Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Alkoholkonsum fördert Ulkusheilung
Zu den überlieferten diätetischen Richtlinien bei der Behandlung des peptischen Ulkus gehört das Alkoholverbot. Daß diese diäteti- sche Restriktion unbegründet ist, berichtete Sonnenberg, Zürich.
In einer kontrollierten Studie wurden Faktoren untersucht, die zu einer Ulkusheilung beitrugen und die für ein Ulkusrezidiv ver- antwortlich zu machen waren.
Die Therapiestudie umfaßte 134 Ulcus-duodeni-Patienten, die mit Cimetidin, Pirenzepin oder Place- bo behandelt wurden. Dabei zeig- te sich, daß in einem Kollektiv mit hoher Spontanheilungsrate Ci- metidin, nicht jedoch Pirenzepin die Ulkusheilung zu beschleuni- gen vermochte. Nikotinabstinenz wirkte sich günstig aus, desglei- chen überraschenderweise die regelmäßige Einnahme von et- wa 20 Gramm Alkohol pro Tag.
Ulkusrezidive wurden durch Ni- kotinkonsum begünstigt, durch 400 mg Cimetidin ließen sich Re- zidive verhindern.
(Digestive Disease Week, Mai 1980, Salt Lake City)
Der fettinkrustierte Dickdarm
Bei Patienten mit ausgeprägter Steatorrhöe kann Fett im Bereich der Kolonmukosa inkrustieren und ein Röntgenbild imitieren, das an eine chronisch entzündli- che Darmerkrankung erinnert (Quigley, Glasgow). Ursache der Steatorrhöe war eine Glutenente- ropathie bei fünf Patienten, beim sechsten lag eine primär sklero- sierende Cholangitis vor. Im Ko- lon-Doppelkontrast wurde die Diagnose einer schweren Colitis ulcerosa gestellt und drei Patien- ten eine Kolektomie empfohlen.
Ein Patient wurde sogar laparoto- miert, bei den anderen Patienten
konnte die korrekte Diagnose da- durch gestellt werden, daß die Fettzufuhr in der Nahrung hoch- gradig eingeschränkt wurde. Da- durch kam es nach fünf Tagen zu einer Normalisierung des Kon- trasteinlaufs.
(XI. Internationaler Kongreß für Gastro- enterologie. Juni 1980, Hamburg)
Ausdehnung
der Feinnadelpunktion
Besonders in Schweden ist die moderne Entwicklung der Fein- nadelpunktion gefördert worden.
Stormby, der die Feinnadelpunk- tion ihrer Ungefährlichkeit wegen scherzhaft als „diagnostische Akupunktur" bezeichnete, wies auf die Ausdehnung der Methode auf zahlreiche Organe wie Le- ber, Bauchspeicheldrüse sowie Lymphknoten im Bauchbereich hin. Verbesserte Möglichkeiten, die feinen Nadeln an die richtige Stelle zu führen, haben der Fein- nadelpunktion neue Bereiche er- schlossen. Besonders die Kombi- nation mit Ultraschalluntersu- chungen, die ebenfalls harmlos sind und beliebig oft wiederholt werden können, hat sich be- währt. In den letzten 30 Jahren wurden in Schweden viele Tau- sende von Feinnadelpunktionen durchgeführt, ohne daß Kompli- kationen auftraten. Insbesonde- re konnte über keinen Fall von Tumorzellverschleppung durch Feinnadelpunktion berichtet wer- den (Lönehagen). Der Bedarf an Feinnadelpunktionen wurde auf 20 000 pro 1 Million Einwohner angegeben. Um einen hohen dia- gnostischen Leistungsstandard zu erreichen, sollte der Zytologe sein Gebiet als „Full-time- und life-time"-Aufgabe betrachten, das heißt sich ganztätig und ein Leben lang diesem Gebiet wid- men. Sol
(7. Internationaler Kongreß für Zytologie.
Mai 1980, München)
Verschluß oder
intrahepatischer Ikterus?
Einzelne biochemische Untersu- chungen erlauben keine Differen- zierung zwischen intra- und ex- trahepatischem Ikterus. Das ge- samte Enzymmuster hilft aber weiter (Schmitt, Department für innere Medizin, Abteilung Ga- stroenterologie, Medizinische Hochschule Hannover). Schon die Relation der Screening-Enzy- me Gamma-GT. GPT und Cholin- esterase gibt größere diagnosti- sche Sicherheit als nur ein Wert allein. In den Relationen der ver- schiedenen Enzymwerte bezie- hungsweise in deren Quotienten liegt die Differentialdiagnose.
Auch für toxische Schäden gibt es Enzymmuster, die gemeinsam mit Anamnese und klinischem Bild weiterführen. KW
(Vl. Internationales Kissinger Kolloquium, April 1980, Bad Kissingen)
Somatostatin bei Pankreatitis
Im Tierexperiment hat Somato- statin einen günstigen Effekt auf die Überlebensrate bei der expe- rimentellen akuten Pankreatitis gezeigt. Limberg, Medizinische Universitätsklinik, Abteilung für Gastroenterologie, Heidelberg, hat deshalb bei 11 Kranken mit schwerer akuter Pankreatitis und bei 2 Patienten mit chronischer Pankreatitis Somatostatin (250 Mikrogramm pro Stunde per infu- sionem) eingesetzt. Das klinische Bild besserte sich unter dieser Maßnahme schnell und deutlich.
24 bis 30 Stunden nach Therapie- beginn waren nur noch geringe Schmerzen vorhanden. Die La- borparameter besserten sich im gleichen Ausmaß. Demnach hat Somatostatin bei akuter Pankrea- titis einen günstigen Einfluß. KW
(86. Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin. April 1980, Wiesbaden)
2290 Heft 39 vom 25. September 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT