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Destrukturierungen in Kochschinken – Ergebnisse einer Praxiserhebung

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metzger + wurster 21/2007

Destrukturierungen in

Kochschinken – Ergebnisse einer Praxiserhebung

Einleitung

Destrukturierte Zonen in Kochschinken stel­

len ein alt bekanntes, aber immer noch aktuel­

les Phänomen dar. Die betroffenen Stellen sind von heller Farbe und weisen eine wäss­

rige, cremig­pastöse Textur auf. Sie neigen beim mechanischen Schneiden stark zum Auseinanderfallen. Der Defekt führt bei Fleischverarbeitern in verschiedenen euro­

päischen Ländern zu wirtschaftlich relevanten Verlusten.

Die vorliegende Untersuchung wurde im Rahmen einer aktuell laufenden Doktor­

arbeit von Agroscope Liebefeld­Posieux und der ETH Zürich in enger Zusammenarbeit mit mehreren Fleisch verarbeitenden Betrie­

ben verfasst. Ziel der Erhebung war es, den Anteil und den Schweregrad von Destruktu­

rierungen in Kochschinken aus schweize­

rischen Fleischverarbeitungsbetrieben zu erfassen und damit Angaben zum Auftreten der Problematik in der Praxis zu erhalten.

Darauf aufbauend soll nach ersten Ansatz­

punkten für Möglichkeiten zur Verminderung der Verluste gesucht werden. Ein ausführ­

licher Bericht zur Thematik wurde bereits in der September­Ausgabe der Zeitschrift

«Fleischwirtschaft» veröffentlicht.

Material und Methoden

Aus sieben Praxisbetrieben unterschied­

licher Grösse und geografischer Lage wurden insgesamt 14 Chargen von Kochschinken, je­

weils bestehend aus 10 bis 57 Stangen, unter­

sucht. Darunter fanden sich je drei Chargen mit Schwartenrand bzw. ohne Zusatz von Phosphat.

In einer ersten Teiluntersuchung wurden die Art und der Anteil von Fehlern an denje­

nigen Schinkenscheiben ermittelt, die vom jeweiligen Produzenten als ungeeignet für den Verkauf aussortiert wurden. Die Erhe­

bung konnte mit insgesamt 12 Chargen durchgeführt werden, da in zwei der insge­

samt 14 Chargen aus betrieblichen Gründen keine Datenerfassung möglich war.

Die 2. Teiluntersuchung hatte die Quanti­

fizierung der destrukturierten Zonen in den 14 Kochschinken­Chargen zum Ziel. Diese erfolgte beim Aufschneiden der Kochschin­

ken und wurde für jede Schinkenstange sepa­

rat bestimmt. Aufgrund der hohen Schneide­

geschwindigkeit der eingesetzten Slicer lies­

sen sich jedoch nicht die einzelnen Scheiben beurteilen. In Analogie zum Vorgehen in der Praxis wurde daher beim Auftreten einer De­

strukturierung innerhalb einer Kochschin­

kenscheibe die gesamte Verkaufseinheit als vom Defekt betroffen eingestuft. Für sämt­

liche Schinkenstangen wurde der Gewichts­

anteil der vom Defekt betroffenen Verpa­

ckungseinheiten auf das Gewicht der Schin­

kenstange umgerechnet und daraus der je­

weilige relative Anteil abgeleitet. Basierend auf dem Schweregrad erfolgte eine Eintei­

lung des Defekts in drei Gruppen: Destruk­

turierte Zonen 1. Grades (Bild 1) zeigen erste Anzeichen einer veränderten Struktur. In de­

strukturierten Zonen 2. Grades (Bild 1) tre­

ten Beeinträchtigungen der Struktur in Form von feinen, aneinander hängenden Rissen und einer weichen Textur auf. Destrukturierte Zonen 3. Grades (Bild 2) weisen eine kaum zusammenhängende, cremig­pastöse Textur auf. Bei diesem Grad der Destrukturierung treten auch grössere Löcher auf.

Ergebnisse

Die Bestimmung des Anteils an destruk­

turierten Zonen an den als unverkäuflich aussortierten Schinkenscheiben ergab, dass die Destrukturierungen rund einen Drittel (33%) zu diesen Verlusten beitragen und zu­

sammen mit Scheiben mit glatten Rissen (28%) rund 60% der gesamten Verluste aus­

machen. Weitere Verluste wurden durch Scheiben mit übermässigen intermuskulären Fettgewebeschichten, übermässige Rotfär­

bungen oder Löcher verursacht.

Bezogen auf die gesamte Produktion be­

trugen die Destrukturierungen 1. Grades pro Schinkenstange im Durchschnitt 4,3% (1,8–

11,4%), diejenigen 2. Grades 2,2% (0,7–4,4%) und die Destrukturierungen 3. Grades 0,9%

(0,0–2,3%). Die Summe sämtlicher Destruk­

turierungen (1., 2. und 3. Grad) belief sich auf 7,4% (2,5–16,5%) der Produktion (Tabelle 1).

Es fällt auf, dass der Anteil an Destrukturie­

rungen in den drei Chargen ohne Zusatz von Phosphat (10,8, 11,4 bzw. 16,5%) über dem Mittelwert von 7,4% lag.

Diskussion

Im Mittel verursachten die Destrukturie­

rungen 33% der als unverkäuflich aussor­

tierten Ware bzw. 7,4% der Gesamtproduk­

tion. Die zum Teil grossen Schwankungsbe­

reiche machen deutlich, dass der Defekt in­

nerhalb der Chargen sehr unregelmässig verteilt sein kann. Dies weist darauf hin, dass neben der Bedeutung des Verarbeitungspro­

zesses auch individuelle Eigenschaften der verwendeten Tiere eine Rolle spielen dürf­

ten.

Bild 1: Kochschinken mit destrukturierten Zonen 1. Grades (u.re.) und 2. Grades (u.li.).

I M P R E S S U M 86. Jahrgang OffiziellesOrgandesMetzgereipersonal-VerbandesderSchweiz Herausgeber:

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DieZeitschrift«metzger+wurster»wurdevomVerband SCHWEIZERPRESSEfürdasJahr2006mitdemGütesiegel

«Q-Publikation»ausgezeichnet.

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metzger + wurster 21/2007

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1 2* 3*/** 4 5 6 7 8 9* 10 11** 12 13** 14 Mittel

Betrieb A A A B B C C C D E E E F G

Gewicht pro Schinken-

stange [kg] 23,1 4,2 8,6 9,2 9,2 14,9 14,9 4,9 10,0 7,2 3,9 3,6 12,2 7,1

Anzahl Stangen 57 30 27 14 48 18 20 20 24 10 14 21 12 23

Destrukturierungen

1. Grades pro Stange [%] 4,7 1,8 11,4 3,6 2,9 3,0 2,3 3,9 2,1 5,1 5,0 2,0 6,9 5,8 4,3 Destrukturierungen

2. Grades pro Stange [%] 2,4 0,7 4,4 2,3 1,0 3,8 1,7 0,7 0,8 1,6 4,1 0,7 2,5 4,0 2,2 Destrukturierungen

3. Grades pro Stange [%] 1,2 0,0 0,7 2,3 0,5 1,6 1,0 0,2 0,1 0,0 2,3 0,0 1,4 0,4 0,9 Summe an Destruk-

turierungen 1., 2. und 3. Grades pro Stange [%]

8,3 2,5 16,5 8,2 4,4 8,4 5,1 4,8 3,0 6,7 11,4 2,7 10,8 10,2 7,4

Tab. 1: Anteil und Schweregrad destrukturierter Stellen in 14 Kochschinkenchargen aus sieben schweizerischen Fleischverarbeitungsbetrieben. 

*Kochschinken mit Schwartenrand / **Kochschinken ohne Phosphat

In einer Untersuchung der Suisag in Sem­

pach aus dem Jahre 1999 wurde rund ein Drittel der untersuchten Modelschinken aufgrund von Muskelzerfall beim Slicen als schlecht beurteilt. Dies bestätigt diverse An­

gaben aus der Industrie, wonach der Defekt in den Jahren 1997 bis 1999 einen Höhe­

punkt erreichte. Zwei Forschergruppen aus Frankreich stellten fest, dass zwischen 20 und 50% der Kochschinken von Destruktu­

rierungen betroffen sind. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Produktion von Kochschinken höherer Qualität ohne Phos­

phatzusatz in Frankreich einen weit grös­

seren Anteil als in der Schweiz ausmacht.

Das erhöhte Auftreten des Defekts in Fran­

kreich stimmt also mit der oben angeführten Beobachtung überein, dass Kochschinken ohne Phosphatzusatz einen höheren Anteil an Destrukturierungen aufweisen.

Bild 2: Kochschinken mit destrukturierter Zone 3. Grades.

Eine weitere französische Studie zeigte, dass die Verluste aufgrund von Destruktu­

rierungen um 80% reduziert werden kön­

nen, wenn nur Rohware mit einem End­pH­

Wert von über 5,5 verwendet wird. Dieses Phänomen kann damit erklärt werden, dass der pH­Wert der Rohware respektive der Verlauf bis zum Erreichen des End­pH­

Werts den Zustand der Proteine entschei­

dend verändern und Parameter wie die Pro­

teinstruktur und das Wasserbindevermögen beeinflussen kann.

Auf technologischer Ebene wurden in einer italienischen Arbeit eine ungenügende Kochung und eine übermässige mechanische Bearbeitung als Faktoren identifiziert, wel­

che Destrukturierungen in Kochschinken hervorrufen können. Da der Anteil des De­

fekts seit dem Höhepunkt gegen Ende der 1990er­Jahre offenbar zurückgegangen ist,

lässt vermuten, dass die Verarbeitungstech­

nologie in der Zwischenzeit weiter verbes­

sert werden konnte.

Schlussfolgerungen

Destrukturierte Zonen können auch in der schweizerischen Fleischindustrie zu wirt­

schaftlich relevanten Verlusten bei der Pro­

duktion von Kochschinken führen. Der De­

fekt verursacht ungefähr einen Drittel der Verluste und tritt innerhalb der einzelnen Chargen zum Teil mit beträchtlichen Schwan­

kungen auf. Der Rückgang des Defekts in den vergangenen 15 Jahren lässt den Schluss zu, dass weitere technologische Fortschritte er­

zielt werden konnten. Hingegen scheinen heute individuelle Eigenschaften der Tiere in Zusammenhang mit den Bedingungen vor, während und nach der Schlachtung als Ursa­

che für den Defekt im Vordergrund zu stehen.

Auf dieser Ebene dürften besonders der Ver­

lauf des pH­Wertes unmittelbar nach der Schlachtung und der End­pH­Wert sehr wich­

tige Faktoren darstellen. Diesen Ursachen gilt es nun in künftigen Forschungsarbeiten mit dem Ziel einer weiteren Verminderung des Defektes nachzugehen. Ein viel verspre­

chender Ansatz stellt die Analyse des Zu­

standes der Proteine und wie dieser beein­

flusst werden kann dar.

Gabriel Hugenschmidt 1,2 Ruedi Hadorn 1 Michael Suter 1 Martin Scheeder 2,3 Caspar Wenk 2

1 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP 2 Institut für Nutztierwissenschaften, ETH Zürich 3 Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft (SHL), Zolli-

kofen und Suisag, Sempach

Referenzen

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