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Archiv "Akupunktur: Nur noch medizinhistorisch interessant" (24.09.2010)

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tischer Hinterfragung der Wirklich- keit nicht stand oder waren „ge- schönt“. Was ist eigentlich aus der Auswertung der GERAG-Studien geworden? Sie werden ignoriert.

Ungeachtet dessen ist die Nachfra- ge nicht zuletzt aufgrund der wer- benden Anpreisung aus eigenen Reihen ungebrochen. Es wäre schön, wenn wir uns als Ärzte mit einer fundierten klinischen Ausbil- dung und Kenntnissen bei der Durchführung von Studien mit

„alternativen “ Verfahren genauso kritisch und intensiv auseinander- setzen würden, wie mit der Wirk- samkeit von Pharmaka oder der Notwendigkeit operativer und the- rapeutischer Verfahren der „Schul- medizin“. Dem stehen nicht zuletzt erhebliche pekuniäre und teils welt- anschauliche Gründe entgegen. Pri- mum nil nocere trifft zwar meist für diese Verfahren zu; die Frage bleibt aber, ob es für die Ärzteschaft ethisch vertretbar ist, für nutzlose Verfahren Geld zu verlangen und falsche therapeutische Hoffnungen zu wecken.

Dr. Gunther Alex, 76669 Bad Schönborn

Nur noch medizin - historisch interessant

. . . Die Kernaussage des Verfassers Hanjo Lehmann ist: Der Franzose Soulié de Morant, der als Vater der Akupunktur im Westen gilt, sei ein Betrüger, Hochstapler und Scharla- tan, seine Akupunktur im Wesent - lichen ein Fantasieprodukt.

Nun mag es in den Biografien Sou- lié de Morants unterschiedliche Aussagen darüber geben, was seine praktischen Fähigkeiten in der Aku- punktur betrifft, unzweifelhaft sind seine Kenntnisse der chinesischen Sprache und sein Engagement, die chinesische Kultur dem Westen nä- her zu bringen. Er schrieb eine Viel- zahl von Büchern über die chinesi- sche Geschichte, Literatur und Kunst, erst viel später widmete er sich der chinesischen Akupunktur.

Sein Hauptwerk „L’Acuponcture Chinoise“ verfasste er 1939, später wurde das Buch von Paul Zmiewski auch in englischer Sprache heraus- gegeben. Über dieses Buch schreibt Joseph Needham, einer der renom-

miertesten Chinaforscher des 20.

Jahrhunderts, es sei bisher von kei- nem anderen Buch zur Akupunktur übertroffen worden (1980).

Soulié de Morant lebte von 1878 bis 1955 und war fast 30 Jahre in französischen Diplomatenkreisen in China tätig. Seine Liebe zur Medi- zin und sein Interesse für die chine- sische Kultur ließen ihn mit den damaligen Koryphäen der Medizin in China zusammenkommen und intensiv die chinesische Medizin studieren. Seine Bücher über die klassische Akupunktur sind nicht von der heutigen standardisierten TCM gefärbt, sondern reine Quel- lenstudien.

Seine Bücher bildeten die Grundla- ge der sogenannten Französischen Schule, deren Anhänger auch die Akupunktur in Deutschland begrün- deten und Anfang der 50er Jahre diese Form der Nadeltherapie sehr erfolgreich ausübten (Bachmann, Schmidt, Stiefvater, Brodde, Müns- ter etc.).

Soulié de Morants Fokus lag beson- ders auf der Übersetzung klassi- scher Texte aus der Ming-Dynastie (1368–1644) wie zum Beispiel das Zhen Jiu Da Cheng (1601), Zhen Jiu Ju Ying (1529) oder das Yi Xue Ru Men (1570). Aus Ermangelung terminologischer Grundlagen ver- suchte er, durch Vergleiche mit den Begriffen der sich damals gerade entwickelnden westlichen Natur-

wissenschaften die Akupunktur in- haltlich zu erfassen. Trotz aller Mängel waren die Übersetzungen de Morants neben denen des Sino- logen und Arztes Franz Hübotter die einzig verfügbaren zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Nun könnte man die Frage stellen:

Warum legt Hanjo Lehmann in sei- nem Artikel die gesamte bisherige Akupunktur in Europa in die Hände von Soulié de Morant? . . . Mit Sou- lié de Morant die aktuelle Akupunk- tur in Deutschland zu diskriminie- ren, heißt, alle ernsthaften Bemü- hungen seit 1980 zu leugnen, die chinesische Medizin zu erfassen und für die Praxis nutzbar zu ma- chen. Lapidar gesagt ist es wurscht, ob George Soulié de Morant ein Akupunkturexperte oder ein Schar- latan war. Seine Rolle für die Aku- punktur ist heute höchstens noch medizinhistorisch interessant. Die Erfassung und die Wirksamkeit der Nadel- und Moxatherapie ist seither durch eine Vielzahl von Quellenstu- dien und erfolgreichen Behandlun- gen legitimiert und etabliert. Es gibt viele Quellentexte der chinesischen Medizin in einer akzeptablen westli- chen Übersetzung, schon längst gibt es Bestrebungen für eine Vereinheit- lichung ihrer Terminologie . . .

Literatur beim Verfasser

Udo Lorenzen, Medizinhistoriker M.A., Heilpraktiker, Dipl.-Sozialpädagoge, Ausbildungszentrum Nord, 24106 Kiel

NOTDIEN S T

2011 soll der Bereit- schaftsdienst unter 116 117 erreichbar sein (DÄ 30/2010:

„Ärztlicher Bereit- schaftsdienst: Bun- desweit einheitliche Rufnummer ab 2011“).

Unglücklich

. . . Die Inanspruchnahme des Not- dienstes erfolgt in 80 Prozent (in Region Eberswalde-Oderberg) nicht wegen akuter Krankheiten nach 19 Uhr, sondern wegen „Er- kältung seit einer Woche“ bezie- hungsweise nach Schichtwechsel

des Pflegepersonals in Heimen und dessen fachlicher Unsicherheit.

Viele Ärzte sind nicht glücklich über eine künftige Kostenlos-Ruf- nummer, mir der wir Ärzte direkt und im Gegensatz zur 112, bei der eine Leitstelle vorher sortiert, in der Freizeit gestört oder aus dem Nachtschlaf gerissen werden kön- nen . . .

Die (noch) pauschale Honorie- rung dieses Dienstes und die be- grenzten Abrechnungsmöglich- keiten der „Scheine“ ergeben ins- gesamt eine Honorierung, für die kein Handwerker im Land eine Call-Center-Beratung sicherstel- len würde! . . .

Dipl.-Med. Bernd Pohle, 16225 Eberswalde

NOTDIEN S T

2 s 1 s

„ s d Rufnummer ab2011

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 38

|

24. September 2010 A 1815

B R I E F E

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