den diese drei Skalen. In der Auswertung von 291 Fragebögen zeigte sich, dass es tatsächlich sechs verschiedene Arbeits- profile gibt:
❃Arbeitssüchtiger: hohe Arbeitsein- bindung, hohe Zwanghaftigkeit, wenig Spaß,
❃Arbeitsenthusiast: hohe Arbeitsein- bindung, geringe Zwanghaftigkeit, viel Spaß,
❃enthusiastischer Arbeitssüchtiger:
hohe Arbeitseinbindung, hohe Zwang- haftigkeit, viel Spaß,
❃uneingebundener Arbeiter: niedri- ge Arbeitseinbindung, geringe Zwang- haftigkeit, wenig Spaß,
❃entspannter Arbeiter: niedrige Ar- beitseinbindung, geringe Zwanghaftig- keit, viel Spaß,
❃desillusionierter Arbeiter: niedrige Arbeitseinbindung, hohe Zwanghaftig- keit, wenig Spaß.
Weitere Einteilungen sind im Textka- stenwiedergegeben.
Folgen von Arbeitssucht
Bei den Folgen der Arbeitssucht muss zunächst zwischen den Auswirkungen für den Arbeitssüchtigen selbst, sowie denen für die Gesellschaft im Allgemei- nen unterschieden werden. Mentzel (7) setzt sich mit den persönlichen Fol- gen für den Arbeitssüchtigen auseinan- der. Als früheste Reaktion nennt er psychovegetative und körperliche Stö- rungen (zum Beispiel Erschöpfungsge- fühle, Konzentrationsstörungen, Ängste, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Kopf- schmerzen). Später folgen dann die psy- chosomatischen Beschwerden, die nach einiger Zeit chronifizieren und zur Lei- stungsunfähigkeit führen. In jedem Fall ist die Arbeitssucht eine progrediente Erkrankung, die im Extremfall bis zur Selbstzerstörung fortschreitet.
Eine mögliche Folge arbeitssüchtigen Verhaltens stellt auch das Burnout-Syn- drom dar, worunter man einen Ver- brauch physischer und psychischer Res- sourcen nach einer Phase intensiver An- strengung und Bemühung versteht. Typi- sche Symptome des manifesten Burnout- Syndroms sind Frustration, Hilflosigkeit, Unzufriedenheit, Erschöpfung und Inef- fizienz. Dazu kommt ein starker Interes- senverlust an dem zuvor übertrieben aus-
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 8½½½½23. Februar 2001 AA465
Eine Studie aus Finnland wies nach, dass sich durch Tragen eines rela- tiv einfachen anatomisch geform- ten Hüftschutzes (ähnlich den Knie- schutzkappen beim Rollschuh laufen) bei gefährdeten Personen Schenkel- halsfrakturen verhindern lassen. 1 801 gebrechliche Personen wurden rando- misiert in eine Gruppe mit Hüftschutz oder einer Kontrollgruppe zugeord- net.
In der Kontrollgruppe kam es dop- pelt so häufig zu Schenkelhalsfraktu-
ren als in der Gruppe mit Hüftschutz.
Bei näherer Betrachtung der Fraktu- ren in der Hüftschutzgruppe zeigte sich sogar, dass die Mehrzahl der Frakturen zu Zeiten aufgetreten waren, als der Hüftschutz nicht getragen wurde. acc Kannus P et al.: Prevention of hip fracture in elderly people with use of a hip protector. N Eng J Med 2000;
343: 1506–1513.
Dr. Kannus, President Urho Kaleva Kekkonen Institute for Health Promotion Research,Kaupinpuistonkatu 1, FIN-33500 Tampere, Finnland.
Schenkelhalsfraktur: Prävention möglich?
Referiert
geführten Vorgang. In der Folge kann es zu Depressionen, psychosomatischen Symptomen und Suchterscheinungen kommen (3). Darüber hinaus kommt es in der Folge von Arbeitssucht neben der individuellen Symptomatik zusätzlich zu gesellschaftlichen Folgen. Das Suchtver- halten mit Merkmalen wie beispielsweise Delegationsunfähigkeit, Zwanghaftig- keit, Unflexibilität, führt zu einer gerin- geren Produktivität der Arbeitssüchti- gen, als sie aufgrund der Arbeitszeit an- zunehmen wäre (2). Dabei wird aber nicht nur den Unternehmen geschadet, da selbst das exzessive Vielarbeiten die Schäden längst nicht kompensieren kann, sondern es entstehen auch enorm hohe volkswirtschaftliche Kosten durch Folgekrankheiten der Arbeitssucht.
Therapieansätze
Problematisch bei der Therapie von Ar- beitssucht ist zunächst die eigentliche therapeutische Zielsetzung, die, im Ge- gensatz etwa zur Alkoholsucht, nicht in der totalen Abstinenz, sondern im richti- gen Verhältnis von Arbeit zu Freizeit liegt (7).
Trotzdem basiert das Therapiesche- ma der „Anonymen ArbeitsSüchtigen“
auf dem Zwölf-Punkte-Programm der
„Anonymen Alkoholiker“, wobei das Wort „Alkohol“ durch „Arbeit“ ersetzt wird. Im Vordergrund stehen daher auch Meditation, seelische Ausgewogenheit
und bessere Tageseinteilung, unterstützt durch regelmäßige Teilnahme an Selbst- hilfegruppen (1).
Auch Orthaus empfiehlt, dass Ar- beitssüchtige ihr Arbeitsverhalten mit- tels fremder Hilfe genauer analysieren sollen. Daraufhin soll ein detaillierter Zeitplan erstellt werden, der den Tages- ablauf – und insbesondere Pausen und Freizeit – genau regelt, bis der Betroffe- ne wieder selber ein Gefühl für einen
„normalen“ Tagesablauf entwickelt (11).
Häufig besteht auch Anlass zu einer Familientherapie, bei der auch Ratschlä- ge an die im unmittelbaren Umfeld be- troffenen Personen im Umgang mit dem Arbeitssüchtigen gegeben werden sol- len. So soll die Familie den Arbeitssüch- tigen für nicht mit der Arbeit in Zusam- menhang stehende Aktivitäten beloh- nen, um so langfristig eine Änderung des Arbeitsmusters zu ermöglichen (17). Der Arbeitssüchtige soll so lernen, andere Prioritäten zu setzen, wobei im Vorder- grund das Knüpfen sozialer Kontakte und das Suchen neuer Hobbies steht (5).
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2001; 98: A 463–465 [Heft 8]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift des Verfassers:
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Karl-Ernst Bühler Dipl.-Psychol.
Haafstraße 12 97082 Würzburg