S C H L U S S P U N K T
[96] Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 50½½½½14. Dezember 2001
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lle Jahre geschieht im- mer wieder aufs Neue, dass der Steuerberater mit sorgenzerfurchter Miene seinem Mandanten Angst macht. Stein auf Bein schwört dann der gute Mann, wie wichtig es sei, den schon ge- reiften Dezember zu nutzen.Sie haben richtig vermutet, es geht darum, dem Fiskus Geld zu entlocken oder es ihm schon gar nicht zu geben. Steu- ersparen ist das Zauberwort.
Ganz zufällig zieht der Berater auch noch die passenden Pro- spekte aus dem Ärmel, was darf es denn sein, eine Schiffs- beteiligung, ein Leasingmodell oder doch lieber ein Windpark?
Abgesehen davon, dass man- che (nicht alle!) Berater in sol- chen Fällen eine Vermittlungs- provision bekommen, sind vie- le Steuersparmodelle mit in- niger Vorsicht zu genießen.
Neben dem enorm hohen Kostenblock, den der Initiato-
renkreis und dessen Umfeld verursacht, ist es vor allem das unternehmerische Risiko, das an solchen Projekten wie zäher Leim klebt. Wer auf einem fau- len Beteiligungsei sitzt und jah- relang aus der Kiste nicht raus- kommt, weiß davon ein Lied zu singen. Seien Sie versichert, da- von gibt es jede Menge, so ist zumindest meine Erfahrung aus vielen Börsebius-Telefon- beratungen.
Ein wirklich vernünftiges Steuersparmodell ohne große Kosten für Dritte zu produzie- ren, können Anleger in die- sem Jahr selbst ohne fremde Hilfe realisieren. Vorausge- setzt, sie haben Aktien mit Verlustpositionen im Depot.
Und wer hat die nach diesem verkorksten Börsenjahr nicht!
Mit dem Jahreswechsel 2001/2002 ändern sich nämlich die Besteuerungsgrundlagen bei Wertpapieren so wesent- lich, dass ein Gegensteuern wirklich lohnt. Das so genann- te „Halbeinkünfte-Verfahren“
wird dann geltendes Recht. Ab 1. Januar nächsten Jahres sind Dividenden, Spekulationsge- winne, aber eben auch Verlu- ste aus Wertpapiergeschäften immer nur mit dem halben Steuersatz zu versteuern bezie- hungsweise zu verrechnen. Was bedeutet das aber praktisch?
Ein kleines Beispiel: Ange- nommen, Sie sitzen bei der Te- lekom-Aktie, die vor zehn Mo-
naten gekauft wurde, auf ei- nem Verlust von 5 000 Mark.
Anderseits könnten Sie einen steuerpflichtigen Gewinn von 5 000 Mark bei ThyssenKrupp gegenrechnen, die sie vor erst acht Wochen gekauft haben.
Wenn Sie morgen alles ver- kaufen, gilt das steuerlich als Nullsummenspiel. Eine gute Idee, könnte man meinen.
Tatsächlich wäre ein sol- ches Vorgehen aber gar nicht zweckmäßig. Besser wäre, ThyssenKrupp dieses Jahr zu verkaufen. Der ganze Verlust von 5 000 Mark lässt sich auf das folgende Jahr verlagern (Verlustvortrag). Falls Thys- senKrupp im nächsten Jahr innerhalb der Spekulations- frist verkauft wird, braucht gleichwohl nur der „halbe“
Gewinn versteuert zu wer- den. Ein schönes Geschäft al- so und ganz ohne die üblichen Bauchschmerzen bei Steuer-
sparmodellen. ✮
Steuern
Lustvolle Verluste
„Der Fußgänger hatte an- scheinend keine Ahnung, in welche Richtung er gehen soll, und so überfuhr ich ihn.“
„Ich musste schneller fah- ren, um durch den Luftzug die Biene aus dem Auto zu kriegen.“
„Bei dem Tempo konnte ich das Verkehrsschild nicht lesen.“
„Hinter mir kam ein Sani- Auto mit Blaulicht. Um aus- zuweichen, fuhr ich schnell über die Kreuzung, wobei ich die Rotampel übersah!“
„An der Kreuzung hatte ich einen unvorhergesehenen Anfall von Farbenblindheit!“
„Ich dachte nicht, dass mich die Polizei noch erwischt.“
„Im hohen Tempo näherte sich mir die Telegrafenstange.
Ich schlug einen Zickzackkurs ein, aber dennoch traf mich die Telegrafenstange am Kühler.“
„Leider habe ich das Rot- signal nicht beachtet, weil mich meine attraktive Beifah- rerin ablenkte.“
„Ich bin nur deshalb so schnell gefahren, weil ein Gangster hinter mir her war.“
„Ich hörte gerade den Bör- senbericht, der brach plötz- lich ab; ich musste daher aufs Gas drücken, um schnell aus dem Tunnel zu kommen, um die Börsenkurse mitzu- kriegen!“
„Ich habe noch nie Fahrer- flucht begangen; im Gegenteil, ich musste immer weggetragen werden.“
„Ich wollte meinen im Ko- ma liegenden Wellensittich so schnell wie möglich zum Tier- arzt bringen!“
„Ich bin Tierpfleger und musste schnellstmöglich mei- nen Zoo erreichen, weil eine brünstige Schimpansin ausge- brochen war. Nur ich war in der Lage, das gefährliche Tier einzufangen.“
„Meine Frau ist schwanger, da sie stöhnte, glaubte ich, die Wehen haben eingesetzt, und gab Gas.“
Gesammelt von Bernd Ellermann
Ein Anfall von Farbenblindheit
Wenn ’s darum geht, das Flensburger Punkte-Konto niedrig zu halten, ist Autofahrern keine Ausrede zu blöd. Hier eine kleine
Sammlung origineller Ausreden von Tempo- und Rotlichtsündern:
Post Scriptum
Börsebius
„Ist Ihnen klar, dass Sie für mein Tempo verantwortlich sind, weil Sie mir dermaßen schnell gefolgt sind?“ CARTOON-ARCHIV Phil Interlandi