Aktuelle Medizin
AUSSPRACHE
Allgemeinverbindliche Titerangaben zum HAH-Test können zur Zeit nicht gegeben werden, allein schon, weil Testdurchführung und auch Titerbe- rechnung je nach Laboratorium ver- schieden sind. In unserem Institut sehen wir zum Beispiel Röteln-HAH- Titer von 1 :8 als klar positiv an, selbstverständlich auch solche von 1 :16.
Dies ist keine Spiegelfechterei, weil zunehmend mit Titerangaben allge- meine Empfehlungen ausgespro- chen werden, die nicht statthaft sind. So müssen wir auch immer wieder lesen, daß Titerwerten von 1:16 und 1 : 32 eine Unsicherheit anhafte und deshalb eine Röteln- Schutzimpfung zu empfehlen sei.
Bei einem ordnungsgemäß durchge- führten Test — wozu unter anderem eine vollständige Enfernung soge- nannter unspezifischer Inhibitoren gehört — sind die Ergebnisse ein- deutig.
Wir empfehlen, den Befund mit der Interpretation negativ oder positiv (mit Titerangabe) herauszugeben.
Die denkbare Situation, daß Antikör- per nach überstandener Infektion mit dem verwendeten Test nicht mehr oder gerade eben nachweisbar sind, kommt unserer Erfahrung nach selten vor und ist dazu ohne negative Konsequenz für die Patien- tin, abgesehen von einer vielleicht überflüssigen Impfung.
Unbedingt ergänzt werden muß die Angabe in der Tabelle, daß „bei ei- nem gleichbleibend hohen Titer von 1 : 512" Verdacht auf kürzliche In- fektion bestehe. Selbstverständlich könnte — wie der Autor richtig aus-
führt — ein solcher Titer „ein Hinweis auf eine kürzlich abgelaufene Infek- tion sein", es ist aber festzustellen, daß auch bei frischen Rötelninfek- tionen nur niedrige Titer erreicht werden, wie wir dies übrigens von allen Infektionen her kennen. Ein niedrigerTiter darf also bei entspre- chendem Verdacht nicht davon ab- halten die notwendigen Untersu- chungen (wie rötelnspezifische IgM- Bestimmung) durchzuführen.
Obwohl bei der korrekt durchge- führten Röteln-Schutzimpfung die Konversionsrate hoch liegt, ist der Impferfolg unbedingt serologisch zu kontrollieren. In Anbetracht der möglichen schwerwiegenden Kon- sequenzen betrachten wir die nicht durchgeführte Kontrolle des Impfer- folgs bei Röteln als Kunstfehler.
Literatur
Leide). J.; Mertens, Th.; Fischer, G.; Hermann, G.; Eggers, H. J.: Untersuchungen zur Opti- mierung des Rötelnvirus-Hämagglutinations- hemmtests, Dtsch. med. Wschr. 101 (1976), 1387-1389 — Leide), J.; Mertens, Th.: Eggers, H. J.: Auftreten und Persistenz rötelnspezifi- scher IgM-Antikörper. Dtsch. med. Wschr. 102 (1977). 1418-1421 — Mertens, Th.: Der Röteln- Hämagglutinationshemmtest (HHT). Inaugu- ral-Dissertation. Köln. 1976 — Zippel. C.; Feder- mann. G.: Leide!. J.: Eggers, H. J.: Quantitati- ver Nachweis von Röteln-Virusantikörpern im Kapillarblut, Münch. med. Wschr. 122 (1980).
943-946
Professor Dr. med.
Hans J. Eggers
Institut für Virologie der Universität zu Köln Fürst-Pückler-Straße 56 5000 Köln 41
Krankenhaustechnik
Motivation zum selbständigen wirtschaftlichen Handeln
Betriebswirtschaftliches Denken, das auch von den Verantwortlichen im Krankenhaus gefordert wird (H.
Heyer, Hannover) setzt sinnvolle Pla- nung voraus. Sie beginnt bei den Überlegungen für die Beschaffung neuer Geräte. Zu diesem Zeitpunkt müssen bereits der die Geräte später nutzende Arzt und der sie wartende Techniker verbindliche Vorstellun- gen über die notwendige Größen- ordnung und den Nutzungsgrad ent- wickelt haben. Prestigegeräte gehö- ren nicht in die Klinik. Da der Schlüssel für einen wirtschaftlichen Betrieb medizintechnischer Geräte auf der Kostenseite liegt, wurde auch auf die Erlösseite wenigstens mit Hinweisen eingegangen. Insbe- sondere ist die richtige und vollstän- dige Erfassung der Leistungen der Geräte zu nennen, da mangelnde Leistungserfassung letztlich Ausfall von Abrechnungsmöglichkeiten und damit Unwirtschaftlichkeit bedeutet.
Dr. W. Gerdelmann, Bonn, wies dar- auf hin, daß es an der Zeit sei, die Entscheidungsstrukturen für die An- schaffung und für den Betrieb von medizintechnischen Geräten zu überprüfen. Da das Prinzip der Ko- stenerstattung nicht auf die Prinzi- pien der Kostenverursachung abge- stimmt ist, sind die Anreize zu un- wirtschaftlichem Verhalten vorgege- ben. Anreize zu mehr Wirtschaftlich- keit könnten darin bestehen, daß man wirtschaftlich arbeitenden Krankenhäusern die Möglichkeit einräumt, Überschüsse zu erzielen, die unter bestimmten Bedingungen für Krankenhauszwecke verwendbar sind, etwa im Sinne einer weiteren Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und ihrer Motivation zur weiteren Förderung. Die Motivation des ein- zelnen zum selbständigen wirt- schaftlichen Handeln bewirkt in der Regel mehr, als Richtwerte und Kon- trollen es vermögen.
Professor Dr. rer. nat. H. Pfeiff Fachbereich Technisches Gesundheitswesen an der Fachhochschule 6300 Gießen
Die Rötelninfektion und ihre Diagnostik
Ergänzende Mitteilung
zum Beitrag von Professor Dr. med. W. A. Kurt Schmidt
in Heft 24, Jahrgang 77(1980), Seite 1565 ff.
1908 Heft 31 vom 31. Juli 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT