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Archiv "HIV-Dreifachtherapie: Eine Rechnung mit vielen Unbekannten" (23.05.1997)

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HIV-Dreifachtherapie

Eine Rechnung mit vielen Unbekannten

emischte Gefühle hinterlassen die Erfahrungen, die David Ho mit der aktuellen Dreifach-Thera- pie gegen AIDS gemacht hat. Auf dem Berliner Kongreß für Molekulare Medizin berichtete der AIDS- Forscher vom Aaron-Diamond-AIDS-Research-Center in New York, daß bei einer ersten Gruppe von HIV-Pati- enten seit über zwei Jahren keine Viren mehr nachweis- bar sind. Dennoch warnte Ho vor dem „voreiligen Glau- ben, wir wären nah an einer Heilung von HIV“. Bei allen Patienten, die die Medikamente wegen Nebenwirkungen abgesetzt hätten, sei die Virusinfektion schnell wieder aufgeflammt. Nach seinen Berechnungen müssen HIV- Patienten bis zu drei Jahren behandelt werden, um das Virus aus seinen wichtigsten Verstecken zu vertreiben.

ei acht Patienten hat sein Team mehrere Monate lang mitverfolgt, wie die Zahl der Viren im Blut unter der Therapie mit dem Protease-Hemmer Nelfinavir und den beiden Reverse-Transkriptase-Hem- mern Zidovudin und Lamivudin abfiel. Die Substanzen blockieren die Entstehung neuer Viren, können HIV al- lerdings nicht aus bereits infizierten Zellen eliminieren.

Ob HIV heilbar ist, hängt deshalb davon ab, ob – und in welchem Zeitraum – die bei Beginn der Therapie infizier- ten Zellen von selbst aussterben. Hos Rechenmodell geht davon aus, daß die Viruselimination in zwei Phasen ver- läuft. Die erste dauert nur wenige Wochen: Bis zu 99 Pro- zent der Viren werden von aktivierten CD4-Zellen frei- gesetzt, deren Lebensspanne nur wenige Tage beträgt.

Da unter der Therapie keine frischinfizierten Zellen mehr nachrücken, fällt der Virustiter im Blut schnell auf unter ein Prozent. Auch in den Lymphknoten sinkt die Zahl der infizierten Zellen ähnlich rapide.

ffen ist allerdings, wie lange es in der zweiten Phase dauert, das Virus auch aus seinen übrigen Verstecken (latent infizierte Makrophagen) zu vertreiben. Nach Hos Kalkulation dauert es 2,3 bis 3,1 Jahre, bis auch sie eliminiert sind. Ob dann noch weitere Virusreservoirs übrigbleiben, ist bislang nicht sicher. Al- lerdings beschreibt eine weitere Forschergruppe (Nature 8. 5. 1997) eine mit HIV infizierte Zellfraktion, bei der es sich um extrem langlebige Gedächtnis-T-Zellen handeln könnte. Da diese Zellen HIV als Provirus integriert im Erbgut tragen, könnten sie sogar nach Jahren die Infekti- on erneut aufflammen lassen. Ungeklärt ist auch, wie die Therapie auf HIV-produzierende Zellen im Gehirn wirkt. Durch die Blut-Hirn-Schranke vor hohen Dosen der Medikamente bewahrt, könnte das Organ für HIV ein „Schongebiet“ sein. Aus Sorge vor unentdeckten Vi- rusverstecken wäre ein Therapieabbruch daher „ein Spiel mit dem Feuer“, sagte Ho in Berlin. Klaus Koch A-1376

S P E K T R U M AKUT

G

O B

(4) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 21, 23. Mai 1997

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