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Komplex vorerkrankte Kids mit COVID-19 besonders gut überwachen!

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Academic year: 2022

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dem 20. und 50. Lebensjahr zunahm, dann aber ein Plateau er- reichte [3]. In der vorliegenden Untersuchung wurden Diabe- tesdauer, Diabetestyp und Güte der Stoffwechseleinstellung als mögliche Einflussgrößen auf den beobachteten Zusam- menhang nicht berücksichtigt. Allerdings war in einer frühe- ren Arbeit die Diabetesdauer nicht mit einem ungünstigen CO- VID-19-Verlauf assoziiert [4]. In der Analyse von Gregory JM et al. gingen beide Diabetesformen mit einem ähnlich erhöhten Risiko für eine schwere COVID-19- Erkrankung einher [3].

Inwieweit die Güte der Stoffwechseleinstellung als Prädik- tor für einen ungünstigen COVID-19-Verlauf angesehen wer- den kann, ist augenblicklich aufgrund widersprüchlicher Stu- dienergebnisse noch unklar [3, 4]. Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt offen ist, warum das diabetesassoziierte Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung im höheren Alter ab- nimmt, ist anzunehmen, dass andere mit dem zunehmenden Alter einhergehende Komorbiditäten an Bedeutung gewin- nen. Da offensichtlich jüngere Patienten ein höheres diabetes- assoziiertes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung ha- ben, gilt es insbesondere bei dieser Patientengruppe eine optimale Stoffwechselkontrolle und adäquate Behandlung von Begleiterkrankungen anzustreben.

Literatur

1. Docherty AB, Harrison EM, Green CA et al. Features of 20 133 UK patients in hospital with covid-19 using the ISARIC WHO Clinical Characterisation Protocol: prospective observational cohort study. BMJ 2020;369:m1985 2. Corona G, Pizzocaro A, Vena W et al. Diabetes is most important cause for mortality in COVID-19 hospitalized patients: Systematic review and meta-analysis. Rev Endocr Metab Disord 2021;22:275-296

3. Gregory JM, Slaughter JC, Duffus SH et al. COVID-19 Severity Is Tripled in the Diabetes Community: A Prospective Analysis of the Pandemic‘s Impact in Type 1 and Type 2 Diabetes. Diabetes Care 2021;44:526-532 4. Wargny M, Potier L, Gourdy P et al. Predictors of hospital discharge and

mortality in patients with diabetes and COVID-19: updated results from the nationwide CORONADO study. Diabetologia 2021;64:778-794

Prof. Dr. med. Karsten Müssig

Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie Niels-Stensen-Kliniken

Franziskus-Hospital Harderberg Alte Rothenfelder Str. 23 49124 Georgsmarienhütte

Karsten.Muessig@niels-stensen-kliniken.de

COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen

Komplex vorerkrankte Kids mit COVID-19 besonders gut überwachen!

Fragestellung: Welche Grunderkrankungen sind bei Kindern und Jugendlichen mit einem schweren COVID-19-Verlauf as- soziiert?

Hintergrund: Bei Erwachse- nen ist ein höheres Risiko für einen schweren oder tödli- chen Verlauf einer COVID-19 bei bestimmten Grunder- krankungen bekannt. Hierzu zählen vor allem Adipositas, Diabetes, neurologische Er- krankungen, Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Bluthoch- druck. Bei Kindern gibt es mittlerweile viele Fallberichte von schweren Verläufen mit verschiedensten Grunderkrankun- gen, jedoch keine systematische Analyse einer großen Fallzahl.

Patienten und Methoden: Es wurde eine Datenbank analysiert, in der Daten von mehr 900 US-Krankenhäuser gespeichert wer- den. 872 der Häuser dokumentierten sowohl über eine Notauf- nahme als auch in der stationären Versorgung in die Datenbank.

Patienten unter 18 Jahren, die zwischen März 2020 und Januar 2021 eine Notaufnahme aufsuchten, wurden ausgewertet. Ein-

schlusskriterium war eine COVID-19-Entlassungsdiagnose. Es erfolgte die Analyse nach zwei Outcome-Parametern: stationä- re Aufnahme oder schwerer Erkrankungsverlauf, definiert als Aufnahme auf Intermediate-Care-Station oder Intensivstation, mechanische Beatmung oder Tod. Anhand von ICD-Diagnosen wurden zugrundeliegende Risiko diagnosen analysiert.

Ergebnisse: Von mehr als 3,7 Millionen Notaufnahme-Besu- chern hatten 43.465 (1,1 %) bei Entlassung die Diagnose CO- VID-19 erhalten. 9,9 % (n=4.302) wurden stationär aufgenom- men. 1.273 von diesen wurden auf eine Intensivstation aufge- nommen, 277 wurden beatmet und 38 starben im Verlauf. Die häufigsten Diagnosen waren Asthma bronchiale (4.416; 10,2 %), neurologische Errkankungen (1690; 3,9 %), Angsterkrankungen (1374; 3,2 %) depressive Erkrankung (1.209; 2,8 %) und Adipo- sitas (1071; 2,5 %). 28,7 % der COVID-19-Erkrankten hatten eine Grundeekrankung. Von den stationär aufgenommenen Pa- tienten hatten 62,9 % eine solche Risikoerkrankung. Das adjus- tierte Risiko für eine stationäre Aufnahme war 4,6 für Kinder mit Typ-1-Diabetes, 3,07 für Adipositas und 2,12 für angebore- ne Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Das Risiko für einen schweren Verlauf (Definition s. o.) war am höchsten für Kinder mit Typ-1-Diabetes (adjustiertes Risi- ko 2,38) angeborenen Herz-Kreislauf-Ekrankungen (1,72) und Epilepsie (1,71). Für Adipositas betrug das adjustierte Risiko

Originalie

Kompaniyets L, Agathis NT, Nelson JM et al. Underlying Medical Conditions Associated With Severe COVID-19 Illness Among Children JAMA Network Open. 2021;4(6):e2111182.

doi:10.1001/

jamanetworkopen.2021.11182

journal club

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In|Fo|Diabetologie 2021; 15 (4)

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1,57, für Hypertonie 1,23 und für Asthma bronchiale 1,17.

Diabetes patienten waren insbesondere im Jugendalter (12-18 Jahre) betroffen, hier wurden die Hälfte (126 von 255) stationär aufgenommen. Komplexe chronische Erkrankungen hatten ein 7,86fach erhöhtes Risiko einer stationären Aufnahme und ein 2,86fach erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf.

Schlussfolgerungen: In dieser Querschnittsstudie zeigte sich ein schwerer Verlauf der COVID-19 bei Kinder mit bestimmten Grunderkrankungen oder komplexer medizinischer Vorge- schichte wie Typ-1-Diabetes, angeborenen Herz-Kreislauf-Er- krankungen und Adipositas. Man muss also den potenziellen Bedarf einer engeren Überwachung dieser Kinder bei einer CO- VID-19-Erkrankung im Blick haben.

– Kommentar von PD Dr. med. Thomas Kapellen

Aussagekraft der Studie zu Typ-1-Diabetes stark limitiert

Die vorgestellten Daten legen dar, dass chronische Grunder- krankungen – abhängig von ihrer Komplexität – das Risiko für einen schweren Verlauf bei COVID-19 erhöhen. Problematisch ist, dass ja auch die Grunderkrankung selbst das Risiko für eine stationäre Aufnahme erhöht. So wird sicher ein Patient mit ei- nem Typ-1-Diabetes, der im Rahmen einer COVID-19 eine Stoff- wechselentgleisung hat, schneller aufgenommen als der adi- pöse Jugendliche, der keinerlei weitere Probleme hat. Es wird in der Studie keine Aussage zu möglichen Ursachen für die häufigere stationäre Aufnahme der Diabetespatienten ge- macht (wie aktuelle Stoffwechseleinstellung). Es gibt auch kei- ne Angaben zur Frequenz diabetischer Ketoazidosen (DKA), zur Zahl von Neumanifestationen, zur Notwendigkeit einer in- vasiven Beatmung oder gar zu Todesfällen in der Diabetesko- horte. Diese Limitationen machen die Aussagefähigkeit gera- de hinsichtlich des relativen Risikose eines schweren COVID-19-Verlaufs bei Typ-1-Diabetes schwieriger. Hier wäre eine detailierte Analyse sinnvoll, um den wirklichen Zusam- menhang zwischen Diabetes und COVD-19-Verlauf bei Kin- dern und Jugendlichen beurteilen zu können.

Das Risiko einer DKA ist aber während der Pandemie tat- sächlich erhöht, nicht nur bei Diabetesmanifestation, sondern

auch bei bekanntem Diabetes. In der Auswertung von T1D- Exchange-Zentren zeigte sich, dass die DKA oft der stationä- ren Aufnahme bei COVID-19 vorausgeht. Hier zeigt sich auch, dass der deutlich erhöhte HbA

1c

-Wert der einzige Prädiktor für eine stationäre Aufnahme ist. So wurde kein Patient mit einem HbA

1c

unter 7 % aufgenommen, während 82 % der Fälle mit einem HbA

1c

>9 % hospitalisiert werden mussten. In Deutsch- land gibt es weiterhin nur Einzelfälle mit einer stationären Auf- nahme bei COVID-19 und Typ-1-Diabetes.

PD Dr. med. Thomas Kapellen

Chefarzt Pädiatrie,

Kinderendokrinologe und -Diabetologe Mediankinderklinik am Nicolausholz Bad Kösen Elly-Kutscher-Straße16

06628 Naumburg

thomas.kapellen@median-kliniken.de Bei Kindern mit Typ­1­Diabetes ist ein erhöhtes HbA1c der einzige

Prädiktor für eine stationäre Aufnahme.

© Sonja Blaschke

Longitudinalstudie: Schilddrüsenstörung erhöht Typ-2-Diabetes-Risiko

Eine Schilddrüsenerkrankung (SDE) bei Jugendlichen lässt das Typ-2-Diabetes(T2D)-Risiko vor dem 45. Lebensjahr deutlich steigen, unabhängig vom BMI. Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse ist ein anerkannter Risikofaktor für Typ-1-Diabetes (T1D). Viel weniger klar ist der Zusammenhang zum T2D. Das ist auch deshalb relevant, weil die Inzidenz des „Early-onset-T2D“ vor dem 45. Lebensjahr seit einigen Jahren zu steigen scheint.

Ein Team aus Israel verlinkte zu diesem Zweck Daten aus der landeseigenen Militärdatenbank mit dem nationalen Diabetesregister (Aya Bardugo et al. https://

doi.org/10.1210/clinem/dgab382). Den Forschern kam zugute, dass israelische Jugendliche ein Jahr vor dem Pflicht-Militärdienst ein Gesundheits-Screening durchlaufen. So ließen sich Daten von knapp 1,4 Mio. Teilnehmern gewinnen, die man im Alter zwischen 16 und 20 Jahren untersucht hatte. Sie wurden im Mittel über 18,5 Jahre nachbeobachtet. Bei 6.152 Rekruten wurde eine Schilddrüsenstörung erkannt (wobei die Art nicht immer registriert wurde). Alle ande- ren dienten als Kontrolle. Das Risiko, in der Studie T2D zu entwickeln, war nach der SDE-Diagnose rund 2,5-mal höher als in der Kontrollgruppe, die Raten la- gen bei 1,12 vs. 0,77 % nach 25.644.563 Personenjahren. Geschlecht, Alter und BMI bei der Erstuntersuchung sowie der sozioökonomische Status wurden be- rücksichtigt. Noch deutlicher wurde der Zusammenhang, wenn man nur therapiebedürftige SDE einbezog (HR 2,7). Patienten mit SDE waren zudem bei der T2D-Diagnose signifikant jünger (knapp 33 vs. 35 Jahre). Auch der Anteil derer, die T1D entwickelten, war um den Faktor 3,8 höher. Ob ein kausaler Zusam- menhang mit dem T2D besteht, lässt sich aber so nicht belegen. Die Forscher halten es für möglich, dass ein Zuviel/Zuwenig an freigesetzten Schilddrüsen- hormonen über eine Dysregulation von Schlüsselgenen Einfluss auf das metabolische Gleichgewicht und die Insulinsensitivität haben kann. Aber auch Au- toimmunprozesse gegen Betazellen sind denkbar, ebenso, dass Medikamente, die gegen die SDE eingesetzt wurden, Diabetes fördern. Elke Oberhofer

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