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Leicht beschleunigte kognitive Alterung bei HIV-Patienten?

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Academic year: 2022

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24 MMW Fortschr Med. 2021; 163 (15) Quelle: Aung HL, Aghvinian M,

Gouse H et al. Is there any evi- dence of premature, accentuated and accelerated aging effects on neurocognition in people living with HIV? A systematic review.

AIDS Behav. 2021;25:917–60

Leicht beschleunigte kognitive Alterung bei HIV-Patienten?

Studienlage mit eindeutiger Tendenz -- Autor: M. Hüll

Ein Vierteljahrhundert nach Einführung moderner HIV-Therapien sind Phänomene wie die AIDS- Demenz rar geworden. Doch zeigen Studien, dass eine HIV-Infektion den kognitiven Verfall im Alter durchaus leicht beschleunigen könnte.

Ausgewertet wurden Studien zu HIV, Kognition und Alter mit mindestens 30 Teilnehmern, von denen mindestens 30% eine antiretrovirale Therapie (ART) einnahmen. Im Zeitraum seit Einführung der ART im Jahr 1996 wurden 31 Querschnitts- und 6 Längs- schnittstudien gefunden. Die neuropsychologischen Messinstrumente bzw. klinischen Kriterien waren für eine gepoolte Analyse aber zu heterogen.

Die Querschnittsanalysen zeigten großteils eine ko- gnitive Leistungsminderung der HIV-Patienten im Alter über 50 Jahren im Vergleich zu einer Kontroll- gruppe. Auch die meisten longitudinalen Studien zeigten eine stärkere alterungsassoziierte kognitive Leistungsminderung bei Menschen mit HIV. Insge- samt waren aber die meisten Studien zu klein, um signifikante Ergebnisse zu liefern.

Die Autoren folgern, dass künftige Studien mit ab- gestimmten neuropsychologischen Instrumenten ar- beiten sollten. Sie müssten zudem so aufgebaut sein, dass auch ein vermutlich kleiner Effekt noch signifi- kant nachgewiesen werden kann.

MMW-Kommentar

Dank der modernen ART ist die Lebenserwartung von HIV-Infizierten fast normalisiert. Trotzdem per- sistiert das Virus auch in den Zellen des Immunsys- tems im zentralen Nervensystem. Die bisherigen Stu- dien geben noch kein genaues Bild, ob HIV hier auch unter jahrelanger ART Schaden anrichten kann. Der Großteil der Betroffenen ist noch unter 60 Jahre alt und hat das Risikoalter für Demenzerkrankungen noch vor sich. Immerhin zeigt diese Übersicht, dass man eher nur kleinere Effekte erwarten kann.

Ohne ART sähe es allerdings düster aus. In Afrika zeigen trotz geringerer Lebenserwartung bis zu 80%

der HIV-Betroffenen eine HIV-assoziierte kognitive Störung (HAND).

Irgendwann läuft das Denken nicht mehr rund (Symbolbild).

© Ika84 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Teleprogramm für COVID-19-Reha

App-unterstützt schneller wieder fit -- Autor: D. Reinhardt

In China wurde ein Trainingsprogramm mit App- Unterstützung zur physischen Rehabilitation nach einer stationären COVID-19-Behandlung unter- sucht. Zwar wurden die spirometrischen Daten nicht verbessert, wohl aber die Leistungsfähigkeit.

Für die Studie wurden 120 Patienten unmittelbar nach der Entlassung aus einer von drei großen Kli- niken in zwei Gruppen randomisiert. 59 nahmen sechs Wochen lang an einem ambulanten Telepro- gramm teil, das ihnen über eine Smartphone-App Prof. Dr. med.

M. Hüll Klinik für Geronto- und Neuropsychiatrie, Emmendingen

K R I T I S C H G E L E S E N

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26 MMW Fortschr Med. 2021; 163 (15)

Unglaublich, aber dokumentiert:

Sprechen induziert atriale Tachykardie

Quelle: Li J, Xia W, Zhan C et al.

A telerehabilitation programme in post-discharge COVID-19 patients (TERECO): a randomised controlled trial. Thorax 2021, online 26. Juli; doi:

10.1136/thoraxjnl-2021-217382

physische Trainingsaufgaben vermittelte. Die Pa- tienten im Alter von 17–75 Jahren hatten initial noch eine leichte bis mittelschwere Dyspnoe des Schwere- grads 2–3. Klinische Kontrollen durch das Studien- team erfolgten in der jeweiligen Klinik zu Beginn und am Ende der 6-wöchigen Testphase sowie nach 28 Wochen. Zudem wurden wöchentlich telefo- nische Konsultationen durchgeführt.

Das Teleprogramm wurde von Physiotherapeuten speziell für COVID-19-Genesene entwickelt und ba- sierte auf drei- bis viermaligen intensiven Übungen pro Woche mit Atemübungen, körperlicher Belas- tung (z. B. Kniebeugen) und isometrischem Muskel- training. Per Telemetrie wurde auch die Herzfre- quenz überwacht. Zur Erfolgskontrolle diente die 6-Minuten-Gehstrecke und ein statischer Test, bei dem eine hockende Haltung mit Hüft- und Kniege- lenken im 90-Grad-Winkel möglichst lang gehalten werden musste („Squat“). Hinzu kamen die vollstän- dige Spirometrie und die Beurteilung der Lebens- qualität zwei internationalen Scores.

Nach der sechswöchigen Therapie schafften die App- Patienten im Mittel 65,45 Meter mehr in der 6-Minu- ten-Gehstrecke als die Kontrollpatienten (p < 0,001).

Auch 28 Wochen später lag die App-Gruppe im Schnitt um 68,62 Meter vorn (p < 0,001). Den Squat hielten die App-Patienten nach sechs Wochen 20,12 Sekunden länger (p < 0,001), nach 28 Wochen sogar 22,23 Sekunden länger.

Alle spirometrisch erfassten dynamischen und sta- tischen Lungenfunktionsparameter dagegen konn- ten durch das Rehabilitationsprogramm nicht beein- flusst werden. Einzige Ausnahme war die maximale

Ventilationsgeschwindigkeit, die nach der Therapie- phase signifikant, nach 28 Wochen aber nicht mehr verbessert war. Generell zeigten aber alle Lungen- funktionswerte eine sukzessive Spontanbesserung über den gesamten Beobachtungszeitraum.

Bei Erfassung der Lebensqualität ergaben sich signi- fikante Hinweise auf einen positiven Effekt der Re- habilitationsmaßnahmen nach sechs Wochen (p <

0,004) wie auch nach 28 Wochen (p < 0,045). Das subjektive Gefühl einer Verbesserung der Lebens- qualität hatte aber mit der Zeit abgenommen.

MMW-Kommentar

Die Daten zeigen, dass ein Smartphone-vermitteltes ambulantes Rehabilitationsprogramm zahlreiche Symptome und Funktionen in Bezug auf die körper- liche Fitness von COVID-19-Patienten in der Rekon- valeszenzphase verbessern kann, was auch die Le- bensqualität steigert. Diese Effekte bestanden auch noch Wochen nach Beendigung der Therapie. Die im Rahmen der Infektion auftretende Lungenfunk- tionseinschränkung konnte durch die Telerehabili- tationstherapie nicht beeinflusst werden – allerdings zeigte sich, dass sich die Lungenfunktion über den gesamten Untersuchungszeitraum sukzessive und spontan besserte.

Die initiale Verbesserung der maximalen Ventila- tionsgeschwindigkeit in der Therapiegruppe dürfte auf einer verbesserten Kraft der Atemmuskulatur beruhen. Hierfür spricht auch, dass dieser Effekt nicht persistierte. Die Ergebnisse legen nahe, dass physikalische Therapiemaßnahmen nach COVID-19 sehr langfristig angelegt werden müssen.

© N Engl J Med. 2021;384:e83

Ein 58-jähriger Mann kam mit einer höchst ungewöhnlichen Symptomkon- stellation in die Notaufnahme. Seit einem Monat verspürte er intermittierenden Schwindel und Herzklopfen beim Spre- chen. Bei der kontinuierlichen EKG-Auf- zeichnung bestätigte sich: Bei einzelnen Worten traten isolierte supraventrikuläre Extrasystolen auf (Abb. A), bei ganzen Sätzen anhaltende Tachykardien mit einer Frequenz bis 167/min (Abb. B).

Hörte er auf zu sprechen, endete die Rhythmusstörung sofort (Abb. C). Die Extrasystolen konnten durch Sprechen

einer einzigen Silbe ausgelöst werden, nicht aber durch tonlose Mundbewegun- gen, tiefe Atmung oder inspiratorischen Atemstop. Echokardiografie und CT

zeigten ein strukturell normales Herz.

Nach oraler Gabe des Betablockers Meto- prolol über drei Monate verschwanden sofort alle Symptome. Bei Kontrollunter- suchungen war der Patient nach drei Jah- ren – ohne Betablocker und ohne Kathe- terablation – völlig beschwerdefrei.

H. Holzgreve Quelle: Zimerman A, d’Avila A. Speech-induced atrial tachycardia.

N Engl J Med. 2021;384:e83

A, B: Rhythmusstörungen. C: Normal-EKG. © Lor

dn / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Prof. em. Dr. med.

Dr.h.c. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

Prof. Dr. med.

H. Holzgreve Internist, München K R I T I S C H G E L E S E N

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