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Die «Terroirs» im Kanton Waadt

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Academic year: 2022

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 2/05

8

WEINBAU

FRANÇOISMURISIER, AGROSCOPERAC CHANGINS

CONRADBRIGUET, PROMÉTERRE, LAUSANNE

HANSPETERRUFFNER, AGROSCOPEFAW WÄDENSWIL

(ZUSAMMENFASSUNG AUS DEMFRANZÖSISCHEN)

D

as Interesse an einer wissenschaftlichen Charak- terisierung des Begriffs «Terroir» ist mittlerweile in vielen Weinbaugebieten der Welt da, vor allem auch in den vielen Regionen, die noch kein Klassie- rungssystem für ihre Rebflächen kennen. Allgemein wird «Terroir» umschrieben als Rebbaufläche, deren bodenkundlich-klimatischen und geografischen Cha- rakteristiken die Produktion wiedererkennbar eigen- ständiger Weine erlaubt. Eine Analyse dieses An- spruchs ist schwierig, da der Einfluss zahlreicher natürlicher Faktoren berücksichtigt werden muss.

Verschiedenste Einflussgrössen, die mit dem Boden, dem Klima und der Topografie verknüpft sind, müs- sen integriert werden. Als Vorteil kann gewertet wer- den, dass heutzutage eine enge Verknüpfung der ver- schiedenen Parameter über eine systematische Erfas- sung im Computer möglich ist.

Die Charakterisierung einer Rebzone hängt in ho- hem Mass von den örtlichen Gegebenheiten und be- sonders von den Zielen ab, was bedeutet, dass der Ansatz nicht ohne weiteres von einem Weinbauge- biet ins nächste übertragen werden kann. Hier ging es darum, ein Vorgehen zu finden, das für die ver- schiedenen Rebbaugebiete des Kantons Waadt eine umfassende Datenbasis schafft und den Winzern, Kel- lereien sowie den regionalen wie auch kantonalen Stellen einen praxisgerechten Zugriff auf die Ergeb- nisse ermöglicht.

Das Projekt wurde mit Unterstützung der Kom- mission für Technische Inovation (KTI) von der «Ver- einigung zum Studium des waadtländischen Rebbau- Terroir» zusammen mit verschiedenen Partnerorgani- sationen realisiert und dauerte vom November 2000 bis April 2004.

Ansatz und Ausblick

In bisherigen Studien zur Terroir-Frage wurden kaum Aspekte des Bodens, des Klimas und der Rebe zu- sammengebracht. Es schien deshalb angebracht, von Anfang an verschiedene Partner mit einschlägigen Kompetenzen anzugehen. Dies eröffnete die Mög- lichkeit einer komplementären oder gar synergisti- schen Zusammenarbeit. So hat beispielsweise die Kenntnis des pflanzlichen Verhaltens die Charakteri- sierung der Bodeneigenschaften mit beeinflusst und insbesondere die Erfassung der Boden-Wasserkapa- zität ausgelöst. Das Studium der Böden basiert auf ge- ologischen und bodenkundlichen Vorkenntnissen. Es zielt darauf ab, Zusammenhänge zu erkennen, wobei der Erfahrung der Winzer ebenfalls Rechnung getra- gen wird sollte. Auch die Charakterisierung des Kli- mas fusst auf bereits zur Verfügung stehenden Daten, wobei diese Kenntnisse in eine modellhafte Berech- nung einflossen, zu der lokal wichtige Faktoren wie Temperatur, Einstrahlung und Windeinflüsse hinzu kamen. Die Gesamtheit dieser Faktoren wurde in ei- nem so genannten Klimaindex vereint.

Die Untersuchungen des Verhaltens der Rebe um- fasste etwa 50 Chasselas-Parzellen, verteilt auf vier Pi- lotzonen im Kanton VD. Die guten Korrelationen zwi- schen den Pflanzenwerten (Wachstum, Beerenge- wicht, Zuckerakkumulation) und den Wasserreser- ven im Boden zeigen, dass die angewandte Methodik richtig ist. Vergleiche phänologischer Daten wie zum Beispiel des Austriebs mit den klimatischen Werten haben ermutigende Resultate gezeitigt.

Schliesslich beinhaltet auch das geografische Infor- mationssystem (SIG) der Studie, das durch die ETH Lau- sanne zur Verfügung gestellt wurde, zwei wichtige Ele- mente: eine Datenbank, die alle Informationen aufneh- men kann und ein Präsentationssystem, das die bildli- che kartografische Darstellung dieser Daten erlaubt.

Die Gesamtheit der Resultate zu den Terroirs im

Die «Terroirs» im Kanton Waadt

Die Publikation von François Murisier und Conrad Briguet ist eine Einleitung zu drei weiteren Ar- beiten, die sich zum Ziel gesetzt haben, den Begriff «Terroir» mit wissenschaftlichen Methoden greifbar zu machen. Der Ausdruck Terroir wurde in der Vergangenheit vielfach dazu verwendet, um die Einzigartigkeit einer Region hervorzuheben. Dabei hat sich die Einheit Boden-Klima- Rebsorte in Verbindung mit der geografischen Herkunft oft als einziges Kriterium erhalten. Die Erfahrung zeigt aber, dass dies als Unterscheidungsmerkmal meist nicht ausreicht.

Die Fotos zeigen charakteristische La- gen am Genfersee (Waadt).

(Fotos: RAC)

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 2/05 9 WEINBAU

Kanton Waadt ist in einer Dokumentation zusam- mengefasst, die den Winzern, Beratungsdiensten, Weinbauschulen und weiteren weinbaulichen Insti- tutionen zur Verfügung steht. Sie umfasst:

eine Serie von 17 Karten der Rebböden,

eine Reihe von geologisch-bodenkundlichen Do- kumenten mit zusammenfassenden Bewertungen der Rebgeologie und einer detaillierten Darstel- lung der Bodencharakteristik in den 14 untersuch- ten Sektoren,

eine Sammlung von 16 übersichtlichen Klimakar- ten für die genannten 14 Sektoren,

eine Darstellung der Studie des physiologischen Verhältnisses der Reben (Chasselas) in den vier Pi- lotzonen währen der Jahren 2001 bis 2003,

pro Sektor eine CD mit den oben genannten Do- kumenten.

Eine vereinfachte Version der bodenkundlichen und klimatischen Karten kann auf der Webseite des Kantons VD abgerufen werden. Anschliessed an die- sen Beitrag folgen die Zusammenfassungen dreier Ori- ginal-Publikationen. Sie geben eine detailliertere Über- sicht über die wesentlichen Resultate. Ein weiteres Ziel war, den Winzern eine Orientierungs- und Ent- scheidungshilfe in die Hand zu geben. Sie sollen grösstmöglichen weinbaulichen Nutzen aus Boden und Klima ziehen können. Die Wahl der Anbautechnik (Pflanzenernährung, Bodenbedeckung, Erziehungs- system) beeinflusst direkt das Gedeihen der Rebe und damit die Erntequalität.

Die Zonen-Charakterisierung zielt nicht darauf ab, eine Hierarchie unter den Terroirs zu errichten.

Sie soll aber Differenzierungen bezüglich Stärken und Schwächen erlauben. Es ist die Aufgabe der Winzer, die Schwächen durch geeignete Technik auszugleichen und andererseits die Stärken hervor- zuheben. So kann in Böden mit hoher Wasserkapa- zität, die Anlass zu starkem vegetativem Wachstum geben, eine Begrünung die Wasserverfügbarkeit für die Rebe einschränken und so die Traubenreife be- günstigen. Andererseits wird man in stark durchläs- sigen Böden eine Wasserkonkurrenz durch Einsaa- ten vermeiden.

Die grossen klimatischen Unterschiede in den drei Jahren, in denen das Rebverhalten studiert wurde (2001 sehr feucht; 2003 sehr trocken) haben erken- nen lassen, dass sich die Schwachstellen eines Ter- roirs gegebenenfalls in Qualitätsmerkmale umkehren

können. So traten in Böden mit hohem Wassergehalt im Jahr 2003 kaum Tro- ckenstress-Sympto- me auf. Ganz gros- se Lagen zeichnen sich allerdings da- durch aus, dass sie ungeachtet des Jahr- gangs grosse Weine hervorbringen. Sie haben offenbar die Fähigkeit, die Wir- kung der Wasserver- fügbarkeit auszu- gleichen. Dieses Re- gulationsvermögen dürfte ein grund- legendes Qualitäts- merkmal eines gu- ten Terroirs sein.

Perspektiven

Untersuchungen des Rebbau-Terroirs sind einer lang- fristigen Dynamik unterworfen. Es sollen dabei zwei Richtungen verfolgt werden: Die erste umfasst das Studium des Anpassungsvermögen der Rebsorten an verschiedene Terroirs. Dazu wurde im Jahr 2003 ein Netzwerk von mehr als 120 Parzellen auf den hauptsächlich vorkommenden Bodentypen in der Waadt mit verschiedenen roten und weissen Sorten bestockt. Die Erfassung der Daten, die bis zur Vinifi- kation durchgezogen werden, beginnt im Jahr 2006.

Aus den Ergebnissen sollen Empfehlungen zur Sor- tenwahl abgeleitet werden können.

Die zweite Stossrichtung hat zum Ziel – unter In- anspruchnahme des Internets – ein interaktives Reb- baunetz zwischen den Rebbau- und Kelterbetrieben im Kanton VD einzurichten, das die technischen In- formationen dieser Betriebe sammelt und zugänglich macht. Mittels dieser Werkzeuge wird es möglich, in- teressante Wechselbeziehungen herauszuarbeiten.

Als Beispiel kann man sich vorstellen, dass Korrela- tionen zwischen qualitativen Faktoren wie Zuckerge- halt oder Fäulnisbefall und dem Bodentyp bezie- hungsweise der Anbautechnik aufscheinen könnten.

Literatur

(Die Zusammenfassungen dieser Arbeiten finden sich auf Seite 10 dieser SZOW.)

Letessier I. et Fermond C.: Etude des terroirs viticoles vaudois: ca- ractérisation des sols. Revue Suisse Vitic., Arboric., Hortic. 36 (4), 4–10, 2004.

Pythoud K.: Etude des terroirs viticoles vaudois: modélisation des paramètres climatique. Revue Suisse Vitic., Arboric., Hortic. 36 (4), 10–14, 2004.

Zufferey V. et Murisier F.: Etude des terroirs viticoles vaudois: com- portment physiologique et agronomique de la vigne. Revue Suisse Vitic., Arboric., Hortic. 36 (4), 14–20, 2004.

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