23S Sprenger, Mohammad' s Zu samme nkunf I m.d.Einsiedlei Bahyra.
Iialle '), liess sich ein Mass Weizen bringen, es wühlen, kne¬
ten und backen (was man numüne, d. h. Musterbrot nennt);
und hiernach bestimmte er die Taxe '^).
Und somit Gott befohlen !
Pür ibre Seelen eine Fätiha !
Mohammad's Zusammenkunft mit dem Ein¬
siedler Bahyra
Von
Ur. Spreiiser.
Dieser Gegenstand ist zuerst in dieser Zeitschrift angeregt
und d.iiin öfter besprochen worden, aber nie mit der Vollständig¬
keit, dem Ernste und der .Sachkenntniss, die der Deutschen mor-
G^enläiidisclien Gesellscbaft würdig sind ').
Im 21. Bande des Journ. As. .Soc. B. S. hid ff. habe ich
die darauf bezüglichen Original - "^Praditionen gesammelt, — eine
von Tirinidy, eine von Ibn Ishäk, zwei von Ibn .Sa'd und eine
unvollständige von Ibn Aby Saybah. Aucb habe ich die Auf¬
fassung dieser Stellen erwähnt, die wir im Rawdat al-Abbab,
Madärij^ al-nobuwwat, Ma'ärif al-nobuwwat, Rawdat al-snfä,
Käzarüny, Tarykh Ga'fary, Gämi' al-osül u. s. w. finden. Herr
il/u(r nnd Prof. Wüslenfeld hahen mich späler auf zwei andere
Original-Traditionen bei Ibn Sa'd aufmerksam gemacht, die des
Isnäds wegen von Werth sind.
Die Hauptpunkte der I.,egende sind folgende. Abü Tälib
hiit seinen Neffen und Pflegesolin .Mohammad sebr lieb. Er nimmt
ilm, zwölf Jahre alt, selion mit nach Syrien. Zu Bosrä ist ein
Eremit, der nach den Weissagungen in Offenbarungsscbrifteu ,
die er besitzt, den Propbeten der Araber auf jenem Wege zu
seiner Zeit erwartet. Die Karawane nähert sich; er nimmt eine
Wolke wahr, die deu Auserwäblten Gottes beschattet und ihn
überall begleitet, und er hemerkt, dass ihn Steine und Räume
1) atXiilAS ^yjl 2) ,j;J|jAjI «^yi
3) S. Zischr. III, 454; IV, t8S f. ; VI, 457 f.; VII, 413 IT., 580; VIII, 557 ir. ; IX, 799 f. ; X, 807. Diess sind alle Stellen, in welchen der von Hrn. Dr. Sprenger angeregte Gegenstand besprochen worden ist, — voll¬
ständig, wie uns seheint, wenigslens was die angebliche Heise Bahirä's mit Mohammad nacb Mekka belrilTl ; — ob mit Ernst und Sachkennt¬
niss? darüber miigen unhelheiligle Leser urlheilen. D. Red.
Sprenger, Mohammad's Ztisammenkunfl m.d Einsiedler Bahyrd. 239
liegriissen. .Uol.iamtnaü setzt sicli unter einen Bau in , und es
siirossen augenblicklicli Blätter bervor, um ilun .Scbatten und
Külilung zn gewälireii. Babyrä ladet die ganze Karawane zum
Essen; dennocli mnss .Moliammad, weil er der Jüngste ist, bei dem
Gepäck bleiben. Der Einsiedler bemerkt, dass die Wolke feblt.
Er fragt: .Seid ihr alle zugegen i !Sie antworten: Ja, aber end¬
licb gestelien sie, dass ein Knabe bei dem Gepäck Wacbe balte.
Er wird gerufen und kommt, von der Wolke bescbattct. Nacli
der xMahlzeit bescbwiirt ibu der Möncb bei al-l.ät und al-Ozzä,
ihm über sich selbst Aufschluss zu gehen. Mohammad ist ent¬
setzt über den Schwur, weil ilun die Götzen zuwider sind. Er
beschwört ihn nun beim einigen Gutt, und Mohammad antwortet
auf seine Fragen. Alles stimmt mit den Angaben der Offenharungs-
scliril'ten überein. Er untersucht seinen Kücken uod lindet dort
das .Siegel des Froplietentliums. Abü 'Pälib giebt ihn für sei¬
nen .Sohn aus, aber Babyrä weiss, dass der arabische Prophet
ein nacbgelassciies Kind sein muss. Er sagt dem Abü 'Pälib,
dass ihm die Juden .ins Neid nachstellen, und räth ihn so schnell
als möglich nach Aliikkah zurück zn befördern.
Wir liaben diese Legende in zwei Texten. Der .Sinn und
Plan beider ist derselbe, aber die Fassung und der Wortlaut
ziemlich verschieden.
Die eine Fassung finden wir bei Ibn Isbäk (st. 151) und
auch bei Sa'd (st. 230) im Capitel über die Wunder des Pro-
lilicfeii. Ihn Ishäk sagt, duss sie im Munde des Volkes war,
(j«UJi , gebraucht zu wiederholten Malen den Ausdruck
(^.^c; „sie geben an", welcher damals, als die Traditionisten die
Worte, mit denen sie ihre Quellen anführten, so geuau abwogen,
beinahe so viel bedeutete uls ,,sie fabeln". Ibn Sa'd nennt seine
Quellen für die Legende und erzählt sie beinahe mit denselhen
Worten, wie Ibn Isbäk. Die Gewährsmänner dafür sind:
*)J! iAac^ jLiii^ Qi f^'"*" O- ^'^j'f^^ f*^ lX*js^ L^rt^'
^J^.Aa^lt ,i^\J> Uj\X>3 (.5j^y
Sein Lehrer Wäkidy hatte sie von drei .Saychen erhalten:
vun Mohammad b. Sälih, der als ein sehr zuverlässiger Zeii.';c
bekannt war und im J. 168 starb, von 'Abd Alläh h. Ga'far
Zoliry (wahrscheinlich Ihn Miswar, st, 170), und von Ibn Aby
Hahybah , welcher als nicht sehr zuverlässig galt und 82 Jahre
alt im J. 165 starb. Die zwei erstgenannten .Sayclie nannten
ihren Gewährsmann nicht, aber Ibn .Aby Habybali hatte sie vun
Däüd b. al - Hosayii erhalten, welcher auch einer der .Sayche
des Ibn Isbäk war und 72 Jahr alt im J. 135 starb.
Es ist interessant, dass eine Erzählung, die Ibn Isbäk (sl.
151) noch als eine I.,egende unsuh, dem Wäkidy (st. 207) schoo
von drei .Sayclien als Thatsache erzählt wurde.
240 Sprenger, Mohanimad'g Zusammenhunft »i. d, Einsiedler Bahyrd.
I)er andere Text tindet sich hei Tirniidy (st. 279) und Ihn
Aby Saybah (st. 235). Beide erzählen die Legende mit den¬
selben Worten (die Aiiweichungen sind blos .Scbreibfeblerj und
geben beinahe denselben Sanad. Tirniidy sagt : ^.jiaaJt LiSJvs»
,j«J^j Li q'j^c O^^J^ ^ ^.sIAjiJI -j.c'ill i_,>«Ljji;! J^».
Js' s^^ ^' o"" ^'
Und Ibn Aby Saybah sagt : LoJ>.=» JLs _^jl J'IjS LijA=.
ijr*r>'' Js' 3"' c-'^ »-»^>-' i3s' a= U-iM
Die zwei Isnäd treffen in Jiinos b. Aby Ishäk (st. liS9 oder
152) zusammen. .4us der Uebereinstimmung des Wortlautes ist
es klar, dass seine Schüler die Legende schriftlich von ihm er¬
hielten. Ibn Aby Saybah sagt, dass Jünos sie von seinem \'ater
Abil Ishäk und dieser sie von Abu Bakr b. Aby .Müsä empfangen
hatte. Nach Tirniidy hingegen hatte sie Jünos direct von Abü
Bakr h. Aby Müsä. Da aber der Zeitraum zwischen Jünos und
Abü Bakr sehr gross ist, so halte icb für einen Schreib¬
fehler statt ^ und pflichte dem Ibn Aby Saybah bei.
Es lässt sich beweiseo, dass die zahlreichen Traditiooeo
des Ahil Isbäk ot.$u.l (st. 99 Jahr alt im J. 127 oder 128)
von ihm schriftlich fortgepflanzt wurdeu, und wir künnen daher
annehmen , dass seine Fassung der Legende schon zu Aofang
des zweiten Jahrhunderts aufgeschrieben war. Abü Ishäk , der
eine .Menge von Legeoden uod Mirakelo als historische That¬
sachen verbürgt, giebt vor, sie von Abü Bakr b. Aby .Müsä As ary
erhalten zu haben. (.4bü Bakr war älter als sein Bruder .\bü
Bordah und st. Juj: jJLi>- jCj'^j j. . Abü Bordali war Kädy
von Küfah und st. 103 oder 104.) Bei Tirmidy stebt ,
was bei Ibo Aby Saybah fehlt. Es bedeutet, dass .Abü Bakr sie
voo seinem Vater Abü Müsä, einem Gefährten des Propbeten,
gehört habe, diess aber können wir wobl als einen spätero Zu¬
satz aosehen; denn erstens wäre diess in den Augen eines Tra¬
ditionisten so wichtig gewesen , dass Ibn .4by Saybah es ge¬
wiss nicht vernachlässigt hätte, und zweitens, wenn die Tradi¬
tioo voo eioem Gefährten des Propheten herrührte, so hätte der
Isnäd im zweiteu Jahrhundert io grösserm Ansehen gestanden.
Wir könuen nun die zwei Texte der liegende den des Däüd
h. al-Hosayn und deo des .4hü Ishäk nennen ') und aooehmeo,
dass heide schoo zu Eude des ersteo Jahrhunderts denselbeu
Wortlaut hatten , wie jetzt.
1) Der Tevt des Abü Ishak lindet sicb auch in den Sammlungen von
Rnzyn (st. 520), Abü (lätim Ihn Hibbän, und Abü Nu'aym (st. 430), und letzterer betrachtet den Isnäd als authentisch .^.^ . W ir sehen, wie diese Tradition im V erlaufe der Zeit mehr nnd mehr zu Ansehen kam.
Sprenger, Mohammad's Zusammenkunfl m. d. Einsiedler Bahyrd. 241
Tirmiiiv sagt in Uezug auf Abü Isbäk's Text: u^jAs» lÄtf
«.>yf 'ÄP er ^' "j" ^ o**^ • Diese Worte bezieben sich nach
den Traditionsregelo auf deu Isnäd und bedeuten: „die Bürg¬
schaft ist ziemlich gnt, aber vereinzelt; es ist uns keine andere
dafür bekannt."
Es erbellt aus der Vergleichung beider Texte, dass beide
aus derselben Quelle flössen. Der Sinn und Plan ist derselbe.
Aber der Text des Abu Ishäk ist verworren ; so sagt er z. B.
dass, sohald die Karawane angekommen war, Bahyrä den Moham¬
mad aufsuchte, ihn als Propheten begrüsste, deo Koraysiten das
Siegel des Prophetenthums zeigte, und erklärte, dass er ibn schon
aus weiter Entfernung erkannt habe, weil ihn die Bäume grUss-
ten und eine Wolke beschattete. Denuoch erzäblt er später,
dass iho die Koraysiteo mit solcher Geriogschälzung behandel¬
ten, dass sie ihn nicht zu Tische mitnahmen. Däüd b. al-Hosayo
hat die Ahsicht des Erfinders der Legende besser aufgefasst.
Bahyrä erwähnt Obiges in seinem Texte erst nach Tiscbe, uod
um recht deutlich zu machen, dass er ahsichtlicb stillschwieg,
wird gesagt, dass ihn die Koraysiten fragten, warum er auf
einmal so gastfrei geworden sey, da er sie doch früher nie ge¬
laden habe.
Insofern scheint der Test des Däüd älter zu seyo, als der
des Abü Ishäk. Aber der Anachronism, dass Biläl, welcber noch
nicht geboren ') war, den Propbeteu zurück nach Makkah be¬
gleitete, kommt iu Ahü Isl.iäk's, aber uicht io Däüd's Texte vor,
uod es ist natürlicher, ihn einem Verseben des Erfinders der Ge¬
schichte zuzuschreiben, welcbes später verbessert wurde, als an¬
zunehmen, dass er später eingeschlichen sey. Der Text des
Daüd hat das .Ansehen einer freien Erzäblung; iu dem Texte
des Abü Ishäk hat man derselben Erzählung die Form eioer wort¬
getreuen Hadyt aufgezwungen und daber den Anachronism steheo
lasseo.
Es fioden sich drei Traditionen bei Ibo Sa'd, die sicb auf
dieseihe Legende bezieheu. Ibn .Sa'd sagt: ,, Chälid b. Chidäs
(st. 223 zu Bagdäd) wurde von Mo'tamir b. Sulaymcto (st. 187
über 80 Jahre alt) unterrichtet, dass ihm sein Vater erzählt habe,
er hahe voo Ahü .Miglaz gebört, dass 'Abd al-.Mottalib
oder Abü Tälib (der Zweifel oder die Variante rührt von Chälid
her, kX!l:>K^) den jungen Mohammad nach dem Tode seines
Vaters sehr liebte uud ibn uuf alleu seinen Reisen mitnahm. Eio-
1) y.s ist möglich, dass Biläl schon geboren war, aber jedenfalls war er sehr jung. Er starb in Damaskus im J. 20. Es sind daselbsl zwei Grab¬
mäler von ibm. Ich besuchte sie 1855. Sie sind neu, und auf einem steht n:ich der Angabe des Xawawy , dass er fi4 Jahre, nnd .nnf dem andern, d.nss er ..über sechzig" all war, .Nach einer andern Angabe war er gerade 60 Jahre alt.
Bd. ,\II. 16
242 Sprenger, Mohammad's Zusammenkunft m.d. Einsiedler Bahyrd.
mal ging er nach Syrien, und auf einer Station kam ein Eremit
zu den Reisenden und sagte: Es ist ein frommer Mann unter
euch. Sie antworteten : Es sind in der That gastfreundliche
Leute unter uns, welehe die Gefangenen hefreien und thun was
reclit ist. Der Einsiedler wiederholte: Es ist ein frommer Mann
unter eucii , und fügte hinzu: Wo ist der Vater dieses Kindes?
Sie antworteten: Hier ist sein Vormund. Bahyrä sagte zu ihm:
Hüte diesen Knaben und nimm iiin niclit mit nach Syrien. Die
Juden beneiden ihn, und ich fürclite, sie werden ihm etwas zu
Leide tbun. Der Vormund versetzte darauf: Dieses sind nicht
deine, sondern Gottes Worte, und trug Sorge, dass er zurück¬
kehrte. Der Einsiedler sagte darauf; Ich empfehle dir Moham¬
mad , und starh."
Der Isnäd dieser Tradition ist in so fern interessant, als
Abü Miglaz als Urheber angegeben wird , der nicht zur Schule
vou Madynah gehörte, wie die Bürgen der frühem Traditionen,
sondern aus Basrab war, in Marw lebte und zwischen 100 und
109 starb.
Indem man diese Tradition liest, muss man die vorhergehen¬
den ganz ignoriren, denn sie ist älter als die andern. Der Ori¬
ginal-Text dieser Tradition steht im Journ. As. Soc. B. 21 ,
S. 585. Sie ist wichtig, weil sie die Absicht des Erfinders
am deutlichsten enthüllt, wie wir weiter unten sehen werden.
Die zweite lautet: (-^-^ •^y^*-'. i/^-X.> ^^^j ^».^ L_j.*i»!
^^*.S>-j\\ Jk*c Aa«— H.Ail! ^ftxS" qC ^^ji.i'i)! jJJ! cXaC
Uä-lP 1,\ ^^jl Q=VSr ^ .^Ib J,^) ._AS>yi JLä JLS ^jl
iJ^..j.aj V;«jl cr fi^> S-'•'iit 8k\# 5l\3>5 s^(J*.c Jw.ffI O^-^-J qLs
J.j1,>*! v).^^- '^''■ß »lA««.*^'
„Wäkidy war von Ja'küb b. 'Abd Alläh As'ary benachrich¬
tiget, dass Ga'far b. Aby Mogyrah auf die Bürgschaft des Sa'yd
h. 'Ahd al-Rabmän b. Ahzy erzählte, dass der Einsiedler zu .Ahü
fälib sagte; Nimm deinen Neffen nicht mit hier heraus, denn die
Juden haben feindliche Absiebten. Diess ist der Prophet dieser
Nation und ein Araber; die Juden beneiden ihn, indein sie möch¬
ten , er wä.re ein Jude."
Der hestimmte Artikel vor „Einsiedler" zeigt an, dass diese
Tradition ein Supplement zur oben erzählten Geschichte der Zu¬
sammenkunft des Bahyrä und Mohammad ist. Wenn der Isnäd acht
ist, was aber freilich einigem Zweifel unterliegt, so ist die Tra¬
dition alt; denn Sa'yd b.'Abd al-Rabmän b. Abzy blühte um das
Jahr 85, und, was wichtig ist, sein Vater war Statthalter'Aly's
über Choräsän. Sa'd gehörte daher der Partei der'Aliden nn.
Die dritte Tradition ist einigemal in dieser Zeitschrift be¬
sprochen worden (III, S. 454. IV, S. 188 und VI, S. 457). Sie
Sprenger, Mohammad's Zusammenkunft m. d. Einsiedler Bahyrd. 243
littt genau denselben Isnäd wie der Text des Däüd bei Ibn Sa'd.
Wäkidy liatte sie von denselben drei Saychen erhalten, und
entweder einer oder alle drei hatten sie von Däüd b. al-Hosayn.
Dass Däüd zwei verscbiedene Traditionen üher denselben Gegen¬
stand erzählte, darf uns nicht befremden; denn es war die Sitte
der Traditionslebrer, oft ein Dutzend widersprechender Traditio¬
nen über denselben Gegenstand zu sammeln und fortzupflanzen.
Aus dem Gesagten erhellt, dass die Legende schon gegen
das Ende des ersten Jahrhunderts hekannt war. Wir finden sie
in Madynah und in Persien, in Damaskus und in Küfah, hei den
Sunniten wie bei den Schiiten. Aber wir finden keinen Zeugen
dafür vor J. d. H. ')
Es ist ein höchst willkürliches Verfahren, das in einer Le¬
gende Mögliche als historisch und das Wahrscheinliche als Dich¬
tung zu betrachten. Die Reise des zwölfjährigen Propheten nach
Syrien und selbst die Zusammenkunft mit Bahyrä ist bisher als
Thatsache betrachtet worden, aber nicbt das Uebrige. Ich sehe
nicht ein, warum der Einsiedler von arabischen Biographen er¬
wäbnt worden seyn soll , da sie uus doch sonst nur sehr dürftige
Nachricbten über die Jugendgeschichte Mohammad's geben, wenn
nicbt etwas Wunderbares vorgefallen wäre, und die Zeugen stim¬
men mehr im Wunderbaren als im „Historischen" üherein.
Mir kommt es richtiger vor, den Geist der Legenden zu
verfolgen und zusehen, ob sich der Kern derselben schon früher
vorfand , und wie er ausgebildet wurde.
Wir lesen im Mawähib al-ladonijjah I, S. 49 und Isäbah I,
S. 359: U"*^' O-^' Cr^ -»f:*^ o-^' ^/^^^
QÄ;*^* Q?' t5>"^'i ^j-^^ qI-*^' qJ' y^s lS^-^' *-r*^
^ JkmB B^iA- &_A_5 ^ji-c 'bJ^j BjLs^' j |.L-iJt ^^ji-^ijJ ?5
J-S-jM Q., J JLftj li,JL-.J ljA;£r jJ jLäj j,t ^üi ^»iMj
lÄS» JLä wdLII lX*x: ^^j jJJI a*c ^1 lA^js? JLä »^ixJt ^
Jjl c-^lj 3 ^iji (Jö i>.».s? IJ.O ^^f■.^^ 0<Mi LjÄ^' J..trÄ~l iSfi äIH^
miaj! (JO (^yJt vi>j»J L»i5 >_äiL\«3ÄJt j^
„Ibn Mendah schreibt in seiner Traditionssammlung nach
schwach begründeter Ueberlieferungskette von Ihn 'Abbäs herab
(einem Gefährten des Propheten, aher grossen Lügner, st. 71
Jabre alt im J. 68): Ahü Bakr begleitete in seinem achtzehnten
Jahre den damals zwanzigjährigen Propheten io Handelsgeschäften
nach Syrien. Auf einer .Station liessen sie sich im Schatten eines
1) Die Zabl fehlt im Mscr. D. Red.
16*
244 Sprenger, Mohammad's Zusammenkunfl m d, Einsiedler Bahyrd.
Lutusbaumcs nieder. Abü Bukr ging zu eiuem Eremiten Namens
Babyrä, um ibn über etwas zu fragen. Der Einsiedler sprach zu
ihm: Wer ist der IVlann, der dort im Schatten jenes Baumes
sitzt? Abü Bakr antwortete: Mohammad der .Sohn 'Ahd Alläh's.
Der Einsiedler versetzte: Bei Gott, diess ist ein Prophet; denn
kein Anderer sucht nach Jesus unter diesem Baume Schatten, als
Mohammad. Da kam der Glaube [al-tasdik, wovon er den Ehren¬
namen al-Siddik, der Gläubige, erhielt] in das Herz Abü Bakr's,
und als Mohammad seine .Sendung empfing , folgte er ihm.''
Ich muss bemerken, dass, was bei den Muselmanen ein guter
Isnäd ist, für den Historiker ein sehr schwacher seyn kann, und
umgekehrt. So heisst der Isnäd : Zohry von 'Orwab b. al-Zobayr
von 'Äi'sah, die catena aurea, obwohl durch diese kette mehr
Lügen fortgepflanzt worden sind als durcb irgend eine andere.
Ich halte diese Tradition, die etwa 30 Jahre älter ist als
die obige Legende, für deren kern. Hier wie in der Tradition
des Abü Mi^läz wird der Sitz des Einsiedlers noch nicht nnch
Bosrä verlegt. Nach Zohry war Bahyrä ein Jude, nicht von
Bosrä, sondern von Taymä. Die Namen des .4hü Bakr und
Biläl, welche in der Legende stehen geblieben sind, verrathen
ihren ürsprung.
Diese Tradition scheint das Mittelglied zu seyn zwischen
obiger Legende und folgender Erzählung, welcher nachweislich
eine Thatsache zu Grunde liegt. Ich entnehme die Worte dem
Mawähib, weil sie am kürzesten sind: (-^i '^*^'= •s^'
^ÄS" L^J 'ijL:?' S >.^*>? iXipj.^ üäj! ;<.sf.Jo>- j.bLc «.«4. LOj!
OS/***^? LT*^ '^'^ öl äJ, ü^ilA». ^^*« J.*Sj ijs»*" jfj
BySUi yja o*.^ JjÜ it^^l o^AÄJ >^f^ äj^c ^j^'JI Ki«.
»j'jj jj C?>j ^' Hj.5A.-iJt BlX* J.Lj J^;3 Lx jyL^i JUi
Uj ^J~.»ÄJi ^ ».i^Ia^ i:^:^-« SjÄ-L^JI ^ \ß qI^s ^»J
fjD sü\ dy^) o'jS l^i KaIc ^ jCsi^^j »jM^M iicL~ 3, KSC.« lj.ii>^
»'5; iy^^ o^^^S ".r^- J'^S
„Danu ging der Prophet wieder in Handelsgeschäften der
Chndy^ah nach Syrien, hegleitet von ihrem Diener Maysarah.
Vierzehn Tage vor dem Ende des Monats Du'l-hingab erreichte
er Bosrä oder nach Andern Sük Hobäsab in Tihäinab. Er war
damals '25 Jahre alt. Dort liess er sich im Schatten eines Bau¬
mes nieder, und der Einsiedler Nestor sagte: Niemand hat sich
im Schatten dieses Baumes niedergelassen als ein Prophet. In
einer andern Fassung dieser üeberlieferung wird hinzugefügt
„nach Jesus". Maysarah bemerkte, dass er um Mittag von zwei
Engeln beschattet wurde. Als sie zurückkehrten, war es gerade
Mittag, und Chadygah, die auf einem ihr gehörigen Söller sass.
Sprenger, Mohammad's Zusammenkunft m. d. Einsiedler Bahyrd. 245
bemerkte ebenfalls, dass er, wie er auf seinem Kameel einher
ritt, von zwei Kngeln beschattet wurde. Diese Tradition wird
von Abu No'uym erzahlt."
Ibn Sa'd erzählt dasselbe mit dem Zusätze, dass er vou
einem Kaufmann aufgefordert wurde, bei ul-Lät und al-'Ozzä zu
schwören, und aus Abscheu vor den Götzen sich dessen weigerte.
Ibn Ishäk erzäblt dieselbe Geschichte, gieht aber keinen Isnäd,
und in Bezug uuf die Beschattung durch die zwei Engel sagt er
lj-*c; L»*5 , — er bezweifelt das Wunder. Der Isnäd des Abü
No'aym ist unglücklicher Weise im Mawähib ausgelassen. Ibu
Sa'd gieht folgenden Isnäd: ^^j-*^' ^♦c lA*.*? Ljj_k>t
cXs«» J.1 qC a^JL-c w**r lül Aa*c Hj*c ^.c XaaÄ ^jI
ij'*:'. N»*^ K<«»Afij q£ ^.ij^^ vA«*n ^^jl
„Nafysah, die Tocbter der Munjah , Schwester des Ja'lä (st. 47)
[und Freundin der Chadygah], erzählte der Mutter des Sa'd, deren
Älano .Sa'd b. al-Raby biess, und die Mutter des Sa'd erzählte
es der 'Amrah [deren Traditionen auf Befehl des Chalifen 'Omar
h.'Abd al-'Azyz aufgeschrieben wurden und die IOB starb], und
diese erzäblte es dem Müsä b. Saybah , welcher es dem Wä¬
kidy mittheilte ')."
Aus dem Gesagten ergiebt sich nun , dass wir für die Reise
Mohammad's nach Syrien im Dienste der Chadygah und seiner
Zusammenkunft mit einem Asceten das älteste Zeugniss baben ;
dns Wunder von den beschattenden Engeln, welchem nocb Ibn
Ishäk nicht volleu Glauben schenkte, wie auch der Schwur „bei
al-Lät und al-'Ozzä", der bei .4bü No'aym feblt, ist eine spä¬
tere Zugahe.
Um die Mitt« des ersten Jahrhunderts erweiterte sich die
Erzählung zu der von Ibn 'Abbäs erfundenen uder wenigstens
anerkannten Tradition von der Reise Mohammad's nach Syrien mit
Abü Bakr. Diese Geschichte scheint aber nie sehr in Aufnahme
gekommen uud kurz darauf zu der hekannten Legende erweitert
worden zu seyn , welche allen Bedürfnissen der Zeit entsprach und
zu Ende des zweiten Jahrhunderts als historische Thatsache be¬
trachtet wurde.
Und nun nocb einige Worte über Babyrä und die Veranlas¬
sung zur \'ersetzung der Legende in die Jugendjahre des Pro¬
pheten. Ich erinnere vor allem an die Stelle, die ich früher,
Zeitschrift VII. S. 414, mittheilte und aus welcher erhellt, dass
I) Die Erzählung der Nafysah wurde aueh von Abu'Aly b. al-Sakan (starb dem Nür al-nibräs .S. 166 zufolge im J. 3.53) aufgezeichnet, und in
•Oyün al-Atbar findeu wir sie amalgamirt mit der Version des Wäkidy, aber obne den Isnad. Abü 'Aly's Text scheini viel mehr verziert zu scyn.
l'nler anderem wird versichert, dass Nafysah seihst die Engel gesehen bab«.
246 Sprenger, Mohammad's Zusammenkunfl m. d. Einsiedler Bahyrd.
Bahyrä )□ Makkab war und Mohammad bewog, sich zum Pro¬
pheten zu erklären.
Nestor uud Bahyrä werden uls identisch betrachtet von Ibn
Hajr (s. Isäbah unter j>b"*^)> und daher wird obige Stelle
durch folgende , die wir ebenfalls hei Sohayly S. 174 finden,
bestätigt: JL«.j c^ällajl iCjs;>Ai» ijo ^6>\ LJls
(j*ji.XÄ (j«ji>.ä L^J ilLftj w^^ljit j^Lwi^jj ^Jl,\JkltS v_jLäÜI |»lc «Aäc
„Als der Prophet der Chadygah den Namen Gabriels mitgetheilt
hatte , ging sie um Leute zu fragen , die mit der Bibel bekannt
waren, wie'Addäs und Nestor der Ginsiedler, und beide sagteu
heilig! heilig!"
Ibn Hajr, in der Isäbah unter'Addäs, sagt: qL«.*^*.] JLs
tp- 3, l»sj tj^j »öt tA«.*!? w *lJi ijaÄi-' J5I ^jl LiiL [^«.Ali!
« —
»Mt LJAs JwaJjas» &aIc J^äs ^ä^Kj J>Jtsj L*j« Ijt^ ä.aJ! ^/^i tj'-^
K/o^t sj^ u5ljLi ^.^jI K.5r,-X.i> «J y;>JLfis c^-ii-XÜ ^^lXs üLi»^
»i^-^J^ (*S — 'j*^J j_yyCi^C g^AöLi J J^9 J>;*=*1 0^5
Jw«w^l ^1 5 J'*J;*=» o' Jl-«' O^**^ er«
(_g^iAj LAÜjiiij iütA^j üaäuJI lXäc j^Lj slXäc q« c>.IasI
8iÄfl> KSj. Jf u5i.'Ö.J.ixi L^J JLäs aJ ciA^Lös (j*(j<.c *I jLä^
«.AAj »Di yvj.«! j,s> (j*,l»Xc JUts &-A-S JLsj ü*äc i^jI ,_ja«^'« LaisjI ü*aft!t
QI i^jLiH j lXjLc /^-^-i ^^^■^J>*S CJ>?5
«J^ilj 8^^' (jäLac Ü/CjJIc ».ajI LLic eJ^*^
„Solaymän Taymy erzählt (in seiner Biographie des Propheten),
dass er gehört habe, das Erste, wodurcb Gott .Mohammad aus¬
zeichnete, sey eine Vision gewesen, die er zu Hirä hatte, wohin
er sich zurückzuziehen pflegte, um der Theilnahme an dem, was
um ihre Götter geschab , auszuweichen. Es kam nämlich Gabriel
zu ihm vom Himmel herab und näherte sich ihm, Muhammad aber
fürchtete sicb vor ihm. Als er diess der Chadygah erzäblte, sagte
sie: Sey gutes Muthes; denn du bist der Propbet deiner Nation.
Diess hat mir, schon ebe ich dich heirathete, mein Diener Näsih
und der Einsiedler Bahyrä verkündet. Dann ging sie zu dem Ein¬
siedler, und dieser sagte: Gabriel ist der Botschafter Gottes und
der mit seinen Sendungen an die Propheten Betraute. Dann
ging sie zu einem Christen aus Ninive Namens'Addäs , im Hause
des'Otbab h. Raby'ab, und dieser sagte ihr dasselhe. Dann begab
sie sich zu Warakah. Diese Geschichte erzäblt auch Müsä h.
Sprenger, Mohammad's Zusammenkunfl m. d. Einsiedler Bahyrd. 247
'Okbah (st. 141 und hinterliess die heste Lebensbeschreibung-
Mohammad's); er giebt dabei an, 'Addäs habe gesagt: Gabriel
ist der mit den Sendungen zwischen Gott und seinen Propbeteu
Betraute und der Engel welcher mit Moses und Jesus verkehrte.
[Abü 'Abd Alläh Mohammad] Ibn 'Äid (geb. 150, gest. 2.33 und
Verfasser einer Lebensbeschreibung Mohammad's) erzählt in den
„Feldzügen" Aehnliches ausführlich auf die Bürgschaft des'Otmän
h.'Ata (st. 155), der die Geschichte durch seinen Vater (st. 135)
von 'Ikrimah (st. 107) erhalten hatte, dem sie von Ihn 'Abhäs
(st. 68) mitgetheilt worden war." Aus dieser wichtigen Stelle
ist es klar, dass die ältesten Biographen des Propheten alle zu¬
gaben , duss Bahyrä später in Makkah lebte.
Mokätil (st. 155) glaubt, dass Sur. 28, 52, besonders fol¬
gende Personen zu verstehen seyen : Ahruhuh (welcher nach Fä-
kihy, Gesch. Makkah's, zu Makkah war und den Isläm bekannte,
nach Ibn Ha^r aber war jener ein anderer Abrahah) , idrys, Airat
Ayman , Bahyrä, Tamdm , Tamym und Näfi'. Diese acht Männer
waren, sagen andere Autoren, Christen aus Syrien und waren
mit Abü (ga'far h. Aby 'Abd Alläh und dreissig abessinischen
Christen nach Madynah gekommen. Es ist aber zu bemerken,
dass die .Sura, in der dieser Vers vorkommt, zu Makkah ge¬
offenbart wurde.
Aus dem Gesagten ist es wahrscheinlich, dass Bahyrä und
andere Christen früher als die Koraysitischen Flüchtlinge nach
Abessinien auswanderten und später nach Madynah kumen. Es
scheint, dass er Mohammad überlebt hahe; denn wir haben eine
Tradition von ihm üher das Verbot des Weines , die 'Aly von
ibm hörte. Es ist übrigens möglich , dass er sie zu Lebzeiten
des Propheten von ihm gehört hatte. Es scheint keinem Zweifel
zu unterliegen, dass Babyrä zu Makkah war, als Mohammad sein
Prophetenamt antrat; aber was später aus ihm wurde, wissen
wir nicht, denn die letztgenannten Nachrichteo sind oicht sehr
zuverlässig.
Mas'üdy sagt, duss Bahyrä derselbe Eiosiedler oder Möocb
sey, deo die Christen Sergius heisseo. Die Stelle ist iosofero
merkwürdig, als daraus erhellt, dass die Christen schon damals
'— im J. 332 — den Mohammedanern den Vorwurf machteo, ihr
Prophet sey von Sergius unterrichtet worden. Da diese Beschul-
digong eine Thatsache war, welcher im Korän der sehr unge-
oUgeode Gegenbeweis entgegengestellt wird, dass die Offenba¬
rung arabisch , die als Gebülfen genannten Leute aber des Ara¬
bischen unkundige Ausländer seyen, so war diese Anklage unter
den Heiden von Makkah uud den arabischen Christen so alt als
die Prätensionen Mohammad's, und um sie mit desto grösserem
Erfolg leugnen zu können, wurde die Zusammenkunft des Pro-
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'HS Sprenger, Mohammad's ZusammenkunH m, d. Einsiedler Bahyrd.
pheteo mit Sergius iu seine Kinderjahre verlegt') und die An¬
wesenheit des Sergius zu Makkah ganz und gar verschwiegen.
In der Tradition des Abü Miglaz stirbt dieser Simeon des Islam
unmittelbar nachdem seine Augen den Gesandten Gottes geschaut
haben. In Makkah macbte Mohammad gemeine Sache mit den
Christen und seihst mit den Juden , aber seit der Hi^rah wurde
aeine Religion mehr und mehr national arabisch und antichrist¬
lich. Er sowohl als seine Nachfolger — besonders 'Omar, 'Or-
wah b. al-Zobayr und Ibn al-Mosayyab u. a. m. — gaben sich
die grösste Mühe, alles, was an seine ursprüngliche Tendenz
erinnern könnte, zu verwischen. Zu Ende des zweiten Jahrhun¬
derts hatte der Isläm, so weit er auf Traditionen (wahren oder fal¬
schen ) beruht, seine vollkommene Ausbildung erhalten, und das
einzige Mittel , die frühesten Metamorphosen sowohl theologischer
Lehren als auch der Auffassung historischer Thatsachen zu ver¬
folgen, ist ein aufmerksames Studium der Isnäds, die bisher in
Europa auf so unerklärliche Weise selbst von Historikern ver¬
nachlässigt worden sind.
Bevor ich diese Bemerkungen schliesse, muss icb auf eine
Stelle der Isäbah unter „Talhah" aufmerksam machen, in der
wir den Einsiedler von Bosrä in einer andern Gestalt finden:
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v_A.?tjJI t,j.J:i>\.i ci«.*i-».Ls ^j=S ^ LjI
„Man sagt, die Ursache der Bekehrung des Talhah b. 'Obayd-
Alläh sey ein Vorfall gewesen, den Ibn .Sa'd der Sekretär auf
das Zeugniss des Machramah b. Solaymän (st. 130) erzählt, dem er
1) Abu '1-Hasan Mawardy (st. 450) sagte, dass Mohammad erst nenn
Jahre alt war, und Abü Miglaz scheint geglaubt zu baben, dass er nocb nicbl sieben Jahre alt war; denn aus dem Zusammenhange ist cs klar, dass ,,'Abd al-Mottalib" in obiger Tradition die richlige Leseart ist. Mas'üdy
jedoch setzt Mohammad's Reise mit Abn fälib nnd Abü Bakr nach Syrien
kurz vor seiner Bekanntschaft mit Chadygah, also, wie Ihn'Abbäs, als er etwa 20 Jahre all war.
Sprenger, monammait's Zusammenkutiß m. d. Einsiedler Bahyrd. 249
von Ibrahym b. Mohammad h. Talhab (st. 74 Jahre alt im J. 110)
mitgetheilt worden war. Sein Grossvater Talhah (st. 64 Jahre
alt im J. 36) sagte: leb besuchte den Markt von Bosrd. Da war
ein Einsiedler in seiner Zelle, der sagte: Fragt die Leute, die
auf dieser Messe sind, oh einer vom Haram unter ihnen ist,
ich erklärte, dass ich vom Haram sey. Der Einsiedler fragte:
Ist Ahmad aufgetreten? Ich versetzte: Wer ist Ahmad? Er
antwortete: Der Sohn 'Ahd Alläh b. 'Abd al - Muttalib's, Diess
ist der Monat, in dem er auftreten soll. Er ist der letzte der
Propheten und tritt zuerst im Haram auf. Der Ort, wohin er
auswandern wird, ist reich an Palmbäumen, aber steinig uud
der Boden ist salzig. Lass nicht Andere dir zuvor zu ihm
kommen! — Seine Worte machten einen tiefen Eindruck auf
mich. Ich ging schnell nach Makkah zurück und fragte, ob
etwas Neues vorgefallen sey. ich erhielt zur Antwort: Ja, Mo¬
liammad der Zuverlässige ist als Propbet aufgetreten, und der
Sohn Abü Kohäfah's [Abü Bakr] hat sich ihm angeschlossen.
Ich giog zu Abü Bukr, der mich zum Propheten führte, nahm
den Isläm an und erzählte dem Propbeten die Gescbichte mit dem
Eiosiedler."
Der Isnäd dieser Tradition ist sebr gut, und das Wunderbare
der Geschichte verschwindet für deu, welcher den altarabiscben
Styl keoot. Sie erzählen meist in dialogischer Form, und um
den dramatischen Effect zu erhöhen , conceotrireo sie die Ereig¬
nisse von vielen Jahren auf einen Moment uod lassen Handlun¬
gen als das Resultat eines plötzlichen, auf eioe frappaote Weise
berbeigefUhrteo Entschlusses erscheinen. Es wäre wohl möglich,
dass der sechzehnjährige 'falhah die ersten richtigen Ideen über
die Gottheit in Bosrä gesammelt bätte uod dass seiue dramati-
sirte BekehruDgsgeschichte später mit der Bahyrä-Geschicbte ver-
Bchmolzeo wordeo wäre.
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Ueber einige muhamniadanische Münzen des
Königlichen Münz-Cabinets zu Dresden.
Von
Dr. liUdoir Hrehl.
In der neuerdings für das liiesige Königliche Münz-Cabinet
nugekauften S t e i n I a'sehen , üher 3000 occidentalische IMUnzen
enthaltenden Sammlung befinden sich auch 18 orientalische Ku|i-
fermünzen, welche mir vor einigen Tagen der gegenwärtige
Direetor des Münzeabinets, Herr Bibliothekar Lossnitz er,
zur Durchsicht uud näheren Bestimmung übergab. Da jeder neue
Beitrag zur muhammadanischen Numismatik erwünscht ist, so
halte ich die Veröffentlichung derselben , weicbe zugleich ein
Supplement zu meiner „Commentatio de numis Muhammadauis in
numophylacio Regio Dresdensi asservatis" bildet, für der Mühe
Werth.
No. L Auf dem Avers findet sich eine sitzende Figur mit
untergeschlagenen Beinen, deren Kopf mit einem Hute bedeckt
ist. Das Gesicht ist dem Beschauer zugewendet, die Recbte
hält ein am Halse hängendes Kleinod, die Linke ist auf die
Hüfte gestützt. Links vom Haupte steht: US Xi*. , rechts:
itjL»^«.}. Die äussere Randschrift ist zum Theil zerstört, doch
lässt sich noch Folgendes erkennen: ^äli^ Ojii'Ü! a5i.Ul
(^^)j,LjLA/« i .. (?j gvÄaJI . Die zwei Buchstaben zwi¬
schen dem sebr undeutlichen ^^^y* »ud dem unzweifelhaften I
sehen fast wie aus, docb sind sie sehr verwischt.
Der Revers bat in der Mitte folgeude Inschrift:
II^I! 11^1 \\^\^\ ^Uü! \\^.
Die Randlegende ist stark verwischt, doch ist J ||.5L«3| kiS^^.U!)
noch erkennbar, und lässt sich dieselbe nach den zwei Peters¬
burger Exemplaren (vgl. Fraehn Rec. p. 627. Dorn in Fraehnii
Opp. post. I, 281) leicht suppliren; sie lautete höchst wahr¬
scheinlich: i_Jy,jl yi\ ^i>-^^ '—ft**- J'^t«^' u5^UI .
Die vorliegende Münze gehört also dein Ajjübiden al-
Malik al - A ä r a f Müsä zu und ist im J. 612 ( = 1215, 6) zu
Majjafärikiu in Dijär Bukr (vgl. Maräsid III, 182. Hammer,