A 1254 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 25|
21. Juni 2013STUDIEN IM FOKUS
Lässt sich anhand von Calcium- Scores der Koronarien mittels Computertomographie (CT) das kardiovaskuläre Risiko von Typ-2- Diabetikern bestimmen? Dies war Fragestellung in einer Meta analyse von acht Studien mit insgesamt 6 521 Patienten (mittlerer Beobach- tungszeitraum 5,18 Jahre, 802 kar- diovaskuläre Ereignisse).
Die Abhängigkeit vom Calcium- Score war deutlich: Für die Gesamt- mortalität, für die Wahrscheinlich- keit eines kardiovaskulären Ereig- nisses und beide Parameter kombi- niert war das relative Risiko bei einem Score von ≥ 10 um den Faktor 5,47 gegenüber einem Score von
< 10 erhöht (95-%-Konfidenzinter- vall [KI] 2,59–11,53; p = 0,001). Die Sensitivität des kombinierten End- punkts lag bei einem Score ≥ 10 bei 94 % (95-%-KI 89 %–96 %) bei ei- ner Spezifität von 34 % (24 %–
44 %). Der positive und negative Wahrscheinlichkeitsquotient betrug
1,41 (1,20–1,66) und 0,18 (0,10–
0,30). Das Risiko, eine kardiovasku- läre Komplikation zu entwickeln, war damit bei einem Score <10 um das 6,8-Fache geringer als bei einem Score ≥ 10. In vier Studien mit 1 805 Teilnehmern (351 kardiovas- kuläre Ereignisse) wurde bei einem Calcium-Score von ≥ 10 gegenüber einem Score von < 10 ein relatives Risiko von 9,22 (2,73–31,07;
p = 0,005) ermittelt. Die positiven und negativen Wahrscheinlichkeits- quotienten betrugen 1,67 (1,30–
2,17) und 0,11 (0,04–0,29).
Fazit: In der sorgfältigen Metaana- lyse konnte ein Calcium-Score ≥ 10 mit hoher Sensitivität kardiovasku- läre Ereignisse und Mortalität vor - aussagen, allerdings war die Spezi- fität niedrig. „Klinisch wurden da- her viele Patienten fälschlich als Hochrisikopatienten eingestuft“, kommentiert Prof. Dr. med. Rainer Düsing vom Universitätsklinikum
Bonn. Allerdings korrelierte ein Calcium-Score < 10 relativ präzise mit einem niedrigen Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Die Bedeu- tung der Studie relativiere sich vor dem Hintergrund, dass bei den ein- geschlossenen Patienten keine kli- nische Charakterisierung, wie etwa eine Risikostratifizierung auf Basis der begleitenden Risikofaktoren er- folgte. Insofern bleibe unbeantwor- tet, ob die Bestimmung des korona- ren Calcium-Scores einen prädikti- ven Zusatznutzen hat. „Es ist somit bei Patienten mit Typ-2-Diabetes weiterhin generell von einem hohen kardiovaskulären Risiko auszuge- hen“, meint Düsing. „Bei welchen Typ-2-Diabetikern die Bestimmung des koronaren Calcium-Scores sinnvoll ist und welche klinische Konsequenzen sich ergeben, ist auch nach der aktuellen Metaanaly- se noch nicht klar.“ Christine Vetter
Kramer CK, et al.: Coronary artery calcium score prediction of all cause mortality and cardiovascular events in people with type 2 diabetes: systemic review and meta-analysis, BMJ 2013; 346: f1654, doi: 10.1136/
bmj.f1654.
DIABETES MELLITUS TYP 2
CT-Calzium-Score zeigt das kardiovaskuläre Risiko an
Der Frage, ob die kombinierte Ein- nahme von Antihypertensiva – spe- ziell Diuretika, ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker – mit einem nichtsteroidalen Antirheu- matikum (NSAR) Nierenschäden Vorschub leistet, ist eine retrospek- tive Kohortenstudie nachgegangen.
Analysiert wurden die Daten von 487 372 Patienten unter einer anti- hypertensiven Therapie. Im Verlauf des Beobachtungszeitraums von 5,9 Jahren (Standardabweichung 3,4 Jahre) entwickelten 2 215 Pa- tienten eine akute Nierenschädi- gung, was einer Inzidenz von 7/10 000 pro Jahr entspricht.
Kein Zusammenhang konnte zwischen dem Auftreten der Nie-
renschädigung und einer Zweifach- kombination eines Antihypertensi- vums mit einem NSAR registriert werden. Anders sah es bei der Drei- fachkombination aus, also bei Ein- nahme von zwei Antihypertensiva plus NSAR. Für dieses Regime wurde ein erhöhtes Risiko (relatives Risiko 1,31; 95-%-Konfidenzinter- vall 1,12–1,53) festgestellt. Die höchste Gefährdung besteht der Studie zufolge in den ersten 30 Ta- gen der Einnahme mit einem relati- ven Risiko von 1,82 (1,35–2,46).
Fazit: „NSAR stehen schon lange im Verdacht, nicht nur bei langjäh- riger Einnahme chronische Nieren- schäden auszulösen, sondern auch
kurzfristig zu einem akuten Nieren- versagen führen zu können, insbe- sondere bei gleichzeitiger Verabrei- chung mehrerer Antihypertensiva“, erläutert Prof. Dr. med. Jan Galle, Direktor der Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren am Klinikum Lüdenscheid. „Die Studie bestätigt Vermutungen, die Nephrologen aus der klinischen Erfahrung seit lan- gem haben, bislang aber nicht gut mit Zahlen belegen konnten“, kom- mentiert Galle. Die Befunde haben aus seiner Sicht große Praxisrele- vanz, da eine solche Medikamen- tenkombination häufig verordnet wird. Christine Vetter
Lapi F, et al.: Concurrent use of diuretics, an- giotensin converting enzyme inhibitors, and angiotensin receptor blockers with non-steroi- dal anti-inflammatory drugs and risk of acute kidney injury: nested case-control study, BMJ 2013; 346: e8525, doi: 1011136/bmj.e8525.
NEPHROTOXIZITÄT VON ARZNEIMITTELKOMBINATIONEN