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Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
Von W. Caland.
XXXIII. Zum Kausikasütra.
Eine emeute Untersuchung der von Bloomfield zu seiner Aus¬
gabe nicht benutzten Münchener Kausika-sutrahandschrift (vgl diese
Zeitschrift 53, S. 205) hat mich in meiner Vermutung bestärkt,
dass der Herausgeber dieses Textes nicht überall mit der .philo¬
logischen Akribie gearbeitet hat, die man bei der Veröffentlichung
eines, derartigen Textes anzuwenden hat.
1. Auf Grund des Zusammenhanges und des Kommentars z. B.
hatte ich vermutet (vgl diese Zeitschr. 53, S. 218), dass die
Stelle 9, 1 in den HSS. so laute: Ha devä mrgära", statt wie
Bloomfield gedruckt hat: tad eva mrgära^. In der That liest nun
die Haug'sche Handschrift , die ich im Verfolg mit H andeute , so
wie sich erwarten liess : ttg ekota devä mrgära".
2. Da Därila zu 9, 9 citiert: savitt-prasütah kurutäm bhavän
iti und auch H so liest, ist wahrscheinlich das Fehlen des kuru¬
täm ein Lapsus calami.
3. Der Zusammenhang und Därila's Bemerkung haben mich
schon früher") auf den Gedanken gebracht, dass statt adnäti in
23, 1 vielmehr Juhoti in den HSS. stehen muss. Wirklich liest
H so.
4. So hatte ich vermutet *), dass statt badhnäti in 38, 26
von den HSS. dhärayati geboten wird, wie auch H bietet; und
zwischen badhnäti und dhärayati ist im Kausika-sütra der
ünterschied gross.
5. Da das Petersb. Wörterbuch für 89, 25 nicht svayamdirne
sondern svayamavadirne giebt und H ebenfalls so liest, ist dies
wohl die richtige Lesart. Oder hat Eoth die Münchener Hand¬
schrift für seine lexikographische Arbeit benutzt?
6. Zwischen nilalohitäbhyäm und sakaksam (40, 9) liest H
noch süträihyärn; da auch 48, 40 die Stelle mit süträbhyärn
1) Vgl. die Bemerkung zu der Stelle in meiner augenblicklich noch nicht publicierten Übersetzung der wichtigsten Teile des Kausika-sütra.
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08 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
gefunden wird und das Wort ebenfalls in H steht, ist es vermut¬
lich vom Herausgeber an dieser Stelle vergessen.
7. Hinter mahgalyäni (43, 15) hat H noch väcayati. Haben
wir hier eine varia lectio oder soll das Wort in den Text?
8. Zu 48, 32 hat H apidhapya bödkakena aampisya , auch
Därila's Kommentar weist anf die Anwesenheit des bädhakena.
Ist das Wort von Bloomfield auch hier vergessen?
9. Statt svdktarn (54, 6) bietet H sväktam. Und so ist
natürlich zu lesen.
10. Da H ime jivä bietet (71, 18), ist imä jivä natürlich nur
Schreib- oder Druckfehler.
11. Dagegen war ich im Unrechte, als ich in dieser Zeitschr.
53, S. 210 vermutete, dass die handschriftliche Lesart von 92, 25
bhüyärngo bhüyäsma ye ca no bhüyaso kärstäpi ca . . . laute. H
liest bhüyaso bhüyäsma ye ca no bhuyasah Icärstyäpi . . . (das
zweite Mal kärstäpi). Das r fehlt also doch in Bloomfield's
kritischen Bemerkungen. Übrigens glaube ich nicht, dass dadurch
meine 1. c. vorgeschlagene Herstellung dieser Stelle beanstandet wird.
12. Obschon die Haug'sche Handschrift nicht viel Neues zu
Tage fördert, gehört sie doch zu den guten.Handschriften und bietet
an mancher Stelle die nur von Bü- vertretene Lesart, so z. B.
15, 10: yam na (vgl. meine Bemerkung in dieser Zeitschr. 53,
S. 218). Einige der wichtigen Varianten mögen hier folgen.
sa suptasya karnam anumantrayate (10, 8).
^haritapuspi (10, 16).
jihväyänutsä^ (11, 16).
praq tya (24, 21).
pravrtamtä vahaty (34, 17); dieser Variant bestätigt also meine
Konjektur (vgl. die Bemerkung zur Übersetzung), dass praci'tanti
vaha'i zu lesen sei.
baiin haraJty (34, 23), also wie Bü und
samdarnJanarn nyatpäräväm (39, 15. 16), vgl. meine Bemerkung
zur Übersetzung.
vägyatah (39, 20).
tistharnti (39, 27).
^gühas tasyemau (49, 7) und
daivyo (89, 1); die von Bloomfield aufgenommenen gühah
und daivyah sind wohl nur Druckfehler.
avadadita (57, 8).
13. Die vom Herausgeber nicht immer richtig angebrachte
Scheidung in Sütras, die schon so viele Fehler verursacht, hat wohl
auch eine falsche Lesart, die vermutlich nicht einmal in den HSS.
war, in 55, 10 in den textus receptus gebracht. Bloomfield liest:
ko nämäsi kimgotra ity asäv iti yathä nämagotre bhavatas tathä
prabrühi. Es leuchtet ein, dass prabrühi falsch ist. Paläographisch
zu weit liegt aber das zu erwartende prabrüyät. Man hat aber
die beiden Sütras 10 und 11 zusammenzurücken und das so ent-
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. 99
standene prabrühyarseyarn, wie auch H bietet, in prabrühya \ 10
ärseyarn aufzulösen und alles ist in Ordnung.
14. Dagegen scheint mir 72, 12 mehrere Sätze zu enthalten.
Der Zusammenhang wird deutlich, wenn man so abteilt: ime jivä
avidhaväh sujämaya iti purnbhyah (sc. pinjülih prayachati, vgl.
Sütra 11) I ehaikasrnai tisrastisrah \ tä adhyadhy udadhänam
paricj tya prayachati | 12 | .
Verzeichnis der behandelten Stellen.
Kausikasütra 9, 1 XXXIU, 1.
9. 9 XXXIII, 2.
10, 8 XXXIII, 12.
10, 16 XXXIII, 12.
11. lö XXXIII, 12.
15, 10 xxxm, 12.
23, 1 . XXXIII, 3.
24, 21 XXXIII, 12.
34, 17 XXXIII, 12.
34, 23 XXXIII, 12.
38, 26 xxxm, 4.
39, 15 xxxm, 12.
39, 20 XXXIII, 12.
39, 25 xxxm, 5.
39, 27 xxxm, 12.
40, 9 XXXIII, 6
43, 15 XXXIII, 7.
48, 32 xxxm; 8.
49, 7 XXXIII, 12.
54, 6 XXXIII, 9.
55, 10 XXXIII, 12.
57, 8 XXXIII, 12.
71, 18 XXXIII, 10.
72, 12 xxxm; 12.
89, 1 XXXIII, 12.
92, 25 xxxm; 11.
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The Chronological Canon of James of Edessa.
(ZDMG. 53, 261 ff.)
By E. W. Brooks.
.With Dr. Fraenkel's interesting and instructive notes on my
text of the Canon of James of Edessa (ZDMG. 53, 534 ff.) I am
almost completely in accord and only ask to make some remarks
on a few small points in connexion with thern. With regard to
not only do I gladly accept Dr. Fraenkel's interpretation of
the word, but I can supply another instance of its use. In the
so-called Zachariah of Mitylene (Land, Anecd. Syr. 3, p. 219, 1. 4)
occurs the phrase ^^vn^ ^ OOO) ^jQJtJ ^V»J )Q->iJo , where in
the translation by Dr. Hamilton and myself Dr. Hamilton with
my concurrence proposed to substitute ^ix^j ^) ; but in the light of
Dr- Fraenkel's note I now see that this is wrong, and that the word,
as in James of Edessa, represents diuQiov^).
As to Jfc^aaV/, I never thought that any others than widows
in the ecclesiastical sense were meant, but I did not think it
necessary to state the fact. With regard to JJ,ov^J)^3 I should have
explained that I derived the supplement from Michael, who has
■.',«\jn c>)i|^^ . As to the form of the word , Castle
gives it, though without citing any authority.
Passing on to the Arabic passage, though I have clearly fallen
into blunders with regard to and ^)J/, Dr. Fraenkel has mis¬
understood me altogether in supposing that I thought the persons
questioned to be James and Moses. I can see now that a reader
might easily take it so, but, by 'them' I meant the natural philo¬
sophers"). Dr. Fraenkel however fails to note one result which
1) 'p. 171 note 2.
2) Since writing the above I have seen the translation of Dr. Ahrens, where the riüht interpretation is given.
3) This might have been inferred from the fact tbat I was giving the passage as a citation from James.
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