von chronisch Kranken gemeistert werden. Würde die Bitte dieserneuen Art von Krankenkassen erfüllt, ihnen auch noch den Sicherstellungsauftrag für die medizinische Versorgung zu übertragen, so würde im sprichwörtli- chen Sinne der vom Wettbe- werbsvirus erfaßte Kassenbock zum Gärtner im Gesundheitswesen ge- macht.
Demgegenüber setzen die Ver- tragsärzte auf eine sinnvolle Weiter- entwicklung der Versorgungs- und Vertragsstrukturen in der gesetzli- chen Krankenversicherung. Da die Krankenkassen unter den Bedingun- gen eines Verdrängungswettbewerbs um "Versichertenanteile" zu einem unkalkulierbaren Risiko für die Qua- lität der Krankenversorgung werden können, sind folgende "Wettbewerbs- grundsätze" für die Ärzteschaft unab- dingbar:
~Die Kernleistungen der Kran- kenversorgung müssen erhalten blei- ben und dürfen nicht Opfer eines Kassenwettbewerbs sein.
~ Die ausschließlich marketing- gesteuerte Finanzierung von medizi-
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DER KOMMENTAR/ AKTUELL
nischem Unsinn aus Solidarbeiträgen muß ein Ende haben.
~ Strukturelle und inhaltliche Weiterentwicklung der Krankenver- sorgung nur aufgrunddefinierter Ver- sorgungsmodelle (zum Beispiel das KBV-Modell "vernetzter Praxen").
~ Vertragliche Vereinbarungen nur mit den Kassenärztlichen Vereini- gungen; keine Spaltung der Ärzte- schaft!
~ Neue Versorgungsstrukturen zunächst als Erprobungsregelungen auf der Basis von Freiwilligkeit bei Versicherten und Vertragsärzten.
Bei Einhaltung dieser Grundsät- ze sind die Vertragsärzte offen für alle Überlegungen hinsichtlich einer sinn- vollen, auf die tatsächlichen Interes- sen der Patienten ausgerichteten Wei- terentwicklung des Gesundheitswe- sens in der Bundesrepublik Deutsch- land.
Die Krankenkassen jedenfalls sollten sich mehr einfallen lassen, als im Machtkampf um Versichertenan- teile die bislang hohe Qualität unse- rer Krankenversorgung aufs Spiel zu
setzen. Ja
45. Wissenschaftlicher Kongreß des ÖGD
Vorrang für den Infektionsschutz
Noch 39 Jahren tagte der Kongreß der Bundesverbände der Ärzte und Zahnärzte des Öf-
fentlichen Gesundheitsdienstes zum ersten Mol wieder in einem der neuen Bundesländer, in Sachsen. Für den langjährigen Vorsitzenden, Dr. med. Peter Grieve, war die Veranstaltung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden die letzte in seiner bisherigen Funktion. Für sei- ne Verdienste wurde ihm die Johonn-Peter-Fronk-Medoille verliehen.
Am 9. Mai haben der Bundesver- band der Ärzte des Öffentlichen Ge- sundheitsdienstes und der Bundesver- band der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ihren 45. Wis- senschaftlichen Kongreß im Deut- schen Hygiene-Museum in Dresden abgehalten. Dies war zugleich ein hi- storisches Ereignis, denn die Veran- staltung fand das erste Mal seit 39 Jah- ren wieder in einem der jetzigen neu- en Bundesländer statt. Für den bishe- rigen Vorsitzenden des Bundesver-
bandes, Dr. med. Peter Grieve, hieß es auch Abschied nehmen: Aus Alters- gründen schied Grieve nach langjähri- ger Tätigkeit in seinem Amt aus. Zu seinem Nachfolger wurde in Dresden Dr. med. Burkhardt Jaeschke, Leiter des Gesundheitsamtes in Hamburg- Harburg, gewählt. Zweiter Vorsitzen- der wurde Dr. med. Dietmar Laue aus Geithain, Sachsen.
Mit Blick in die Zukunft kündigte der Staatssekretär im Bundesministe- rium für Gesundheit, Baidur Wagner, A-1744 (42) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 24, 16. Juni 1995
in seinem Grußwort an, die längst fäl- lige Aktualisierung des Bundes-Seu- chen-Gesetzes - es stammt aus dem Jahre 1962- nunmehr auf den Weg zu bringen. Noch in dieser Legislaturpe- riode soll die Reform in Kraft treten.
Im Vordergrund:
die Prävention
Ziel sei es, ein modernes "Infek- tionsschutz-Gesetz" zu schaffen, bei dem die Prävention stärker in den Vordergrund gestellt werdt<n soll. Als Eckpunkte der Reform nannte Wag- ner
~ den Ausbau der lnfekti- onsepidemiologie,
~ die Überprüfung der Unter- suchungspflichten und Tätigkeitsver- bote beim Verkehr mit Lebensmitteln und in Gemeinschaftseinrichtungen,
~ moderne Regeln für den Umgang mit Krankheitserregern und
~ die Verbesserung des Impf- wesens.
Wichtig sei es insbesondere, die Infektionsepidemiologie in Deutsch- land weiter zu verbessern. "Obwohl es hervorragende Beiträge zu Einzel- themen gibt, mangelt es an einer Zu- sammenführung und synoptischen Analyse der Einzelergebnisse sowie einer themenübergreifenden Koordi- nation der Aktivitäten", bemängelte Wagner.
Das zur Zeit allenthalben im Ge- sundheitswesen diskutierte Thema
"Qualitätssicherung" war schließlich auch Diskussionspunkt für die Teil- nehmer in Dresden. "Unser Bundes- verband konnte in Verbindung mit der Bundesärztekammer einen Ent- wurf zur Weiterbildungsordnung erar- beiten, der für das Weiterbildungsge- biet ,Facharzt für öffentliches Ge- sundheitswesen' nunmehr die genau- en Inhalte festlegt", ließ Grieve die Amtsärzte wissen.
Darüber hinaus sicherte Wagner den Ärzten des Öffentlichen Gesund- heitsdienstes aus den neuen Bundes- ländern zu, sie künftig in das Qualifi- zierungsprogramm für Beschäftigte im Gesundheitswesen der neuen Län- der einzubinden. Es sei beabsichtigt, jeweils für zwei Länder gemeinsam zweitägige Fortbildungsveranstaltun-
gen anzubieten. Sp