten, duss der Unterschied zwi¬

schen dem natürlichen Jabre und dem Mondjahre sich, auf 10

Jahre und 21] Stunden belaufe, und so oft daher diese Auzahl

von Tagen einen Monat ausmachte , fügten sie zu dem Mondjahre

einen Monat hinzu. Aber sie berechneten den Unterscbied nur

zu 10 Tugen und 20 Stunden. Diese Einschaltungen wurden

Nasyverwaltern, weicbe zum Stamme der Kinäna gehörten, anver¬

traut. Sie wurden Qalämis, im Singular Qalammas , d. h. das

edle Meer (der Wissenscbaft) , genannt. Sie gehörten zur Familie,

aus welcher Abü Tbomäma öonäda b. 'Awf b. Omayya entspros¬

sen ist. Der erste, der den Nasy ausübte, war nach ihrer Ansicbt

Hodzayfa b. '.Abd und der letzte war der genannte Abü Tbomäma.

Die Araber erhielten die intercalation von den Juden ungefäbr 200

Jabre vor der Verkündigung des isläm. Sie schalteten in je 24

Jabren 9 Monate ein, dumit die Monate immer auf dieselben

Jahreszeiten fielen und nicbt frUher oder später. Dieser Gebraucb

dauerte fort, bis der Prophet [in A. H. 10] wallfahrtcte. Dann

wurden die Worte geoffenbart: Der Nasy ist eine Zugabe im Un¬

glauben. Der Nasy wurde abgeschafft, die Monate der Araber

fielen nicbt mehr auf dieselben Jubreszeiten und ihre Nameu wur¬

den unpassend."

Nebst dieser Theorie, dass ein Monat in 3 Jabren und

neun Monate in 24 Jabren eingeschaltet wurden, erfand man eine

andere, um die Methode zu erklären, weicbe die alten Araber

befolgten, um den Hu^^ immer auf dieselbe Jahreszeit zu brin-

1) Der Text steht in den Mem. de l'Acad. des Inseript. Bd. 48. S. 756.

Mahmond EITendi hat interessante Stellen aus den Olüf des Astronomen Abü Ma'scbar und des Byrüny über diesen Gegenstand mitgetbeill.

2) Ebendaselbst.

Bd. XIII. 10

(15)

146 Sprenger, iiber den Kalender der Araber vor Mohammad.

gCD: dein Sohayly') zufolge hatten sie zwar reine Mondjahre,

verschoben aber den Hü^g jährlich um „II Tage oder etwas

mebr". Demuacli würden die Ceremonien des Ha^^ bald auf den

Neumond und bald nuf den Vollmond gefallen sein und sich nur

nacb dem Sonnenjabre gerichtet haben. Die Unrichtigkeit dieser

Ansicbt lässt sich uus der Uoränstelle 2, 18.5 beweisen, wäb¬

rend die ursprünglicbe Ansicbt des Mo^äbid und zum Tbeil selbst

die des Caussin de Pereeval von der ftoränstelle 10, 5 unter¬

stützt wird. ,,Gott but eucb die Sonne als Leuchte gegeben

und den Mond uls Licht, und er bat seinen Lauf in Stationen

eingetheilt, damit ihr die Anzahl der Jahre und die Rechnung

(Zeitrechnung) wisset." Die Moudstationen sind eine ICintlieiInng

des Zodiacus in 28 Theile, und wenn darauf die Zeitrechnung ge¬

gründet war, sn kann nur von einem Sonnenjabre die Rede sein.

Wenn im Qorän, 28, 27 ein Zeitraum nach ,, Pilgerfahrten" be¬

stimmt wird, so ist dies gewiss nur ein anderer Ausdruck für

,, Sonnenjabre" -). Die oben erwähnten Beispiele jedoch lassen

keinen Zweifel, dass, wenn nicht die einzige, doch gewiss die

gewöhnliche Cbronologie auf Mundjahren beruhte, wenigstens

müssen wir in der Biographie Moli.'s darnach rechnen.

Ausser der Theorie des Embolisinus , deren ältester uns be¬

kannter Vertreter Mo^äbid ist, gab es im zweiten Jahrhunderte

nocb eine andere, um den Nasy und die Qoränstelle 9, 36 u. 37,

in der er erwähnt wird, zu erklären. Der älteste uns bekannte

Vertreter der zweiten Theorie ist Ibn Ishäq (st. 151). Bs ist

zu bemerken, dass in der genannten Qoränstelle (9, 36 u. 37) kein

Wort vom Pilgerfeste gesagt wird, dennocb ward sie von Mo^ähid

auf die Pilgerfahrt bezogen. Ein aufmerksames Studium der

Qurän-Exegese bringt uns zur Ueberzeugung, dass schon im

ersten Jabrhnnderte alle Leseurten , welche die Unbestimmtheit

der arabischen Sclirift möglich macht, und jeder .Sinn — wenn

auch noch so absurd —, den eine Stelle des Qorän zulässt, vor¬

geschlagen und von irgend einem Gelehrten vertheidigt wurden.

So geschah es denn uuch, dass die betreffenden Verse von Ibn

Ishäq ganz anders aufgefasst wurden. In seiner Theorie ist

nicht von dem Verschieben des Pilgerfestes die Rede, sondern

es wird behauptet, dass der \asy in einer willkürlichen

Verschiebung der heiligen Monate bestanden habe.

1) Wüslenfeld, krit. Anm. zu Ibn Hiscbäm , S. 10.

i) Mob. spricbt in dieser Slelle von den Dienstjobren des Jukob bei Lab.in. Was das auch immer für Jahre gewesen sein miigen , so verstan¬

den die Juden und Cbrislen zur Zeit Mohammads doeh gewiss Mondjahre, die durcb Einbolismus mit den Sonnenjabren in L'ebereinstimmung gelirachl wurden und also ganz dem Ilaggjabre enisprachen, — Würde Moh. hier den Ausdruck Pilgerfahrten gebraucbt haben, wenn man unter stets solche Jahre verslanden halle?

(16)

Sprenger , über den Kalender der Araber vur Mohammad. 147

„Die Verwalter des Nasyamtes sind diejenigen, weicbe im

Ueidentbum für die Araber die Monate vcrscboben und einen der

beiligen Monate für frei erklärten , und dafür einen freien Monat

zu beiligen befablen. Tbatsäcblicb vcrscboben sie den heiligen

Monat. Auf diesen Missbraucb bezieben sicb die Worte des

Qorän 9, 37. — — Wenn der Ha^^ vorüber war, versammelten

sicb die Leute um den Verwalter des Nasyamtes und er spracb

ölfentlich aus , dass die vier heiligen Monate das kommende Jabr

gefeiert werden sollen, nämlicli der Ra^ab, Dzd-l-qa'da, Dzü-

l-lii^l^a und Moharram. Wenn es ihm aber gut deuchte, einen die¬

ser vier für frei zu erklären, so erklärte er den Moharram für

frei und an dessen Statt den fufar für heilig. Sie bielten sicb

an seiuen Ausspruch uud feierten den letzteren , aber nicbt den

ersteren, damit die Zahl von vier heiligen Monaten constant bleibe.

Wenn die Pilgrime das Thal Minä zu verlussen im Begriff waren,

erhob er sich unter ihnen und sprach: ,,0 Gott, ich erkläre einen

der zwei Monate, weicbe fafar beissen, für frei, nämlicb den er¬

sten (d. i. den Moharram), und ich verschiebe den andern bis auf

das nächste Jahr."

In den letzten Worten „ich verschiebe den andern (^afar bis

auf dus iiäcliste Jubr" steckt entweder eine Unrichtigkeit, oder

sie bedeuten , dass, wenn im Jahre 1 der Mobarram nicht gefeiert

wurde , dafür der (^'afar des Jabres 2 gefeiert wurde. Jeden¬

falls baben später einige Autoren, wie wir bald seben werden,

sie in diesem Sinne aufgefasst.

Im Qämüs, u. d. W. Qalumnias, ist eine deutlichere Version

dieser Worte : „Der Verwalter des Nasyamtes stand bei der önmrat

al'uquba uod sprach: 0 Gotl, icb bin bevollmächtigt die Monate

zu verschieben, oder sie an ihrer Stelle zu lassen und zu be¬

stätigen , und nicmuud kaon mich tadeln oder zur Verantwortung

zieben. 0 Gott, icb erkläre den ersteu (,'afur für frei und den

zweiten für beilig. Dasselbe bestimme icb in Bezug auf die zwei

Ragab, d. i. den Ra^ab und Scba'bäu."

Auch aus (lawliury gebt bervor, dass, wenn der Moharram

für frei erklärt wurde, der (,'afar desselben Jahres dafür ge¬

feiert wurde.

Aus Bugbnwy, Tafsyr, 9, 37, gebt bervor, dass aucb Kalby

(st. 204), der beste arabische Arcbäolog, die Ansicht des Ibn

Ishäq tbeilte. leb übersetze nur die Worte des Kalby, theile aber

im Original aucb was bei Bagbawy vorhergeht und folgt mit,

weil ich auf eine andere darin enthaltene Angabe zurückkom¬

men muss.

,, Kalby sagt: Der ersle, welcber dieses that, war ein Mann

von dem Stamme Kinäna, Namens No'aym b. Tha'laba. Er pflegte

wäbrend des Pilgerfestes an der Spitze der Leute zu steben,

und wenn sie nacb Vollendung der Ceremonien das Tbal Minä

verlassen hatten, hielt er eine Anrede an sie und spracb: Nie-

10*

(17)

148 Sprenger , iiber den Kalender der Araber vor Mohammad.

maud darf niissbilligen , was icli beschlosseu babe, denn icb bin

derjenige, den man nicht tadeln oder zur Verantwortung ziehen

kann. Die Heiden riefen ihm zu: wir gehorchen ! wir gehorchen!

Dann baten sie ibn einen beiligen Monat zu verschieben, damit

sie darin Raubzüge macben könnten. Gr gab dann den Ausspruch,

and wenn er sagte: der f afar ist dieses Jabr geheiligt, macbten

sie die Zeltpfäble los und nahmen die Spitzen von ibren Spee¬

ren; wenn er aber sagte: er ist frei, befestigten sie die Zelt¬

pfäble, steckten die Spitzen an ihre Speere und machten Raub¬

züge. Dem No'aym b. Tha'laba folgte im Nasyamte ein Mann

Namens (jonäda b. 'Awf, welcher noch lebte als der Prophet

Makka eroberte."

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BoLÄäj «iLs\*iJlj l^Lac JLäs ,_y-»iJl L— j er ujf S l^ilxi»!,

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ej*~ cr 4»' u*'-*'' a-' «f-^-iaJi ^*a=>. JLsj v/»^'

OAi=. CT^ S«*ä CS-*^'

'Abd al-Rahmän b. Zayd b. .Aslam (st. 182) scheint derselben

Ansicht gewesen zu sein: „Der Verwalter des Nasyamtes war ein

Kinänit Namens Qalammas, daber sagt der Dicbter: Unter uns

1) Ich habe mir hier mit dem Texte grosse Freiheiten erlaubt. Im Ori¬

ginal heisst es : j-jLSj^l I^LXiic J^s- JLä ^^t^ |.t^r^l |.L*JI jAo ^^Ls Jjj»AS l^y^ oLij^il I^Ls. ü)^Jj jLs löLi i^lsi JLs otJ X=.j"2(t t^A^i,

*=-j^t »iJ^Ä, oL_j,*il t.vXüfi JLä ^1, ja...-!!!

^ er ül^a

(18)

Sprenger, über den Kalender der Araber vor Uohammad. 149

ist Qalammas , welclier die Monate verschiebt. Sie tbaten diess

nur im Dzü-l-lia^^, wenn ulle Araber sicb zum Pilgerfest versam¬

melt hatten."

Diese Stelle ist deswegen wichtig, weil darin der Meinung

des .Mo^ähid geradezu widersprocheo wird; deon es beisst ja,

dass die Araber das Pilgerfest immer im Dzü-l-bi^^a verrichteten.

Es unterliegt daher einem Zweifel, ob Sohayly ') einen

Grund dazu hutte, die beiden Ansichten Uber den Nasy zu vereini¬

gen , indem er sagt: „Unter al-Qalammas ist Hodzayfa b. .Abd b.

Focjaym zu versteben. Es ist auch einer der Namen des Prophe¬

ten. Er (Hodzayfa) ist eioer von jenen, die den Nasy der Monate

ausspracben. Der Nasy ist von zwei .4rten. Eine ist das Ver¬

schieben des Moharram auf den .(^^afnr zum Behufe ibrer kriege¬

rischen Operationen, und die zweite bestebt im Verschieben des

Pilgerfestes von seiner Zeit in Rücksicht auf das Sonnenjabr.

Sie pflegten es jedes Jabr um 11 Tage später zu balten als das

vorhergehende, bis es nacb einem Cyclus von 33 Jahren wieder

auf denselben Monat zurückkam."

Aucb Bagbawy, Tafsyr 9, 37, fasst die zwei Ansichten zu¬

sammen, scbeint sich aber nicbt die Mühe gegeben zu baben, sich

einen klaren Begriff von der einen oder der andern zu machen.

Ich theile bier seine Worte mit, weil der Scbluss mit dem Scblusse

der Stelle des Ibn Ishäq übereinzustimmen scheint (vergl. aucb

Ibn al-Atbyr bei de Sacy, Mem. de l'Acad. des Inscr. B. 48.

S. 761).

„Die Bedeutung des Wortes Nasy ist, dass die Heiligbaltung

eines Monats auf einen andern verschoben wird. Die Araber

bielten sorgfältig auf die Beobachtung der heiligen Monate.

Sie hatten diese Sitte von den Satzungen des Abrabam beibe¬

balten. Sie lebten aber meistens von der Jagd und vom Raube,

und es fiel ibnen oft scbwer, drei Monate nacheinander darauf

zu verzichten. Es ereignete sicb bisweilen , dass ein Krieg

in einem beiligen Monat veranlasst wurde, und sie wünschten ihu

nicbt zu verzögern. Sie halfen sich also durch den Nasy, d. h.

sie erklärten den Monat für frei und einen spätern für heilig.

Auf diese Art pflegten sie die Beobachtung des Mobarram auf

den (^afar zu verschieben : sie feierten den f ufur und erklärten

den Moharrum für frei. Wenn es ibnen zweckdienlich scbien, die

Heiligung des fafar zu verschieben, so verlegten sie dieselbe

auf den Raby'. So gingen sie von Monat auf Monat, bis die

Heiligbaltung durcb das gunze Jubr bindurcb gegangen war. Als

der Isläm kam, war der Moharram wieder uuf die Stelle gekom-

1) S. Wüstenfeld's krit. Anmerkk. "zu Ibn Hiscbam, S. 10. Fäsy , im 'Iqd althamyn, e. 30, scbreibt eine äbniiche Stelle dein Ihn Ishäq zu, wahr¬

scheinlich aber nur aus Versehen. Ich folge in der l'ebersctzung dem ab¬

gekürzten Texle des Auszugs, Bibl. Spreng. No. 102. S. 9.

(19)

150 Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad

mea, für welche ibn Gott bestimmt hatte. Dieses ereignete sich

nacb einer Reibe von Jahren.

Es wird gesagt, der Nasy batte unter ibneu festen Fuss

gefasst. Ks batte sich ereignet, dass sie in einigen Jabren in

einem gewisseu Monat wallfahrteten und dann später in einem

andern Monat."

F'ür unsern unmittelbaren Zweck ist es von keiner grossen

Wichtigkeit, ob die Ansicbt des Ibn Ishäq und Kalby gegründet

ist, oder nicbt. Was wir zu beweisen baben, ist dass, wenn sie

aucb richtig ist, die des Mo^äbid nicbt umgestossen wird. Zu

diesem Zwecke wollen wir die darauf bezüglichen Thatsacben —

die Nacbrichten über die l'ilgerfahrten , ehe Mohammad den F'est-

kalender änderte — untersuchen.

Ks ist aber nöthig, vorerst zu bemerken, dass man zweierlei

Wallfahrten zu unterscbeiden bat: den Hu^^ — das beisst das

allgemeine Pilgerfest, bei dem die Gläubigen an bestimmten Ta¬

gen des Jabres die beiligen Orte in Procession besuchen —, und

die 'Omra oder gewobolicbe Pilgerfahrt, die man zu irgend einer

Zeit unternehmen kann.

Ibn 'Omar ') sagt zwar, dass der Scbawwäl, Dzü-l-qa'da und

Dzd-l-bi^^ die Monate des Ha^g seien, und sein Ausspruch ist

aucb in die Gesetzbücher anfgenommen worden. Unterdessen

halten die Moslimen mit so grosser Strenge an der Zeit fest, in

der Mohammad in A. H. 10 die Ceremonien verrichtete, dass sie

nur jene Wallfahrten Ha^^ heissen, die in demselben Monat und

denselben Tagen verrichtet werden.

Sohayly, Auszug S. 87, sagt: „Tirmidzy (von 6äbir) ver¬

sichert uns, dass der Propbet dreimal den Ha^^ verrichtet habe,

zweimal als er nocb io Makka lebte, und einmal von Madyna aus.

Aber es ist nicbt ricbtig, dass man ihm einen andern als den

letzten Ha^^ zuschreibt, denn der Ha^^ vor der Flucbt wurde

nicht zur rechten Zeit gehalten, sondern nacb dem Sonnenjabre

[und kann daher nicbt Ha^^ geheissen werden]".

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Wir dürfen uns daher nicbt irre macben lasseo, wenn in den

meisten Quellen die Pilgerfahrten der Moslimen vor A. H. 9

'Omra geheissen werden. Vergl. auch weiter unten die Tradi¬

tion No. 12.

leb schalte nun zuerst neun Traditionen ein, weicbe allge¬

meine Nacbrichten über die Pilgerfahrten des Propheten enthalten, dann gehe ich auf die speciellen über.

1) Bochäry S. 211, vgl. auch Qorän 2, 193.

(20)

Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad. 15 l

1. Bocliärv S. 238: Mo^äliiil erzählte: Ich und 'Orwa b.

al-Zubayr (st. A. H. 94) gingen in die Moscbee von Madyna und

sahen Ibn 'Omar (st. 73) vor der Thür der 'Äyiscba sitzen. 'Orwa

t'ragte ibn : Wie viele 'Omras bat der Prophet verricbtet? Er ant¬

wortete: Vier, und eine davon im Ra^ab. Wir wollten ihm nicht

widersprechen, uber da wir 'Äyiscba im Zimmer hörten, fragten

wir auch sie, und sie antwortete: Wie kannst du dies sagen, o

Ibn 'Omar, da du doch bei allen 'Omras dabei warst. — Nacb

einer andern Tradition spracb sie sicb gunz bestimmt uus, dass

er im Ra^ab keine 'Omra verricbtet habe."

2. Öocbäry S. 239 u. 597 von Qatäda (st. 120), von Anas

(st. 99): „Der Prophet hat vier 'Omras verricbtet: die von Ho-

daybiya im Dzii-l-qa'da , als ibm die Ungläubigen den Einzug in

Mukka verwehrten; die'Omra im folgenden Jabre, als er zufolge

eines Vertrags hinein durfte; die'Omra von dü'irräna, als er die

Beute von Honayn vertbeilte; und er verrichtete einen Ha^^."

3. Nacb einer andern Version dieser Tradition, die aucb

bei Ibn Sa'd fol. 134v. steht, verrichtete er eine 'Omra zugleich

mit dem Ha^^. 'Ikrima von Ibn 'Abbäs bei Ibn Sa'd erzählt eine

ähnliche Tradition.

4. Bochäry S. 239 und Moslim von Abü Ishäq (st. 127),

von al-Barä b. 'Äzib (st. 72): „Der Propbet verrichtete, ehe er

das Pilgerfest [im Dzü-l-hi^^a] feierte, zweimal die 'Omra im

Dzü-l-qa'da."

5. Ibn Sa'd fol. 134 von Sa'yd b. Öobayr: „Der Propbet

verrichtete die 'Omra im Jahre von Hodaybiya im Dzü-l-qa'da und

in dem Jubre , als er einen Friedenscbluss mit den Qorayschi-

ten gemacht hatte, aucb im Dzü-l-qa'da, und er verrichtete sie

vun Gi'irräna aus auf dem Rückwege von Tüyif ebenfalls im

Dzü-l-qa'da.

6. Ihn Sa'd fol. 134 von Müsä b. Dawüd Dhabby, von 'Abd

Allah b. al-Muammal (st. 160), von Ibn Aby Molayka: „Der Pro¬

phet verrichtete viermal die 'Omra und allemal im Dzü-l-qa'da."

7. Ibn. Sa'd fol. 134 von Mob. b. al-Qabbäh (geb. 150,

St. 220), von 'Abd al-Rahmän b. Aby-l-zinäd (st. 174), von Hi-

schäm b. 'Orwa (s. 145), von seinem Vater (st. 94), von 'Äyiscba:

,,Der Prophet verrichtete drei 'Omras im Scbawwäl' und zwei im

Dzü-l-qa'da."

Es ist wahrscheinlich eine andere Version derselben Tradi¬

tion , wenn es im N. al-nibräs S. 1268 beisst: „ Hischäm b.

'Orwa von seinem Vater sagt: Der Prophet zog im Ramadhän von

Madyna aus und verrichtete im Scbawwäl die 'Omra [von Hoday¬

biya]." Der Verfasser bemerkt, dass Makka im Ramadhän erobert

wurde und die Data wabrscbeinlich verwecbselt worden seien.

8. Ibn Sa'd fol. 134 von Mob. b. 'Abd Allab Asady, von

Sofyän Tbawry, von Mansür, von ibrähym: „Der Prophet ver¬

richtete nur eine einzige 'Omra,"

(21)

152 Sprenger , über den Kalender der Araber vor Mohammad.

9. Ibn Sa'd fol. 134 von Scba'by: „Der Propbet verrichtete dreimal die 'Omra."

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen über die Pilgerreisen

Mohammads wollen wir nun in das Einzelne eingehen.

Aus Gründen, die hier nicbt entwickelt werden können, än¬

derte Mohammad in A. ü. 6 seine Politik , befahl den Gläu¬

bigen nacb den heiligen Orten zu wallfahrten (Qorän 2, 192),

und erklärte, dass ein Moslim, der ohne die Pilgerfahrt ver¬

richtet zu haben sterbe, ebensowohl als Jude oder Cbrist sterben

könne. Makka aber war in den Händen seiner Feinde, der

Heiden, und er hatte wenig Aussicht Zutritt zu erlangen. Er

versuchte es jedocb, boifend, dass ibn die Heiligkeit des Ortes

und des Monats scbützen würde. Deber die Zeit dieses Ver¬

suches wird Folgendes berichtet:

10. Ibn Ishäq sagt': „Nacb dem Feldzuge gegen die Banü

MoQtaliq blieb der Propbet wäbrend des Ramadhän und Scbawwäl

zu Madyna, dann zog er im Dzd-l-qa'da aus , um die 'Omra zu

verricbten."

Aucb Wäqidy S. 6 bestimmt das Datum nicht näher. Ibn

'Oqba im N. al-nibräs S. 1268 sagt ebenfalls: „Diese Pilgerreise faiid im Dzü-l-qa'da statt", obne das Datum zu erwähnen.

11. Ibn Sa'd fol. 118 setzt den Auszug, aui Madyna auf

Montag den 1. Dzü-l-qa'da = 14: März 628.

Unterdessen darf man die Ansicht einer so gewichtigen Au¬

torität in theologischen .Sachen vvie 'Orwa ( No. 7, vergl. auch

No. 1) nicbt ganz übersehen, und es ist nicbt unmöglich, dass

die Pilgerreise von Hodaybiya im Scbawwäl und die Schlachtung

der Thiere scbon am 25. Febr. 628 stattfand, denn sonst ist

es nicht zu begreifen, wie Ibn' 'Omar den Scbawwäl als einen

Ha^^monat bezeichnen konnte.

Die Heiden gestatteten ihm den Zutritt zu den heiligen Or¬

ten nicht. Er schlachtete daher die Opferthiere zu Hodaybiya.

£r schloss aber einen böebst demüthigend'en Vertrag- mit ibnen,

welcbem zufolge er das nächste Jahr Makka besuchen und sicb

drei Tage daselbst aufbalten durfte. Die grossen Zugeständ¬

nisse, welche er macbte um diese Concession zu erbalten, be¬

weisen, wie viel ibin daran gelegen war, mit den Gläubigen

die Pilgerfahrt zu verrichten.

Die Entfernung Hodaybiya's (welches nur 9 arabische Meilen

TOD Makka,. an der Gränze — aber ausserhalb des Haräm —

liegt) von Madyna ist ungefäbr 10 Tage. Mohammad blieb 10

oder 20 Tage in Hodaybiya und konnte also die Opferthiere

wohl nicht vor dem 14ten Dzü-I-qa'da schlachten. Die Regel war,

dass sie am zehnten Tage nach dem Neumonde geschlachtet

werden sollten, — uur die ersten zehn Tage waren heilig (siehe

Qorän 89, 1 — 3). Diese Verspätung mag eine Ursache sein,

warum man diese Pilgerfahrt gewöbniicb 'Omra heisst.-

(22)

Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad. 153

Obwohl sie 'Omra geheisseo wird, hat sie doch durebaus

den Cbarakter eines Ha^^, und Taymy S. 383 heisst sie auch

Ha^^ und hnt folgende merkwürdige Stelle:

12. „'.4bd Allah b. (jabscb , ein Bruder der Banü Ghanm

b. Düdän und ein Vetter des Propheten — dessen Vater ein

Bruder der Mutter des 'Abd Allah war — stand auf und sprach :

Werden wir sie jährlich verricbten? [nur der Ha^^ wird regel¬

mässig jedes Jahr verrichtet]. Der Prophet war sebr aufgebracht

darüher und sprach: Wenn icb bejahend antworte, so wird es

euch zur Pflicht. Wenn das Pflicht ist, was ibr tbun könnt, so

lasst micb in Rube, sö lange ich euch in Rube lasse. Darauf

wurde der Qoränvers 5, 101 geoffenbart: 0 ibr Gläubigen, fraget

uicbt über Dinge , welche, wenu sie eingeführt würden, euch nur

Unannehmlichkeiten bereiten könnten. Wenn einmal eine Verord¬

nung im Qorän darüber erscbeint, und ihr fraget dann darüber,

werden sie für euch entfaltet werden. Vor der Hand erlässt eucb

Gott diese Pflicht, denn er ist nachsichtig."

Diese Tradition kommt aucb bei Nasäy (von Ibn 'Abbäs) und

bei Bnydbäwy, Tafsyr, ."), 101 vor. Bei Nasäy aber beisst der

Pragende al-Aqra' b. Häbis Tamymy, und bei Baydbäwy heisst

er Soräqa b. Mälik. — Wenn es No. 8 beisst, Mob. habe nur

eine 'Omra verrichtet, so muss der Berichterstatter die Pilger¬

fahrt von Hodaybiya für einen Ha^^ angesehen haben, und dieses

ist ganz gewiss die ricbtige Ansicht.

In Bezug auf die Zeit der Pilgerreise des nächsten Jahres

(A, H. 7) sind die Quellen einstimmig für den Dzü-l-qa'da.

Wäqidy vön Ibn 'Omar (bei N. al-nibräs S. 1366): „Es war

eine Bedingung, dass die Moslimen das folgende Jabr, nachdem

ihnen die Qor.ayscbiten den Zutritt zu den heiligen Orten verwei¬

gert hatten, in demselben Monat die 'Omra verrichten dUrfen."

Was daher von der Zeit der Pilgerreise von Hodaybiya gilt,

gilt auch von dieser. Unterdessen in der Urkunde des Friedens¬

schlusses von Hodaybiya heisst es, dass die Moslimen „Ubers

Jabr" nacb Makka kommen dürfen ; es konnte also wohl so viel

bedeuten , als , beim nächsten Pilgerfeste würde diess auch erst

im 13ten Monat gefeiert. Auch wir wUrden das nächste Ostern

übers Jahr heissen, wenn es auch später fällt.

Taymy, S. 399, und nach ihm Ibn Sa'd, fol. 123, sagen:

,,Der Prophet blieb nacb dem Feldzuge von Chaybar in Madyna

bis zum Neumond^ des Dzü-l-qa'da, dann liess er an die Gläubigen den Ruf ergehen , sich für die 'Omra zu rüsten."

Wenn die Pilgerreise von Hodaybiya ein Ha^^ genannt

werden kann, so verdient mit weit grösserm Recbte diese den

Namen.

Im Ramadhän A. H. 8 eroberte Mob. Makka, und niemand

konnte ibm jetzt verwehren die Pilgerreise zu macben ; dennoch

(23)

154 Sprenger , über den Kalender der Araber vor Mohammad.

lesen wir nirgends , dass er in diesem Jahre den Ha^^ verrichtet

habe. Die Ursache war fulgende. Nach der Einnahme von Makka

bedrohten ihn die Hawäzin. Er zog gegen sie im Scbawwäl und

schlug sie bei Honayn. Sie zogen sich nach Täyif zurUck, und

nachdem er die Beute zu (^i'irräna vertbeilt hatte, zog er nocb

im Scbawwäl nach Täyif und belagerte die Stadt 15 Tage

nacb der niedrigsten , und etliche 20 Tage nach der höchsten An¬

gabe. Die Belagerung konnte erst spät im Scbawwäl ungefangen

haben und dauerte also bis in die Mitte des Dzü-l-qu'da, als die

Zeit des Pilgerfestes scbon vorüber war. Wäre die Zeit des Ha^^

in A. H. 8 auf den Monat Dzü-l-hi^^a gefallen, so bätte ibo die

Belagerung von Täyif nicbt gebindert, diese Religionspflicbt, die

ibm so wichtig erschien, dass ersieh in A. H.6 den schmählichsten

Bedingungen unterwarf um sie erfüllen zu können, auszuüben.

Da er aber im Qorän noch kein Gebot gegeben hatte (s. No. 12),

dass der Ha^^ jährlich verricbtet werde, so begnügte ersieh

dieses Jahr eine 'Omra zu verrichten, und diess ist die einzige

wirkliche'Omra, die er verrichtete (vgl. oben No.8). Die Moslimen

aber, die nicbt bei der Armee waren, verrichteten den Ha^^ mit

den Heiden.

Ibn Sa'd fol. 134 von Mob. b. Säbiq, von Ibrähym b. Tah¬

män, von Abü-I-Zobayr, von'Otba, einem dienten des Ibn'Abbäs:

„Als der Propbet von Tayif zurückkam, lagerte er sich in 6i'ir-

räna und vcrtbeilte dort die Beute, dann verrichtete er die 'Omra,

und diess ereignete sich , als nocb zwei Nächte vom Scbawwäl

übrig waren."

Ibo Sa'd fol. 1-34 von Ahmad b. 'Abd Allab b. Yünos, von

Dawüd b. 'Abd al-Rabmän, von Ibn dioray^, vou Mozähim, von

'Abd al-'Azyz b. 'Abd Allab, von Mohrisch La'by (sie für Ka'by) :

„Der Propbet verrichtete die'Omra in der Nacht von («i'irräna, dann

kehrte er zurück wie einer, der zu Nacbt reist. Aus diesem

Grunde wissen viele nichts von dieser 'Omra."

Wäqidy in seinem Index S. 7 heisst diese Pilgerfahrt Mo¬

hammads „Ua^^", aber es ist zu bemerken, dass er den Ha^^

des Jabres 10 nicbt erwähnt. Gs ist also zu vermuthen, dass

durcb Sorglosigkeit des Absebreibers zwei Sätze in einen ver¬

schmolzen sind. Dieser Besuch der heiligen Orte war so unbe¬

deutend, dass wir keine Nachrichten darUber haben.

Azraqy in dem N. al-nibräs S. IßSl (vgl. aucb l^äba u. d. W.

'Attäb'und Halaby fol. 366 v.) bericbtet Folgendes Uber den Ha^^

des Jabres 8. „Mohammad hatte den 'Attäb b. Osayd zum Statt-

balter von Makka ernannt. Als die Zeit des Pilgerfestes kam,

feierten es' sowohl die Moslimen (die nicht bei der Armee waren)

als aucb die Heiden. 'Attäb wies den Heiden ihren eigenen Platz

au und verrichtete die verschiedenen Ceremonien mit ibnen , denn

er war der Amyr des Landes."

(24)

Sprenger, üher den Kalender der Araber vor Mohammad. 155

In A. II. 9 scliickte Muh. den Abü Bakr mit den Moslimen,

das l'ilgerfest zu begehen. Ueber die Zeit herrscht einige Mei-

nungsvcrschiedenlieit. IbnSa'd fol. 134 sagt im Dzü-l-lia^^ ; Azraqy in dem N. al-nibräs .S. 1632 versetzt es ebenfalls in den Dzü-l-bag^ ;

auch Taymy slimmt damit überein , deun der Sinn der unvollstän¬

digen Zeilen auf S. 430 ist dieser '): ,, Künftiges Jahr dürfen die

Heiden nicbt mebr dein Ha^g beiwohnen. Nur noch vier Monate

sollen sie frei ihrem Gützeudienste obliegen können: die 20 übri¬

gen Tage des Dzü-l-bugg, den Mobarram, den fafar, deo Raby' I.

und 10 Tage vom Raby' II. Aber sobald dieser Monat zu Knde

gellt, hört ibr Schutz auf; tödtet sie dann, wo ibr sie immer

findet."

Wir haben zwur gesehen, dass Mo^äbid diese Pilgerfahrt

in den Dzü-l-qa'<la versetzt, aber zugleich nachgewiesen, dass der Gruud, den er angiebt, seine Vermutbung nicbt rechtfertigt.

Im Mawäbib S. 234 heisst es: ,,lbu Sa'd [fol. 137] und

Andere fübren die Worte des Mogähid an, aus welchen hervor¬

geht, dass diese Pilgerfahrt im Dzü-l-qa'da Statt fand. Auch

Häkiin im Iklyl , von 'Ikrima b. Cbälid, stimmt damit übereiu.

Aber Däwardy, Tha'laby und Mäwardy sagen im Dzü-l-ha^^'.

Diess wird aucb von Ibn IsliAq bestätigt, denn er sagt: Als der

Prophet von Tabük zurückgekehrt war, blieb er den Ramadhän,

Scbawwäl und Dzü-l-qa'da über iu Madyna, dann scbickte er

den Abü Bakr mit dem Hagg nacb Makku."

Der stärkste Beweis dafür, dass diese Pilgerfahrt im Dzü-

l-l.ii^^a gefeiert wurde, ist, dass sie nirgends 'Omra, sondern

allentbalben Hagj^ genannt wird.

Ueber die Pilgerfahrt des Jahres 10 stimmen alle Uberein.

Moll, verliess, als nocb 5 Tage vom Dzü-l-qa'da übrig waren, Ma¬

dyna und schlachtete am lOlen Dzü-l-hagg die Opferthiere. Diese

Pilgerreise wird von allen Ha^^ geheissen und ist das Vorbild

für alle Pilgerreisen bis auf den heutigen Tag.

Wenn wir nun die durcb diese Untersuchung gewonnenen

Data zusammenstellen, so erhalten wir folgende Zeittafel der

Darbringung der Opferthiere bei dem Pilgerfest.

A. H. 6 am 14. Dzü-l-qa'da = 27. März , oder Scbawwäl = 25. Febr.

628 ■-•)

A. B. 7 am 14. Dzü-l-qa'da = 15. März 629.

Die Heiden hielten sich aber in A. H. 7 während der drei

Tage, weicbe die Moslimen in Makka verweilten, von da entfernt.

1) üm den Sinn zu versteben, mass man die Stelle mit dem Anfange der 9tea Sure verbinden.

2) Das Aequinoctium fiel auf den 18. März. Wenn aueb die Heiden die Opfertbicre scbon am 10. Dzü-I-qa'da = 23. März schlachteten, so war doch die Tag- und Nachtgleiche schon vorüber. Ks isl daher sehr wahrscheinlich, dass Scbawwil = 25. Febr. das richtige Datum ist.

1 1

(25)

15(> Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad.

Sie haben also ihren Ha^^ wabrscbeinlicb scbon am 10. Dzi)-I-

qa'da= 11. März beschlossen.

A. H. 8 am 10.{?) Dzü-l-qa'da = 1. März 630

„ 9 am 10. (i) Dzii-l-bi^^a = 20. März 631

„ 10 am 10. Dzü-l-hi^'^a=r8. März 632.

Berechnen wir den Hu^^ für die vorhergehenden Jabre der

Hi^ra , so baben wir:

A. U. 1 am 10. Ramadhän = 18. März 623

„ 2 am 10. Ramadhän =6. März 624

„ 3 am 10. Scbawwäl = 26. März od. 10. Ramadhän = 24. Febr.

625

„ 4 am 10. SchBwwäl=15. März 626

„ 5 am 10. Scbawwäl = 4. März 627.

Nachdem icb nuu gezeigt habe, dass der Ha^^ stets um die

Zeit des FrUlilingsaequinoctiums gefeiert wurde, will icb wieder

zu Betrachtungen über die heiligen Monate zurückkehren.

Wir haben gesehen, dass einige arabische Autoren anneb¬

men , dass was von der Zeit der beiligen Monate gesagt wird ,

aucb von der des Pilgerfestes gelte. Es ist gewiss , dass der

Ra^ab allen Arabern der heiligste Monat war, obwohl er mit der

Pilgerfahrt nach Makka gewiss in keiuem nähern Zusammenbange

stand als irgend ein anderer Monat. Es fragt sicb nun, ob

der Dzü-l-qa'da und Dzü-l-ba^g nur deswegen von moslimiscben

Schriftstellern unter den heiligen Monaten aufgezählt werden, weil

wäbrend der Jabre, über die sie historische Nacbricbten hatten,

das Pilgerfest in denselben gebalten wurde, oder ob sie aucb für

heilig gebalten wurden, wenn aucb der Ha^^ in eioen andern

Monut fiel.

Die Geschichte der Fi^ärkriege könnle einiges Licht auf

diese Frage werfen. Aber sie fielen iu die vorhistorische Zeit,

nnd die Nachricbten darUber sind zu ungenuu, als dass man dar¬

auf viel Gewicht legen könnle.

Mohammad bat nie viel auf die heiligen Monate gebalten.

Schon im ersten Jahre nach der Flucht wollte er den heiligsten,

den Ra^ab , verletzen, und im zweiten Jahre but er ihn wirklich

verletzt'). Ein Raub fand auf seinen Befehl statt und ein Heide

wurde ermordet. Er musste jedoch der öffentlichen Meinung

nachgeben, die Gewaltthat missbilligen , und sie in einer Qorän¬

stelle, 2, 214-^15, für eine Sünde erklären, für die jedocb

mildernde Umstände vorhaoden seien. In einer nndern Stelle

(5, 2) sab er sich geradezu genöthigt den Monat (Rn^ab) für

heilig zu erklären. Seine Praxis', darf man daber hoffen, wird

einiges i.iicbt auf die heiligen Monate werfen. — Die Zahlen in

folgender Tabelle bezeicbneu die Jahre, in denen die Moslimen

1) S. Journ. As. Soc. Beng. Vol. 25. p. 69 nole, und 71.

(26)

Sprenger, über den Kalender der Araber vor Mohammad. 157

im betreffenden Monat gefocbten baben, und sie gebt bis zur Pil¬

gerfahrt A. H. 10.

Mobarram, 3, 4 bis , 5, 6 bis, 8

fafar, 2, 4 bis, 8 bis, 9

Raby' I., 2 bis, 3, 4, 5, 6 bis, 8 bis, 9, 10

Raby' II., 6 quater, 9

domädä I., 2, 3, 6, 7, 8

Gomädä II., 3, 6 bis, 8

RafS-ab, 2, 6, 8, 9, 10

Scba'bän 5, 6 bis, 7 ter, 8

Ramadbän 1, 2, 6, 7, 8 bis

Scbawwäl 1, 2, 3 bis , 6 bis , 7, 8 bis

Dzü-l-qa'da 1, 4, 5 bis. In ft waren die Qorayscbiten die

Angreifenden.

Dzü-l-bi^^a 2, 4, 7. In 2 waren die Qorayscbiten die

Angreifenden.

Ks gab dieser Tabelle zufolge keinen Munat, in dem Mob.

nicbt Kriege führte. Nur der Ra^ab macbt tbeilweise eine Aus¬

nahme, üeber den Raubzug in A. H. 2 haben wir gesprochen.

Im Jahre 6 kämpften die Moslimen nicht mit Arabern, sondern

mit Juden und im Jahre 9 mit Christen , und es lässt sich noch

dazu sebr vieles gegen die genaue Bestimmung des Datums sa¬

gen. Nämlicb Mob. rückte im Ragab aus, blieb 20 Tage vor

Tabük und kam erst im Ramadhän zurUck ; zweitens war die

Hitze unerträglich gross, — es fällt aber der erste Ramadhän auf

deu 12. December, wo man aucb in Arubien über Kälte klagt;

nnd drittens setzt Bochäry diesen Feldzug (wobl unrichtig) nach

der Pilgerfahrt von A. H. 10. In Bezug auf den Ra^ab-Feldzug

von A. H. 8 verweise icb auf die Bemerkungen in dem Mawäbib

al-ladonyya. — Von dem Feldzuge in A. H. 10 nacb Yaman fand

nur der Ausmarsch im Ra^ab statt. Der Feldzug dauerte über

4 Monate und 'Alyy kam erst im Dzü-l-hi^^a nacb Makka znrUck.

Der Ra^ab scbeint daher der einzige heilige Monat gewesen

zu sein, den alle Araber annahmen, und mitdem bat es wenig¬

steus Mob. nicht sebr streng genommen. Wir finden daber, dass

im Qorän 2, 190 und 214. 5, 2 und 98 nur von dem heiligen

Monat (im Singular) gesprochen wird. Wenn es in 9, 36 (vgl.

nucb 9, 5) heisst, dass es vier beilige Monate gebe, so muss

das, wie es auch Mogähid gedeutet hat, mit Rücksicht auf den

Ha^^ gesagt sein. Die drei Ha^^monate scbeinen nur innerhalb

der Confödcration heilige gewesen zu sein, die an dem Ha^^

Antbeil nabm, und vielleicbt auch nur innerbalb eines gewissen

Gebietes. Diese Conföderation war klein '). So lange Mohammad

1) Interessant In Bezug auf den heiligen Monat scheint dieser Vers des A'schä zu sein (im Kitäb at-aghany B. 1. fol. 366);

(27)

158 Sprenger, iiber den Kalender der Araber vor Mohammad.

von (lieser Conföderulion ausgesclilossen war, führte er in jedem

der Ha^^nionate Krieg, als er nber iler Herr von Makka gewor¬

den war und also die obersle Leitung des Hagg hatte, erkannte er

die Heiligkeit der Ha^^monate an und versprach den Heiden der

Confiideratioo Sicberbeit wübrend derselben, gab ibnen aber zu¬

gleich Kündigung für das folgende Jubr, wie, in Verbindung mit

der Voranstelle 9, 1 — 7, aus obiger Stelle des Taymy und aus

folgender Tradition des Ibn Sa'd, fol. 134, hervorsteht. ,,Als Abü

Bakr schon mit den I'ilgrimen Madyna verlassen hatte, scliickte

ibm Mob. deo 'Alyy nach mit dem Auftrage, den Leuten bekannt

zu machen, dass in Zukunft kein Ungläubiger die Pilgerfahrt

mitmachen dürfe." Ibn Sa'd führt auch fulgende Tradition an von

Cbälid b. Chodäsch, von 'Abd Allab b. Wahl), von 'Amr b. al-

Härith , von Zoliry, von Homayd b. 'Abd al-Rahmän, vun Abil

Horayra :

,,Abü Bakr sandte mich am Tage, au dem die Opferthiere

geschlachtet wurden, auf der Pilgerfahrt, von der er das Oberhaupt

war, das heisst im Jalire vor der letzten Pilgerfahrt des Prophe¬

ten, sammt einigen andern Männern mit dem Befehle, den Leuten

bekannt zu machen, dass nach diesem Juhre kein Ungläubiger den

Hagg mitmachen und dass niemand nackt in die Ka'ba hinein¬

gehen dürfe."

Caussin de Pereeval sucbt zu beweisen, dass die Intercala¬

tion eines Monats in drei Jahren in A. 0. 413 angefangen bube,

und unter den Beweisgründen fülirt er an, dass damals die Mo¬

natsnamen für die Jahreszeiten , auf welche die Monate fielen, be-

zeiclinend waren. Der Raby' I. fing nach seiner Berechnung am

19. Jänner 414 an, und der Raby' II. endete am 19. März, und

Raby' bedeutet FrUlilingsmonat. Dem ist aber nicht so. Raby'

heisst die Regenzeit, welche gc!>en Knde November anfängt, und

Ibn tlotayba, Adab ul-kottäb, versichert uns, dass ursprünglich

der Spätherbst Raby' geheissen wnrde. llie zwei folgenden Mo¬

nate beissen (lOinädn, d. b. Frostinonat, und der dritte Monat nach

den Frostmonaten, der nacb der Berecliiiung Caussin de Perce¬

val's erst am Id. August angefangen hätte, beisst Ruinudbän,

d. Ii. der Gluthmonat. Die Namen der Monate sind also gegen

seine Ansicht. Wenn er sicb dnrauf beruft, duss der l)zü-l-qu'du

('der Rubemoiiut), der Dzü - 1 - bi^^a (der Pilgerfabrtmonat) und

lXaac (»'^^t Cf i*'^-*'* iü»">»ils 1*1»^' /-fr*^' yXjj iü'_,L> Jaffij ^-j-* "5*5 J3j-s f-yi -Sa-Si^ q*« ^;

,,Ich geböre nicbt zu dem Stamme des beiligen Vlonats und nicht zu den edlen Banü 'Obayd, oder der Familie (Jabbar b. Qorl oder l.lärilba b Zayd."

Diese Verse beziehen sich auf einen Zweig der Banü Kalb, zu welchem auch die genannten Familien gehörten. Ks scheiiil also, dass einige Kalbiten auf den heiligen Monat (Ua^ab) hielten, andere aber nichl.

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