• Keine Ergebnisse gefunden

(1)128 Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "(1)128 Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras"

Copied!
11
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

128

Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras.

Von W. Caland.

I. Hira^yakeäigrhyas. I. 12, 14—16; 13, 16.

Unter den Vorschriften die im Grhyasütra des Hiranyakesin

für die Bewirtung eines Gastes durch den Madhuparka gegeben

werden, hat besonders eine der modemen Interpretation viele

Schwierigkeiten gemacht. Die gemeinte Stelle lautet: hrasiyasy

äniya varsiyasäpidhäyänilciTiäni prthag ädäpayati kürcam pä¬

dyam arghyam äcamaniyam madhuparka iti \ 14 | anvaiin anu-

samvrßnä so 'nupakificayä väcaikaikam präha | 15 ( kürca iti

kürcam | 16 | . Oldenberg übersetzt (S.'b. E. XXX. S. 171 flg.):

, having poured (those substances) into a smaller vessel, and having covered it vrith a larger (cover than the vessel is), (the host) makes (the guest) accept (the foUovring things) separately, one after the

other, viz. a bunch of grass (to sit down on), water for washing

the feet, the Argha water, water for sipping and the honey mixture

(Madhuparka). Going after (the single objects, which are brought

to the guest, the host) in a faultless not faultering (?) voice an¬

nounces (each of these objects to the guest). The bunch of grass

(he announces by three times saying): ,The bunch of grass*. —

Es handelt sich hier besonders um die Deutung von anusarn-

vrjinä, welches Oldenberg in anusamvrjinyä ändem möchte und

von anupakiücayä. Im folgenden hofi'e ich zu zeigen, dass weder

der Text verdorben , noch die Übersetzvmg zweifelhaft ist , vrie

Oldenberg gemeint hat; dass vielmehr die Handschriften vom Heraus¬

geber des Sütra und vom Übersetzer nicht richtig gelesen sind

und dass man den betrefl'enden Passus nicht ganz begriffen hat.

Den Schlüssel zum richtigen Verständnis unserer Stelle liefem

die Gfhyasütras des Bhäradväja, des Baudhäyana und des Päraskara.

Im Bhäradväja (II. 22) lautet die betreff'ende Vorschrift: hrasiyasy

äniya varsiyasäpidadhäti pürvah kürcena pratipadyate 'nvan.^)

pädyenänvariri arghyenänvann äcamanlyenänvan, madhuparkenänu-

1) Statt 'nvaii liest die Granthahs. hier und im folgenden nvam oder nvam. Dieseihe Korruptel liegt in der Granthahs. des Hir. vor, Sitz. Ber. der Kais. Akad. der Wiss., phil.-hist. KI., CXXIV, Nr. IV, sq.

(2)

samvrajaiy atfiäamä äsanam iti vedayate. Die einschlägige Bau- dhäyanastelle (grhs. I. 2) lautet : var^yasä tyomayenäpidhäya nänä

purusä arghyadravyäny ädadate 'nvag anusamvrjitäh}) kürca iti

kürcam präha. Auch die folgende Päraskarastelle (grhs. I. 3, 5, 6)

bringe ich in Erinnerung: äharanti vistaram padyam padärtham

udakam arghyam äcamaniyam madhuparkam dadhi madhu ghrtam

apihitam kämsye kämsyena \ 5 | anyas tris trih präha vistarädi \ 6 |.

Vergleicht man die citierten Stellen unter sich , so wird es

zunächst klar dass die Worte des Hir. : anücinäni prthag ädä-

payati bedeuten: ,er lässt (die folgenden Gegenstände) hinter¬

einander gesondert (also: von verschiedenen Leuten) aufnehmen*.

Nicht ödaMe ist ja das stehende Wort, welches das Empfangen,

das Entgegennehmen einer Sache durch den Gast andeutet, sondem

pratigrhnäti. Dass mehrere Leute bei der Bewirtung beschäftigt

sind ist schon an sich wahrscheinlich; bewiesen wird diese Wahr¬

scheinlichkeit durch Päraskara's äharanti. Wenigstens fünf Personen

treten also hintereinander mit den Argbya-Substanzen zum Gaste

hin , der erste mit dem Grassbüschel , der nächstfolgende mit dem

Pusswasser u. s. w., vgl. Bhäradväja ; hinter allen {anu), sie begleitend {sarri) schreitet {vrajati) der Wirt, der mit klarer (nicht heiserer)

Stimme dem Graste jeden Gegenstand besonders ankündigt. In

diesem Zusammenhange ist auch Päraskara's anyah zu beurteilen.

Es kommt jetzt darauf an Hiranyakeäin's anusarnvrjinä und

Baudhäyana's anusamvrjitäh zu bestimmen. Ohne Zweifel ist an

beiden Stellen das Nom. agentis anusamvrajitä^) zu lesen, welches

in diesem Zusammenhange ungef&hr mit einem Partic. praes. gleich¬

wertig ist; vra und vr sind bekanntlich in Grantha-, und t und n

in Devanägari-Schrift so gut wie nicht zu unterscheiden. Mir

erscheint es zweifeUos, dass auch Mätrdatta unsere Stelle (wenigstens sütra 15) so gelesen und begrilfen hat; es heisst bei ihm: anusam-

vrajinä (Ues : anusajnvrajitä) saha kürcädinä dravyena tad agra¬

tah krtvänugantä. Er umschi-eibt somit die Praep. sam, nach meiner

Ansicht weniger richtig, durch saha kürcädinä dravyena, die Praep.

anu durch tad agratah krtvä und anuvrafitä vollkommen zu¬

treffend durch anugantä, ebenfaUs ein Nomen agentis. Im folgenden (S. 117, Z. 9) ist anusatnvrjiteti herzusteUen, Z. 13 jedoch ist von Kirste richtig anusarnvrajineti gelesen.')

HöchstwahrscheinUch ist nun auch Hir I. 13, 16: te§v asmai

bhuktavatsv anu^sarnvrajitam (statt ^vrjinam) annam äharayaii zu

1) So die Hang'sche Hs.; anusamvrjitäh eino Granthahs.

2) Wie auch wirlilich eine mir inzwischen zugegangene Kopie des Bau¬

dhSyana hietet [Korr.-Note].

3) Hat man das Kecht jede von Mstrdatta ab prdmSdapä^ha oder apapätha bezeichnete Lesart in den Text aufzunehmen ? Ist nicht vielmehr so eine Lesart eine von inm in seinen HSS. zwar vorgefundene aber von ihm verurteilte ? In diesem Falle hätten wir Hir. I. 1,21 mit allen HSS. yathopapädam und I. 20, 2 abhyäoartya zu lesen. Vgl. auch Böbtlingk in dieser Zeitschr. XLIII, S. 598.

Bd. LL 9

1 3

(3)

130 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.

lesen und zu übersetzen: „wenn diese (die im Vorbergebenden ge¬

nannten Brahmanen) gespeist haben, lässt er ihm Speise bringen

die (von anderen Zuthaten) gefolgt und begleitet ist' (Mätydatta:

vydhjanaüi sarngatam ity arthah). Das Scholion S. 120 Z. 2 ist

wieder zu lesen: anüclnarn ca tat sarvarn vrajiiarn cänusam-

vr ajitam,.

Jetzt bleibt noch anupakiricayä zu deuten, übrig. Es scheint, dass vrir es hier mit einer ganz eigenthümlichen Bahuvrlhi-bildung

zu thun haben. Das Wort ist nach meiner Ansicht in folgender Weise

zu umschreiben : yasminn upa nästi kiUca sah , also eigentlich :

„wo sich nichts drauf befindet, ungedrückt, ungehindert'. Es ge¬

hört zu derselben Kategorie wie 'ivvSgog, Hv&eog (= vScug, &s6v iv iavTtp ^wv), iniat}fiog, insignis. Mätrdatta: uttarenänupaha-

tayoccairbhütayety arthah; uttarena bedeutet hier wohl „vom

Nordwind', also uttarenänupahatah : „unerkältet, nicht heiser'.

II. Die Vorbedingungen für eine Heirat.

Die hierauf bezügliche Stelle des Mänavagrhyasütra I. 7:

pafica viväJialcaranäni bhavanti vittarn rüparn vidyä prajnä bän-

dhavam ity; ekäläbhe vittarn visrjed, dvüiyäläbhe rüparn, tt-tiyä-

läbhe vidyäm; prajnäyärn bändhava iti ca vivähante, findet eine

erwünschte Erklärung durch die Parallelstelle im Bhäradväjagrhya- sütra I. 11: catväri viväAakaranäni : vittarn rüpam prajä bändha-

vam iti; täni cet sasrväm na Sahnuyäd, vittam udasyet; tato

rüpam. prajäyärn tu ca bändhave ca vivadante; bändhavam

udasyed ity eha ähur, aprajena hilcah samväso'i 'thaitad aparam:

na khalv iyam arthebhya ühyate. prajä, närtho 'syärn prädhä-

nyah. Es ist nicht unschwer einzusehen , dass die verdorbenen

Lesarten im Mänavatext prajnä, prajriäyäm, vivähante, die schon

dem Kommentator vorgelegen haben, resp. in prajä, prajäyäm, vi¬

vadante zu emendieren sind.

III. Zum ärsa viväha.

Das Rituell eines ärsa viväha ist uns allem Anschein nach im

Kausikasütra (79, 17—19) bewahrt: ihed asäthety etayä Sulkam

apäkrtya, dväbhyäni nivartayafiha mama rädhyatäm atra taveti,

yathä vä manyante.

Mit dem Kürzen der Haare hat hier nivartayati nichts zu

thun , wie Weber (I. S. V. 407) vermutet hat ; ebensowenig ist

an Sulkam etwas zu ändern. Die Stelle hat nach meiner Ansicht

folgenden Sinn :

„Mit dem Spruche: „Hier nur bleibet, geht nicht weg von

hinnen; machet diesen (d. h. mich, imarn — märn), o Kühe, reich

durch eure Kälber (auch : „durch Nachkommen')! stattlich schreitend,

rötlich, wie Soma strahlend! Mögen die Allgötter bannen hier

eure Herzen' teilt er (d. h. der Brautwerber) den (aus Kühen

1 3

(4)

bestehenden) Preis (von seiner Herde) ab. Mit den zwei Sprüchen :

„Hier nnr bleibet' (wie oben) und: „Umgebet diesen, o Kühe, mit

euren Kälbern (auch: „mit Nachkommen"). Den Göttern schmälert

er nicht ihren Anteil. Diesem möge euch Püsan und die Maruts

alle, ihm euch Dhätar und Savitar zugestehen" mit diesen beiden

Sprüchen lässt er (wohl der Vater des Mädchens*)) sie (die Kühe)

(zum Brautwerber) zurückkehren, indem er sagt: „Hier möge mir

Gedeihen sein, dort dir."

Das hier geschilderte Rituell steht ganz in Einklang mit der

bekannten Vorschrift Apastambas (dbs. I. 13. 12), dass die Schenkung

der für ein Mädchen als Brautpreis zu bezahlenden hundert Kühe

nebst einem Wagen rückgängig gemacht werden soU.^)

In den Mänava- und Käthakagrhyasütras wird ein absonde»

liches Rituell verordnet für eine brahmadeyä, eine Tochter, die

nach Brahma-Art verheiratet wird (Män. grhs. I. 7 Schluss und 8

bis brahmadeyäpitä^) hhräiä vä dadyät; Ka^h. grhs. XV). Die

Hauptsache hierbei ist, dass der Geber dreimal: „ich gebe" sagt, der Empfänger : „ich nehme an." Die Schenkung wird in üblicher Weise von einer Wasserlibation begleitet. Danach folgt das Rituell

für die Heirat einer sulkadeyä. Nach dem Käth. grhs. (XVI) über¬

reichen sie einander gegenseitig das Gold {hiranyarn vyaJbiharatah).

Der eine (der Geber) überreicht es dem andern mit den Worten:

„dich zur Nachkommenschaft" ; der andere empfängt es mit den

Worten: „dich zur Mehrung des Besitzes.' Nach dem Män. gfhs. (I. 8)

wirft der Geber eine Handvoll Gold in die zusammengehaltenen Hände

des andern und sagt: „dich zum Reichtum." Der andere wirft ihm

das Gold zurück und sagt: „dich zum Kindersegen." — Obschon

hier nicht von Rindern , sondern von Gold die Rede ist , dürfte

dieses Rituell doch eine Art ärsa viväha sein. Es wäre ja auch

ein wenig unbequem , für eine derartige Formalität einige Rinder

herbeizuholen. Überdies sagt das Mänavagrhs. I. 7 s. f. sarnjustärn

(sc. hanyärn, nach der Brautprobe) dharmenopayacheta brähmena

(HSS. : brähmaria) Saulkena vä Satam adhiratham (HSS. und

Komm, itiratham) dadyät gomtthunam vä. Die letzten Worte

umschreiben offenbar den Begriff des Wortes Saidkam.

Im Käthakasütra heisst es also:

prajäbhyas tueti pradadäti, räyasposäya tveti pratigj-hnäti.

1) In dessen Mund nur der zweite Vers passt: „umgebet diesen." Die Vorschrift, dass auch der erste: ..hier nur bleibet" vom Vater zu sprechen ist, hat wohl ihren Grund darin, dass man den eigentlichen Sinn sowobl der Hand¬

ung wie der Mantras nicht mehr begriff.

2) Siebe die Stellen bei Bühler, S. B. E. XIV, p. 7; II, p. 132, JoUy, Becht und Sitte, S. 51 Agg.

3) Wahrscheinlich ist brahmadeyäm zu lesen.

(5)

132 Caland, Zur Exegese urid Kritik der rituellen Sütras.

Im Mänavasütra dagegen:

dhanäya tveti dätä putrebhyas tveti pratigrahitä.

Versteht man unter dätar und pratigrahltar den Geber und

den Empfänger des Mädchens, so ergiebt sich aus keinem von

den beiden Texten ein gesunder Sinn. Nur wenn man unter dätar

den Geber des sulk a , also den Brautwerber, und unter prati¬

grahltar den Empfönger des sulka, also den Vater der Braut

versteht, giebt wenigstens der Mänavatext einen befriedigenden Sinn.

Denn die Worte: „dich zum Reichtum' müssen einst die Übergabe

des Kaufpreises an den Vater, die Worte: „dich zum Kindersegen'

die Übergabe des gekauften Mädchens an den Brautwerber be¬

gleitet haben. Ursprünglich war also die Sitte, sich eine Frau zu

kaufen , auch durch das Rituell sanktioniert. Beim Fortschreiten

der Kultur aber machte sich das Bestreben geltend, diese rohe

Sitte zu antiquieren. Daher die oben erwähnte Vorschrift des

Äpastamba. Als demnach später die Kaufsumme vom Brautvater

zurückerstattet wurde , blieben die Worte , die von alters her die

Handlung begleitet hatten, dieselben.

Auch im Rituell der Baudhäyaniyas hat sich von diesem ur¬

alten Brautkauf eine unzweideutige Spur erbalten, deren Sinn jedoch

den beteiligten Personen offenbar verborgen war. Wenn nämlich

die Verlobung {vägdänani) stattfinden soll und der Vater der Braut den Vater des Freiers oder dessen Stellvertreter hat niedersitzen

lassen mit dem Angesicht nach Osten, während er selbst das An¬

gesicht nach Westen kehrt, nimmt er fünf Betelnüsse (deren Farbe

goldgelb sein soll) und ein Stück Gelbwurz und wirft, während

er verspricht, an dem und dem Tage, seine aus der und der Familie

stammende so und so genannte Tochter dem so und so genannten

Sohne des so und so genannten Vaters zur Frau geben zu wollen,

diese fünf Betelnüsse dem Vater des Freiers in den Zipfel seines

Gewandes, worauf dieser einen Knoten in seinen Zipfel schlingt

(bekanntlich ist dies die gewöhnliche Art, wie man Geld bewahrt).

Darauf wirft dann der Vater des Freiers die Betelnüsse dem Geber

zurück und dieser verknüpft dieselben ebenso in seinem Zipfel.')

Weitere Erläuterungen sind nach dem oben Bemerkten überflüssig.

Bekannt ist also das Rituell des ärsa und des brähma viväha.

Auch das Ceremoniell des daiva viväha ist überliefert und zwar

im Baudhäyanagrhyasütra (I. 1). Die hierauf bezügliche Stelle

findet man bei Winternitz , das altindische Hochzeitsritneil , S. 40, Z. 12 citiert.

1) Frayogatnälä und Prayogasikhämani : tato dätäearato haridräkhan- tlain paiica drdhapügiphaläni . . . grhitvämukapravaränvitäya . . . varä- yämukapravaränvitäm . . . kanyärn . . . däsye iti . . . uktvä varapiträdi- vastrapränte täni pugiphaläni praksipya granthim krtvä u. s. w. Vgl. auch Ind. Stud. V, S. 298.

(6)

IV. Das Betreten des Hauses durch die Jung¬

vermählten.

Wenn das jungvermählte Paar zum erstenmale nach der Hoch¬

zeit sein Haus betritt, findet ein interessanter Akt statt, der bis

jetzt nicht aufgemerkt worden ist: aparasminn ahnah sandhau

grhän pratipädayita prati brahmann iti jnraiyavarohati manga-

läni prädur bhavanti gosthät santatäm ulaparäjlm strnäti räthäd

adhy opäsanäd yesv adhyeti pravasan yesu saumanasam mahat \

grhän upahvayämahe te no jänanto äyata^) ili tiyäbhyupaiti

(Män. grhs. I. 14); aparähne 'dhivrJcsasürye grhän upayäyorjam

bibhratl{ti) grhän pratidrSya japati (folgen die Mantras); ula-

paräjiim) sti-näty ä dayanlyät, tayä praviiati (Käth. gfhs. 27 s. f., 28 init.). Wenn also das junge Paar, zur Zeit der Abenddämmerung

heimkehrt, sollen vom Hause her glückverheisseude Worte und fröh¬

liche Musik ihnen entgegenklingen. Dann steigt der junge Mann

vom Wagen herab, der ihn begleitende Priester streut eine un¬

unterbrochene Reihe Ulapagräser vom Wagen bis zum Hause (oder

bis zur Lagerstätte); darüber schreitet der Mann (und nach ihm

natürlich die junge Prau) hinein. Bekanntlich wird diese ulaparäjl

beim gewöhnlichen ärauta-Opfer zwischen den beiden Hauptfeuern

in drei Reihen ausgestreut um die beiden Feuer, das Gärhapatya-

und das Ähavanlyafeuer miteinander in Verbindung zu bringen (vgl.

Äpast. ärs. I. 15. 4; Schwab, das altind. Tieropfer, S. 53; Verf.,

die altind. Toten- und Bestattungsgebräuche, S. 18). Der Zweck,

den man durch das Streuen der ulaparäjl zur Gelegenheit der Heim¬

kehr erreicht, ist demgemäss, dass der Neuvermählte in direkter

Verbindung mit seinem Hause gebracht und unterwegs , zwischen

dem Wagen und dem Hause , keinen schädlichen Einflüssen aus¬

gesetzt wird.

V. Die rituelle Kraft des Beatmens.

Wünscht der Gatte die Conception zu fördern, so soll er nach

vollzogenem Beilager auf seine Gattin atmen, indem er die Worte

sagt: ,In deinen Atem lege ich den Samen nieder, o du, N. N."

Die Gattin ihrerseits soll seinen Atemzug in sich aufnehmen. Diese

bis jetzt , wie ich meine , noch ziemlich unbekannte merkwürdige

rituelle Handlung ist uns bezeugt erstens im Öäükhäyanagj-hya

(I. 19. 4) und im Sämbavyagrhya (I. 13). Ich teile die Stelle

nach der meines Erachtens richtigeren Überlieferung der letzteren

Quelle mit : samäpte 'rthe japet präne te reto dadhämy asäv ity

apänyänupränya. Unrichtig übersetzt Oldenberg (Ind. Stud. XV,

1) HSS.: prasavan statt pravasan; tenopah.v° siM. grhän upahv°; äga¬

tam statt äyata. Ich habe nach AS. VII. 60. 3 und VS. III. 42 gebessert.

1 -l *

(7)

X34 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.

S. 36) anujn-änyät: .hier hole er Atem." In S. B. E. XXIX, S. 45

ist die Übersetzung dieses Wortes unerklärlicherweise ganz fort¬

geblieben. Die Präpos. anu scheint in der Säökhäyanastelle darauf

hin zu deuten, dass apänya fortgefallen ist; Sänkh. I. 24. 2 steht

es, obschon leicht verdorben, davor. Übrigens ist zu bemerken,

dass präniti und apäniti nicht bedeuten resp. ,ein- und ausatmen*

(so Oldenberg zu Sänkh. I. 24. 2), sondern im Gegenteil präniti

„et atmet aus', apäniti „er atmet ein.* Das wird von der zweiten

Belegstelle erwiesen: athäsyä apavrktärtho 'pavrktärthäyai {apa-

vrttä" die HSS.) mukhena mukham sarnnidhäya pranipatyaitam

pränam apänihiti tarn sä praty apäniti^) (Bhär. gfhs. I. 20, nach

berichtigter Zählung): „er nähert seinen Mund dem ihrigen, sich

zu ihr niederbeugend, und sagt: „Atme diesen Atemzug von mir

ein' xmd die Gattin atmet ihn ein". Ganz damit in Überein¬

stimmung ist Bfh. är. up. VI. 4. 11: atha yäm ichen na, garbham

dadhiteti tasyäm artham nistäya^) mukhena mukham sandhäyä-

bhipränyäpänyäd indriyena retasä reta ädada ity aretä eva

bhavati. Im entgegengesetzten Palie heisst es : apänyäihipränyäd

und im Mantra: reta ädadhämi. Das abhipränana des Gatten ist

also ein Procreativum bzw. eine lebenschenkende Handlung, deshalb

atmet denn auch der Vater auf den neugeborenen Knaben dreimal

(ein imd hinterher) aus: abhyapänyänupränyät.

VI. Ein Angurium.

Eine ähnliche Ceremonie wie die von Baudhäyana (grhs. I. 13,

Vgl. Winternitz, das altind. Hochzeitsrituell, S. 101) beschriebene

findet sich in Bhäradväja (grhs. I. 21). Unmittelbar nach der

Scheitelziehung , im vierten Monat der Schwangerschaft , werden

drei Schüsseln mit Reisbrei, mit Butter begossen, vor der Prau

niedergesetzt, auch eine mit Wasser. Indem sie nun nach jeder

einzelnen Schüssel hinblickt, fragt der Gatte sie: „Was siehst du?'

Worauf jene antwortet: „Söhne und Vieh.' Den Inhalt von einer

dieser Schüsseln giebt er einigen Brahmanen, der zweiten einigen

Brabmanenfrauen zum Verspeisen, den Inhalt der dritten isst sie

selber zusammen mit einigen Knaben : trin odanän uddhrtya sar-

pisopasicyopanidadhäty udadarävam ca caturtham; tesäm ekai¬

kam aveksamänäm pr chati: kirn pajy asiti. puträrnd ca padümd-

ceti pratyäha. tesäm ekam brähmanän bhoj

ntr, ekarn saha kumäraih sä prädnäti.

1) Ein prayoga: atha . . , patili . . . etam jiränam apänihiti jäyäm uktvä näsäjrmtähhyäm antaram pränaväyum nihsärayet jäyä ca nihsrtam pränaväyum svanäsäjmtäbhyäin sväntaram pravesayet.

2) Walirsclieinlicli ist nihsthäya zu lesen : artham nilisthäya, „nachdem er das Ziel erreicht hat" (vgl. BR. s. v. sthä -)- nis 3). ariha braucht dann nicht euphemistisch statt sepha gebraucht zu sein.

1 3 «

ayedj ekam brahma-

(8)

vn. Die Gottheiten der Früh- nnd Abendspenden.

Nach Säükh. (I. 3. 14), My. (I. 9. 6, 7), Päraskara (I. 9. 3, 4),

Gobhila (I. 3. 9, 10), Khädira (I. 3. 13—15), dem Mänavagrhya

(II. 3. 1, 2), Baudh. (II. 9 nach ber. Zählung) wird abends die

Hauptspende dem Agni, morgens früh dem Sürya dargebracht;

auch Bhäradväja (L. 17) und Hiranyakeäin (I. 23. 8, 9) erwähnen,

obschon sie selber die beiden Spenden dem Agni darbringen lassen,

dass „einige' die Morgenspende dem Sürya weihen; desgleichen

Äpastamba grhs. 7. 21. Wenn man dies im Auge behält, wird

man mir recht geben, wenn ich vorschlage, den von Bloomfield

herausgegebenen Text des Kausikasütra (72, 27—29) in folgender

Weise zu emendieren : säyam prätar vrihin ävaped yavän vägnaye

svähä prajäpataye sväheti säyam | 27 | süry äya svähä prajäpa¬

taye sväheti prätah | 28 |

VIII. Säükh. grhs. n. 3. 2 sqq.

Die Übersetzung, welche Oldenberg (Inä. Stud. XV, S. 51 und

S. B. E. XXIX, p. 64) von diesem Passus vorschlägt, würde fol¬

gendes Rituell ergeben: wenn der Lehrer, der mit dem Angesicht

nach Osten gekehrt (II. 1. 28) dem einzuführenden Knaben gegen¬

über steht, dessen beide Hände ergriffen hat (LI. 2. 11) — der

Hauptakt des upanayana — soll er sich unter Hersagung des

Spruches: „Ich wandle auf Indras Bahn, ich wandle der Bahn der

Sonne nach', rechtshin iun wenden (er kehrt also dem Knaben den

Rücken zu), mit der rechten Hand über seine Schulter hinabfassen

und die Stelle seines Herzens berühren, indem er die Worte spricht:

„Möge ich deinem Herzen lieb und du unverletzt sein"*). Darauf

soll er sich linkshin umwenden (sodass er also dem Knaben wieder

gegenüber steht) und die Hand auf das Herz des Knaben legen

mit dem Spruch: „In meinen Willen nehme ich dein Herz.' Nun

ist es freilich möglich, dass der Lehrer sich umwendet , dem

Knaben den Rücken zukehrend, und dann sein eigenes Herz be¬

rührt, aber natürlich soll er über die Schulter des Knaben hinab-

fassen und dessen Herz, nicht sein eigenes berühren. Dass vom

Herzen des Knaben die Rede ist, stellt der Spmch: „Möge ich

deinem Herzen' u. s. w. ausser allen Zweifel. Vielleicht würde

Oldenberg seine Übersetzung zu retten suchen, indem er sagte:

der Lehrer dreht sich jedesmal so um, dass er sofort wieder mit

dem Angesicht dem Knaben gegenüber zu stehen kommt. Aber

geschweige davon , dass ein solches Umdrehen sinnesleer wäre,

wie soll er, mit dem Angesicht dem Knaben gegenüberstehend, mit

der rechten Hand über seine (d. h. des Knaben) Schulter

1) arisyatas te hrdayasya priyo bhüyäsam, Oldenberg: „Deinem un¬

verletzten Herzen möge ich lieb sein." arisyatas ist aber wohl zu te zu nehmen.

(9)

136 Caland, Zur Exegese und Kritik der räuellen Sütras.

hinabfassen und die Stelle seines (d. h. des Knaben) Herzens be¬

rühren? Die Stelle des Herzens ist doch nicht im Rücken zu

suchen! Daraus folgt, dass Näräyana vollkommen recht hat mit

seiner Behauptung, der Lehrer soll den Knaben sich umdrehen

lassen, sodass dieser mit dem Angesicht nach Osten steht; erst

dann wird es ihm ja möglich sein, das Herz des Knaben in der

geschilderten Weise zu berühren. Alle Gfhyasütras, sofem sie diesen

Akt erörtem, bestätigen diese Auffassung. Am deutlichsten redet

das Kausikasütra (55. 16): ,Er fasst den Knaben bei den Armen,

stellt ihn mit dem Angesicht nach Osten und mit der rechten Hand

die SteUe seines Nabels berührend, flüstert er" u. s. w. Wir haben

also anzunehmen, dass Säükhäyanas Text entsteUt ist und dass

Näi-äyana noch das richtige anvävartya und paryävartya (II. 3. 2

und II. 4. 3) gelesen hat. Was endUch den Spmch angeht, gerade

hier bietet das Sambavyagfhya das einzig Richtige: anvävartasva.

IX. Zu Hir. gfhs. L 26. 13, 14.

Da, wo uns, wie in der 16. Kandikä des 1. Prasna in Hiranya-

kesins (jfhyasütra, die einheimischen Kommentare im Stich lassen,

sind wir auf die verwandten Texte angewiesen, die uns für diesen

Passus, wo Oldenberg in seiner Übersetzung mehrere Pragezeichen

gelassen und Textesändernngen vorgeschlagen hat, die gewünschte

Auskunft erteilen. Zuerst sind die Sütras vom Herausgeber des

Hiranyakeäin nicht richtig getrennt. Sie sollten folgendermassen

abgeteilt werden: eJcaikaJo vyährtih samastäJ ca hutvä | 12 | ayäd

cägne 'sy . . . . bhesajarn svähety etäm | 13 | manasvatlrn präjä-

■patyäm saptavatirn ca hutvä dadahotärarn maruisänudrutya samgra¬

harn hutvä u. s. w. Die SteUe bedentet: ,Er opfert (drei Spenden)

mit den Vyähfti gesondert und dann eine mit den vereinigten

Vyähfti ; eine Spende mit dem Spruche : ayäd cäffne 'si; eine

mit dem Manasverse (TS. I. 5. 3, 2); eine mit dem Prajäpativerse

(TS. L 8. 14, 2); eine mit dem , Siebenverse" (TS. L 5. 3, 2);

endlich sagt er im Geiste schnell die DaSahotrformel (TA. III. 1.1)

her und opfert eine Spende_ (mit der Dasahotfformel) samt dem

Graha genannten Spruche (TA. III. 1. 2)." Dasselbe RitueU flndet

sich auch im Baudhäyanasmärtasütra (im ParibhäsäteUe) und im

Bhäradväja (III. 2). Im Baudhäyana kommen zur Anwendung die

saptavati, die drei tantumati, die vier abhyävartini, die manasvati,

die präjäpatyä, die annkhyä (TS. IV. 1. 2, 2: anv agnir usasäm

agram akhyät), der präyascittamantra (ayäd cägne 'si), die jyotis¬

mati (TS. IV. 1. 7, 4: ud vayam), die 'äyui-dä (TB. I. 2. 1, 11)

und schliesslich die zwei mindähuti.

(10)

Verzeichnis der behandelten Stellen.

Baudh. grhs. I. 2 I.

Bhäradv. grhs. I. 11 II.

I 20 V.

,1-21 VI.

, II. 22 I.

Hir. grhs. I. 1. 21 I (Pussnote).

. , I. 12, 14-16 I.

, , I. 13, 16 I.

, I. 26, 13—14 IX.

Käth. grhs. 15. 16 IIL

, 27. 28 IV.

Kaus. sü. 72, 27—29 VII.

, 79, 17—19 IIL

Män. grhs. I. 7 II.

, , I- 7, 8 HL

, L 12 IV.

Sämb. grhs. I. 13 V.

Säükh. grhs. I. 19, 4 V.

, L 24, 2 V.

, , II. 3, 2 VIII.

, II. 4, 3 VHI.

(11)

138

Die Schaltmonate bei den Babyloniem

und die ägyptisch-chaldäische Ära des Nabonassar.

Von Julius Oppert.

I. Ursprung der Ära des Nabonassar.

Mit Logarithmentafeln macht man keine Geschichte. Die Auf¬

steUung und die Begründung dieses Lehrsatzes sind so überflüssig

nicht, wie sie im ersten Augenblicke erscheinen dürften. Die Be¬

weisführung wird sich aus der folgenden Darlegung ergeben.

Achttausend und vierzehn Anfänge von Kalendermonaten hat uns

Herr Dr. Eduard Mahler in einem sogenannten „Kanon" der babylo¬

nischen Monate von dem vermeintlichen Beginn der Ära des Nabonassar

geliefert. Eine dankenswerte Arbeit. Erkenntlicher müssten wir ihm

sein, wenn er anstatt der ziemlich unbestimmten Kalendermonate die

astronomischen Neomenien jedes dieser 8014 Monde gegeben. Die

k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien würde ihm dieses so gern

gewählt; haben, wie sie es dem Preiherm Eduard von Herdtl gegenüber gethan, der in einer trefflichen und höchst nützlichen Arbeit vier-

tausenddreihundertfünfnndfünfzig Neomenien gab (Band XLIX der

Denkschriften der k. k. Akademie der Wissenschaften math. -phys.

Klasse für 1884), und die sich vom Januar 957 n. Chr. bis Januar

605 vor Chr. erstrecken. Da nun Herr Dr. Eduard Mahler alle

Ersten der Monate vom 23. April 747 bis 1. März 99 verzeichnet,

so sind siebenzehnhundertvierundfünfzig gemeinsam, und wenn Herr

Dr. Eduard Mahler zu den wirklich wissenschaftlichen und ansprachs¬

losen Listen des Herm Dr. Eduard von Herdtl nur noch sechs-

tausendzweihundertundsechzig Neomenien hinzugefügt, so hätten wir

vom 1. Januar 957 bis 1. März 99 v. Chr. eine ununterbrochene

Reihe von zehntausendsechshundertundfünfzehn Neumonden, die jedem

Historiker und Chronologen , vorkommenden Falles , genehm sein

können.

Pür jene 8014 Kalenderdaten danken wir dem Herm Dr. E.

Mahler, und können imnier, wenn das Bedürfnis erscheint, den

LXII. Band der Denkschiiften der genannten Akademie (1895,

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

EnlSChärfung des Onentierungsjahres - verstärkte Zusammenarbeit mit anderen regionalen Hochschülerinnenschaften - Lobbying für ein günstiges G VB-Ticket flir alle tudierenden

 Zusammenhang: Die Kinder entdecken wie Petrus und Johannes damit umgegangen sind, merken aber auch, dass die Situation sich nicht ganz auflöst, obwohl die beiden frei

Es ist bekannt, dass besonders in Europa außerhalb des jüdischen und islamischen Bevölkerungskreises wenig Kenntnis über die Beschnei- dung von Männern herrscht und dass sich

Bereits diese Tatsache, dass die Hauptfigur Mascha Kogan und nicht Olga Grjasnowa heißt – neben der klaren Kennzeichnung des Textes als auto-fiktional durch den Untertitel

Wo Menschen dieser Erfahrung der Jünger und Jüngerinnen glauben, verändert sich die Welt auch heute, wächst Gottes Herrschaft und Reich. Das war also das Zweite: Petrus bittet

Grund für diese Leerstelle könnte darin liegen, dass, wenn Perso- nen in der historischen Betrachtung für ihre künstlerischen, lite- rarischen, philosophischen, politischen

Ist der Gemeinderat bereit dieses Bedürfnis zu prüfen und sich für eine solche Lösung einzusetzen2. Bis wann könnte mit der Umsetzung respektive Nutzung

Par conséquent, il n’est plus question de représenter la nature comme un environnement que nous devons maîtriser, mais de rendre compte de la situation limite dans