Bildung und Forschung
„Gen-
Dschungel“
2001 ist das „Jahr der Lebenswissenschaften“.
B
undesforschungsministerin Edelgard Bulmahn eröff- nete am 1. Februar in Berlin das „Jahr der Lebenswissen- schaften 2001“. Im Zentrum der Auftaktveranstaltung „Der Gen-Dschungel – Lexikon des Lebens“ stand die Ent- schlüsselung des menschli- chen Genoms. Durch bundes- weite Veranstaltungen, wie Vortragsreihen, Talkshows, Lesungen und künstlerische Darbietungen, sollen sich die Menschen besser über die Chancen und Risiken der Gen- und Biotechnik infor- mieren können. „Jeder soll die Möglichkeit haben, mit For- schern Meinungen und Argu- mente auszutauschen und da- durch informierter zu ent- scheiden“, sagte Bulmahn.Aufklärung sei angesichts der
kontrovers diskutierten The- men Klonen und Stammzell- forschung dringend nötig.
Das „Jahr der Lebenswis- senschaften“ wird im Rah- men der Initiative „Wissen- schaft im Dialog“ vom Bun- desforschungsministerium, dem Stifterverband und For- schungsorganisationen veran-
staltet. Jährlich wechselnd wird ein Wissenschaftsgebiet ak- zentuiert: 2000 war das Jahr der Physik, 2002 folgt das Jahr der Geowissenschaften. Näch- ste Veranstaltungen in diesem Jahr: „Brennpunkt Körper“,
19. bis 28. April in Leipzig;
„Biotechnologietage“, 21. bis 22. Mai in Hamburg; „Gren- zenlos forschen?“, 7. bis 9. Ju- ni in Berlin und „Kosmos Ge- hirn 2001“, 7. bis 10. Juni in Göttingen.
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 6½½½½9. Februar 2001 AA277
Diabetes-Risiko für Typ 1
Bei Kleinkindern Antikörper hilfreich
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ereits in den ersten beiden Lebens- jahren kommt es bei Personen, die später im Leben an Typ-1-Diabetes er- kranken, zu Störungen im körpereige- nen Abwehrsystem, denn schon im frühen Kindesalter (neun bis 24 Mona- te) lassen sich im Blut der Betroffenen Antikörper gegen Inselzellbestandteile der Bauchspeicheldrüse nachweisen.Das zeigt die BABYDIAB-Studie, die weltweit erste Untersuchung, die von Geburt an Störungen des Immunsy- stems und die Entstehung von Diabe- tes analysiert und vom Bundesfor- schungsministerium unterstützt wird.
Ziel der bereits 1989 begonnenen Lang- zeitbeobachtung von mehr als 2 000 Neugeborenen von Eltern mit Typ-1- Diabetes ist die Erfassung immunologi-
scher, genetischer und umweltbezoge- ner Daten, um die Entstehung dieser Autoimmunkrankheit besser zu verste- hen und neue prognostische Risikofak- toren für die Entstehung der Krankheit zu identifizieren. Vor allem bei Kin- dern mit bestimmten Vererbungsmerk- malen im Bereich der Transplantati- onsantigene (HLA-Moleküle) treten bereits frühzeitig Antikörper gegen In- selzellbestandteile der Bauchspeichel- drüse als Ausdruck einer Entzündung auf. Diese Antikörper ermöglichen es, die „Anlage“ zum Typ-1-Diabetes be- reits Jahre vor Ausbruch der Erkran- kung festzustellen.
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ie BABYDIAB-Studie konnte erst- mals zeigen, dass alle Kinder, die im Alter von zwei Jahren bereits mehrere dieser Antikörper aufweisen, vor dem zehnten Lebensjahr an Diabetes er- kranken. Damit steht nun ein leistungs- fähiger diagnostischer Test zur Verfü- gung, um das Diabetesrisiko abschät- zen zu können. Die Ergebnisse eröff-nen auch Möglichkeiten für neue Präventions- und Behandlungsansätze, die teilweise bereits in Nachfolgeunter- suchungen geprüft werden sollen. So wird heute versucht, eine Impfung für das früheste Kindesalter zu entwickeln, um Diabetes zu verhindern.
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ei der Erforschung der Ursachen und des Krankheitsverlaufes des Typ-1-Diabetes herrscht noch weitge- hend Unklarheit. Spezielle Umwelt- faktoren oder Infektionen werden als Ursachen vermutet. Die Erkenntnisse der BABYDIAB-Studie lassen vermu- ten, dass vor allem Umweltfaktoren und die Lebensweise, die in den ersten beiden Lebensjahren einwirken, für den Defekt des Immunsystems und die Entstehung von Diabetes verantwort- lich sind. Bei einer ersten Auswertung der Variablen „Impfungen und Still- häufigkeit/Dauer“ zeigte sich aller- dings bisher kein Zusammenhang zur Entstehung von Autoimmunität durch diese beiden Faktoren. EB AkutA
uf Vorschlag von Bundes- gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat das Kabinett am 31. Januar Marion Caspers- Merk zur Drogenbeauftragten der Bundesregierung bestellt.Die SPD-Politikerin ist seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestags und gehört seit 1997 dem Fraktionsvorstand der SPD an.
Bisher hatte die ehemalige Parlamentarische Staatsse- kretärin im Bundesgesund- heitsministerium, Christa Nik- kels (Grüne), das Amt beklei-
det. „Durch die Trennung vom Amt der Parlamentari- schen Staatssekretärin wird die Position der Drogenbe- auftragten gestärkt“, begrün- dete Ulla Schmidt ihre Ent- scheidung. Die Geschäftsstel- le der Drogenbeauftragten bleibt weiterhin im Bundes- gesundheitsministerium.
Drogenbeauftragte
Nachfolge
Marion Caspers-Merk (SPD) tritt an die Stelle von Christa Nickels (Grüne).
Marion Caspers-Merk Foto:
Bundestag