DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
Wie lange läßt man sich diese Gangart gefallen?
Der sofortige Gang zu den Massenblättern statt zu den Fachkollegen und zu wissenschaftlichen Gesell- schaften und Zeitschriften sollte — wie früher — grei- fende Restriktionen für die Verursacher nach sich zie- hen. Wie war doch die Kaf- fee-Unterhaltung zweier
„Wissenschaftler"-Damen in einem bekannten Blatte der USA: „Mary, your hus- band is really important, I find his name more and more at the hairdresser's."
Hartmut Uehleke
Prof. Dr. med. Dipl.-Chem.
Karwendelstraße 13 1000 Berlin 45
BUKOWSKI, CHARLES
Zu dem Leserbrief von Dr.
med. D. Reuß („Primitiver geht's kaum noch", Heft 15/1984, Seite 1420), der sich auf die Kurzgeschichten von Charles Bukowski in Heft 8/1984 bezog:
Bemühungen der Redaktion anerkennen
Charles Bukowski hin oder her. Ich mag ihn auch nicht, und ich bezweifle, daß er wie viele andere
„Pornosophen" unserer heutigen Zeit eine „anti- quarische Zukunft" haben wird. Was mich zur Stellungnahme herausfor- dert, und worin ich Herrn Kollegen Reuß nicht ver- stehe, ist sein pauschaler Angriff gegen das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT. Er hätte das Ärzteblatt nicht abonniert und könne dem- zufolge auch nicht abbe- stellen, so argumentiert er (obwohl er kann). Mögli- cherweise war er sogar überrascht, daß sein Leser- brief tatsächlich abge- druckt worden ist. Wie leer und triste wäre unser Le- ben ohne Emotionen? Und vermutlich ist unser „hin- terwäldlerischer Kulturba-
nause", wie sich Herr Reuß selbst bezeichnet, ein gu- ter und einsatzbereiter Arzt, der oft mehr als seine Pflicht tut und unserem Stande zur Ehre gereicht.
Was mich bedrückt ist viel- mehr die Tatsache, daß das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT — gleich der Über- flut der täglich-lästig-unge- betenen Reklamesendun- gen — oft ungelesen in den Papierkorb wandert; mich kränkt auch nicht selten die arrogante Nichtbeach- tung im eigenen „profes- soralen Umfeld". Gerade dem, der in einem speziel- len Fachgebiet mit seinen konsekutiven Einengun- gen zuhause ist, bringt das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT u. a. eine Fülle von Arbei- ten im Sinne der Allge- meinmedizin, Übersichten der Fortschritte in den an- deren mehr oder minder näher oder ferner liegen- den Fächern. Natürlich kann man nicht alles lesen.
Den jüngeren Ärzten zum Beispiel — zumindest ist es mir seinerzeit so ergangen
— werden standespoliti- sche Fragen weniger inter- essieren. Was die „Funk- tionäre da oben" in den Ärztekammern indes für uns tun, begreift man erst mit der Zeit. Wer selbst re- daktionelle Erfahrungen hat, seine Freude auch an kritischen Reaktionen — gottlob, wenigstens „mal ein Echo"! — wird die Be- mühungen des Redak- tionsstabes auch im Detail dankbar anerkennen, manchmal bewundern.
Das gilt nicht zuletzt für die regionalen Standesblätter der verschiedenen Lan- desärztekammern. Sie ha- ben ihr sehr eigenes Ge- sicht, sind mit Einsatz, Überstunden und viel Lie- be gemacht ...
Prof. Dr. med.
Gerhard Jörgensen Institut für Humangenetik der Universität
Nikolausberger Weg 5a 3400 Göttingen
§ 218
Zu dem Artikel „Auf dem We- ge zu einer ärztlichen Indika- tion", von Dr. med. Herwig
Poettgen in Heft 24/1984, Sei- te 1918:
Unfair
Man muß nicht, wie der Kollege Poettgen meint, psychosomatisch gebildet sein, um zu sehen, daß man vielen Frauen mit ei- nem Schwangerschaftsab- bruch hilft (beziehungs- weise ihnen zu mehr Le- bensqualität ohne ein Kind verhilft). Und helfen, das will doch jeder Arzt im Rahmen seiner Möglich- keiten. Nur, jede Hilfe muß sich fairer Mittel bedienen, sonst wird sie zur Bei-Hilfe.
Aber Töten (gemeint ist na- türlich nicht das Töten von Tieren) ist das Unfairste, was ein Mensch tun kann.
Und töten, das unter- schlägt Herr Poettgen völ- lig, muß man schon, wenn man einer Frau ihr unge- wolltes Kind vom Halse (beziehungsweise aus dem Uterus) schaffen will.
Zu Recht wächst deshalb in der Bevölkerung der Wi- derstand gerade gegen die soziale Indikation der Ab- treibung, denn sie macht heute den mit Abstand größten Anteil an den Ab- treibungen aus; von Notla- genindikation kann man bei der derzeitigen weiten Auslegung wirklich nicht mehr sprechen. Nur mit der sozialen Indikation ist zu erklären, daß seit der Änderung des § 218 die Zahl der Abtreibungen so explosionsartig gewach- sen ist, daß heute jedes fünfte Kind abgetrieben wird.
Gut war in dem Artikel nur der Vorschlag, die Gründe für einen Schwanger- schaftsabbruch jeweils zu veröffentlichen, dann aber bitte künftig alle Fälle und nicht nur ausgewählte Aus- nahmefälle. Der Bevölke- rung sollte ruhig einmal
vor Augen geführt werden, was da heute schon alles als Begründung für eine Abtreibung ausreicht. Bei aller Verschiedenheit der Meinungen über den § 218 kann ich mir nicht vorstel- len, daß sich in unserer Be- völkerung noch eine Mehr- heit für die derzeitige Ab- treibepraxis findet, wenn bekannt wird, daß auch in Fällen materieller Siche- rung die Unehelichkeit ei- nes Kindes oder die Uner- wünschtheit eines dritten ehelichen Kindes heute schon als Indikation zum Schwangerschaftsabbruch akzeptiert wird.
Dr. med. Peter Lechtken jr.
Schützenstraße 20 6700 Ludwigshafen/Rh.
Vergebung therapieren
Die Ablehnung des medizi- nischen Menschenbildes, in dem Soma und Psyche polarisiert werden, durch psychosomatische Theo- rien der dargestellten Art ist wenig überzeugend.
Meines Erachtens gehört die Polarität zum Wesen biologischen Geschehens.
Schon der Antagonismus von Vagus und Sympathi- kus weist auf diese Polari- tät hin, im Seelischen der Konflikt zwischen Pflicht und Versagen, zwischen Ideal und Wirklichkeit. Ich habe viel Gelegenheit ge- habt, Erfahrungen im Um- feld von Schwanger- schaftsabbrüchen zu sam- meln, das vielfach geprägt war von Schuldgefühlen (Sünde) und habe mich be- müht, durch Hinweis auf Vergebung hier zu thera- pieren, nicht zu negieren.
„Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch"
sagt Ulrich von Hutten in dem bekannten Schau- spiel. Vergebung verwan- delt Sünde in ein Erfolgs- erlebnis. Das Fehlen von Erfolgserlebnissen wäre
2460 (8) Heft 35 vom 29. August 1984 81. Jahrgang Ausgabe A
das Ergebnis einer Leug- nung der biologischen Po- larität in der menschlichen Persönlichkeit und führt zur Frustration. Diese ist die Ursache für die stei- gende Selbstmordrate. Am stärksten betroffen sind weibliche Jugendliche, be- sonders deutlich in Schwe- den, wo psychosomatische Gestaltkreistheorien ver- breitet sind. Vergebung der Sünden ist nur eine Art des Erfolgserlebnisses, de- ren Gesamtheit nach Uex- kuell als Schließung von Funktionskreisen das gan- ze Leben von Mensch und Tier bestimmt. Es ist in die- sem Zusammenhang be- merkenswert, daß sowohl die Moon-Sekte wie die is- lamische Revolution des Khomeiny eine solche Re-
sonanz in der modernen Jugend finden, weil sie den Kampf gegen den se- xuellen Liberalismus auf ihre Fahne geschrieben haben. Letztere ohne Ver- gebungsmöglichkeit, mit grausamen Strafen.
Dr. Arndt Bischoff Stampkensweg 9 2250 Oster-Ohrstedt
BLÜTENLESE
Fanatismus
Wer zur äußersten Gewalt entschlossen ist, fürchtet nicht die Gewalt der anderen.
SOMMERZEIT
Zu dem Leserbrief „Nachteile überwiegen", von Dr. E. Mai- holzer in Heft 24/1984, Seite 1908:
Vorteile
Wem verschafft die Som- merzeit Vorteile? Mir (auch vielen anderen mit denen ich sprach).
ad 1 Den Kindern ... Sie schlafen mit Vorhang und Gesch ichten-/Märchener- zählen auch im Sommer gut ein. Räume hält man relativ kühl, in dem tags- über die Vorhänge zugezo- gen und die Fenster ge- schlossen werden. Nachts macht man das umge- kehrt.
ad 2 Der Mensch ist ein
„Gewohnheitstier". 1984 ging bisher schon man- cher der kalten Witterung wegen schon freiwillig vor- zeitig ins Bett und über störende Sonne konnten wir auch noch nicht kla- gen.
ad 3 Wir operierten ohne Sommerzeit schon „vor dem Aufstehen"; einmal des großen Angebots we- gen, manchmal des Som- mers wegen. Schaden nahm deshalb niemand.
ad 4 Man spricht heute so viel von Patientenmitar- beit. Da werden für viele Träufler, Tabletteneinneh- mer und Diätesser nicht sehr schmeichelhafte Un- tersuchungsergebnisse
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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
Die konzentrierte Kraft gegen Dermatomykosen
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 35 vom 29. August 1984 (9) 2461