Die Fessel Zeichnung: Hanel (Kölner Stadt-Anzeiger) DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
BÄK: Gespräch mit Repräsentanten der Katholiken
KÖLN. Der Rechtsschutz für das ungeborene Kind, Fragen der Fortpflanzungs- medizin und Gentechnologie, der ärztlichen Begleitung Sterbender und AIDS waren Mitte Februar Themen eines mehrstündigen Gesprächs zwischen Vertretern der Bun- desärztekammer und des Zentralkomitees der deut- schen Katholiken. Die Dele- gationen standen unter der Leitung der jeweiligen Präsi- denten, nämlich für die Bun- desärztekammer Dr. Karsten Vilmar und für das ZdK Pro- fessor Dr. Hans Maier (bis vor kurzem bayerischer Kul- tusminister).
Übereinstimmung be- stand darin, daß der Rechts- schutz für das ungeborene Kind dringend verbessert werden müsse. Hier sollten Bundesregierung und Parla- ment tätig werden. Die hohe Zahl von Schwangerschafts- abbrüchen wegen einer
„Notlagenindikation" weise auf „gefährliche Fehlent-
Arbeitgeber plädieren für GKV-Reform
KÖLN. Die umfassende Reform der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müsse an die Spitze der so- zialpolitischen Prioritätenli- ste für die neue (elfte) Legis- laturperiode des Bundestages gesetzt werden. Weiter stei- gende Krankheitskosten wür- den die Bemühungen zur Be- grenzung der Lohnzusatzko- sten zunichte machen und den Abbau der Arbeitslosig- keit behindern. Dies erklärte der Präsident der Bundesver- einigung der Deutschen Ar- beitgeberverbände (BDA), Dr. Klaus Murmann. Die Ar- beitgeber befürworten stär- kere Anreize für ein gesund- heitsbewußtes Verhalten und mehr Eigenverantwortung
wicklungen" hin, die auch Ärzte in schwierige Situatio- nen bringen.
Zur Fortpflanzungsmedi- zin und Gentechnologie stimmten beide Seiten über- ein, daß dem menschlichen Leben von Anfang an um sei- ner selbst willen ein rechtli- cher und ethischer Wert zu- komme. Bei einer extrakor- poralen Befruchtung müßten das Wohl des Kindes und die Verantwortung für seine Zu- kunft im Vordergrund ste- hen. Die Vertreter des Zen- tralkomitees betonten, für sie komme ein solcher Eingriff nur im Rahmen einer beste- henden Ehe und unter Ver- wendung der Keimzellen der Ehepartner ethisch in Be- tracht.
Die sogenannte aktive Sterbehilfe bezeichneten bei- de Seiten als ethisch und rechtlich unvertretbar. Man müsse Sterbenden besser bei- stehen und ihnen ein men- schenwürdiges Sterben er- möglichen.
Die „Anwendung techni- scher Mittel" für die AIDS- Prävention wurde als unge- nügend bezeichnet; erforder- lich sei vielmehr eine weitge- hende Änderung menschli- chen Verhaltens. PdÄ durch Selbstbeteiligung.
Auch die Transparenzmaß- nahmen müßten verstärkt werden. Die seit 1970 auch für Arbeiter geltende arbeits- rechtliche Form der Entgelt- fortzahlung im Krankheitsfall müsse auf die versicherungs- rechtliche Lösung umgestellt werden.
Bei der ebenfalls ange- kündigten Strukturreform in der Rentenversicherung müs- se die Leistungs- und Bei- tragsbezogenheit der Renten gewährleistet bleiben. Eine ausgewogene Lastenvertei- lung erfordere eine netto- lohnorientierte Anpassung und die Neuregelung des Bundeszuschusses. Nach- drücklich lehnen die Arbeit- geberverbände Grund- und Mindestrenten (wie sie die Grünen und Teile der FDP vorschlagen) ab. EB
HIV-Test: Vorher den Patienten informieren
BERLIN. Ärztlich für notwendig gehaltene HIV- Tests bedürfen der vorheri- gen Informierung und Ein- willigung des Patienten. Die- se Auffassung vertrat Ge- sundheitssenator Ulf Fink in einem Schreiben an alle Ber- liner Krankenhäuser. Bei der Information sollte bereits auf die Folgen eines möglicher- weise positiven Testergebnis- ses hingewiesen werden. Die- ses Vorgehen sei wegen der besonderen Empfindlichkeit der Bevölkerung gegenüber AIDS auch beim Vorliegen von Symptomen, die auf eine Immunschwäche hindeute- ten, anzuraten. LPD
22 Millionen DM an die AIDS-Forschung
BONN. Für AIDS-For- schungsvorhaben hat die Bundesregierung 1986 und 1987 bisher bereits 22 Millio- nen DM aus Mitteln der Pro- gramme „Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit" und „Biotech- nologie" bereitgestellt. Im Rahmen des Schwerpunktes
„AIDS" wurden im vergan- genen Jahr 43 Vorhaben ge-
fördert. Neun weitere Pro- jekte sind zum Jahresbeginn 1987 in die Förderung aufge- nommen worden. Die An- tragsteller kamen nach Anga- ben von Bundesforschungs- minister Riesenhuber zu 61 Prozent aus universitären Einrichtungen, zu 20 Prozent aus von Ländern und zu 17 Prozent aus vom Bund getra- genen Institutionen sowie zu zwei Prozent aus der Indu- strie. Projekte würden auch im Rahmen der Haushalte bundeseigener Einrichtungen wie Bundesgesundheitsamt und Paul-Ehrlich-Institut in Frankfurt finanziert. Beide Institute schätzten ihre Ei- genaufwendungen für AIDS- Forschung auf jährlich etwa 1,5 Millionen DM.
Daneben beschäftigen sich mit Bundesmitteln fi- nanzierte Forschungseinrich- tungen wie Gesellschaft für Strahlen- und Umweltfor- schung mbH, München;
Deutsches Krebsforschungs- zentrum, Heidelberg; Deut- sches Primatenzentrum, Göt- tingen, und Bernhard-Nocht- Institut , Hamburg, mit der Erforschung von AIDS. Wei- tere Mittel werden von der Deutschen Forschungsge- meinschaft, den Ländern und über die regulären Instituts- etats der Hochschulen zur Verfügung gestellt. WZ Dt. Ärztebl. 84, Heft 9, 26. Februar 1987 (23) A-475