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Archiv "SOZIALMEDIZIN: Geringe Qualität" (30.03.1989)

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SOZIALMEDIZIN

Zu dem Tagungsbericht über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention: „Polemische Gedan- ken zu einer Tagung" von Prof. En- rique Blanco Cruz in Heft 7/1989:

Nachvollziehbar

Sein Erschrecken über den Hintergrund der Diskus- sion um AIDS auf der Jahres- tagung der Deutschen Gesell- schaft für Sozialmedizin und Prävention hat der geschätzte Kollege Blanco Cruz für mich sehr nachvollziehbar be- schrieben. Dem DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT ist für die Veröffentlichung die- ser unbequemen Gedanken sehr zu danken. Leider wird hier kein neues Phänomen beschrieben: Haltungen des sozialen Ausgrenzens, von Schuldzuweisungen und Hä- me oder der Nutzung der Op- fer von HIV und AIDS für ei- gene finanzielle oder Karrie- re-Interessen begleiten die Diskussion um AIDS seit Be-

Nihilis m us

Die gegenwärtigen Be- handlungsmöglichkeiten bei AIDS sind ebenso wenig zu- friedenstellend, wie die Er- wartungen auf eine rasche Bereitstellung eines Impfstof- fes gegen die erworbene Im- munschwäche erfüllt werden konnten. Es mag schon sein, daß dieser Zustand von ein- zelnen klammheimlich mit Genugtuung betrachtet wird, weil sie sich davon eine Art Endlösung der Homosexuel- len- und Fixer-Frage verspre- chen. Das ist ohne Zweifel ei- ne sehr inhumane Betrach- tungsweise. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine sehr oberflächliche Betrach- tungsweise, wenn der Arzt für Psychiatrie und Psychothera- pie, Soziologe und Politikwis- senschaftler Professor Dr.

med. Enrique Blanco Cruz den Einsatz der pharmazeuti- schen Industrie in der AIDS- Therapie und -Prophylaxe als Profitmaximierung mit kaum mehr als psychologischer

ginn (siehe auch „And the band played on" von Randy Shilts). Kollege Blanco Cruz hätte sich vermutlich auf dem kürzlich stattgefundenen

„Zweiten Deutschen AIDS- Kongreß" in Berlin ebenso erschreckt. Auch dieser wis- senschaftliche Kongreß (der es fertigbrachte, AIDS fast ohne psychosoziale Bezüge vorwiegend aus virologischer, epidemiologischer und medi- kamentös-therapeutischer Sicht zu behandeln), war von den geschilderten Denkwei- sen nicht frei. Die vielen an- wesenden Fachkollegen aus Beratung und Betreuung fan- den jedoch kein Diskussions- forum, das solche Aspekte hätte aufgreifen können.

Auch in unserer Fachöffent- lichkeit ist wohl noch ein ge- höriger Bedarf an Aufklärung und Wissenszuwachs, damit die von Blanco Cruz geschil- derten Denkweisen keinen Nährboden mehr finden.

Dr. med. Dr. rer. nat.

Wolfgang Müller, Deutz-Kal- ker-Straße 1, 5000 Köln 21

Wirkung präsentiert. Ob er bei der Beurteilung des Nut- zens von Retrovir auf eigene therapeutische Erfahrungen zurückgreifen kann, ist dem Leser unbekannt. Anschei- dend hat er sich jedoch nicht mit den Erfahrungen seine Frankfurter Kollegen Stille und Helms auseinanderge- setzt, die bisher rund 500 AIDS-Kranke betreut haben und sowohl mit Retrovir als auch den Präparaten zur Be- handlung der diversen oppor- tunistischen Infektionen mehr als nur eine psychologi- sche Wirkung erzielt haben.

Ob man bereits Infizierte mit Hilfe von Arzneimitteln jemals HIV-freistellen kann, ist heute noch nicht abschlie- ßend beurteilbar. Dieser Ge- sichtspunkt scheint Cruz vor allem für die pharmazeuti- sche Industrie erfreulich zu sein, weil die Patienten damit lebenslanger Therapie be- dürftig seien. Daß der Autor diesen Punkt für besonders bemerkenswert hält, läßt dar- auf schließen, daß er an allen

nicht kausal wirkenden The- rapeutika Anstoß nimmt.

Sollte dann die Industrie aus seiner Sicht auf die Entwick- lung symptomatisch wirken- der Präparat verzichten und die Impfstoffentwicklung auch einstellen, weil in abseh- barer Zeit keine positiven Er- gebnisse zu erwarten sind?

Möglicherweise ist mir die feinere Ironie des Artikels entgangen, aber wenn ich die Ansichten von Cruz zu Ende denke, so spricht er sich zur Vermeidung von Profiten der Pharma-Industrie für thera- peutischen Nihilismus aus.

Damit wäre er nicht von der Ideologie her, wohl aber vom Resultat beim gleichen Er- gebnis wie die Endlöser.

Hans-Joachim Cramer, Bundesverband der Pharma- zeutischen Industrie e. V. — BPI, Karlstraße 21, 6000 Frankfurt 1

Haarsträubend

Das sind ja haarsträuben- de Behauptungen des Herrn Enrique Blanco Cruz und nicht nur polemische Gedan- ken. Wer hat wann und wo, wenn auch hinter vorgehalte- ner Hand, davon gesprochen,

„daß Aids volkswirtschaftlich gesehen erhebliche Vorteile mit sich bringe"? Wer sind die „konservativen Politiker und Bürokraten mit faschistoi- den Zügen", und wo und wann haben die behauptet, daß sie sich freuen, daß „Aids uns hilft, mit der Schwulen- pest fertig zu werden", und wer sind die schlimmsten Po- litiker, und wann und wo ha- ben diese gesagt: „Die mei- sten Schwulen haben ja Ren- tenbeiträge bezahlt, die nun helfen werden, die Rentenmi- sere zu verbessern, denn sie werden die Rentenkasse nicht beanspruchen kön- nen . ."? Wer hat wann und wo gesagt, daß „. . Aids mit realen und potentiellen So- zialhilfeempfängern wie Pro- stituierten, Drogenabhängi- gen, arbeitslosen Homosexu- ellen . . . Schluß macht"? Da Herr Enrique Blanco Cruz zi- tiert, müssen diese Sprüche ja

irgendwann und irgendwo ge- fallen sein. Also nennen Sie Roß und Reiter, sehr geehr- ter Herr Kollege!

Dr. med. Friedrich Lud- wig, Im Dullennest 7, 7764 Wangen/Bodensee

Geringe Qualität

Die Präsentation einer Vielzahl von Kurzreferaten ist heute bekanntlich bei der Mehrzahl großer Jahresta- gungen der Fachgesellschaf- ten üblich, ebenso die Tatsa- che, daß ebenso Anfänger im Fachgebiet wie Fortgeschrit- tene bis hin zu geladenen Re- ferenten Ihre Ergebnisse vor- tragen. Referate von 10 bis 15 Minuten plus Diskussion ent- sprechen den tagungsübli- chen Längen.

Neu für die Mitgliederver- sammlung war — und dies lö- ste Diskussionen aus —, daß der unerwartet große An- drang zur Tagung zu einer sehr viel strafferen Zeitpla- nung als früher zwang. Leit- gesichtspunkte der Auswahl waren die objektivierbare Empirie der Beiträge. Die vom Autor des Beitrages for- mulierten, zum Teil wolken- haften Vermutungen und Pa- renthesen gehören nicht auf ein Fachforum, sondern in Pausengespräche oder an den Stammtisch. Worüber beklagt sich der Autor?

. . . Wir haben in Hanno- ver derartigen Unterstellun- gen mit Recht keinen Raum gegeben. Man kann damit die Sozialmedizin auch nicht identifizieren, oder ist das die Nebenabsicht des DÄ? AIDS war einer von neun Work- shops der Tagung, im Ge- samtspektrum ein Rand- thema.

Verstiegene Ansichten der abgedruckten Art fehlten. Sie ließen sich im übrigen auf jed- wede tödliche Krankheit vor dem Rentenalter anwenden.

Prof. Dr. med. Friedrich Wilhelm Schwartz, Abt. Epi- demiologie und Sozialmedi- zin der Medizinischen Hoch- schule Hannover, Konstanty- Gutschow-Straße 8, 3000 Hannover 61

A-850 (14) Dt. Ärztebl. 86, Heft 13, 30. März 1989

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