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Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras').
Von W. Caland.
X. Zum Upanayana.
Der Hauptakt beim Upanayana hatte nach der bis jetzt gelten¬
den Auffassung der Stelle in Hiranyakesin grhs. I. 5, 8 den folgenden
Vorgang. Mit seiner Reohten berührt der Acärya die rechte Schulter
des Knaben, mit seiner Linken die linke und führt den rechten
Arm des Knaben mit den Vyährtis und einem Verse an Savitr
auf sich zu: ,auf Gott Savitrs Geheiss u. s. w. führe ich dich ein'.
So Hillebrandt, Ritual-Litteratur S. 53, der vrohl auch hier Olden¬
bergs Übersetzung (Saered Books of the East XXX ,151) folgt.
Der Text lautet: athäsya daicsinena hastena daksinam amsani
anvärabhya savyena savyam vyähitibhih savitryeti dalisinam
bähum abhyätmann upanayate und Oldenbergs Übersetzung: „Then
(the teacher) touches with his right hand the (boys) right shoulder
and with his left (hand) his left (shoulder) and draws the (boys)
right arm towards himself with the vyährtis etc." Dieser Auf¬
fassung stehen aber, wie ich meine, erhebliche Schwierigkeiten im
Wege. Erstens darf man die Präposition anu in anvärabhya nicht
vernachlässigen , durch welche angedeutet wird , dass der Äcärya,
der das Angesicht nach Osten gerichtet hat, den Knaben mit dem
Angesicht gleichfalls nach Osten kehrt und ihm dann von hinten
die beiden Hände auf die Schultern legt. Nach der bis jetzt
geltenden Auffassung der Stelle wäre der Schüler „eingeführt'
worden, während er dem Lehrer den Rücken zukehrte, was an sich
höchst unwahrscheinlich ist und sowohl mit dem aus anderen
Quellen bekannten Rituell in schroflFem Widerspruch steht, als auch
mit der bei Hiranyakesin gleich folgenden Vorschrift, aus welcher
hervorgeht, dass der Knabe dem Lehrer gegenübersteht. Wäre
daksinam bähum wirklich das Objekt zu upanayate gewesen , so
hätte man wohl auch mit Recht ein anderes Verbum erwarten
dürfen. Mätrdatta hilft uns nichts . auch nicht Böhtlingks Kon¬
jektur abhyätmam statt abhyätmann. Naoh meiner Ansicht hat
1) Vgl. diese Zeitschrift LI, 128.
426 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
man die Wahl entweder die Worte s o zu lesen : daksinam bähum,
aihy ätmann upanayate: ,er führt ihn zu sich, seinem (d. h. des
Knaben) rechten Arme nach", d. h. indem er den Knaben, der ihm
ja bis jetzt den Rücken zugekehrt hat, sich nach rechts, also mit
der Sonne um , umdrehen lässt. In diesem Falle ist ätmann der
auch sonst in diesen Sütras vorkommende archaische Lokativ. Oder
man hat Böhtlingks Konjektur aufzunehmen und nochmals ein
ahhi einzuschalten : daksinam bähum abhy abhyätmam upanayate,
was mir am meisten zusagen würde. Man vergleiche das Ritual
der Baudhäyaniyas : cUhainam . . . ätmano 'nkam sammukham
änayati (Prayogasikhämani). Häufig findet sich in den rituellen
Sütras der Ausdruck: daksinarn bähum (amsam) abhi gleich¬
bedeutend mit daksinam bähum (amsam) anu und mit prada¬
ksinam ävrtya (bezw. ävartya). — Eine gleichartige Schwierigkeit
findet sich auch Hir. gfhs. I. 20, 2: täm (sc. bhäryäm) agrena
daksinam amsam praticim abhyävartyäbhimantrayate (so lese ich
mit Böhtlingk und Oldenberg statt abhyävrtyä"). Entweder man
hat anzunehmen, was kaum zulässig ist , dass die Präposition abhy
in abhyävartya sich über praticim hin auf daksinam arnsam
bezieht, oder praticim als Interpolation auszuscheiden. Der folgende
Spruch: aghoracaksur . . . soll ja auch über der_jungen Frau
hergesagt werden, während sie ihren Mann anblickt: Äp. grhs. 3. 4:
caturthyä (sc. rcä, nl. Mantrapätha I. 1,4) samikseta und Baudh.
grhs. I. 1: tayeksyamärio japaty aghoracaksur u. s. w.
XL Zu Päraskara grhs. HL 7, 1.
Die Überlieferung des Spruches
pari tvä girer aham pari mätuh pari svasuh
pari pitrod ca bhrätros ca sakhyebhyo visrjämy aham
hat Böhtlingk mit Recht als sehr verdächtig Wezeichnet. (Ber. der
Kgl. Sächs. Ges. der Wiss. 1896, S. 10 des Separat.-Abz.). Jeden¬
falls ist zu lesen :
pari tvä girer aham pari bhrätah pari svasuh
pari pitrod ca mätros ca s. v. a.
Vielleicht ist aber , da man zu pari ja ein Verbum venuisst , der
erste Päda so zu verbessern:
pari tvä girer amiham u. s. w. , vgl. Mantrapätha II. 22, 5.
Die Granthahs. des Bhäradväja grhs. liest: pari tvä girer ahara-
miham. Man könnte an pitrod ca mätroi ca (: . und von den
beiden Eltem habe ich dich geschieden, dadurch dass ich dich um-
hamt habe") Anstoss nehmen. Geschiedene und durch ca verbundene
Dvandva-composita wie hier pitroh . . mätrod ca kommen aber
auch sonst vor, z. B. ganz ähnlich Väj. Samh. IX, 19: ü mä gantäm
pitarä matarä ca, vgl. auch K. Z. XXX, 545, Delbrück, Vgl. Syntax
der Indog. Spr. I, 138 und Indog. Forsch. IX, 24.
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. 427
XII. Zu Päraskara III. 15, 22.
Mit Unrecht hat dagegen Böhtlingk gegen die hier über¬
lieferten Worte : sa yadi hiücil labheta tat pratigrhnäti dyaus tvä
dadätu prthivi tvä pratigrhnätv iti süsya na dadatah hsiyate
bhüyasi ca pratigrhltä bhavati Einspruch eingelegt, indem er sagt
(ib. S. 11): „säsya kann nicht richtig sein; zu sä giebt es keine
passende Ergänzung, und asya hat hier auch nichts zu thun. In
säsya haben wir ein Subst. fem. zu suchen. Vielleicht könnte
dieses svadhä sein". Die zu sä passende Ergänzung ist ohne Zweifel:
daksinä. An asya hat Böhtlingk wohl an erster Stelle deshalb
Anstoss genommen, weil es durch wa von dem zugehörigen dadatah
getrennt ist. Er scheint mir aber Art und Wesen dieses asya
verkannt zu haben, ebenso von asmai, Hir. grhs. I. 13, 16: tesv
asmai bhuktavatsv anusarnvrajitam annam ähärayati , worüber
er sich (brieflich) so äussert: a<e^ asmai kann unmöglich richtig
sein ; ich vermute asya, sc. annasya. Den partitiven Genitiv ver¬
stand man nicht und änderte asmai, das man mit ähärayati ver¬
band; asmai kann nicht an dieser Stelle stehen". Wir haben hier
aber das enklitische pron. dem. , welches folglich ganz richtig
und regelmässig an zweiter, d. h. nachdrucksloser Stelle steht. Man
vergleiche besonders Stellen wie Hir. gfhs. I. 5, 8: athäsya daksi-
nena hastena daksinam amsam anvärabhya; I. 12, 19: tenäsya
4üdrah düdrä vä pädau praksälayati ; I. 21, 3; I. 24, 6: athäsyai
mukhena mukham ipsati; II. 2, 7: ärdrenäsyäh päninä trir ür¬
dhvarn näbher unmärsti, wo das dem. pron. resp. zu amsam,
pädau (pädam), mukham und näbher gehört. Selbstverständlich
gilt das Gesagte nur für die Prosastellen.
xm. Zu Lätyäyana srs. IIL 10, 16; V. 6, 7.
Im PW. wird dem an diesen Stellen gefundenen vidrambhayati
die Bedeutung: „auflösen, aufknöpfen" beigelegt. Diese Bedeutung
hat das Verbum hier ohne allen Zweifel. Preilich ist vidrambha-
yati ein sehr bekanntes Wort, aber nur an diesen beiden Lätyäyana-
Stellen scheint es eine ganz von der gewöhnlichen abweichende
Bedeutung zu haben. Die Behauptung wird aber wohl Niemandem
zu kühn erscheinen, dass an beiden Stellen visramsayati herzustellen
ist. SteUen wie I. 9, 11, wo bähun avahutya statt bahün ava-
hrtya ; HI. 5,5, wo abhyäi sam statt abhyätmarn ; V. 3, 5, wo
aväm varudram statt avämba rudram; V. 6, 10, wo daksinän
pamcah statt daksinä nyancah; V. 12, 4, wo anuspäd statt
anusyät gedruckt ist, geben Anlass zur Behauptung, dass auch
hier vidrambh" einfach falsch gelesen oder gedruckt worden ist
und diese Bedeutung von vi-drambh- also aus dem Wörterbuche
zu streichen ist.
428 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras.
XV. Zum Äpastambiya-srautasütra.
In Garbes Ausgabe dieses Textes liest man X. 28, 3: harini
säkhe bibhran suhrahmanyo 'ntarese va sarpati. Zu diesem va
bemerkt der Herausgeber in einer Pussnote : ,tbus all MSS. in¬
stead of i'ua". Wir hätten hier demnach wieder einen unregel¬
mässigen Sandhi anzunehmen: antarese va statt antarese iva, wie
auch Bühler in dieser Zeitschrift (XL. 536) vorschlägt. Die ver¬
wandten Texte aber lehren uns , dass man hier wenigstens dem
Äpastamba zu viel aufgebürdet hat, denn ohne den mindesten
Zweifel ist die Stelle so zu lesen: harini säkhe bibhrat^) subrah-
manyo 'ntarese 'vasarpati. So liest Bhäradväja (natürlich ohne
Avagraha). Hiranyakesin bietet (srs. VII. 9): harini säkhe bibhrad
antaresäfli subrahmanya upasarpati und Väikhänasa srs. XII. 20:
paläsadäkhe bibhrad antarenese subrahrnariya upasarpati. Hätte
unregelmässiger Sandhi vorgelegen, so hätte wohl auch Rudradatta
eine Bemerkung dazu gemacht.
In seiner vorzüglichen Ausgabe des Sütra hat Garbe einige
Male den überlieferten Text geändert. An der folgenden Stelle
war nach meiner Ansicht nichts zu ändern: patikämäyäi caivam
samavapeyus tathaiva mantram samnaniatyah (VIII. 18, 5). Garbe
schlägt vor zu lesen : patikämä yäi caivam u. s. w. Man hätte
aber erstens in diesem Falle , meine ich , entweder patikämäs ca
yä{h) oder yäd ca patikämä{h) erwarten dürfen. Da nun, zweitens,
im Äpastambasütra selber (18, 3) wie im Baudhäyana-, Bhäradväja,
Hiranyakesin- und Mänavasütra immer von einer patikämä die
Rede ist, so ist man nach meiner Ansicht gezwungen patikämäyäd
zu lesen und diesen Genitiv von einem zu supplierenden anjalau
abhängig zu machen ; zu patikämäyäh gehört dann als Apposition
der Gen. sg. sannamatyah , statt eines klassischen sannamatyäh.
Das Sütra bedeutet demnach: „auch (in die zusammengehaltenen
Hände) einer (Tochter), die einen Gatten wünscht, werfen sie (nl.
die Verwandte) in der (Sütra 4) beschriebenen Weise (den puro-
däda), indem dieselbe den Spruch (TS. I. 8, 6. i) so ändert, wie
(in Sütra 3) angedeutet ist". Man sieht, dass der Hergang dadurch
ein ganz anderer wird : nach Garbes Auffassung werfen die Mädchen
den Kuchen in die hohlen Hände des Yajamäna, nach meiner da¬
gegen emplängen die Mädchen den Kuchen. So ist auch das
Rituell der Manavas : täm yäjamänäya samüvapanti patikämäyäi
ca (srs. VII. 7). Im Rituell der Baudhäyaniyas werden die Kuchen
der eine nach dem andern von den Verwandten dem Yajamäna in
die Hände geworfen mit dem Spruch : prajayä, tvd padubhih sam-
srjümi, etc. ; der Yajamäna wirft sie seiner Gattin mit demselben
Spruch in die Hände, die Gattin endlich der Tochter mit dem
Spruch : bhagena tvä samsrjüini etc. —
1) Wenn wirklich alle Handschriften hihliran haben, wie Garbe drackt, so ist unbedenlilich zu korrigieren.
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Siitras. 429
Völlig sinnlos ist der Mantra, mit welchem die Stimme „frei¬
gelassen" wird (XL 18, 8): svähä vä viväte visrja iti. Ohne
Zweifel ist dieser Spruch, wie er auch in Hir. srs. X. 12, Bhäradv.
so.sö. II. 18 und Vaikh. srs. XIV. 17 gefunden wird, so herzustellen:
svähä väci väte visrje: „svähä! in die Stimme lasse ich die beiden
Winde (nl. präna und apäna) frei".
Das rätselhafte tasya (sc. rsabhasya) ravate, VIII. 11, 19, 21,
wird durch Vergleichung der verwandten Texte einfach als eine
KoiTuptel erwiesen aus ravathe (Läty. V. 1, 18; Baudh. srs. V. 10).
Auffallenderweise haben auch Bhäradväja (cä. sü. 14) und Hiranya¬
kesin (srs. V. 5 und VL 26) ravate. Vait. sü. 9,4 (übers.) wird
die Apastambastelle von Garbe mit ravathe citiert; hier liegt wohl
eine Korrektion Garbes vor. Pür eine Korruptel jüngerer Zeit
scheint man das VI. 6, 4 überlieferte und von Rudradatta be¬
sprochene tustür.samänasya halten zu müssen : Bhäradväja wenigstens hat titirsamänasya und Hiranyakesin das aktive titirsatah.
Zu trennen ist Zusammengerücktes an folgenden Stellen:
Urg asiti nübhini pratiparivyayati (X. 9, 16); man lese tiübhiin prati parivyayati und vergleiche Hir. srs. VII. 2: tayä yajamänarn
nähhidese trih pradalcnnain parivyayati.
patniiälämuhhiyam (XI. 16, 10) ist zu trennen: patni sälä^.
Zusammenzurücken ist Getrenntes an folgenden Stellen:
par istar ariHnäm adhi nidhäny (I. 5, 5). Zu lesen ist: adhini-
dliäny; die adhinidhäni (sc. rk) ist der Vedavers yä jätä osa¬
dhayah, mit welchem der asida aufs barhis gelegt wird (vcl.
L 3, 13).
dalcyina pragagrair darbhair . . . agnim paristlrya (T. 7, .')).
Zu lesen ist daJcsinäprägagrair. Das Sütra bedeutet nicht: „an
der Südseite ist das Feuer mit Gräsern zu umstreuen, deren Spitzen
nach Osten zu richten sind", sondern: „das Feuer ist zu umstreuen
mit Gräsern, deren Spitzen nach Süden und nach Osten zu richten
sind".
Statt sväho,smano vyathisyä ity (VII. 23, 9) ist 'vyathi,syä
ity zu lesen, vgl. Maitr. S. I. 2, 17; desgleichen ist XVI. 16, 4 vor
vlraghnl der Avagraha zu setzen. In XIX. 6, 5 tasmin yadä
sravati sä parisrud bhavati ist yad äsravati zu lesen , in XIX.
11,6 survatahparimandalam. Auch XIII. 3, 3 ist wohl statt
äyus ca tvä jarä ca srinitäm zu lesen: tvüjarä, d. h. tvä ajarä:
„das Nicht-alt-werden".
Wie das Scheiden eines Textes in Sütras irre ühren kann,
beweist wiederum XX. 3,8,9. Die drei Handschriften D , E , P
lesen : saidhralcamusalah paundcaleyah . . . pascäd anveti. Die
Richtigkeit dieser Lesart beweist erstens Hiranyakesin, der saldhra-
kam musalam dhärayan hat und zweitens der Zusammenhang: der
pau'uiscaleyah soll mit einer Keule gewaffuet hinter dem Hund
folgen. Der von Garbe als besonderes Sütra genommene Nominativ
saidhrakani musalam h'Aw'i völlig in der Luft.
430 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
Zweimal ist, wemi ich nicht irre, ävrtya in ävartya zu ändem :
präcim ävrtya dogdhy vdicini präcim udicim vä (VI. 3, 10), vgl.
Baudh. srs. III. 4: athaitäm agnihotrlrn daksinata udicirn sthä¬
payitvä. Er lässt also die Kuh sich so wenden, dass sie nach
Osten u. s. w. gerichtet ist. So auch IX. 19, 3.
XV. Zum Baudhayanapitymedhasutra.
Durch die freundliche Vermittelung des Herm Haraprasäd
Sästri in Caleutta bekam ich eine Liste von abweichenden Lesarten,
gefunden in der Handschrift, die wie folgt von ihm beschrieben
wird:
„Number 1229 of the Govemment Collection: Baudhäyana-
gvhyasütra. It contains the grhyasütra, grhyaparibhäsä , grhya-
paddhati or prayoga as well as the pitrmedhasütra. The last, i. e.
the pitrmedhasütra is written in country-made paper. The number
of leaves is thirteen, each containing ten lines of about 46 letters.
It is in modem Devanägari Character. The age is between 150 to
200. It was purchased at Benares."
Ohne Zweifel ist diese Benares-Handschrift den beiden von
mir mit H(aug) und Bü(hler) bezeichneten nahe verwandt. Höchst
wahrscheinlich ist sie eine Kopie von demselben schon unvoll¬
ständigen Originale , dessen Blätter in ünordnung geraten waren.
Die Benares Handschrift bricht ebenso wie Bü und H im ersten
Satze des zweiten Prasna ab; sie zeigt dieselben Interpolationen
(z. B. S. 6, Z. 1; 11. 18). Obschon sie im Allgemeinen etwas
weniger fehlerhaft ist als die beiden Schwesterkopien, ist doch die
Ausbeute gering. Ich verzeichne einige der wichtigsten Lesarten:
3. 2. Benares wie HBü.
3. 11. välam karmane.
5. 8. dulbe.'
5. 16. khalvadyannäsyodyanno evädyam. Das zweite Mal:
khaloadyannäsyadyanno yamvädyam. Der Spmch ist mir noch
immer unverständlich.
7. 14. anägartti.
8. 3. cäpärasärndcäpämärgam ca durtithltn ca. Vielleicht ist
dwndirn ca zü lesen.
11. 9. srucau liest auch Ben.
12. 19. yadyuhadravati. Wahrscheinlich zu lesen: yady u
hoddravati.
18. 8. udetyujvalayed auch Ben.
18. 9. anuvided.
19. 1. evam u hähähinähäJcadhyähäyanäs tarn ho evain
cakre.
27. 5. sauträmanyäh .... aträmiksäyä.
29. 8. samtisthate pitrmedhah samtisthate pitrmedhah (richtig!).
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. 431
XVI. Zum Apastambapitfmedhasütra.
Für die Herstellung des Textes des Hiranyakesipitrmedhasütra
stand mir nur ein grosses Fragment _ von Gopälayajvans aus¬
gezeichnetem pitrmedhanibandhana (nach Apastamba) zur Verfügung.
Noch während des Druckes aber erhielt ich die Nachricht, dass in
Südindien noch vollständige Handschriften dieses Werkes vorhanden
waren (vgl. S. XVI, Anm. 1 der Einleitung). Durch die Freund¬
lichkeit des Herm Govemment Epigraphist Dr. Hultzsch erhielt
ich bald eine Kopie des mir fehlenden Teiles in Teluguscbrift, vgl.
Eeport I on Sanskrit MSS. in Southern India 1895, Nr. 152. So
bin ich jetzt im Stande etwas Näheres über diesen Äpastambatext
mitzuteilen, der jetzt vollständig vorliegt.
Allererst bedarf meine Nachricht (die Altindischen Todten-
und Bestattungsgebräuche , S. VI) über die Einteilung der Sütra
einiger Berichtigimg. Die Synopsis der drei Sutratexte gestaltet
sich jetzt SO:
Äpastamba. Hiranyakesin. BhiSradväja.
Patala I XXVHI. 1—4 I. 1—4.
Patala II XXVIH. 4—9 (40. 7) I. 4—9.
Patala IE XXVIH. 9—11 (43. 3) I. 9—11.
Patala IV XXVIH. 11, 12; XXIX. 7 I. 11—11. 2 (excl.).
Patala V XXIX. 1—5 (50. 3) IL. 2—6.
Äpastamba fasst also den Brahmamedha und die Lostaciti in
einen Patala zusammen und ich hatte Recht, als ich vermutete,
dass der in Hir. XXIX. 8 sqq. behandelte Stoff nicht im Äpastamba¬
sütra vorhanden sei.
Für meine Bearbeitimg der Lostaciti nach den jüngeren Taitti-
riya-Schulen (die Altind. Todten- und Bestattungsgebräuche S. 129 fg.)
stand mir nur dürftiges Hilfsmaterial zur Verfügung (vgl. ib.
S. XIII, IV). Obschon ich im grossen Ganzen das Richtige getroffen
zu haben scheine, habe ich mich doch, wie jetzt aus Gopälayajvans Bhäsya ersichtlich wird, hier und da geirrt.
Was im Allgemeinen die Konstmktion der Smasäna nach Äpa-
stamba-Bhäradväja-Hiranyakesin anbelangt, zu der schwierigen Stelle
über die Anfertigung der Ziegel (bezw. Erdschollen) , nl. lostän
avarujya . . . sthalärthän istalcärthän vä (Hir. p. 45, 8), wo vä
von den Prayogas als ca aufgefasst wird, bemerkt Gopäla : sthcdärthä
dahanasihalasya cayanänugunamäträklptyarthah (1. ^thäh) ; yathä,
vaksyati (50, 4); „dmaJänasya mäirä dvyahffidarn tryangulam'
tty äat; evam sthalärthapahsa upayogah. tatrestakärüiapakse tu
sthalärtharn lostäntaraparigrahah. paksadvaye 'pi khananadeda-
sya ca madhye lostä{h) sthäpyante. Der Auffassung der Prayogas
zufolge wird für einen Äpastambin das Smasäna in folgender Weise
errichtet. Das Viereck, fünf Schritt breit und lang, oder im Osten
sechs Schritt, wird erst mit Erdschollen zu der erwünschten Höhe
aufgeschichtet, vgl. Hir. 50, 4 (über die Maasse vgl. Best. Gebr.
433 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
S. 143, b). Dies ist der Sthala. Dazu Gopälayajvan : dmaJäna-
Sabdenätra lostadteh sthalam ucyate, tasyäyämavistarau präg
evoktau (nl. 46, 1), idänim ürdhvapramänam ucyate. Diese kom¬
pakte Masse enthält in sich die Gebeine des Todten und die Mit¬
gaben. Darüber, über den Sthala, werden nun die Ziegel gelegt,
deren ja vorher gerade soviel verfertigt sind, dass die ganze Ober¬
fläche des Sthala damit bedeckt wird. Die ganze Höhe des Sma¬
säna beträgt demnach ^j^ jänu mehr als die , welche man dem
Sthala gegeben hatte, vgl. Gopäla ad 50. 6, 7: ata evävagamyate :
cityädhärasya (? gemeint ist jedenfalls „ohne die Citi") sthäla-
syaivaite mäträh , na tu citisahitasthalasyeti. Die Prayogas und
Gopälayajvan vertiefen sich auch in die Prage, wie viele Ziegel zu
verifertigen sind für den Fall, dass mit 12 oder 24 Ochsen gepflügt wird (vgl. Todtenbest. S. 133)^ und berechnen die Maasse der Schollen
für den Fall, dass man das Smasäna im Osten 6 statt 5 prakrama
breit macht. Dann kommen ja einige vakrä istakäh hinzu.
Gopälayajvans Bemerkungen zu 49, 15 {istakäh praiidiiam
. . . upadadhäti . . madhye paücamim, täm daksinena sasthim) :
istakäh sad iha vivaksitäh , etaih pratimantram iti sanmantra-
samyogät und zu 50. 3 {lokam prneti lokamprnä upadadhäti) :
lokam prnety ekayaivarcä tayädevatäntayä ävartamänayä avasistä
istakäh sarvä istakä ekaikada upadadhäti, geben mir Anlass meine
frühere ^Darstellung (Best. Gebr., Anm. 491 und 570) zu berichtigen.
Beim Smasäna der jüngeren Taittiriyas wenigstens kommen im
ganzen nur sechshundert Ziegel zur Verwendung; davon sind
nur die sechs, von welchen in 49, 15 die Rede ist, yajusmatyah,
die anderen 594 sind lokarnprriäs. Richtig ist also Prayoga Hang
(Best. Gebr., Anm. 491); aber nur für die jüngeren Taittiriyas:
verschieden ist der Ritus der Baudhäyaniyas. ^
Die merkwürdige Unterredung der Witwe mit dem Südra bei
Gelegenheit des dhuvana (Hir. XXIX. 2, p. 46, 10) bleibt leider
auch jetzt noch eine Crux interpretis. Ich nahm die Lesart von
T auf: purastäd eva düdro brahmabandhur vä sarnvädüopavi-
dati; yä strl mukhyatamä täm äha: vasatim mayäsäv icchatiti^);
na dadämititarä pratyäha. Wegen der Wichtigkeit dieser Stelle
auch für die Ethnologie teile ich aus der Lebur sehen Handschrift
den bezüglichen Passus ganz mit:
purastäd eva düdrotpanno brahmabandhur vä samvädita
upavidati || düdrotpanna iti utpannagrahanani jätyantaropasarn-
grahane rdham tatadca südrotpannasya grahanam bhavati; brah¬
mabandhur vety avidvän traivarnika ucyate; tayor anyataro
dhavanärambhät pürvam eva samväditas san ihopavidati vaksya-
mänam karma samvädatmakam avabodhita ityarthah.
1) T hat hier ichamtlti, ebenso auch die Hillebrandt'sche Handschrift (vgl. weiter unten), die ülirigens auch an dieser Stelle genau mit T überein¬
stimmt.
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. 433
yä strl mukhyatamä täm äha vasatim mayä saha prccheti\\yä
mrtasya strinäm mukhyatamä mahisi surüpä vä[vä]täm ananta-
roktah purusa evarn brüyäd: vasati{m) mayä saha prccheti; prcchatir
aträdarärthah^). yathä [na] nartum prechen na naksatram (Asv.
srs. II. 1, 15). Etwas weiter, ad. 46, 11 {ekaräträya dadämiti
trtiye) : trtiye 'hani tathaiva tena prstä ekaräträya dadämiti pra-
brüyäd etac ca vacanamäträrn , na tu tena sahaväsah käryah.
Ich zweifle, ob die hier von Gopälayajvan kommentierte Lesart
mayä saha prccheti die richtige ist. Die Antwort der Frau : na
dadämi und ekaräträya dadämi weisen auf ein anderes Verbum
hin. Gopälayajvans Deutung von vasatim („Beiwobnung') dagegen
könnte richtig sein; auch der Kommentator zum Bhäradväja fasst
es so auf: tvayä saha dnyanarn mahyam dehiti Hat man hier
einen Überrest der barbarischen Sitte, die sich noch bei den Dayaks
auf Borneo finden soll, zur Gelegenheit eines Todtenfestes den Bei¬
schlaf zu vollziehen?
Ehe ich daran gehe die im Bhäsya gefundenen Abweichungen
mitzuteilen, wird es nötig sein ein paar Fehler zu verbessern, die ich mir leider bei der Feststellung des Pitrmedhatextes habe zu Schulden kommen lassen.
Mit allen Handschriften ist zu lesen:
40. 7. upamajjyottirya.
47. 6. daksinän ürün äghnänäd carmäghnantah.
50. 3. . . . tväm arjuneti pratimantram ; tesärn mantraliiigair dravyaniyamo.
52. 14. saptabhir vyährtibhih.
Mit der Mehrzahl der Handschriften ist zu verbessern:
58. 10. prabadhyänadho nidadhänäh. Es ist nicht verboten
überhaupt die Gebeine während der Eeise niederzulegen, sondern
man braucht, wenn man sie hinlegt, nur Sorge zu tragen, dass
etwas zwischen denselben und der Erde ist. Zur Vorschrift vgl.
z. B. Äp. srs. I. 4, 1: anadho nidadhäti, wo Rudradatta das
Wort durch abhümau umschreibt.
Von den in Gopälas Bhäsya gefundenen Variae Lectiones ver¬
zeichne ich jetzt die wichtigsten.
55. 1. pait;medhikam karma; tän parain . . .
55. 3. samtisthate brahmamedhah || caturthah patalah \\
45. 5. ayuksv ahassv ardhamäsartusamvatsare vä.
45. 8. daJcsinätiharanti.
45. 10. . . . räjavrksapkanitilvakavibhitakakarkcidarcisva- dausträghumdä.
46. 1. anutkheyä om.
46. 7. dvo bhüte padunä tadartham annam saviskrtya tad
ahar . . .; Bhäsya: tathä dvo bhüte karisyamänabrähmanabhoja-
näya etasminn ahani padunä sahännam samskartavyam; pador
1) Handschrift: prcchatir ätr ä".
434 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
vidasanädtkam vrlhinäm avaghätädikarn cädya kartavyarn, päkas
tüttaredyur eva; itarathä parymitaprasarngät tad ahar iti vaca¬
nam Svo bhüte ity asya cayanadivasapratipädakatvaprakata- närtham.
46. 8. punar om.
46. 10. sqq. vgl. oben.
47. 6. visrasya statt pr asr asya.
47. 8. vinädamkhänälitünavä.
47. 9. 'parähne ca; evam rätres trir; api vä tisro rätrir.
48. 2. anadvähah (sec. m. ; anadvän pr. m.). Bbäsya: aruid-
Vähah karsanärthäh.
48. 6. apa upasprdya om.
50. 9. ärtim äräma käncarui om.
Die Unterscbrift der Lebur'schen Handschrift lautet: samäpto
lostacitih iti drlgärgyagopälayajvanä viracite äpastambapitrmedha-
nibandhane pancamah patalah. nibandhanah samäptah.
xvn. Zum Hiranyakesipitrmedhasütra.
Ausser dem fehlenden Teile des Nibandhana ist mir noch eine
vollständige Handschrift des Pitpnedhasutra nach der Recension der
Hairanyakesa zugegangen. Professor Hillebrandt nl., der im Besitze
eines vollständigen Hiranyake^ikalpasütra ist, war so freundlich mir
das Pitrmedhasütra aus dieser in Benares verfertigten Kopie zur
Benutzung zu übersenden. Für die Herstellung des Textes liefert
diese Handschrift leider nur sehr geringe Beiträge. Die in ihr
erhaltene Recension schliesst sich der Tanjore-Recension (der von
mir mit T bezeichneten Handschrift) sehr eng an. An den wenigen
Stellen, wo die Benareshandschrift des Herrn Hillebrandt eine von
T abweichende Lesart hat, schliesst sie sich der von mir mit H^
bezeichneten Handschrift an. Das ist an den folgenden Stellen der
Fall: 37, 5; 45, 10 (am Ende der Pflanzenliste); 57, 2; 57, 7;
58, 10. Sonst stimmt sie, einige blosse Schreibfehler ausgenommen,
vollständig mit T überein. Eine selbständige Lesart von einigem
Werte ist mir in dieser Handschrift nicht begegnet.
Bei den Indern selbst gilt das Hiranyakesisfltra als über¬
nommen von den Bhäradväjins. Zu dem schon früher von mir
mitgeteilten Colophon (Best. Gebr., Anm. 11) kommt jetzt noch
ein anderes Zeugnis, das des Mahädeva, der in seiner Inhaltsangabe
des Hir. Kalpasütra die zwei letzten Prasnas als von Bhäradväja
herstammend bezeichnet hat: pitrmedhad ca bhäradväßyo muninä
parigrhltau dvau pradnau.
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen StUras. 435
Verzeichnis der behandelten Stellen.
Apastamba ^rs. I. 5, 5 XIV.
, I. 7, 5 XIV.
, VI. 3, 10 XIV.
, VI. 6, 4 XIV.
, VII. 23, 9 XIV.
, VIII. 11, 19, 21. . . . XIV.
„ VIII. 18, 5 XIV.
, IX. 19, 3 XIV.
, X. 9, 16 XIV.
, X. 28, 3 XIV.
, XI. 16, 10. . . XIV.
„ XI. 18, 8 XIV.
, XIII. 3. 3 XIV.
, XVI. 16, 4 XIV.
„ XIX. 6, 5 XIV.
„ XIX. 11, 6 XIV.
, XX. 3, 8, 9 XIV.
„ pi- SU. XVI pass.
Baudhäyana pi. su. 8, 3 XV.
, , 12, 19 XV.
Hiranyakesin grhs. I. 5, 8 X.
I. 13, 16 XII.
, I. 20, 2 X.
pi. sü. 40, 7 XVI.
, 45, 8 XVI.
46, 7 XVI.
, 46, 10 sqq XVl.
. 47, 6 XVl.
, 49, 15 XVl.
50, 3 XVJ.
50, 4 XVI.
50, 6, 7 XVI.
52, 14 XVI.
58, 10 XVl.
Lätyäyana srs. Ut. 10, 16 XIII.
„ V. 6, 7 XIII.
Päraskara grhs. III. 7, 1 XI.
IIL 15, 22 XII.
lid. LII. 29
3 2
436
^^v»^Ji»> and its pahlavi translations.
By L. H. Mills.
In my short article in this Zeitschrift Bd. XLIX, 3. Heft on
the ambiguity of certain characters in the avesta alphabet, I omitted
all argument aud did not state ' what I supposed was to be taken
for granted) which was, that the innovations which I presented
were suggested in a tentative spirit and therefore with very dif¬
ferent degrees of confidence. I would now answer an acquiescent
correspondent by saying that I think that the greek dat. suff. lo
as = Wl contains elements kindred to the sk. lat. dya, so that I
conjecture the avesta = di, as dat. of the .a declension, to
represent ^ü-aaj = dya, i being a trace of the original pahl-zend
i = )/ with an inherent a (as usuali, and I now think this to be
corroborated by tho metre of the Gathas in a predominance of
occurrences, while the possible twelve syllables in trislifup disarm
a counter-argument, but this was perhaps the least probable of the
several cases advanced.
I now desire to show scholars foutside of the extremely small
group of close experts in zend) what my argument for = yd
and I/a is founded upon. I was transcribing some Gathastrophes
into ])ahlavi many years ago, as I have transcribed them all into
indian [see Koth's Festgrilsse p. 192), and on writing •yJtv»juiÄ^>
fy. 28,.')) as pahlavi if^ijf I saw at once the 'motive' of the
mistake in the pahlavi translation, which is fS^ijf = nafshman
i f^-H) is f £ + -Hi sh + man] ; but this letter is also a compositum
in pahlavi equivalent to y + d. From this we have the rationale
of fhe error; the character ■.HJii'l represents two words in pahlavi,
ov one word and the main part ot another; and these two ex-
])ressions liave not one single letter in common; for they are ufyd
in the case of the zend and napsh in the case of the pahlavi. The
translation mifshman = ''self " or "own" for ufyd = ''I will weave 3 2