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Archiv "Gesundheitswesen: Aggressivere Schilderung gewünscht" (06.05.2005)

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geistige Eigenschaften sollen den Menschen „qualitativ“

erfassbar machen. Wer setzt hier die Normen? Die Indu- strie, der Fußballverein, die Krankenkasse, die oligarchi- sche Führungsschicht? Kein Raum mehr für Individualität, Schicksal, für Entwicklung, po- sitiv wie negativ. Kein Raum mehr für Nutzlose, Gebrechli- che, Behinderte, Alte, „An- dersartige“? Hatten wir nicht in unserer unseligen Vergan- genheit diesen Exzess von

„Qualifizierung“?, „Ballast- existenzen?“ Hoffentlich kann Kollege Tretter die „Rationa- lität“ der „Gesundheits- ökonomik“ relativieren und auch Raum für Psychologie und Soziologie im Rahmen der „Kosten-Nutzen-Denk- weise“ erzielen . . .

Dr. Christoph Steidle, Rosenheimer Straße 14, 85635 Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Zu dem Beitrag „Wirtschaftsfaktor Gesundheitswesen: Die unterschätz- te Branche“ von Timo Blöß in Heft 10/2005:

Aggressivere Schilderung gewünscht

Als niedergelassener Kleinun- ternehmer, welcher wir ja sein sollen/müssen, halte ich den Artikel für völlig verharmlo- send. Die Quintessenz des GMG wird beschrieben, auf zu erwartende Folgen kaum ein- gegangen. Für die Allgemein- heit der Niedergelassenen ist Abu Dhabi kaum interessant, sondern die Versorgung von Frau Müller um die Ecke. Die- se Versorgung ist auch not- wendig. Der Fakt allein wird jedoch durch politische Vorga- ben wie das GMG völlig igno- riert und durch die Kassen un- tergraben. Gründe für eine kommende Mangelversorgung oder strukturelle Defizite gibt es zu Hauf, in der Öffentlich- keit werden sie verniedlicht oder nicht genannt; so auch im DÄ.

Der Nettoverdienst vieler Ärzte liegt heute unter dem einer Putzfrau, genügend Pra- xen stehen aufgrund der schlechten Einnahmesituation

unter Kuratel der Banken.

Die Leistungsvergütung wird in anderen Branchen als schlechter Witz betrachtet, ein Rechtsanwalt lacht sich kaputt über diese Almosen.

Die Gängelung durch unse- re Standesorganisationen und natürlich die KV/KBV sind Legende.

Die völlige Auslieferung ei- ner Branche gegenüber den z. T. ignoranten Ansprüchen der „Kunden“, ohne dass sich jemand wehren darf, ist hohn- triefend.

Die Folgen sind in Ansätzen weithin sichtbar geworden:

Zum Teil massiver Ärzte- mangel auf Hausarztebene in

den ostdeutschen Bundeslän- dern.

Ansteigender Ärztemangel auf Hausarztebene in den westdeutschen Bundeslän- dern, wie z. B. Hessen oder auch Saarland.

Deutliche Abnahme der Facharztdichte. In Frankfurt hat sich die so genannte Über- versorgung im Bereich der Gynäkologen innerhalb von drei Jahren auf eine Regelver- sorgungsdichte reduziert.

Wartezeiten bei Fachärzten für Regeluntersuchungen in vielen Fällen bis zu sechs Mo- nate (Neurologen in Ham- burg).

Die gesamte Gesundheits- branche wird auf die Zukunft fortgeschrieben, ohne jedoch auf die aktuellen Folgen ein- zugehen. Die da wären:

Gäbe man dem Vorsitzen-

den der KKH, Kailuweit, Recht, wären 20 bis 30 Prozent aller ambulant tätigen Ärzte überflüssig.

Das wären 25 000 bis 40 000 Ärzte/Ärztinnen und dement- sprechend auch 100 000 bis 130 000 Helferinnen, welche arbeitslos wären.

In der Wirtschaft rechnet man im Allgemeinen mit ei- nem Faktor von eins zu vier an sekundären Arbeitsplätzen, welche damit auch betroffen wären. Das hieße noch einmal bis zu 680 000 Arbeitsplätze.

Gibt man Schätzungen an- derer Institute Recht, dann sind in den kommenden zehn Jahren 30 Prozent aller Kran-

kenhäuser von der Landschaft verschwunden. Das wären noch einmal bis zu 60 000 Ärz- te und 250 000 Schwestern und Hebammen . . . Daher: Sowohl die Kliniker als auch die nie- dergelassenen Ärzte haben nicht ganz zu Unrecht den Ein- druck, dass es Ihnen momen- tan existenziell an den Kragen geht. Für meinen Teil hätte ich eine aggressivere und damit auch realistischere Schilde- rung der Lage der „Gesund- heitsindustrie“ befürwortet.

Solange Demagogen vom Schlage eines Prof. Lauterbach nur eines im Sinn haben, die Reduktion des Bestehenden auf Minimalstandards, solange wird dieser Wirtschaftsmotor in den kommenden Jahren er- heblich ins Stottern geraten.

Dr. med. Marcel Marquardt,Im Prüfling 17–19, 60389 Frankfurt am Main

Vergütung

Zu dem Beitrag „Vergütung psycho- therapeutischer Leistungen: Kassen wollen nicht zahlen“ von Petra Bühring und Samir Rabbata in Heft 6/2005:

500 Milliönchen

Ob sozialgerichtlich bekräftig- ter Nachforderungen Psycholo- gischer Psychotherapeuten an die KVen sehen einige von ih- nen, etwa die Berliner, „die am- bulante fachärztliche Versor- gung in Gefahr“. Für manche dieser Therapien, verhal- tenstherapeutische etwa, sind vom Psychologen Grawe K. et al. (Psychotherapie im Wandel – Von der Konfession zur Pro- fession), wenn auch ärztlich kaum überprüft, therapeutische Wirkungen ausgewiesen wor- den. Dass für die Psychoanalyse und „Tiefenpsychologie“, die auch Psychologische Psycho- therapeuten am häufigsten, laut DÄ 44/2003 (Psychiatrische Versorgung:Ausgaben auf den Prüfstand von Dr. phil. Heiner Melchinger et al.) in drei Vier- teln der Behandlungsfälle, praktizieren und abrechnen, ein ernsthafter Wirkungsnachweis fehlt, hat aber die Begeisterung der Ärzte für die Lehren und Methoden Freuds über Jahr- zehnte nicht gedämpft.Auf sie bauten sie zuletzt gar einen Facharzttitel! Den ähnlich wei- tergebildeten Psychologen öff- neten sie so – das haben keine Politiker, keine Krankenkassen und kein BSG-Richter Dr.

Wenner zu vertreten – den vollen Zugang zu den Kranken- kassen, allein im „freud-freudi- gen“ Berlin 1999 mit einem Schlag 1 600. So groß aber war etwa auf dem Deutschen Ärz- tetag 1977 in Saarbrücken die Begeisterung für die Psycho- therapie, dass ausgebuht und ausgepfiffen wurde, wer vor ih- rer weiteren Bestärkung einen stichhaltigen Wirksamkeits- nachweis forderte. Freud hat, wie jüngere Nachforschungen darlegen (Bénesteau J., Men- songes freudiens, Mardaga, 2002), mit seiner Methode nicht einen einzigen Patienten ge- heilt.Warum aber sollte die Begeisterung für seine Psycho- A

A1282 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 186. Mai 2005

B R I E F E

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Oberarzt – Chefarzt

Zu dem Status-Beitrag „Vom Ober- arzt zum Chefarzt: Ein dorniger Weg“

von Alexander von Bülow und Ger- not Schriek in Heft 8/2005:

Vom Berater gelockt

Dieser Beitrag ist offensichtlich keine rein redaktionelle Lei- stung, sondern „riecht“ doch sehr stark nach Werbung für Personalberatungs-Firmen.

Solche sind ja auch in einer

Fußnote genannt. Und da fällt auf, dass die eine oder andere doch auch als Personalberater für Krankenhäuser tätig ist, als

„Kopfjäger“ eben. Eine feine Sache für die Headhunter. Man lockt, z. B. durch einen empfeh- lenden Artikel im DÄ, Ober- ärzte zu einem teuren Work- shop für angehende Chefärzte.

Dadurch vergrößert man den eigenen Kandidaten-Pool, aus dem dann Bewerber an Klini- ken vermittelt werden.Wer al- so zunächst kräftig an den Trai-

ner zahlt, hat bessere Chancen auf erfolgreiche Bewerbung, wobei dann auf der anderen Seite des Spiels der Vermittler nochmals tüchtig beim Auftrag- geber Krankenhaus kassiert.

Da geht es dann per saldo leicht um hohe fünfstellige Be- träge . . . Eine gute Beratung kann durchaus ihr Geld wert sein, aber ich befürchte die Entstehung eines teuren Kar- riere-Automatismus, in dem es um das „Produkt Chefarzt“

geht und in dem ärztliche, auch berufspolitische,Argumente zunehmend an Gewicht verlie- ren. Krankenhaus-Leitungen und -Träger sprechen oft lieber mit Beratern als mit Ärzten, denn Berater sind geschickte Verkäufer, die besser den (für ihren eigenen Auftrag!) richti- gen Ton finden und dem Auf- traggeber zunächst dessen eige- ne Bedeutung bestätigen. Dann kommt man zum, pardon, Ge-

schäft, das aber nicht schief ge- hen kann, da ja der richtige Be- rater beauftragt wurde. Zwar gibt es auch schon Ärztekam- mern, die Fortbildungen für an- gehende Chefärzte durchfüh- ren, aber hier fehlt meist der gute Draht zu den späteren Ar- beitgebern. Niemand wird die hohe Bedeutung, auch den in Patientenzahlen und Vergütun- gen zu messenden wirtschaftli- chen Wert eines Chefarztes un- terschätzen. Sollte es da nicht sinnvoll und möglich sein, dass sich Bundesärztekammer und Krankenhausgesellschaft auf gemeinsame Standards für zukünftige Chefärzte einigen und selbst deren Umsetzung fördern? Oder will man abwar- ten, bis die Politik, durch eine Berater-Lobby scharfgemacht, auch dieses Feld überregu- liert? . . .

Dr. med. Leo Voss,Holthues Hoff 16, 48683 Ahaus

B R I E F E

therapie bei deutschen Juristen geringer sein als bei den Ärz- ten? Diese wird es oder kann es so nur freuen, dass sie zu der von ihnen über Jahrzehnte so dringend gewünschten, so außerordentlich bestärkten

„Therapie“ jetzt aus ihrem Ho- norartopf 500 Milliönchen zu-

schießen . . .Wen kümmert noch die ambulante fachärztli- che Versorgung der Bevölke- rung?

Dr. med. Friedrich Weinberger, Alpspitzstraße 27, 82319 Garmisch- Partenkirchen

Prof. Dr. med. Klemens Dieckhöfer, Poppelsdorfer Allee 84, 53115 Bonn

Referenzen

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