KLAUSURAUFGABEN VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE WI-VWL-P12-051203
Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
Fach Volkswirtschaftslehre
Art der Leistung Prüfungsleistung Klausur-Knz. WI-VWL-P12-051203
Datum 03.12.2005
Bezüglich der Anfertigung Ihrer Arbeit sind folgende Hinweise verbindlich:
• Verwenden Sie ausschließlich das vom Aufsichtsführenden zur Verfügung gestellte Papier und geben Sie sämtliches Papier (Lösungen, Schmierzettel und nicht gebrauchte Blätter) zum Schluss der Klausur wieder bei Ihrem Aufsichtführenden ab. Eine nicht vollständig abgegebene Klausur gilt als nicht bestanden.
• Beschriften Sie jeden Bogen mit Ihrem Namen und Ihrer Immatrikulationsnummer. Lassen Sie bitte auf jeder Seite 1/3 ihrer Breite als Rand für Korrekturen frei und nummerieren Sie die Seiten fortlaufend. Notieren Sie bei jeder Ihrer Antworten, auf welche Aufgabe bzw. Teilaufgabe sich die- se bezieht.
• Die Lösungen und Lösungswege sind in einer für den Korrektanten zweifelsfrei lesbaren Schrift abzufassen. Korrekturen und Streichungen sind eindeutig vorzunehmen. Unleserliches wird nicht bewertet.
• Bei numerisch zu lösenden Aufgaben ist außer der Lösung stets der Lösungsweg anzugeben, aus dem eindeutig hervorzugehen hat, wie die Lösung zustande gekommen ist.
• Zur Prüfung sind bis auf Schreib- und Zeichenutensilien ausschließlich die nachstehend genann- ten Hilfsmittel zugelassen. Werden andere als die hier angegebenen Hilfsmittel verwendet oder Täuschungsversuche festgestellt, gilt die Prüfung als nicht bestanden und wird mit der Note 5 bewertet.
Die Klausur bietet einen Wahlbereich (Aufgabe 6 A und 6 B), in dem nur eine Aufgabe zur Lösung ausgewählt werden soll. Werden beide Aufgaben gelöst, wird nur die numerisch erste bewertet!
Bearbeitungszeit: 90 Minuten Hilfsmittel:
Aufgaben: 7 insgesamt,
davon 6 zu lösen HFH-
Taschenrechner Höchstpunktzahl: -100-
Aufgabenspiegel
Wahlaufgaben
Aufgaben 1 2 3 4 5 6 A 6 B insgesamt
max. erreichbare Punkte 16 15 12 16 16 25 25 100
Bewertungsschlüssel
Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0
notw. Punkte 100-95 94,5-90 89,5-85 84,5-80 79,5-75 74,5-70 69,5-65 64,5-60 59,5-55 54,5-50 49,5-0
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Aufgabe 1 16 Punkte
In Deutschland stehen die unterschiedlichen politischen Parteien vor schwer- wiegenden gesellschaftlichen Problemen, wie unter anderem ein geringes wirtschaftliches Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit, drohender Zusammenbruch der Sozialsysteme.
a) Bis zur Weltwirtschaftskrise von 1929 dominierte in der westlichen Welt die neoklassische Wirtschaftspolitik. Erläutern Sie, mit welchen Instrumenten die neoklassische Theorie versuchte die Weltwirtschaftskrise zu meistern!
9 Punkte
b) Die neoklassischen Instrument führten zu keiner Lösung der Weltwirtschafts- krise. Nach Keynes konnte nur der Staat aus der Depression herausführen.
Erläutern Sie Keynes Lösungsansätze!
7 Punkte
Aufgabe 2 15 Punkte
Bei der Gestaltung von Wirtschaftspolitik in Deutschland ist auf vier im Stabi- litätsgesetz von 1967 verankerte Zielsetzungen Rücksicht zu nehmen.
a) Was fordert das Stabilitätsgesetz von Bund und Ländern? Nennen Sie bei Ih- rer Erläuterung die vier Zielsetzungen des Stabilitätsgesetzes! Um welche beiden weiteren Ziele wurde das magische Viereck erweitert?
9 Punkte
b) Warum ist es problematisch, die Zielvorstellungen gleichzeitig erreichen zu wollen? Zeigen sie diese Problematik anhand von zwei Beispielen auf!
6 Punkte
Aufgabe 3 12 Punkte
Definieren Sie die den Begriff Geldbasis! Wodurch unterscheiden sich Geld- basis und Zentralbankgeld? In welcher Beziehung stehen Geldbasis und Geldmenge zueinander?
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Aufgabe 4 16 Punkte
Die Baumwollfabrik Spinnfein leitet ungeklärt ihre Abwässer in den Fluss See- ve. Die enorme Belastung der Natur zeigt sich in einem stark abnehmenden Fischbestand.
a) Was ist das Besondere an Umweltgütern? Erläutern Sie, warum das Ableiten ungeklärter Abwässer aus betriebswirtschaftlicher Sicht rational und aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht rational ist! Greifen Sie bei Ihrer Erläuterung auf die Definition externer Effekte zurück!
11 Punkte
b) Welche Maßnahmen gibt es zur Vermeidung externer Effekte? Welche dieser Maßnahmen ist unter Allokationsgesichtspunkten geeignet? Erläutern Sie dies!
5 Punkte
Aufgabe 5 16 Punkte
Im Land der weiten Seen befindet sich die Wirtschaft in einer Boomphase. In der vorhergehenden Rezession wurden, um Staatseinnahmen zu erzielen, Importzölle eingeführt. Diese werden nun, um eine konjunkturelle Überhitzung im Boom zu vermeiden, wieder abgeschafft.
a) Um welches Zollargument handelte es sich bei der Einführung der Importzöl- le? Nennen und Erläutern Sie zwei weitere Zollargumente!
9 Punkte b) Was verstehen Sie unter den Terms of Trade? Wie wirkt sich eine Import-
zollerhebung auf die Terms of Trade aus, wenn der Zoll nicht auf die Liefe- ranten überwälzt werden kann? Ändern sich die Terms of Trade, wenn der Importzoll überwälzt werden kann?
7 Punkte
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Aufgabe 6 Wahlaufgaben 25 Punkte
Wahlmöglichkeit:
Nur eine der Aufgaben 6 A und 6 B ist zu lösen!
Aufgabe 6 A 25 Punkte
In der aktuellen politischen Diskussion ist auch eine Umsatzsteuererhöhung Thema.
a) Was verstehen Sie unter direkten und indirekten Steuern? Wozu ist die Um- satzsteuer zu zählen?
7 Punkte b) Die Umsatzsteuer ist ein finanzpolitisches Instrument zur Steuerung der Ein-
kommensverteilung. Erläutern Sie die Begriffe primäre und sekundäre Ein- kommensverteilung! Welche Umverteilungswirkung hat die Erhöhung der Um- satzsteuer?
9 Punkte
c) Welches Theorem setzt sich damit auseinander, ob steuerfinanzierte expansi- ve Staatsausgaben Wirtschaftswachstum auslösen? Was ist die Grundaussa- ge dieses Theorems, welche Voraussetzungen müssen vorliegen?
9 Punkte
Aufgabe 6 B 25 Punkte
a) Nennen und erläutern Sie die wichtigsten geldpolitischen Instrumente, die dem Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) zur Verfügung stehen!
12 Punkte b) Zur Durchführung der Offenmarkpolitik stehen der Zentralbank zwei unter-
schiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Nennen und erläutern Sie diese bei- den Möglichkeiten!
8 Punkte
c) Stellen Sie anhand einer Gleichung den Zusammenhang von Geldwert und Preisniveau dar! Wann handelt es sich um eine Inflation, wann um eine Defla- tion?
5 Punkte
Korrekturrichtlinie Volkswirtschaftslehre WI-VWL-P12-051203
Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
Fach Volkswirtschaftslehre
Art der Leistung Prüfungsleistung Klausur-Knz. WI-VWL-P12-051203
Datum 03.12.2005
Für die Bewertung und Abgabe der Prüfungsleistung sind folgende Hinweise verbind- lich vorgeschrieben:
• Die Vergabe der Punkte nehmen Sie bitte so vor, wie in der Korrekturrichtlinie ausgewie- sen. Eine summarische Angabe von Punkten für Aufgaben, die in der Korrekturrichtlinie detailliert bewertet worden sind, ist nicht gestattet.
• Nur dann, wenn die Punkte für eine Aufgabe nicht differenziert vorgegeben sind, ist ihre Aufschlüsselung auf die einzelnen Lösungsschritte Ihnen überlassen.
• Stoßen Sie bei Ihrer Korrektur auf einen anderen richtigen Lösungsweg, dann nehmen Sie bitte die Verteilung der Punkte sinngemäß zur Korrekturrichtlinie vor.
• Rechenfehler sollten grundsätzlich nur zu Abwertung eines Teilschritts führen. Wurde mit einem falschen Zwischenergebnis richtig weiter gerechnet, so erteilen Sie die hierfür vor- gesehenen Punkte ohne weiteren Abzug.
• Sollte ein Prüfling im Wahlbereich beide Aufgaben bearbeitet haben, so ist nur die nume- risch erste Aufgabe zur Bewertung heranzuziehen.
• Ihre Korrekturhinweise und Punktbewertung nehmen Sie bitte in einer zweifelsfrei lesba- ren Schrift vor: Erstkorrektur in rot, evtl. Zweitkorrektur in grün.
• Die von Ihnen vergebenen Punkte und die daraus sich gemäß dem nachstehenden No- tenschema ergebene Bewertung tragen Sie in den Klausur-Mantelbogen sowie in die Er- gebnisliste ein.
• Gemäß der Diplomprüfungsordnung ist Ihrer Bewertung folgender Bewertungsschlüssel zu Grunde zu legen:
Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0
notw. Punkte 100 - 95 94,5 - 90 89,5 - 85 84,5 - 80 79,5 –
75 74,5 - 70 69,5 - 65 64,5 - 60 59,5 - 55 54,5 - 50 49,5 – 0
• Die korrigierten Arbeiten reichen Sie bitte spätestens bis zum
21.12.2005
an Ihr Studienzentrum ein. Dies muss persönlich oder per Einschreiben erfolgen. Der an- gegebene Termin ist unbedingt einzuhalten. Sollte sich aus vorher nicht absehbaren Gründen eine Terminüberschreitung abzeichnen, so bitten wir Sie, dies unverzüglich Ih- rem Studienzentrumsleiter anzuzeigen.
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-051203 Seite 2 von 7
Lösung Aufgabe 1
SB 1, S. 24 ff.16 Punkte
a) Nach der neoklassischen Theorie sollte die in die Krise geratene Volkswirt- schaft folgendermaßen zum Gleichgewicht geführt werden: Produktionsrück- gang und Nachfrageausfall sollten durch Preis- und Lohnsenkungen sowie ei- ner dem sinkenden Güterangebot angepassten Geldmengenreduzierung ent- gegengewirkt werden.
4 Punkte
In der Neoklassik ist der Effekt der Preisrückgänge größer als der Effekt von Lohnsenkungen und führt insgesamt zu einer Steigerung der Nachfrage. Argu- mentiert wird folgendermaßen: Die starken Preisrückgänge führen zu einer Steigerung der Realvermögen der Wirtschaftssubjekte. Die Kaufkraft vorhande- ner Ersparnisse steigt um so mehr, je günstiger die Waren angeboten werden (Realkassenhaltungseffekt). Folge: die Nachfrage nach günstiger gewordenen Gütern steigt. Dies führt mittelfristig zu einer Steigerung der Löhne. Damit ist ei- ne weitere Steigerung der Nachfrage verbunden. D.h. im optimalen Fall wird aus der Rezession eine Hochkonjunktur.
5 Punkte
b) Nach der antizyklischen Fiskalpolitik von Keynes konnte nur der Staat einen Ausweg aus der Depression durch eine künstliche Nachfrageinduzierung her- beiführen.
2 Punkte
Keynesianische antizyklische Fiskalpolitik bedeutet eine Verschuldung des Staates in konjunkturell schlechten Zeiten, um mit dem geliehenen Geld Güter nachzufragen. Die Wirkungskette sieht folgendermaßen aus: Durch die vom Staat induzierte Nachfrage werden Arbeitsplätze geschaffen. Hiermit ist ein An- steigen der Kaufkraft verbunden. Mit der zunehmenden Nachfrage entstehen neue Arbeitsplätze. In einer Art Schneeballeffekt wird so ein neues volkswirt- schaftliches Gleichgewicht bei Auslastung der Produktionsfaktoren und -kapa- zitäten erzielt.
5 Punkte
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-051203 Seite 3 von 7
Lösung Aufgabe 2
SB 2, S. 8 ff.15 Punkte
a) Nach dem Stabilitätsgesetz von 1967 sind wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen von Bund und Ländern so zu treffen, dass sie die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes beachten. Folgende Zielsetzungen sind dabei zu beachten:
3 Punkte
Stabilität des Preisniveaus, 1 Punkt
hoher Beschäftigungsgrad, 1 Punkt
außenwirtschaftliches Gleichgewicht, 1 Punkt
stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum. 1 Punkt
Das magische Viereck wurde erweitert um die Ziele:
gerechte (soziale) Einkommens- und Vermögensverteilung, 1 Punkt
Umweltschutz, ökologische Orientierung. 1 Punkt
b) Zielkonflikt zwischen Stabilität des Preisniveaus und hohem Beschäftigungs- grad:
Auf der einen Seite ist die Regierung an niedrigen Zinsen und einer weniger restriktiven Geldpolitik (Inflation wird in Kauf genommen) interessiert, um ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum und einen hohen Be- schäftigungsgrad zu erreichen. Auf der anderen Seite steht die Zentralbank, die das Ziel der Preisniveaustabilität verfolgt.
3 Punkte
Zielkonflikt zwischen dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht und der Sta- bilität des Preisniveaus
Eine ungleichgewichtige Zahlungsbilanz (Exporte ≠ Importe) und Probleme bei der nationalen Beschäftigung können den Staat veranlassen, eine Auf- oder Abwertung der Währung vorzunehmen. Dies läuft den stabilitätspoliti- schen Interessen der Zentralbank entgegen.
3 Punkte
Zielkonflikt zwischen einer gerechten Einkommensverteilung und einem ste- tigen und angemessenen Wirtschaftswachstum
Unter anderem Vertreter der neoklassischen Theorierichtung befürchten bei einem zu starken Eingreifen des Staates in die primäre Einkommens- und Vermögensverteilung negative Auswirkungen auf das Wirtschaftssystem und auf das Wirtschaftswachstum.
3 Punkte
(Nur zwei Beispiele sind zu bewerten; für Aufgabe 2 Teil b) also max. 6 Punkte)
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-051203 Seite 4 von 7
Lösung Aufgabe 3
SB 3, S. 17 ff.12 Punkte
Die Geldbasis ist definiert als umlaufendes Bargeld zuzüglich der Reserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank (Mindestreserven plus Überschussreser- ven).
3 Punkte
Die Geldbasis ist damit der Teil des Forderungsbestands an Zentralbankgeld, der marktrelevant geworden ist.
2 Punkte Dagegen umfasst Zentralbankgeld die gesamte Bilanzsumme der Zentralbank,
also einschließlich der Guthaben der öffentlichen und privaten Nichtbanken bei der Zentralbank.
3 Punkte
Die Geldbasis kann auch als Primärgeldmenge bezeichnet werden. Über den Kreditschöpfungsprozess der Geschäftsbanken wird sogenanntes Sekundär- geld geschaffen. Primär und Sekundärgeld gemeinsam werden dann als volks- wirtschaftlich relevante Geldmenge definiert.
4 Punkte
Lösung Aufgabe 4
SB 4, S. 41 f.16 Punkte
a) Umweltgüter sind „öffentliche Güter“ und unterliegen damit keiner Nutzenkon- kurrenz und sind nicht direkt zuteilbar.
2 Punkte Externe Effekte sind alle gewollten oder ungewollten „Abfall-“ oder Nebenpro-
dukte eines Produktionsprozesses oder einer sonstigen ökonomischen Hand- lung, die nicht in den Preismechanismus einbezogen, also nicht über entspre- chende Preise vom Marktprozess erfasst werden.
4 Punkte
Mit der unternehmerischen Entscheidung ungeklärte Abwässer in die Seeve zu leiten, sind gesamtwirtschaftliche bzw. volkswirtschaftliche Kosten wie z.B. Ge- sundheitsstörungen, Wasser und Bodenverseuchung verbunden. D.h., auf der einen Seite steigern die betriebswirtschaftlich nicht berücksichtigten Kosten den Gewinn des Unternehmens und somit auch das Volkseinkommen eines Lan- des. Auf der anderen Seite stehen volkswirtschaftliche Kosten, die preistech- nisch nicht berücksichtigt werden, wohlfahrtstechnisch allerdings zu erheblichen Einbußen führen.
5 Punkte
b) Maßnahmen:
Vorschriften in Form von Ge- und Verboten. 1 Punkt
Maßnahmen zur Integration von externen Effekten in den Preismechanismus. 1 Punkt Wenn es möglich ist, externe Effekte mit Kosten zu belegen, werden in einem
funktionierenden Wettbewerb die Marktkräfte für eine allokationsoptimale Mini- mierung externer Effekte sorgen. Eine staatliche Auflagen- oder Verbotspolitik ist dann nicht mehr notwendig.
3 Punkte
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-051203 Seite 5 von 7
Lösung Aufgabe 5
SB 5, S. 18 ff.16 Punkte
a) Es handelt sich um das Finanzzollargument. 1 Punkt
Weitere Zollargumente:
Schutzzollargument
Das Schutzzollargument wird insbesondere genutzt, wenn in entwickelten Industriestaaten einzelne Branchen beispielsweise im Rahmen des Struk- turwandels Modernisierungsinvestitionen tätigen oder (möglichst sozialver- träglich) Arbeitsplätze abbauen müssen. Der Zoll bietet in dieser Zeit Schutz vor ausländischer Konkurrenz.
4 Punkte
Erziehungszollargument
Mit dem Erziehungszollargument sollen junge Industrien primär in Ent- wicklungs- und Schwellenländern vor der Konkurrenz durch Importe ge- schützt werden, bis sie eine entsprechende Konkurrenzfähigkeit durch eine schnelle Kostendregression erreicht haben. Eingesetzt werden Erziehungs- zölle insbesondere in Industrien (Branchen) mit komparativen Kostenvortei- len im ricardianischen Sinne.
4 Punkte
b) Die Terms of Trade stellen das Verhältnis von Exportpreisniveau zu Import- preisniveau dar:
ToT =
jeweils ausgedrückt in heimischer Währung.
3 Punkte
Wenn der Importzoll nicht auf die Lieferanten überwälzt werden kann, ändern sich die Terms of Trade nicht, da es zu keinen Änderungen bei den Import- oder Exportpreisen kommt.
2 Punkte
Kann hingegen der Importzoll auf die Lieferanten (Exporteure) überwälzt wer- den, verbessern sich die Terms of Trade in dem Zoll erhebenden Land (da die Importpreise fallen) und verschlechtern sich im Exportland, da die Exportpreise ungefähr in der Höhe des Zollbetrages fallen.
2 Punkte Exportgüterpreisniveau
Importgüterpreisniveau
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Aufgabe 6 Wahlaufgaben 25 Punkte
Wahlmöglichkeit:
Nur eine der Aufgaben 6 A und 6 B ist zu lösen!
Lösung Aufgabe 6 A
SB 4, S. 11-14, S. 26-29, S. 38 f.25 Punkte
a) Direkte Steuern sind Steuern, die unmittelbar beim Wirtschaftssubjekt, das die Steuerlast nach dem Willen des Gesetzgebers tragen soll (Steuerdestinatar), erhoben werden.
3 Punkte
Als indirekte Steuern werden Steuern bezeichnet, die nicht von den Steuersub- jekten erhoben werden, die sie finanziell tragen sollen. Sie werden unabhängig von der steuerlichen Belastbarkeit von Wirtschaftssubjekten und unabhängig von deren finanzieller Einkommenssituation erhoben.
3 Punkte
Bei der Umsatzsteuer handelt es sich um eine indirekte Steuer. 1 Punkt b) Die primäre Einkommensverteilung ist die Verteilung, die sich ausschließlich
aus den Marktprozessen ergibt. 2 Punkte
Die sekundäre Einkommensverteilung ergibt sich durch das Eingreifen des Staates durch Steuern, Abgaben und Transfers. Ergebnis der Sekundärvertei- lung ist das verfügbare Einkommen.
2 Punkte
Aufzeigen lässt sich die Umverteilungswirkung der Anhebung der Umsatzsteuer – zugehörig zu den indirekten Steuern – an der Einkommensverwendung. Eine Umsatzsteuererhöhung senkt bei konstantem Nominaleinkommen das Realein- kommen (die reale Kaufkraft). Geht man von einer höheren Konsumquote bei Beziehern geringerer Einkommen aus, sind diese von einer Steigerung der Um- satzsteuer besonders betroffen. Auf die volkswirtschaftliche Gesamtnachfrage wirkt sich eine Umsatzsteuererhöhung um so negativer aus, je höher die Kon- sumquote ist.
5 Punkte
c) Es handelt sich um das Haavelmo-Theorem. 2 Punkte
Grundaussage:
Die Grundaussage des Haavelmo-Theorems ist, dass eine durch direkte Steu- ern finanzierte Staatsausgabenerhöhung zu einem entsprechenden, proportio- nalen Wirtschaftswachstum führt.
3 Punkte
Voraussetzungen:
Es dürfen keine Time-lags vorliegen. 1 Punkte
Die Staatsausgaben dürfen nicht in das Ausland abfließen. 1 Punkte
Die Staatsausgaben dürfen nicht für Transferausgaben verwendet werden, da sonst der Multiplikatoreffekt gleich Null ist und somit kein Wirtschafts- wachstum ausgelöst wird.
1 Punkte
Das Haavelmo-Theorem gilt nur, wenn die marginale Konsumquote im Staatsausgabenmultiplikator der marginalen Konsumquote im Steuermulti- plikator entspricht.
1 Punkte
(Die Steuererhöhungen müssen über direkte Steuern finanziert werden:
oben bereits genannt und bewertet.)
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-051203 Seite 7 von 7
Lösung Aufgabe 6 B
SB 3, S. 30 ff., S., 4425 Punkte
a) Unter Offenmarktgeschäften ist der An- und Verkauf von Wertpapieren durch die Zentralbank zu verstehen, um im Rahmen expansiver oder restriktiver Geldpolitik die Geldmenge oder die Zinsen zu steuern.
3 Punkte
Wertpapierpensionsgeschäfte sind eine Spezialform der Offenmarktgeschäf- te, die mit automatisch erfolgenden geldpolitischen Gegengeschäften gekoppelt sind.
3 Punkte
Die Refinanzierung über die „Ständigen Fazilitäten“ ist die Möglichkeit der Geschäftsbanken, sich bei der Zentralbank kurzfristig liquide Mittel zu einem von der Zentralbank festgelegten Zins gegen Sicherheitsleistungen zu be- schaffen (Spitzenrefinanzierungsfazilität), oder die Möglichkeit der Geschäfts- banken, kurzfristig bei den nationalen Zentralbanken freie Gelder anzulegen (Einlagenfazilität).
3 Punkte
Die Mindestreservepolitik kann durch unterschiedliche Reservesätze Einfluss auf den Geldschöpfungsmultiplikator nehmen, um die Geldmenge und das volkswirtschaftlichen Zinsniveau zu steuern.
3 Punkte
b) Bei der Mengenfixierung fragt die Zentralbank unabhängig vom Kurs eine be- stimmte Wertpapiermenge nach, um ein bestimmtes Marktgleichgewicht bei ei- ner gewünschten Geldmenge zu erreichen. D.h. es findet eine direkte Steuerung der Geldmenge statt, wobei sich indirekt das zum Marktgleichgewicht zugehöri- ge Zinsniveau einpendelt.
4 Punkte
Im Fall der Kursfixierung fragt die Deutsche Bundesbank solange Wertpapiere nach, bis sie einen bestimmten Kurs bzw. ein bestimmtes volkswirtschaftliches Zinsniveau erzielt hat. Somit ist hier der Zins die direkt gesteuerte Größe, aus der sich indirekt die zu kaufende Wertpapiergröße ergibt.
4 Punkte
c) 100%
u Preisnivea
Geldwert= 1 × 2 Punkte
Es handelt sich um eine Deflation, wenn der Geldwert steigt und das Preisni- veau sinkt.
1,5 Punkte Bei einer Inflation sinkt der Geldwert und das Preisniveau steigt. 1,5 Punkte