itschrift für Allgemeinmedizm
19/94
70. Jahrgang • Heft 19 • 5. Oktober 1994
Orthopädische Chirurgie
Gastkommentar:
Drogentherapie für Kinder und Jugendliche
Rheumaorthopädie:
Aktueller Stand der operativen
Möglichkeiten Bandscheihenvorfall
mit dem Laser behandeln - welche
Patienten kommen in Frage?
Operative Therapie von Knochentumoren:
Da hat sich in den letzten Jahren einiges
getan!
Klinik, Therapie und Prognose des Delirium tremens Forum Qualität: Risiko
patienten früh erfassen
HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART
gut geschlafen - nun hellwach
Der Erfolg
fMeiner
Schlaftherapie zeigt sich danach:
am nächsten Morgen beim Absetzen
bei den Arzneikosten
Chloraldurat' 500. Zus.: Chloralhydrat 500 mg pro Kapsel. Anw.-Geb. Schlafstörungen. Erregungszu
stände organischer bzw. psychischer Genese wie z.B. cerebralsklerotische Unruhezustände. Gegen- anz.: Leber- und Nierenschäden, schwere Herz- Kreislaufschwäche, Gravidität, Antikoagulantienthe- rapie (Cumarin-Typ), Kinder unter 6 Jahren.
Nebenw.; Benommenheit, Schwindel, Verwirrtheit, Ängstlichkeit, Schlafstörung, Allergie (vor allem an der Haut), Müdigkeit am Morgen sind bei Chloralhy
drat selten. Toleranz und Abhängigkeit sind nicht völ
lig auszuschließen. Beeinträchtig, der aktiven Ver
kehrsteilnahme oder Maschinenbedienung möglich, insbesondere zusammen mit Alkohol. Wechselw.:
Wirkverstärkung durch Sedativa und Alkohol. Wirkbe
einflussung von Cumarin-Antikoagulantien.
Dos./Anw.: 1 bis 2 Kapseln einnehmen. TMD=2g.
G. Pohl-Boskamp GmbH & Co., 25551 Hohenlockstedt.
(01/93/2170).
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30 Kapseln
DM 11,21 die Alternative
Glosse
Problemlösungen
»Die Hoffnung macht das Leben aus.
Ein Problem läßt sich dadurch definieren, daß es eine Lösung hat.«
So sagte es dieser Tage der afrikanische Schauspieler Sotigui Kouyate aus Burkina Faso, Mitglied der Griot, eines Stammes, der zuständig ist für das Erzählen von Geschichten, der als das Gedächtnis und als lebende Bibliothek eines Kontinentes gilt. Was er mit dem Satz meinte - so kann es sein. In der Medizin und im ärztlichen Alltag erleben wir es aber anders: So gibt es meist beispielsweise mehrere Behandlungswege.
Oder die Lösung von heute kann morgen längst überholt, verbessert sein, und von daher können sich dann die Krankheiten in ihrem Wesen auch wieder neu definieren.
Daß dies so ist, belegen Arbeiten dieses Heftes: Sie nehmen uns mit zu aktuellen Schwerpunkten und neuesten Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Gebiet der orthopädischen Chirurgie. Nach mehr als zehn Jahren Fortbildung an der Abteilung für Orthopädie in Freiburg bot die 25. Veranstaltung der Reihe Prof. Dr. A. Reichelt willkommenen Anlaß zu einem Überblick -, nicht zuletzt auch für uns, mit vielerlei Hinweisen und Anregungen zu neuen »Problemlösungen«.
Ihr
Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42
73728 Esslingen
Neurotrat® S forte:
Zusammensetzung: 1 Film
tablette enthält: 100 mg Thi
aminnitrat, 100 mg Pyridoxin
hydrochlorid. Indikationen:
Neurologische Systemer
krankungen durch nachge
wiesenen Mangel der Vitami
ne B-i und Bß. Gegenanzei
gen: Verdacht auf Thiamin- Überempfindlichkeit, sonst keine Gegenanzeige bekannt.
Nebenwirkungen: In Einzel
fällen allergische Überemp
findlichkeitsreaktionen mit Hautreaktionen, Urticaria, Schockzuständen.
Wechselwirkungen: Thera
peutische Dosen von Pyrid
oxin können die Wirkung von L-Dopa abschwächen. Wei
tere Wechselwirkungen be
stehen mit INH, D-Penicill- amin, Cycloserin. Dosierung:
3mal täglich 1 Filmtablette zu oder nach den Mahlzeiten unzerkaut mit etwas Flüssig
keit einnehmen. Nach vier
wöchiger Therapie sollte der Arzt entscheiden, ob weitere Therapiemaßnahmen erfor
derlich sind. Packungsgrö
ßen und Preise (einschl.
MwSt.): O.P. 20 Filmtabletten (NI) DM 11,93, 50 Filmtablet
ten (N2) DM 25,69, 100 Film
tabletten (N3) DM 42,91; Kli
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INHALT *** INHALT *** INHALT ***
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 70. Jahrgang, Heft 19
Gastkommentar
Drogentherapie für Kinder und Jugendliche:
Come In 749
N. Mahringer
Schwerpunkt
Rheumaorthopädie 751
K. Tillmann
Lasereinsatz in der orthopädischen Chirurgie W. Siebert
757
Neues in der Wirhelsäulenchirurgie P. Griss
765
Moderne operative Therapie von
Knochentumoren 769
R. Windhager und R. Klotz
Service Box 764
Therapiestudie Das Delirium tremens J. B. Dahm und U. Trenckmann
785
Praxiskoileg
GSG und Schmerztherapie G. Buck
790
Interview
Antihiotikatherapie hei Atemwegsinfekten 780
Online -7-
Leserbriefe -15-
Magazin 774
Pharma News 778
Kongreß extra 791
Kongreßherichte 782
Forum Qualität 793
Buchbesprechungen -46-
Medizinische Raritäten -43-
Impressum -7-
-
5
-PROSTAMED
Prostatasyndrom mit Harnver
haltung, Miktionsbeschwerden und Restham, Reizblase,
auch bei Frauen
Zusammensetzung: 1 Tablette Prostamed enthält: Kürbisglobulin 0,1 g, Kürbismehl 0,2 g, Kakao 0,05 g, Extr. fl. Herb. Solidag. 0,04 g, Extr. fl. Fol. Popul. trem. 0,06 g. Sacch. lact.
ad. 0,5 g.
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Dosierung: 3xtäglich 2-4 Tabletten ein
nehmen.
Handeisformen und Preise:
Prostamed-Tabletten. 60 St. DM 8,89;
120 St. DM 15,35; 360 St. DM 36,67
llIP Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77732 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
-6-
InhaltWie lange dauert es wohl noch bis zur ersten Zigarette, zum ersten Schluck Bier oder zum ersten Joint?
Die Bereitschaft zum Gebrauch von Genuß- und Rauschmitteln steigt auch bei Kindern und Jugend
lichen stetig. Wir stellen Ihnen eine Therapieeinrich
tung für jüngste Drogenabhängige vor.
Drogentherapie für Kinder und Jugendliche: Come In
Seite 749
Selbst dem Laien erscheint es heutzutage schon selbstverständlich, daß eine Meniskusoperation im Rahmen einer Gelenkspiegelung durchgeführt wird. Und auch in anderen Bereichen der ortho
pädischen Chirurgie wird immer häufiger
»durchs Schlüsselloch« operiert. Oft ist es dabei sinnvoll, operative Laser einzusetzen; ein Beispiel ist die perkutane Laserdiskusdekompression.
Lasereinsatz in der orthopädischen Chirurgie
Seite 757
In den letzten 20 Jahren hat die große Wirbel
säulenchirurgie eine stürmische Entwicklung genommen. Beispielsweise sind heute auch bei schweren Skoliosen oder Kyphosen kosmetisch befriedigende Resultate erreichbar!
Neues in der Wirbelsäulenchirurgie
Seite 765
Abbildungen: Seite -6- oben: H. Fischer
online *** online *** online ***
-7
-Herztransplantationen:
Routine ist wichtig...
Die Zahl von Herzplantationsprogram- men in den USA steigt, obwohl die Zahl Herzen, die für Transplantationen zur Verfügung stehen, praktisch nicht zu
nimmt. Deshalb können an der Mehrzahl der Herztransplantationszentren nur sehr wenige Operationen durchgeführt werden. Die Ergebnisse aller Organtrans
plantationen werden in den USA seit Ok
tober 1987 zentral registriert. Bis De
zember 1991 wurden an 150 Zentren 7893 Herztransplantationen durchge
führt. ln 35% der Zentren wurden durch
schnittlich pro Jahr weniger als 5 Herzen transplantiert, in 53% weniger als 9 und in 61% weniger als 12. Die Auswertung der Mortalitätsdaten zeigt, daß bei einer jährlichen Transplantationsfrequenz von mehr als 8-10 Operationen ähnliche Überlebensraten auftreten. Bei niedrige
ren Frequenzen dagegen ist ein deutli
ches exponentielles Ansteigen der Mor
talität zu verzeichnen. Verglichen mit
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedi
zin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin).
Schriftleitung: Dr. med. Heinz Harald Abholz, Cecili- engärten 1, 12159 Berlin • Prof. Dr. med. Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Krankenhaus St.
Raphael, 49179 Ostercappeln. AG Gesundheitswissen
schaften Universität 49069 Osnabrück • Prof. Dr. med.
Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allgemeinme
dizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42, 73728 Esslingen • Priv.-Doz. Dr. med.
Ursula Marsch-Ziegler, St. Gertrauden-Krankenhaus, Paretzerstr. 12, 10713 Berlin • Dr. med. Gertrud Vol- kert, Traubergstr. 16, 70186 Stuttgart.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 300504, 70445 Stuttgart, Tel.
(0711) 8931-0, Telefax (0711) 8931-453.
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Die Zeitschrift erscheint zweimal monatlich.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 2. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.
Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschrif
ten des ln- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen enthalten 7% Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlän
gert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbe
stellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonne
ment wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zah
lung fällig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint unregelmäßig. 15. Jahrgang 1994.
Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto: Stutt
gart 6025-702. - Bankverbindung: Dresdner Bank, Fi
liale Stuttgart, Nr. 9014731. - Baden-Württembergi
sche Bank Stuttgart, Nr, 1004527600. - Zahlungs- und Erfüllungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.
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dalitäten zu erfragen sind.
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Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent
wicklungen unterworfen. Forschung und klinische Er
fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.
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tig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosie
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teilen. Abonnenten, die mit diesem Vorgehen nicht ein
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zuteilen.
DEGAM
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin ^
m A Mitglied der Arbeitsgemein- M schaft Leseranalyse medizinischer
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rezidivierende Erkrankungen der Atemwege, grippale Infekte, chronische und entzündliche Haut- und Schleimhauterkrankungen. (iegenanzeigen: Aus grundsätzlichen Erwägungen heraus soll Lymphozil* forte E nicht angewendet werden bei progredienten Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Leukosen, Kollagenosen, multipler Sklero.se, AIDS-Erkrankung, HlV-Infektion und an
deren Autoimmunerkrankungen.
Dosierung und Art der Anwendung: Erwachsene nehmen 3mal täglich 1-2 Tabletten ein, Schulkinder 3 mal täglich 1/2 bis I Tablette. Handelsformen und Preise: Packungen mit 40 Tabl. (N2) DM 6,37; l(K) Tabl. (N3) DM 11,42.
Stand Januar 1994
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Zentren, an denen 9 oder mehr Trans
plantationen durchgeführt wurden (70), war die 1-Jahres-Mortalität in Zentren mit weniger als 9 Transplantationen pro Jahr (80) um 33,1% erhöht.
Ein gewisses Maß an Erfahrung und Routine ist offensichtlich notwendig, um akzeptable Überlebensraten zu garantie
ren. Das scheint in mehr als der Hälfte der Krankenhäuser nicht in ausreichen
dem Maße gegeben zu sein. Die Autoren halten eine Steuerung der Transplantati
onsprogramme dahingehend für notwen
dig, daß in den Transplantationszentren eine genügende Anzahl von Operationen durchgeführt werden kann. (ChR) Hosenpud. J.. et al: The effect of trans
plant center volume on cardiac trans
plant outcome. JAMA 1994; 271:
1844-1849.
Können antioxidative Vitamine das Kolonkarzinomrisiko senken?
Eine obst- und gemüsereiche Ernährung geht mit einem erniedrigten Kolonkar
zinomrisiko einher. Obst und Gemüse enthalten antioxidative Vitamine in ho
hen Konzentrationen, welche das Risiko verschiedener Krebsformen vermindern können, ln einer randomisierten Studie an 864 Patienten mit mindestens einem resezierten Dickdarmadenom wurde un
tersucht, ob die Zufuhr antioxidativ wirk
samer Vitamine das Wiederauftreten von Adenomen, bei denen bekanntlich das Risiko einer malignen Entartung besteht, verhindern kann. Die Patienten wurden in vier Gruppen behandelt: Plazebo, ß-Carotin (25 mg/d), Vitamin C (Ig/d) + Vitamin E (400 mg/d), ß-Carotin + Vit
amin C + Vitamin E. Zur Identifizierung neu entstandener Adenome konnten 751 Patienten ein und vier Jahre nach Studi
eneintritt kolonoskopisch untersucht werden. 82% von ihnen nahmen an min
destens 6 Tagen pro Woche die Mittel ein. Bei 279 Patienten entwickelte sich zwischen den beiden Kolonoskopien min
destens ein Adenom (37%). Keine der vier Behandlungsarten konnte die Ade
nomhäufigkeit signifikant beeinflussen (36%, 36%, 39% bzw. 38%).
Ob das reduzierte Kolonkarzinomrisiko auf andere Komponenten der Früchte und Gemüse zurückzuführen ist oder ob eine an Antioxidantien reiche Ernährung über längere Zeit eingehalten werden muß, um das Krebsrisiko positiv zu be
einflussen, ist unklar. (ChR) Greenberg, E., et al.: A clinical trial of antioxidant vitamins to prevent colo
rectal adenoma. N. Engl. J. Med. 1994;
331: 141-147.
online online online online online
AIP in Großbritannien:
größere klinische Erfahrung
Seit der Einführung des »Arztes im Prak
tikum«, 1988, hat die Zahl deutscher Ärzte, die in Großbritannien als »Junior house officer«, das britische Pendant zum
»Arzt im Praktikum«, arbeiten, stetig zu
genommen, von 2 auf 485 (1992). 81 deutsche Junior House Officers und 215 Ärzte im Praktikum beantworteten einen Fragebogen zu ihrer Tätigkeit. Demnach erlangen die angehenden Ärzte in Groß
britannien eine größere klinische Erfah
rung als in Deutschland. So hatten die Ärzte in Großbritannien durchschnittlich mit 15 Notfällen pro Woche zu tun, die in Deutschland mit 10 (p< 0,001). Zum Zeitpunkt der Befragung hatten die Ju
nior House Officers 77 internistische und 53 chirurgische Notfälle miterlebt, die Ärzte im Praktikum dagegen nur 15 bzw.
16 (p< 0,001). So verwundert es nicht, daß die in Großbritannien arbeitenden Ärzte sich im Umgang mit internistischen oder chirurgischen Notfällen sicherer fühlten als ihre hier arbeitenden Kolle
gen. Als Gründe für die Auslandstätigkeit wurden die Ausländserfahrung, die bes
sere britische Ausbildung und die bes
sere Bezahlung in Großbritannien ge
nannt. (ChR)
Barzt. H.-J., etal: German junior doctors in Britain. BMJ 1994; 309: 199.
therie geschützt. Die Befragung von 155 Allgemeinmedizinern, Internisten und Pädiatern zeigte, daß auch mehr als 50%
von ihnen bei der Frage nach Impfindi
kationen bei Erwachsenen sehr zurück
haltend sind: Lediglich die Tetanusimp
fung wurde von mehr als 70% der Ver
treter aller drei Fachrichtungen befür
wortet. Überwiegend als unnötig werden Mumps-, Masern, Tuberkulose-, Keuch
husten- und Varizellenimmunisierungen Erwachsener angesehen. Entsprechend gering ist die Zahl tatsächlich durchge
führter Impfungen Erwachsener: Nur die Impfungen gegen Tetanus und Polio wur
den von mehr als einem Viertel der Kol-
Geringere Reinfarktrate durch Verapamil?
Bei Hochdruckpatienten besteht nach ei
nem akuten Myokardinfarkt die erhöhte Gefahr eines Reinfarkts. Im Rahmen ei
ner randomisierten, plazebokontrollier
ten Doppelblindstudie wurde der Einfluß von Verapamil auf das Risiko kardiovas
kulärer Zwischenfälle bei Hochdruckpa
tienten nach akutem Myokardinfarkt un
tersucht. 301 Patienten erhielten zusätz
lich zu ihrer antihypertensiven Therapie, zumeist Diuretika, ab der zweiten Woche
Vertigo
retard Vomex N
Akzeptanz von Schutz
impfungen läßt zu wünschen übrig...
Seit den 80er Jahren werden Schutzimp
fungen mehr und mehr von niedergelas
senen Ärzten durchgeführt. Wie stehen sie und ihre Patienten zu diesem Thema?
Eine Untersuchung zur Akzeptanz von Schutzimpfungen mit 254 zufällig ausge
wählten Personen der Allgemeinbevölke
rung zeigt, daß nur die Diphtherie-, Po
lio- und Tetanusimpfungen einen relativ hohen Akzeptanzgrad (>90%) aufweisen.
Die Durchimpfungsraten lassen aber sehr zu wünschen übrig. So waren in den Altersgruppen der über 20jährigen weni
ger als 20-40% gegen Polio oder Diph-
legen in einer Anzahl von mehr als 100 Dosen pro Jahr vorgenommen.
Offensichtlich werden Impfungen immer noch als Prophylaxe des Kindesalters an
gesehen. Tatsächlich werden Erwachse
nenimpfungen aber immer wichtiger, denn weil z. B. Impfungen gegen Masern oder Mumps nur auf freiwilliger Basis in der Kindheit durchgeführt werden, wer
den diese bereits vor dem Jahr 2000 zu
»Erwachsenenkrankheiten« geworden sein. Benötigt man nämlich für eine In
fektion eine bestimmte Anzahl infektiö
ser Kontakte, so verdoppelt sich der Zeit
raum bis zur Infektion, wenn durch Imp
fung 50% der Bevölkerung immunisiert sind. Offen bleibt die Frage, wie die Impf
bereitschaft Erwachsener erhöht werden
kann. (ChR)
Hofmann, F., et al: Zur Akzeptanz von Schutzimpfungen bei Ärzten und bei der Allgemeinbevölkerung. Gesundh.-Wes.
1994: 56: 371-376.
nach dem Infarkt durchschnittlich 16 Monate lang täglich 3x 120 mg Verapa
mil bzw. Plazebo. In dieser Zeit traten in der Plazebogruppe 4 Schlaganfälle, 27 (14 tödliche) Reinfarkte und 25 Todes
fälle auf, in der Verapamil-Gruppe 1 Schlaganfall, 15 (7) Reinfarkte und 20 Todesfälle. Alle Todesfälle hatten kardio
vaskuläre Ursachen; die Schlaganfalle verliefen nicht tödlich. Die Reinfarktrate wurde durch Verapamil signifikant ge
senkt. Dieses Ergebnis sollte in einer pro
spektiven Studie erhärtet werden, bevor entsprechende Empfehlungen gegeben
werden. (Ch. R.)
Jespersen, C.. et al.: Effect of verapamil on reinfarction and cardiovascular events in patients with arterial hyper
tension. J. Hum. Hypertension 1994: 8:
85-88.
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Wirkstoff: TrandolaprilUDRIK MEINT DEN GANZEN MENSCHEN
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Zusammensetzung: 1 Kapsel Udrik 0,5 mg/Udrik 2 mg enthält 0,5 mg/2mg Trandolapril. Anwendungsgebiete:
Bluthochdruck (essentielle Hypertonie). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Trandolapril, anamnestisch bekanntes angioneurotisches ödem, Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere); Zustand nach Nierentransplantation. Hämodynamisch relevante Aorten- oder Mitralklappenstenose bzw, obstruktive hypertrophe Kardiomyopathie, primärer Hyperaldosteronismus, Schwangerschaft, Stillzeit, Leberzirrhose, schwere Leber- und Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min), unbehandelte dekompensierte Herzinsuffizienz, Kinder.
Kritische Nutzen-Risiko-Abwägung unter regelmäßiger Kontrolle bei: Proteinurie (> 1 g/Tag), schweren Elektrolyt
störungen, gestörter Immunreaktion oder Kollagenkrankheit, gleichzeitiger Therapie mit Immunsuppressiva (z. B.
Kortikoiden, Zytostatika, Antimetaboliten), Allopurinol Procainamid, Lithium. Hinweise: Vor Anwendung Nierenfunktion überprüfen. Besonders zu Therapiebeginn intensive Überwachung von Blutdruck und/oder Laborwerten bei Patienten mit: Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel, eingeschränkter Nierenfunktion, schwerem Bluthochdruck, gleichzeitig vorhandener Herzinsuffizienz sowie bei Patienten über 65 Jahre. Nebenwirkungen: Besonders zu Therapiebeginn, bei Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel, Vorbehandlung mit Diuretika, Herzinsuffizienz, schwerem Bluthochdruck, ebenso bei Erhöhung der Dosierung von Diuretika und/oder Udrik: Hypotonie, Orthostase mit Schwindel, Schwächegefühl, Sehstörungen, selten Synkope. Einzelfallberichte für ACE-Hemmer bei Blutdruckabfall: Tachykardie, Palpitationen, Herzrhythmus
störungen, Angina pectoris, Herzinfarkt, TIA, cerebraler Insult. Gelegentlich AuftretenA/erstärkung von Nierenfunktionsstörungen, in Einzelfällen bis zum akuten Nierenver
sagen. Gelegentlich Reizhusten, Bronchitis, selten Atemnot, Sinusitis, Rhinitis, vereinzelt Bronchospasmus, Glossitis und Mundtrockenheit. In Einzelfällen angioneurotisches ödem mit Beteiligung von Lippen, Gesicht, Kehlkopf, Rachen und/oder Zunge, Extremitäten. Gelegentlich gastrointestinale Störungen. Einzelfälle von cholestatischem Ikterus, Leberfunktionsstörungen/Hepatitis, z.T. schwerwiegend, Pankreatitis, Ileus. Gelegentlich Hautausschlag (Exanthem mit Juckreiz), selten Urtikaria, Erythema multiforme. In Elnzelfällen mit Fieber, Myalgien, Arthralgien, Vaskulitiden, Eosinophilie und/oder erhöhten ANA-Titern. Bei Verdacht auf schwerwiegende Hautreaktionen ggf.
Therapie abbrechen. Vereinzelt psoriasiforme Hautveränderungen, Photosensibilität, Alopezie, Önycholyse, Zunahme der Gefäßkrämpfe bei Raynaud-Krankheit. Gelegent
lich Kopfschmerzen, Müdigkeit, selten Benommenheit, Depressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Ohrensausen, verschwommenes Sehen, Geschmacksveränderungen oder vorübergehender -vertust. Gelegentlich Abfall von Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozyten, Thrombozyten. Selten, insbesondere bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, Kollagenkrankheiten oder gleichzeitiger Therapie mit Allopurinol, Procainamid oder Immunsuppressiva:
Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie. In Einzelfällen Agranulozytose oder Panzytopenie. Anstieg von Harnstoff, Kreatinin und Kalium sowie Abfall der Serum-Natrium- Konzentration, insbesondere bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen selten möglich. Bei Behandlungsbeginn und bei Risikopatienten Kontrollen der Serumelektrolyt- und Serumkreatininkonzentrationen sowie des Blutbildes. Bei Fieber, Lymphknotenschwellungen und/oder Halsentzündung, weißes Blutbild untersuchen. Verkehrs
hinweis: Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt werden, in verstärktem Maße bei Behand
lungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Antihypertensiva (besonders Diuretika) verstärken, Kochsalz, Analgetika, Antiphlogistika, schwächen den blutdrucksenkenden Effekt. Kalium-Anstieg durch zusätzlich Kalium, kaliumsparende Diuretika. Interaktionen mit Lithium, Alkohol, Narkotika, Anästhetika, Allopurinol, Zytostatika, Immunsuppressiva, Kortikoiden, Procainamid. Hinweis: Udrik nicht zusammen mit Polyacrylnitril-methallylsulfonat-high-flux- Membranen (z. B. AN 69) od. anderen neg. geladenen öberflächen (z. B. Dextransultat) anwenden. Dosierung: Hinweis: Salz- und/oder Flüssigkeitsmängel vor Beginn der Therapie ausgleichen bzw. Diuretika reduzieren oder ggf. absetzen. Insbesondere bei Patienten mit Salz und/oder Flüssigkeitsmangel, Herzinsuffizienz oder schwerem Bluthochdruck, Therapie mit der geringsten Einzeldosis von 0,5 mg morgens beginnen. Hierfür steht speziell die Darreichungsform Udrik 0,5 mg zur Verfügung. Nach der ersten Dosis, bei Dosierungserhöhung von Udrik und/oder Schleifendiuretika Patienten ca. 6 Stunden ärztlich überwachen. - Bluthochdruck: Üblicherweise täglich 2 mg Udrik morgens. Falls erforderlich, kann Dosis nach 2- bis Awöchiger Behandlung verdoppelt werden. Bei älteren Patienten mit normaler Nierenfunktion und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance 30-60 ml/min) Dosisanpassung nicht erforderlich. - Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung: initial 0,5 mg morgens, schrittweise Dosiserhöhung in Abhängigkeit vom individuellen Ansprechen des Patienten möglich. Maximaldosis 2 mg/Tag. Handelsformen und Preise: Udrik 2 mg (Kap- sein mit 2 mg Trandolapril): Packungen mit 20 Kapseln (N1) = DM 34,65; 50 Kapseln (N 2) = DM 75,45; 100 Kapseln (N 3) = DM 139,45. Udrik 0,5 mg (Kapseln mit 0,5 mg Trandolapril): Packungen mit 20 Kapseln (N1) = DM 24,50; 50 Kapseln (N 2) = DM 51,95; 100 Kapseln (N 3) = DM 94,10; jeweils Krankenhauspackung. Wei
tere Informationen enthalten die Fach- und Gebrauchsinformationen. (Stand April 1994) ALBERT-ROUSSEL PHARMA GMBH,Abraham-Lincoln-Straße 38-42, 65189 vi/iesbaden
Gastkommentar
2SJEA749
Norbert Mahringer
Drogentherapie für Kinder und
Jugendiiche: Come in
Fachklinik Come In, HamburgDie Auseinandersetzung mit dem Mißbrauch von Tabak, Alkohol, Medikamenten, Spiel- so
wie Freizeitsüchten und illegalen Drogen ist in den letzten Jahren zu einer vorrangigen gesund- heits- und gesellschaftspolitischen Aufgabe ge
worden, zumal auch bei Kindern und Jugend
lichen die Bereitschaft zum Gebrauch von Ge
nuß- und Rauschmitteln stetig steigt. Besonders für suchtkranke Kinder und Jugendliche fehlen seit Jahren Therapieplätze. Für sie gab es bisher nur die Unterbringung in unspezifischen Hei
men oder den Kinder- und Jugendpsychiatri
schen Abteilungen großer Kliniken. Der Verein
»Therapiehilfe e.V.« hat daher in Zusammen
arbeit mit der AOK und der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung in Hamburg eine Einrichtung für jüngste Drogenabhängige - das Come ln - konzipiert und geschaffen.
Organisatorischer Rahmen
Das »Come ln« ist eine Fachklinik für sucht
kranke Kinder und Jugendliche (Träger ist der gemeinnützige Verein »Therapiehilfe e.V.«) zur Entwöhnung und Rehabilitation von Ab
hängigen im Alter von 12 bis 18 Jahren. Für die Aufnahme ist eine ärztliche Notwendig
keitsbescheinigung sowie eine Kostenübernah
meerklärung der Krankenkassen, LVAen, Ju
gend- und Sozialämter etc. erforderlich. Die 12monatige medizinisch-therapeutische Be
handlung konzentriert sich primär auf die Be
handlung der Drogensucht; die anschließende, ebenfalls auf ein Jahr konzipierte Reintegrati
onsphase hat die frühestmögliche Wiederein
gliederung in gesellschaftliche Bezugsrahmen zum Ziel. Die stationäre Betreuung findet in Kleingruppen von maximal zehn Klienten durch Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen, Erzieher mit suchtspezifischer Zusatzausbil
dung, eine Ökotrophologin, einen Lehrer und einen Handwerksmeister statt.
fiziten als Folgen der Drogenabhängigkeit leiden:
• meist frühe Auffälligkeit durch Verhaltens
störungen, hohe Aggressivität und Autoag
gression bis hin zur Suizidgefährdung,
• mangelnde Konfliktfähigkeit, niedrige Selbst- und Fremdeinschätzung,
• kaum entwickelte soziale Kompetenzen, aus
gerichtet auf die Beschaffung des Suchtmit
tels und das Überleben im Rahmen der Ver
wahrlosung,
• frühzeitig entwurzelt, fast ohne soziale An
bindung (meist aus zerrütteten Familien), nach dem Zusammenbruch ihrer Wertvor
stellungen und Ideale meist nicht in der Lage, die Differenzen zwischen idealisierten Le
bensvorstellungen und persönlicher Alltags
realität zu verarbeiten,
• erheblich verminderte Lern- und Konzentra
tionsfähigkeit, geringe Frustrationstoleranz, Unfähigkeit, auch nur mittelfristige Ziele in Angriff zu nehmen und umzusetzen,
• fehlende Ausdauer, altersgemäßen Interes
sen oder Hobbys aktiv nachzugehen.
Alle Klienten stammen aus Scheidungsfami
lien; 11% haben einen Schulabschluß, 27% ha
ben trotz höheren Alters die Schule nicht wei
ter als bis zur 8. Klasse besucht. Über 50% der Familien weisen Suchtstrukturen auf (Alkohol- und Tablettenabhängigkeiten, Abhängigkeit von illegalen Drogen). 36% der Klienten hatten bereits mit 12 Jahren Zugang zu illegalen Dro
gen, 30% haben in diesem Alter direkt (ohne sog. Einstiegsdroge) mit dem Heroinkonsum begonnen. Fast alle haben Prostitutionserfah
rungen und sind in mehrfacher Weise, auch in den eigenen Familien, Gewalt und Mißbrauch ausgesetzt gewesen. Vorausgehende Interven
tionen durch Erziehungsberatungsstellen, Ju
gendämter usw. konnten Problem- und Krank
heitseinsichtsprozesse meist nur sehr indiffe
rent und instabil in Gang setzen.
Seit Jahren fehlen Thera
pieplätze für Kinder und Jugendliche
Über 50% der Familien wei
sen Suchtstruk
turen auf
Klientel
Seit dem 1. 12. 92 nehmen wir Kinder und Jugendliche auf, die an einer Vielzahl von De-
Was tun wir?
Auf der wissenschaftlichen Grundlage tiefen
psychologisch orientierter Gestalt-, Familien- Z. Allg. Med. 1994; 70: 749-750. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994
750 ZKA.
GastkommentarAuch die mate
riellen und ju
ristischen Ver
hältnisse müs
sen geklärt werden!
Die erstarrten Fixierungen in der psychi
schen Entwick
lung überwin
den ,..
Therapieziele und -methoden im Come In:
• körperliche, psychische und soziale Rehabili
tation, Stabilisierung, Abstinenzmotivation,
• Restitution sowie Neu- bzw. Weiterentwick
lung von Werten und Normen,
• Wiederherstellung der Lern- und Konzentra
tionsfähigkeit, schulische Reintegration, Neu- bzw. Wiederaufbau der Arbeitsfähigkeit und berufleihe Integration,
• Erlernen und Umsetzen sozialer Kompeten
zen, Aktivierung und Pflege von Beziehungen zur Familie und drogenfreien Bezugsperso
nen, Aufbau von aktivem, drogenfreiem Frei
zeitverhalten,
• Klärung der materiellen und juristischen Ver
hältnisse.
und Verhaltenstherapie (H. Petzold, 1975) wer
den mit dem Klienten seine zentralen Selbst
defekte und Störungen gesichtet und deren Ur
sprünge in seiner Biographie geortet, um im therapeutischen Prozeß die erstarrten Fixie
rungen seiner psychischen Entwicklung zu überwinden. Dieses therapeutische Durchar
beiten ist mühevoll, das Ins-Bewußtsein-Heben verdrängter oder verleugneter Erinnerungen und Emotionen vom psychischen Widerstand des Klienten begleitet. Dies gilt besonders für jugendliche Süchtige, die gewohnt sind, allen psychischen und physischen Bedrängnissen mit Hilfe der Droge auszuweichen bzw. früh gelernt haben, sich durch emotionale Isolation und autistisches Verhalten in Krisen der Rea
lität zu entziehen. Weitere Schwierigkeiten in der Behandlung unserer Klienten ergeben sich aus ihren Defiziten an innerer Struktur, ihrer Entgrenzung und Anspruchshaltung, aus ihrer Bedürftigkeit, Ängstlichkeit und Hilflosigkeit sowie aus den Gründen für ihre Sucht: Sucht als Flucht (bis hin zum Suizid) vor der eigenen Geschichte und Realität, als Versuch der Selbst
behandlung von vorbestehenden neurotischen
Anschrift:
Norbert Mahringer, Come In, Moorfleeter Deich 341, 22113 Hamburg.
Persönliche Daten:
Geboren 28. 2. 53 in Calw.
Beruflicher Werdegang:
Studium an der PH Esslingen; Philosophie- und Sozio
logiestudium an der FU Berlin; Medizinstudium in Ber
lin und Kiel, Forschungsarbeit in Afrika; AiP (Innere und Chirurgie) im Kreiskrankenhaus Uetersen.
Jetzige Tätigkeit:
Seit Oktober 1992 Arzt im Come In.
Erkrankungen unserer Klienten
Die häufigsten allgemein-medizinisch relevan
ten Erkrankungen unserer Klienten sind: Man
gelernährung; Erschöpfung; zum Teil massiv geschwächte Abwehrlage mit Anfälligkeit für infektiöse Erkrankungen (Impetigo contagiosa, Abszesse, parasitäre Erkrankungen, grippale Infekte); Hepatitiden; retardierte Entwick
lung im motorischen und physischen Bereich;
Somatisierung verschiedener Störungen in all
ergischen Erscheinungen (Haut, Atmungs
und Verdauungsorgane) und wechselnden Schmerzzuständen, v.a. im Kopf- und Bauch
bereich, z.T. mit wiederauflebenden Entzugs
symptomen einhergehend; Eßstörungen;
schlechter Zahnstatus; gestörte Wahrneh
mung des eigenen Körpers bei weitgehender Ahnungslosigkeit von Körpervorgängen, Ernäh
rung, Hygiene etc.
und psychotischen Strukturen, die oft in (wahl
loser) Polytoxikomanie mündet.
Entsprechend ergeben sich Therapieansätze:
Die Eingewöhnungsphase soll als einen Neu
anfang in einer von Geborgenheit geprägten Atmosphäre ermöglichen. Sie bietet einen weitgehenden Schutz vor Rückfallgefährdung und belastenden Lebenssituationen von außen (z.B. Szenevergangenheit etc.). Innerhalb der Gruppe lernt der Klient, nach und nach Ver
antwortung zu übernehmen. Entsprechend seines schulischen und beruflichen Standes wird mit ihm gemeinsam ein Therapieplan ent- wickelt.Die Behandlung ist eingebunden in eine therapeutische Wohn- und Lebensgemein
schaft (Yablonsky, 1990), die die Kinder und Jugendlichen in eine entwicklungsorientierte Gruppenstruktur aufnimmt und unterstützt.
Ein umfassendes Regelsystem bietet Orientie
rung und die Möglichkeit zu lernen, sich jeder
zeit selbst Hilfe zur Bewältigung kleinerer und größerer Krisen zu holen. Therapeutische Gruppen treffen sich mehrmals wöchentlich, Einzelgespräche finden je nach Bedarf statt.
Rückfälligkeit sehen wir in vielen Fällen als notwendigen Schritt im therapeutischen Pro
zeß.
Erfolg bemißt sich für uns nicht nur an der Anzahl drogenfrei gelebter Monate, sondern im wesentlichen an der wachsenden Eähigkeit der Klienten im Erkennen und Bearbeiten der eigenen Suchtstrukturen. Die ersten sechs Kli
enten befinden sich mittlerweile in der Reinte
grationsphase.
Fortbildung
K. Tillmann
Rheumaorthopädie
Moderne operative Behandlung der chronischen Polyarthritis
Allgemeine Regeln für die Indikationsstellung
Angesichts der schicksalentscheidenden Be
deutung der Krankheit für den betroffenen Pa
tienten erscheint uns die Diskussion um die Verhältnismäßigkeit der Mittel oft von nachge- ordneter Bedeutung. Entscheidend ist der durchschlagende Therapieerfolg. Je nach Ag
gressivität der Krankheitsentwicklung scheint es uns müßig, sich schematisch mit »unschäd
lichen«, dafür aber schwach wirksamen Mit
teln aufzuhalten, bevor stärkere Waffen mit möglicherweise bedenklicheren Nebenwirkun
gen eingesetzt werden. Wer sich mit dieser Krankheit über Jahrzehnte intensiv hat ausein
andersetzen müssen, denkt sicher ähnlich.
Nach wie vor gilt allerdings der Grundsatz, daß der systemischen medikamentösen Behand
lung der Vorrang vor lokalen Maßnahmen ge
bührt und daß lokal nach Möglichkeit zunächst konservative und wenig invasive Therapiemaß
nahmen den Operationen vorausgeschickt wer
den sollen. Es solle nur dann operativ einge
griffen werden, wenn die konservativen Be
handlungsmöglichkeiten erschöpft sind oder keine Erfolgsaussichten bieten.
Synovektomie
Nach Ausschöpfung der konservativen Mög
lichkeiten ist anzustreben, durch präventive Operationen (Gelenk- und Tenosynovektomie) die Notwendigkeit rekonstruktiver Operationen zu umgehen oder doch wenigstens zu reduzie
ren. Dies gilt ganz besonders für junge Patien
ten. Daß dies bei dem in der Regel multiloku- lären Befall selten in aller Konsequenz möglich ist, weiß jeder erfahrene Rheumaorthopäde.
Sicher ist jedoch, daß eine rechtzeitige und technisch einwandfrei durchgeführte Synovek
tomie bezüglich der Ergebnisse von keinem anderen Operationsverfahren auch nur annä
herungsweise erreicht wird und daß in jedem
Falle auch eine späte Synovektomie die bei weitem größten und besten Rückzugsmöglich
keiten für die Zukunft bietet (35).
Halswirbelsäule
Hier soll es nur um die Fusions-Operationen im oberen Zervikalabschnitt gehen. Die Diskus
sion um die Indikation ist auch heute noch nicht abgeschlossen. Da verläßliche prognosti
sche Kriterien fehlen, sollten hier auch keine Postulate erhoben werden, was leider in der Literatur immer wieder der Fall ist. Obligat scheint uns im Verdachtsfalle lediglich die neu
rologische Untersuchung. Werden hier Hin
weise auf Störungen, insbesondere im Sinne einer Myelopathie gefunden, so würden wir heute immer eine Kernspintomographie veran-
Die Rheumaorthopädie ist eine relativ junge Subspezialität unseres Fachgebietes: je nach Interpretation erst 3 bis 4 Jahrzehnte »alt«.
Die oftmals verzweifelte Situation schwer und multipel befallener Patienten rechtfertigt gele
gentlich den Einsatz auch wenig erprobter the
rapeutischer Neuentwicklungen und verlangt vom Operateur Flexibilität, Kreativität und fortschrittliches Denken und Handeln. Alle diese Gründe haben zur Folge, daß die Rheu
maorthopädie ein sehr innovatives Teilgebiet der Orthopädie geworden ist (7). Dies bezieht sich nahezu auf alle Regionen und Komponen
ten der Haltungs- und Bewegungsorgane. Es sollen hier nur einige ganz besonders erwäh
nenswert erscheinende Schwerpunkte der neueren Entwicklung auf dem Gebiet der Rheu
maorthopädie hervorgehoben werden. Da viel
fach vergleichende Wertungen konkurrieren
der Behandlungsmöglichkeiten noch ausste
hen, wird vorsorglich um Nachsicht für vorbe- haltliche subjektive Wertungen und spekula
tive Ausblicke auf mögliche Entwicklungsten
denzen gebeten.
Erst systemi
sche Medika
mente, dann konservative lokale Maßnah
men, zuletzt Operation
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1994; 70: 751-756. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994
Fortbildung Rheumaorthopädie
Vorteil der arthroskopi- schen Synovek
tomie ist die wenig aufwen
dige Nachbe
handlung
Die Diskussion um die beste Operations
technik ist noch im Gange
Die arthroskopische Synovektomie: »keines
wegs schonender als offene Operationen«
Leider werden in der Regel die Ergebnisse zu wenig radikaler und auch wenig gewebescho
nender offener Eingriffe mit denjenigen der arthroskopischen Operationen verglichen. Dies ist nach meiner Meinung wenig förderlich. In
zwischen haben wir bei einer ganzen Reihe von Patienten, bei denen arthroskopisch auch von berufener Hand synovektomiert worden ist, ge
rade an dem am häufigsten so behandelten Kniegelenk offen revidiert. Dabei haben wir ge
sehen, daß die arthroskopischen Eingriffe kei
neswegs schonender gewesen sind als die offe
nen Operationen und daß die Radikalität mit derjenigen kaum zu vergleichen ist, die bei der von uns sogenannten subtotalen Synovektomie von dorsal und ventral mit insgesamt 4 großen Kapselschnitten zu erzielen ist. Beweglichkeits
einbußen haben wir mit unserer zwar zeitrau
benden, aber extrem gewebeschonenden Ope
rationstechnik nie gesehen, dafür aber deutli
che Stabilitätsgewinne. Die Rezidivrate von 11%
(gegenüber 24% bei isoliertem, ventralem Ein
greifen) ist sicher tolerabel, wobei zu berück
sichtigen ist, daß wir alle Reizzustände - ob arthritisch oder sekundär degenerativ — in diese Rezidivrate einbezogen haben (4).
Damit soll nicht gesagt werden, daß wir die arthroskopische Synovektomie für wenig wert
voll oder gar obsolet halten. Auch bei uns wird sie je nach Situation und Wunsch des Patienten durchgeführt. Ihr großer Vorteil liegt in der we
nig aufwendigen Nachbehandlung. Wenn je
doch der Patient ein Maximum an Erfolgssicher
heit wünscht, so bevorzugen wir beim heutigen Stand der Technik und des Wissens eindeutig die radikale, offene Operation, bei der sich auch auf Bruchteile von Millimetern die Synovialis vom gesunden Gewebe trennen läßt. Den Ver
such, sie abzuwerten oder gar zu kriminalisie
ren, halten wir für völlig unwissenschaftlich und überdies aus ärztlicher Sicht für verantwor
tungslos.
lassen. Radiologische Kriterien können - abge
sehen von Extremfällen - nur hinweisend sein, wobei die seitlichen Funktionsaufnahmen in Inklination und Reklination den größten Aus
sagewert besitzen.
Auch die Diskussion um die Operationstech
nik ist noch lebhaft im Gange. Es ist umstritten, ob die frühe Fusion auch geringerer C1/C2- Instabilitäten wirklich zu empfehlen ist. Abge
sehen davon, daß bei diesem Vorgehen der Patient zwar einen gewissen Sicherheitsgewinn erzielt, jedoch bei der überaus großen Zahl so befallener Patienten sehr viele vermeidbare Eingriffe durchgeführt werden müßten, wird die operative Behandlung bei Übergreifen der
Instabilität auf den zerviko-okzipitalen Über
gang bei den nicht seltenen progredienten Ver
laufsfällen im voroperierten Gebiet zweifellos erheblich problematischer. Bei uns wird z.Z.
nach wie vor die Indikation vorwiegend auf
grund klinischer Kriterien (unbehandelbare Kopfschmerzen, progrediente, auch diskrete neurologische Störungen) gestellt. Natürlich wird der Patient über die Risiken einer beste
henden Instabilität auch dann aufgeklärt, wenn radiologische Veränderungen ohne klinische Symptomatik vorliegen. Entscheidet er sich für die Sicherheit, kommen wir seinem Operati
onswunsch nach.
Bezüglich der Operationstechnik gibt es mehr oder minder anspruchsvolle oder auch mehr oder minder sichere Verfahren. Wir bevorzu
gen nach Möglichkeit einfache Techniken, die den Patienten wenig belasten und doch eine frühe Mobilisierung ohne aufwendige Fixierun
gen ermöglichen. Damit haben wir unsere Komplikationsrate extrem niedrig halten kön
nen (12).
Schulter
Bei stärkeren Destruktionen konkurrieren Endoprothese und Resektions-Interpositi- ons-Arthroplastik. Wenn der Zeitpunkt der Synovektomie infolge grober Zerstörung der Gelenkflächen und fehlenden Gelenkknorpels überschritten, jedoch noch eine rekonstruier
bare Rotatorenmanschette vorhanden ist und die Knochenverhältnisse es noch zulassen, be
vorzugen wir - eine ausreichende Kooperati
onsfähigkeit des Patienten vorausgesetzt - die Resektions-Interpositions-Arthroplastik (33) wegen der besseren Rückzugsmöglichkeiten.
Nachteilig ist die Notwendigkeit einer relativ aufwendigen, längerdauernden krankengym
nastischen Nachbehandlung. Als widerlegt kann die Behauptung gelten, daß nach Resek- tions-Interpositions-Arthroplastiken zwangs
läufig eine fibröse Einsteifung eintrete und daß die postoperative Beweglichkeit lediglich im Thorako-Scapulargelenk stattfände. Untersu
chungen unserer Arbeitsgruppe haben erge
ben, daß der größte Teil der Beweglichkeit im Humero-Glenoidalgelenk lokalisiert ist. Die Er
gebnisse sind beeindruckend — insbesondere auch in bezug auf die Schmerzlinderung (16, 17, 38). Endoprothetische Versorgungen sind erforderlich, wenn ein großer Teil der Kno
chenmasse des Oberarmkopfes durch Resorp-
%
' CARLO CHOLESTERINI, ' gefährlich-fieser Kom-
plize von H. Hochdruck
HARRY HOC Chef des Ho<
Syndikats
Streß für Harry & Co!
ANDANTE zeigt Wirkung;
r~ der selektive a^-Blocker der neuesten Generation r“ senkt schonend Bluthochdruck
r“ beeinflußt positiv Lipid- und Kohlenhydratstoffv/echsel
AMDAISITE
17/9^
(ammensetzung • Der Gehalt an Bunazosinhydrochlorid betrögt je Retardtablette 3 mg, ig. • Indikationen • Essentielle Hypertonie. • Kontraindikationen • Überempfindlicn
gegenüber dem Wirkstoff Bunazosinhydrochlorid und anderen Chinazolin-Derivaten (z.B.
’.azosin, Prazosin, Terazosin) oder gegenüber einem der anderen Bestandteile; Herzinsuffizienz, sn Ursache in einer mechanischen Funktionsbehinderung liegt; schwere Nierenfunktionsstörung (otinin-Clearance < 30 ml/min); Schwangerschaft, Stillzeit. Klinische Erfahrungen über den
■atz bei Kindern liegen nicht vor. • Nebenwirkungen • Gelegentlich, vor allem zu Beginn der andlung, orthostotische.Dysregulationen, selten mit Synkopen, Herzklopfen, Kopfschmerzen, Windel, Benommenheit, Übelkeit. Im Verlauf einer Behandlung mit Andante wurden gelegentlich hykardie sowie unspezifische gastrointestinale Beschwerden beobachtet. Selten wurden Müdig-
' '‘,5cf
verkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt im verstärkten Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. • Wechsel
wirkungen • Der blutdrucksenkende Effekt von Andante kann durch andere Antihypertensiva ver
stärktwerden. Bei gleichzeitiger Gabe von Rifampicin wird die Wirkung von Bunazosinhydrochlorid stark vermindert. • Dosierungs- und Anwendungshinweise • Andante wird 1 mal täglich verabreicht. Regeldosierung: 1 mal täglich Andante 6 mg. Initialdosierung für Patienten im höheren Lebensalter sowie Patienten mit Leber- und/oder Nierenfunktionsstärungen (Kreatinin-Clearance 30-60 ml/min): 1 mal täglich Andante 3 mg. Falls erforderlich, Verdoppelung der jeweiligen Dosis auf 6 bzw. 1 2 mg Andante. Die Ersteinnahme von Andante sollte am Abend vor dem Zubettgehen , Schwächegefühl, Schwitzen, Ohrensausen, Sehstärungen, Mundtrockenheit, Rhinitis, periphere
sme, Depression, Parästhesien, Dyspnoe, Schmerzen im Bereich der Brust, Hautreaktionen wie jng, Urtikaria oder Juckreiz sowie Blasenentleerungsstärungen beobachtet. In einem Fall wurde angioneurotisches Odem unter Andante beschrieben. Besondere Hinweise: Die Behandlung Bluthochdrucks mit Andante bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Durch individuell Tetende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßen
erfolgen. • Packungen • (Stand April 1994); A.V.P. Andante 3 mg 20 Retardtobletten (NI)
““ ... ... 12) DM 66,52;
DM 29,60; 50 Retardtobletten (NI
100 Retardtobletten (N3) DM 122,74; Andante 6 mg
--- -- -
20 Retardtobletten (NI) DM 37,65; 50 Retard- tabletten (N2) DM 84,65; 100 Retardtobletten (N3) DM 156,19; Klinikpackungen.
Boehringer Ingelheim KG, 55216 Ingelheim am Rhein
Boehringer
Ingelheim
53 Z£2
^Fortbildung... Rheumaorthopädie
Wechselopera
tionen am Ellenbogen:
komplikations- trächtige Ein
griffe!
Verdächtig:
Anspannungs
schmerz und eng umschrie
bener Druck
schmerz hei Sehnenanspan
nung
Bei massiven Instabilitäten im Ellenbogen
gelenk werden endoprotheti- sche Versor
gungen bevor
zugt
tion oder Zystenbildung verlorengegangen ist.
Hier werden bevorzugt unverblockte Gelenke eingesetzt. Wir haben in früheren Jahren viele Lockerungen der zementierten glenoidalen Po
lyäthylen-Komponente gesehen. Die Verstär
kung des Fixierungsteiles der künstlichen Schulterpfanne durch Metallarmierung scheint sich diesbezüglich vorteilhaft auszuwirken (20).
Von Hemiarthroplastiken, bei denen lediglich der Humeruskopf durch eine Metallkompo
nente ersetzt wird, haben wir selbst weniger gute Ergebnisse gesehen-wahrscheinlich, weil die zerstörte Oberfläche des Glenoid als Gegen
lager für den Metallkopf zu Beschwerden führt.
Ellenbogen
Da es für dieses Gelenk keine funktionell be
friedigende Fusionsstellung gibt, muß auch im Falle fortgeschrittener Gelenkdestruktionen eine bewegliche Lösung gefunden werden.
Auch hier bevorzugen wir besonders bei jün
geren Patienten mit höherem Funktionsbedarf die Resektions-Interpositions-Arthroplastik, deren Technik wir ebenso wie für das Schul
tergelenk neu überdacht und verändert haben.
Mit herkömmlichen Techniken haben wir bis
her allerdings auch schon in der Langzeitbeob
achtung durchaus befriedigende Resultate er
zielen können. Ohne unbedingt nachteiligen Einfluß auf das klinische Ergebnis ist es aller
dings in der Langzeitbeobachtung doch häufi
ger zu mutilierenden Veränderungen gekom
men - erstaunlicherweise meist ohne Stabili
tätseinbuße (21). Bei massiven Instabilitäten bevorzugen wir allerdings endoprothetische Versorgungen — je nach Art und Ausmaß mit unverblockten (26) oder auch verblockten (8) Konstruktionen. Die in der Frühzeit der Ellen
bogen-Endoprothetik gefürchteten Auslocke
rungen speziell der Humeruskomponente sind durch die neueren technischen Entwicklungen zumindest erheblich reduziert worden. Da die nicht seltenen mutilierenden Veränderungen nach Resektions-Arthroplastiken den Rückzug zur Endoprothese sicherlich nicht abschnei
den, aber doch deutlich erschweren können, ist die Diskussion um den Stellenwert der Resek- tions-Interpositions-Arthroplastik verständlich und berechtigt. Dennoch stellen wir die Indi
kation weiterhin bei geringem Lebensalter und höherem Funktionsanspruch, solange nicht die Lebensdauer der Endoprothesen nachgewie
senermaßen das Lebensalter der zu operieren
den Patienten übersteigt. Gerade am Ellenbo
gen gehören für uns Wechseloperationen zu den gefürchtetsten und komplikationsträchtig
sten Eingriffen in der Rheumaorthopädie über
haupt.
Handgelenk
In der Region des Handgelenkes treten streck- und beugeseitig die häufigsten rheumatischen Sehnenrupturen auf. Radiologisch ist das soge
nannte »Muschelzeichen« hinweisend: eine konkave Ausmuldung und Sklerosierung der radiusseitigen Gelenkfläche des distalen Ra
dioulnargelenkes (5). Klinisch ist ein Anspan
nungsschmerz sowie ein eng umschriebener Druckschmerz bei Sehnenanspannung im Be
reich der zu erwartenden Ruptur (insbeson
dere am distalen Rand des Retinaculum exten- sorum) verdächtig (34). Tenosynovitis und Ge- lenksynovitis kommen fast immer kombiniert vor, so daß sich die Kombination der Tenosyn-
Endoprothetische Versorgung der Handgelenke - viele ungelöste Probleme Viele ungelöste Probleme gibt es mit der endo- prothetischen Versorgung der Handgelenke, die trotz positiver bis enthusiatischer Beurteilung durch die jeweiligen Autoren bisher einengrö- ßeren Verbreitung entgegengestanden haben.
Bei den gestielt implantierten sogenannten Silikon-Platzhaltern (29) scheint es trotz der heute meist verwendeten Titanarmierungen zum Schutz von Knochen und Prothese weiter
hin häufiger zu einem Einsinken der Prothesen in Radius und Carpus zu kommen, was aller
dings den Ergebnissen nicht unbedingt Abbruch tun muß, außerdem das Auswandern der ela
stischen, aber doch relativ festen Stiele durch das porotische Knochenlager.
Bei den zementierten Prothesen (18, 39) gibt es das Problem der Ausbalancierung der Sehnen und der Prothesenlockerung. Wieweit dies mit neueren, zementfreien Konstruktionen (19) ver
meidbar ist, bleibt abzuwarten.
Das meist schon initial befallene und oft früh
zeitig destruierte Ulnaköpfchen, welches meist überdies durch entzündliche Zerstörungen des Diskus und seiner Bandstrukturen gegenüber dem Radius instabil ist, muß fast regelhaft bei allen rekonstruktiven Operationen und auch bei Spätsynovektomien entfernt werden - zugun
sten der Unterarmdrehung. Inzwischen sind viele Techniken der Weichteilstabilisierung des distalen Ulnaendes entwickelt worden, um ein
»Schnappen« zu vermeiden oder gegebenen
falls zu beheben. Der Ersatz des resezierten Köpfchens durch Silikon-Platzhalter (27) hat an
gesichts häufiger Prothesenschäden und -dislo- kationen wenig Anhänger gefunden.