166
Von Graf V. Landberg-Hallberger.
In der Vorrede meiner Ausgabe dieses Werkes habe ich die
Gründe angeführt, warum der Titel nicht, wie viele im Orient
glauben und wie man auch in Europa anzunehmen geneigt ist,
fyj*^' ™ lesen ist. Diese Gründe wurden von einem unserer
besten Pachgenossen lebhaft angefochten. Ich bin jetzt in der
Lage, einen entscheidenden Beweis meiner Behauptung vorzulegen.
In der Bibliothek As'ad Efendi in Constantinopel befindet sich das
älteste Exemplar dieses Werkes , No. 2333. Es ist im Jahre 590
von Abü el-Mahäsin 'Abd el-Muhsin etc., Schüler des Meisters,
apographirt, also sieben Jahre vor dem Tode 'Imäd's. Der Titel
ist sowohl auf dem Titelblatt als im Colophon, |_^äil g-*äJl deut¬
lich nüt diacritischen Prmkten geschrieben. Der Verfasser hat. mit
eigener Hand am Ende des Buches eine Igäza für den obengenannten
Abü el-Maljäsin geschrieben, der das Buch unter der Leitung des
Verfassers copirt und studirt hatte. Wäre der Titel g-;väJt , hätte
der Verfasser seinem Schüler nicht erlaubt zu schreiben und
zu lesen. Eine Masse von anderen Gelehrten haben dasselbe Exemplar
benutzt und keiner hat an dem Titel Anstoss genommen. Die
Lesung g-^! stauunt von späteren Copisten her, die die Parono¬
masie in rfO:«Jl nicht erkannt haben.
167
Erklärung.
Für diejenigen, welche meine bezüglichen Schriften nicht ge¬
lesen haben, berichtige ich folgende Angaben U. Wilcken's in seiner
Entgegnung Bd. 47, S. 710 ff. dieser Zeitschrift:
Ich habe W.'s „Recension" in meinem „Beitrag zur Geschichte der Assyriologie etc." nicht zü einem Angriff auf die Assyriologie
gestempelt, sondern klar und deutlich ausgesprochen (S. 4, Absatz 4:
„Heute ist das anders etc."), dass im Gegensatz zu früheren An¬
griffen und Ablehnungen der Resultate dieser Wissenschaft, jetzt
eine gewisse Vorliebe für dieselben sich bemerklich macht, ohne
dass dieselbe immer mit dem nöthigen Grade von Sachkenntniss
oder doeh wenigstens Zurückhaltung im Urtheil verbimden wäre.
Im Zusammenhang damit habe ich nicht die Beschäftigung
des „Historikers" mit meinen Ausführungen zurückgewiesen, sondem
im geraden Gegentheil davon verlangt, dass, wer die Geschichte
eines Volks beurtheilen, wer also dessen Historiker spielen will, sich
mit Sprache und Quellen desselben genügend vertraut mache, um
ein selbstständiges Urtheil darüber abgeben zu können.
Wenn W. endlich sagt: „In den Untersuchungen hatte Winckler
es noch unentschieden gelassen, welche Städte die leitende SteUung
. im „Reiche der vier Erdtheile" eingenommen hätten. Wenn er
sich nun den Anschein giebt, als habe er in seiner
„Geschichte" nichts anderes gesagt, so ist dies eine
Täuschung", so führe ich hier statt aller Auseinandersetzungen
zunächst die Stellen an, wo Hauptstadt und Reich in der „Ge¬
schichte" definirt werden. Es geschieht an zwei Orten, einmal bei
der geographischen Uebersicht, wo die vermuthlicbe Hauptstadt
Kutha besprochen wird, das andere Mal, wo von den einzelnen
Beichen Babyloniens die Rede ist. Die Stellen lauten: S. 31,
Schluss von Absatz 2: , .... des Titels .... Königs der vier
Weltgegenden. Es scheint, dass der Ursprung des letzteren in
Kutha zu suchen sei". S. 33: „Kutha wie bereits er¬
wähnt, war es vermuthlich in vorgeschichtlichen Zeiten der
Blittelpunkt des Reiches der vier Weltgegenden". Die Worte
scheinen und vermuthlich pflege ich im Sinne bedingter
Behauptungen zu gebrauchen. W. freiUch führt einen nur wenige
Zeüen nach dem letzteren dieser beiden stehenden Satz an, um eine
unbedingte Aussage meinerseits daraus zu erweisen.
1 .S