Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
Fach Volkswirtschaftslehre
Art der Leistung Prüfungsleistung Klausur-Knz. WI-VWL-P12-060513
Datum 13.05.2006
Bezüglich der Anfertigung Ihrer Arbeit sind folgende Hinweise verbindlich:
• Verwenden Sie ausschließlich das vom Aufsichtsführenden zur Verfügung gestellte Papier und geben Sie sämtliches Papier (Lösungen, Schmierzettel und nicht gebrauchte Blätter) zum Schluss der Klausur wieder bei Ihrem Aufsichtführenden ab. Eine nicht vollständig abgegebene Klausur gilt als nicht bestanden.
• Beschriften Sie jeden Bogen mit Ihrem Namen und Ihrer Immatrikulationsnummer. Lassen Sie bitte auf jeder Seite 1/3 ihrer Breite als Rand für Korrekturen frei und nummerieren Sie die Seiten fortlaufend. Notieren Sie bei jeder Ihrer Antworten, auf welche Aufgabe bzw. Teilaufgabe sich die- se bezieht.
• Die Lösungen und Lösungswege sind in einer für den Korrektanten zweifelsfrei lesbaren Schrift abzufassen. Korrekturen und Streichungen sind eindeutig vorzunehmen. Unleserliches wird nicht bewertet.
• Bei numerisch zu lösenden Aufgaben ist außer der Lösung stets der Lösungsweg anzugeben, aus dem eindeutig hervorzugehen hat, wie die Lösung zustande gekommen ist.
• Zur Prüfung sind bis auf Schreib- und Zeichenutensilien ausschließlich die nachstehend genann- ten Hilfsmittel zugelassen. Werden andere als die hier angegebenen Hilfsmittel verwendet oder Täuschungsversuche festgestellt, gilt die Prüfung als nicht bestanden und wird mit der Note 5 bewertet.
Die Klausur bietet einen Wahlbereich (Aufgabe 6 A und 6 B), in dem nur eine Aufgabe zur Lösung ausgewählt werden soll. Werden beide Aufgaben gelöst, wird nur die numerisch erste bewertet!
Bearbeitungszeit: 90 Minuten Hilfsmittel:
Aufgaben: 7 insgesamt,
davon 6 zu lösen HFH-
Taschenrechner Höchstpunktzahl: -100-
Aufgabenspiegel
WI-VWL-P12-060513 – AUFGABEN SEITE 2 VON 4
Aufgabe 1 14 Punkte
Das Konzept des Ordoliberalismus ist Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft.
a) Nennen Sie das wichtigste konstituierende Prinzip des Ordoliberalismus! 2 Punkte b) Bei der Erweiterung des Konzeptes des Ordoliberalismus zur Sozialen Markt-
wirtschaft spielten drei Grundgedanken eine Rolle. Nennen Sie diese drei Grundgedanken! Beschreiben Sie das zentrale Ziel der sozialen Marktwirt- schaft!
6 Punkte
c) Erläutern Sie drei zentrale Aufgaben von Sozialpolitik im System der Sozialen
Marktwirtschaft! 6 Punkte
Aufgabe 2 16 Punkte
Eine wichtige Maxime wirtschaftspolitischen Handelns ist die Sicherstellung eines funktionstüchtigen Preismechanismus bei vollständiger Konkurrenz.
a) Erläutern Sie, welches Argument aus heutiger Sicht gegen und welches für ei- ne nationale Wettbewerbspolitik spricht!
6 Punkte b) Nennen Sie vier Vorteile eines polypolistischen Wettbewerbs! 10 Punkte
Aufgabe 3 15 Punkte
Nach den Erfahrungen aus der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 (bspw.
die mangelnde Liquidität des Bankensystems) wurde die Mindestreservepolitik als geldpolitisches Instrument in Deutschland eingeführt.
a) Erläutern Sie kurz das Ziel dieses geldpolitischen Instruments! 3 Punkte b) Auf unterschiedliche Anlageformen wird dieses Instrument unterschiedlich an-
gewandt. Verdeutlichen Sie dies an verschiedenen Anlageformen! Beschrei- ben Sie in einem Satz den Zusammenhang von Anlageform und geldpoliti- schem Instrument!
10 Punkte
c) Nennen Sie den zentralen Grund, warum die Bedeutung der Mindestreserve- politik nachgelassen hat!
2 Punkte
Aufgabe 4 15 Punkte
Spätestens mit der Veröffentlichung der „General Theory“ von J. M. Keynes kommt der Finanzpolitik des Staates wichtige Aufgaben zu.
a) Nennen Sie die Aufgaben der deutschen Finanzpolitik! 6 Punkte b) Welche fünf zentralen Ziele verfolgt die deutsche Finanzpolitik? 5 Punkte c) Umweltorientierte Finanzpolitik ist erforderlich, da der reine Marktmechanis-
mus eine optimale Versorgung der Bevölkerung mit Umweltgütern nicht ga- rantiert. Führen Sie zwei Gründe für umweltpolitisches Versagen des reinen Marktmechanismus auf!
4 Punkte
Aufgabe 5 15 Punkte
Im Land X spielt die Stahlindustrie eine große Rolle. Mit den Arbeitsplätzen und dem damit geschaffenen Einkommen in der Stahlindustrie ist für viele Menschen im Land X wirtschaftliche und gesellschaftliche Wohlfahrt verbun- den. Neuerdings kann im Land Y zu wesentlich geringeren Kosten als im Land X Stahl produziert werden.
a) Was verstehen Sie unter Protektionismus? 3 Punkte
b) Nennen Sie je vier Beispiele für tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse! 8 Punkte c) Welchen Zoll würden Sie im Land X erheben? Begründen Sie Ihre Entschei-
dung für diese Zollart!
4 Punkte
WI-VWL-P12-060513 – AUFGABEN SEITE 4 VON 4
Aufgabe 6 Wahlaufgaben 25 Punkte
Wahlmöglichkeit:
Nur eine der Aufgaben 6 A und 6 B ist zu lösen!
Aufgabe 6 A 25 Punkte
Politisch wird diskutiert, die Erbschaftsteuer in Abhängigkeit von der Höhe des Erbes um bis zu 20 % zu erhöhen. Mit den gewonnenen Einnahmen aus der Erbschaftsteuer soll das Wirtschaftswachstum angeregt werden.
a) Steuerfinanzierte Staatsausgaben haben expansive und kontraktive Wirkun- gen. Trygve Haavelmo hat 1945 die expansiven und kontraktiven Wirkungen hergeleitet. Nennen und erläutern Sie die beiden Multiplikatoren!
12 Punkte
b) Um zu quantifizieren, ob steuerfinanzierte expansive Staatsausgaben das Wirtschaftswachstum beeinflussen, sind die expansiven den kontraktiven Wir- kungen der Staatsausgabenerhöhung gegenüberzustellen. Leiten Sie theore- tisch her, in welcher Höhe eine durch Erbschaftsteuern finanzierte Staatsaus- gabenerhöhung wirtschaftliche Wachstumseffekte auslöst!
5 Punkte
c) Nennen Sie vier Argumente, die die Hoffnung einschränken, dass eine durch Steuern finanzierte Staatsausgabenerhöhung positive wirtschaftliche Wachs- tumseffekte auslöst!
8 Punkte
Aufgabe 6 B 25 Punkte
In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und eines schwachen Wirtschaftswachstums ist in Deutschland eine aktive Wirtschaftspolitik gefragt.
a) Was ist die Grundlage jeder sinnvollen Wirtschaftspolitik? Wo sind Ziele deut- scher Wirtschaftspolitik definiert worden? Nennen Sie diese wirtschaftspoliti- schen Zielsetzungen und führen Sie jeweils eine Größe an, anhand derer die Erreichbarkeit der Zielsetzungen beurteilt wird! Um welche zwei weiteren wirt- schaftspolitischen Ziele wurde die ursprüngliche Zielsetzung später erweitert?
18 Punkte
b) Erläutern Sie einen möglichen Zielkonflikt zwischen dem Ziel eines stetigen und angemessenen Wirtschaftswachstums und der Zinspolitik der Zentral- bank! Warum ist die Unabhängigkeit der Zentralbank notwendig?
7 Punkte
Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
Fach Volkswirtschaftslehre
Art der Leistung Prüfungsleistung Klausur-Knz. WI-VWL-P12-060513
Datum 13.05.2006
Für die Bewertung und Abgabe der Prüfungsleistung sind folgende Hinweise verbind- lich vorgeschrieben:
• Die Vergabe der Punkte nehmen Sie bitte so vor, wie in der Korrekturrichtlinie ausgewie- sen. Eine summarische Angabe von Punkten für Aufgaben, die in der Korrekturrichtlinie detailliert bewertet worden sind, ist nicht gestattet.
• Nur dann, wenn die Punkte für eine Aufgabe nicht differenziert vorgegeben sind, ist ihre Aufschlüsselung auf die einzelnen Lösungsschritte Ihnen überlassen.
• Stoßen Sie bei Ihrer Korrektur auf einen anderen richtigen Lösungsweg, dann nehmen Sie bitte die Verteilung der Punkte sinngemäß zur Korrekturrichtlinie vor.
• Rechenfehler sollten grundsätzlich nur zu Abwertung eines Teilschritts führen. Wurde mit einem falschen Zwischenergebnis richtig weiter gerechnet, so erteilen Sie die hierfür vor- gesehenen Punkte ohne weiteren Abzug.
• Sollte ein Prüfling im Wahlbereich beide Aufgaben bearbeitet haben, so ist nur die nume- risch erste Aufgabe zur Bewertung heranzuziehen.
• Ihre Korrekturhinweise und Punktbewertung nehmen Sie bitte in einer zweifelsfrei lesba- ren Schrift vor: Erstkorrektur in rot, evtl. Zweitkorrektur in grün.
• Die von Ihnen vergebenen Punkte und die daraus sich gemäß dem nachstehenden No- tenschema ergebene Bewertung tragen Sie in den Klausur-Mantelbogen sowie in die Er- gebnisliste ein.
• Gemäß der Diplomprüfungsordnung ist Ihrer Bewertung folgender Bewertungsschlüssel zu Grunde zu legen:
Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0
notw. Punkte 100 - 95 94,5 - 90 89,5 - 85 84,5 - 80 79,5–75 74,5 - 70 69,5 - 65 64,5 - 60 59,5 - 55 54,5 - 50 49,5 – 0
• Die korrigierten Arbeiten reichen Sie bitte spätestens bis zum
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-060513 Seite 2 von 6
Lösung Aufgabe 1
SB 1, S. 37, S. 43 f., S. 4614 Punkte
a) Das wichtigste konstituierende Prinzip des Ordoliberalismus ist die Sicherstel-
lung eines funktionierenden Preismechanismus bei vollständiger Konkurrenz. 2 Punkte b) Die Sicherstellung und Förderung des Wettbewerbs ist zentrale Aufgabe
des Staates,
1 Punkt
die marktwirtschaftliche Einkommens- und Vermögensverteilung ist sozial ungerecht und
1 Punkt
die Verzahnung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Aspekte. 1 Punkt Ziel der sozialen Marktwirtschaft ist ein Wirtschaftswachstum, von dem alle pro-
fitieren sollen. Mit dem Konzept der sozialen Marktwirtschaft sollen gleichzeitig eine rechtsstaatlich gesicherte Freiheit, eine wirtschaftliche Freiheit und eine soziale Gerechtigkeit verwirklicht werden.
3 Punkte
c) Allgemeine Sozialpolitik mit dem Ziel einer aktiven Steuerung der Einkom- mens- und Vermögensverteilung zur Minderung des marktwirtschaftlichen Verteilungskampfes und des sozialen Gefälles.
je Aufgabe 2 Punkte; max.
6 Punkte
Sozialer Lastenausgleich für Familien, Behinderte und Kranke.
Hilfe des Staates bei der Absicherung und Vorsorge gegen sog. Wechsel- fälle des Lebens wie z.B. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Berufsunfähigkeit.
Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen über Maßnahmen des Umweltschutzes.
Spezielle Sozialpolitik im Sinne der Notwendigkeit, staatliche Vorschriften zum direkten und indirekten Schutz der Bürger als Träger von Arbeitsleis- tungen zu erlassen, wie z.B. Arbeitsschutzmaßnahmen und arbeitsrechtli- che Vorschriften.
Lösung Aufgabe 2
SB 2, S. 36 f.16 Punkte
a) Gegen Wettbewerbspolitik spricht in Zeiten der Globalisierung, dass eine interna- tionale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen nur gegeben ist, wenn ein Land über große, innovative und vor allem kapitalkräftige Unternehmen verfügt.
3 Punkte
Allerdings besteht die Gefahr der Herausbildung eines Monopolkapitalismus.
Somit wird das Grundprinzip der möglichst vollständigen Konkurrenz in einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung eingeengt. Aus diesem Grund ist die Wettbewerbspolitik gefragt.
3 Punkte
b) Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind die Unternehmen zu einer ständigen Anpassung der Produktion und Produktionskapazitäten an die sich ändern- den Marktpräferenzen gezwungen.
2 Punkte
In einem polypolistischen Marktsystem herrscht Konsumentensouveränität. 2 Punkte
Über die Kosten wird ein entsprechender Druck auf Preise und Gewinne aus- geübt. Es kommt zu wirtschaftlichem Fortschritt auf breiter Ebene der Gesell- schaft. Somit wird die Herausbildung unterschiedlich starker Marktseiten ver- hindert.
3 Punkte
Technischer Fortschritt wird beschleunigt, indem die Produktionsfaktoren durch einen funktionierenden Preismechanismus in die produktivsten Ver- wendungsmöglichkeiten gelenkt werden.
3 Punkte
Lösung Aufgabe 3
SB 3, S. 41-4315 Punkte
a) Die Mindestreservepolitik war von Anfang an als ein flexibles, liquiditätspoliti- sches Instrument gedacht und hatte nie die Aufgabe, die Einlagen der Ge- schäftsbanken bei der Deutschen Bundesbank zu sichern.
3 Punkte
b) Für unterschiedliche Anlageformen können differenzierte Mindestreservesätze
festgelegt werden. Bspw.: 6 Punkte
Sichteinlagen:
Termineinlagen:
Spareinlagen:
2,0 % 2,0 % 1,5 %
(Genannte Daten beruhen auf dem Daten- stand des SB. Aktuellere Daten auch korrekt, da mögliche Differenzierung entscheidend.)
Für Einlagen ausländischer Kunden sind Sätze von maximal 100 % möglich. 2 Punkte
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-060513 Seite 4 von 6
Lösung Aufgabe 4
SB 4, S. 7 f., S. 4115 Punkte
a) Aufgaben der deutschen Finanzpolitik:
Für die Realisierung der geplanten Staatsausgaben die nötigen Finanzmittel bereitstellen.
2 Punkte
Die Gestaltung und Erhebung von Steuern und Abgaben erfolgt in dem Sin- ne, dass
- die Wirtschaftssubjekte möglichst wenig in ihren wirtschaftlichen Aktivi- täten behindert werden und
2 Punkte
- gesamtwirtschaftliche Ziele der Wirtschaftspolitik über die Steuerpolitik nicht behindert, sondern im Optimalfall unterstützt oder ausgelöst wer- den.
2 Punkte
b) Zentrale Ziele:
Allokationsziele, 1 Punkt
Konjunkturziele, 1 Punkt
Wachstumsziele, 1 Punkt
Distributionsziele und 1 Punkt
umweltpolitische Ziele. 1 Punkt
c) Umweltgüter sind öffentliche Güter, unterliegen damit keiner Nutzenkonkurrenz
und sind nicht direkt zuteilbar. 2 Punkte
Bei der Produktion oder auch beim Konsum von Gütern treten externe Effekte
auf, die im Preismechanismus nicht berücksichtigt werden. 2 Punkte
Lösung Aufgabe 5
SB 5, S. 17 ff.15 Punkte
a) Unter Protektionismus werden quantitative und qualitative Maßnahmen verstan- den, mit deren Hilfe durch den selektiven Aufbau von Handelshemmnissen ver- sucht wird, die heimische Wirtschaft gegenüber ausländischer Konkurrenz zu schützen.
3 Punkte
b) Tarifäre Handelshemmnisse:
Finanzzölle
Schutzzölle
Erziehungszölle
Retorsionszölle
Nichttarifäre Handelshemmnisse:
Mengenrestriktionen
Devisenvorschriften
Verwaltungsvorschriften
Normungen
8 Punkte
c) In diesem Fall sollte das Land X einen Schutzzoll erheben. So bleibt dem Land X Zeit Modernisierungsinvestitionen zu tätigen, um die Stahlindustrie wieder wett- bewerbsfähig zu machen oder um den nötigen Abbau von Arbeitsplätzen bzw.
die Auflösung einer Branche „sozialverträglich“ abzufedern.
4 Punkte
Aufgabe 6 Wahlaufgaben 25 Punkte Wahlmöglichkeit:
Nur eine der Aufgaben 6 A und 6 B ist zu lösen!
Lösung Aufgabe 6 A
SB 4, S. 26 ff.25 Punkte
a) Der Staatsausgabenmultiplikator
cdG 1 dY 1
= −
mit dY (Veränderung des Volkseinkommens) c (marginale Konsumquote)
dG (Veränderung der Staatsausgaben)
sagt aus, dass die expansive Wirkung einer Staatsausgabenerhöhung (dG) um so stärker auf das Volkseinkommen Y wirkt, je größer die marginale Kon- sumquote (c) ist.
6 Punkte
Der Steuermultiplikator
cdT 1 dY c
− −
=
mit dY (Veränderung des Volkseinkommens) c (marginale Konsumquote)
dT (Veränderung der Steuern)
sagt aus, dass die restriktive Wirkung einer Steuererhöhung (dT) beitragsmä- ßig um so größer ist, je stärker die marginale Konsumquote (c) ist.
6 Punkte
b) Zusammenführen von Staatsausgaben- und Steuermultiplikator:
cdT 1 dG c c 1 dY 1
− −
= −
5 Punkte
Per Definition wird die Staatsausgabenerhöhung dG genau durch eine entspre- chende Steuererhöhung dT finanziert, daraus folgt: dG = dT, d.h.
, cdG 1 dG c c 1 dY 1
− −
= − womit
cdG 1
c dY 1
−
= − bzw. dY = dG.
Fazit ist, dass eine durch direkte Steuern finanzierte Staatsausgabenerhöhung bewirkt, dass die Wirtschaft in Höhe des Betrages der Änderung der Staatsaus- gaben wächst.
Korrekturrichtlinie WI-VWL-P12-060513 Seite 6 von 6
Lösung Aufgabe 6 B
SB 2, S. 8-11, S. 27-3425 Punkte
a) Grundlage jeder sinnvollen Wirtschaftspolitik ist die Definition der Ziele und das
Erkennen möglicher Zielkonflikte. 2 Punkte
Im Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums – kurz Stabilitätsge- setz genannt – wurden folgende wirtschaftspolitische Zielsetzungen definiert:
2 Punkte
Stabilität des Preisniveaus:
Mit dem Preisindex der Lebenshaltung wird die Stabilität des Preisniveaus beurteilt.
3 Punkte
Hoher Beschäftigungsgrad:
Anhand der Arbeitslosenquote werden Aussagen über einen hohen Beschäf- tigungsgrad gemacht.
3 Punkte
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht:
Zur Messung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts wird der Außenbei- trag bzw. die Leistungsbilanz verwandt.
3 Punkte
Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum:
Indikator zur Messung des Wirtschaftswachstums ist das Volkseinkommen.
Die Beurteilung der Angemessenheit des Wirtschaftswachstums ist im Zu- sammenhang mit dem Ziel der Erreichung eines hohen Beschäftigungsgra- des zu sehen.
3 Punkte
Diese ursprüngliche Zielsetzung (das magische Viereck) wurde um das Ziel einer gerechteren (sozialeren) Einkommens- und Vermögensverteilung und um das Ziel des Umweltschutzes erweitert.
2 Punkte
b) Um in konjunkturell schlechten Phasen Wachstums- und Beschäftigungseffekte auszulösen, ist aus politischer Sicht eine expansive Geldpolitik von Vorteil. Durch niedrige Zinsen und eine Ausweitung der Geldmenge soll kurz- oder mittelfristig die Konsum- und Investitionsbereitschaft gesteigert werden.
Gegen diese Politik spricht aus Sicht der Zentralbank ein eventueller Anstieg der Inflation, der sich langfristig negativ auf die Beschäftigung auswirken kann.
Folglich würden im Sinne der Zentralbank die Zinsen im Rahmen einer restriktiven Geldpolitik erhöht werden.
4 Punkte
Dieser Zielkonflikt zwischen der politischen Seite, die eher an kurzfristigen popu- lären Problemlösungen interessiert ist, und der eher langfristig und unabhängig von Wählerstimmen tätigen Zentralbank erfordert eine juristisch geregelte Unab- hängigkeit der Zentralbank von Weisungen der Politik.
3 Punkte