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Archiv "Akupunktur: Keine spezifische Wirkung, dennoch Effekt" (14.02.2003)

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(1)

satzarbeiten“ gehen im Ge- gensatz zur Autowerkstatt zulasten des Leistungserbrin- gers. Wer das verstanden hat, erkennt, dass DRG gerade deshalb so problematisch sind, weil sie die Arbeitsbe- dingungen noch weiter von den aus ärztlicher Sicht para- diesischen Zuständen in der Autowerkstatt entfernen.

Doch woher soll sich noch Widerstand gegen diesen Irr- sinn formieren, wenn selbst Ärzte es nicht verstehen?

Dr. med. Achim Daweke,Prinz- Georg-Straße 106, 40479 Düsseldorf

Büttenrede

Beim Lesen der Glosse ging mir durch den Kopf, was der Kollege Wenderlein wohl mitteilen will:

>Er schätzt strenge Hierar- chien;

>er glaubt, dass Patienten ei- nem Auto gleichen und nach mechanischen Gesichtspunk- ten funktionieren und zu re- parieren sind;

>er träumt von planbaren Werkstattzeiten seiner Pati- enten;

>er will demnächst Assisten- ten durch Diagnosecomputer ersetzen;

>er wünscht sich die Stun- densätze seiner Kfz-Werk- statt für seine Privatambu- lanz.

Doch dann kam mir – bei diesem blau hinterlegten Klamauk –, dass er seine nächste obermeisterliche Fastnachtsbüttenrede dem Leserkreis der ärztlichen Ge- sellenschaft schon einmal zur werten Kritik anbieten möchte.

Priv.-Doz. Dr. med. Marcus Schiltenwolf,Bergstraße 115, 69121 Heidelberg

Sprachliches

Gedanken zum Sprachverfall:

Neusprech im dritten Millennium

George Orwell sagte Ende der 40er für 1984 voraus, was eine Regierung dereinst

verkünden würde: „Die Schokoladenration wird von 80 g pro Woche auf 60 g er- höht.“ Heute sind wir we- sentlich weiter. Nicht nur die politische Sprache, son- dern weite Felder der Sprachkultur verfahren nach dem Umkehrprinzip (lat. perversus).

Schreibt der Lehrherr dem Zögling ins Stammbuch, die- ser habe sich im Großen und Ganzen um die Aufgaben bemüht, meint er einen total unbrauchbaren Kerl. Wer nach Katalog ein Ferien- quartier bucht in einem auf- strebenden Ort in günstiger Verkehrslage, findet sich in einer autoumtobten Baustel- le wieder und muss anschlie- ßend Urlaub nehmen.

Spricht die Regierung von Steuersenkung, fange man das Sparen an für den näch- sten Anstieg der Steuer- schraube. Vollmundige Exi- stenzgründungsdarlehen werden so gehandhabt: Vor Gründung einer Praxis gibt es nichts, weil die Sicherheit fehlt und die Praxis erst ge- gründet werden muss. Gleich nach Gründung gibt es auch nichts, weil es nun nicht mehr nötig sei (so erlebt um 1980).

Fordert die Ministerin für Krankenversorgung, die sich Gesundheitsminister nennt, von den Ärzten endlich auch einmal eine Nullrunde, weiß jeder, dass der langjährige Einkommensschwund nun beschleunigt wird. Und säu- selt sie gar von Lebensqua- lität und Solidaridingsda, kann man das auch gleich einordnen. Kaum etwas ist mehr so gemeint, wie es ge- sagt wird. Mit dem Sprach- verfall entsteht Orientie- rungsverlust. Durcheinan- derwerfen heißt griechisch diaballein, das Ergebnis ist diabolisch. Wer da meint, Sprache sei nur Schall und Rauch und das Gesagte be- liebig, irrt. Wir haben nichts als die Sprache, um zu den- ken und die Welt zu ergrün- den. Wenn aber das Instru- ment falsch wird, wie will man Wahrheit finden?

Dr. med. Eberhard Grundmann, Hauptstraße 8, 93133 Burglengenfeld

Praxisorganisation

Zu der Mitteilung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung „Bundes- weite Einführung der Blankoformu- larbedruckung“ von Dr. rer. pol.

Thomas Kopetsch in Heft 1–2/2003:

Nutzen-Kosten-Analyse aufstellen

Mit Befremden las ich den schönen Artikel von Dr. Ko- petsch zur wohl unabwend- baren Einführung des Blan- kodruckverfahrens mittels Laserdruck.

Ich möchte darum bitten, dass der Autor an dieser Stel- le bald eine saubere kauf- männische Nutzen-Kosten- Analyse aufstellt, um insbe- sondere die Folgekosten ei- ner solchen Umstellung ein- mal klarzustellen, bezogen auf 1 000 „Fälle“ pro Quar- tal! Ferner würde mich inter- essieren, wie er denn das un- zweifelhaft drohende Chaos der vor dem zentralen

Drucker auf ihre blanko zu bedruckenden Rezepte war- tenden Patientenscharen ei- ner gut gehenden Praxis or- ganisatorisch zu strukturie- ren gedenkt. Zeit ist auch Geld. Denkt man sich das Szenario im Netzwerkfor- mat, vermeidet man viel- leicht die Warteschleife, hat jedoch je nach Netzwerk- größe mit drei- bis vierfachen Folgekosten zu rechnen. Wei- terhin unerwähnt und un- gelöst bleibt das Problem des Dreifachdrucks für selbst ge- fertigte Rechnungen nach GOÄ.

Der Artikel ist ein typisches Beispiel für realitätsfernes, menschenbeglückendes

„Schreibtischtätertum“, be- sonders in Zeiten der von oben verordneten „Nullrun- den“, die dem Kleinunter- nehmen Arztpraxis keine Zusatzbelastungen erlau- ben.

Dr. med. Herbert Specht, Drususallee 83, 41460 Neuss

A

A390 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003

B R I E F E

Akupunktur

Meinung zur wissenschaftlichen Überprüfung der Akupunktur:

Keine spezifische

Wirkung, dennoch Effekt

Im Jahre 1974 habe ich in Tai- pei in einem chinesischen Akupunkturkrankenhaus hos- pitiert und die Akupunktur er- lernt. Bereits vorher hatte ein koreanischer Wissenschaftler versucht, wissenschaftliche Grundlagen für diese Behand- lungsmethode darzustellen, die sich jedoch als Artefakte erwiesen.

Ich habe die Akupunktur selbst ausgeübt und tue das in Einzelfällen heute noch. Da- bei bin ich zu der Überzeu- gung gelangt, dass die Aku- punktur keine spezifische Wir- kung, aber dennoch einen Ef- fekt hat. Und zwar wirkt sie stimulierend und hyperämisie- rend. Das Wichtigste ist je- doch der psychologische Ef- fekt: die Person des Aku- punktierenden, der sich eine halbe Stunde mit dem Patien- ten beschäftigt, und der Glau-

be an die Behandlungsmetho- de, der den Patienten von al- len Medien suggeriert wird.

Ich spreche zwar Chinesisch, sehe aber keineswegs asiatisch aus. Das kann es also nicht sein.Aber die Zuwendung und Zeit, die der Patient er- hält, wirken Wunder. Er/sie kann endlich einmal ein paar Sorgen loswerden.

Ein Beispiel: Ein 12-jähriger, pubertierender Knabe kommt wegen Enuresis nocturna zur Akupunktur.Als er sechs Jah- re alt war, begann er einzunäs- sen. Zu dieser Zeit wurde sein jüngerer Bruder geboren, auf den sich die ganze Liebe und das Interesse der großen Ver- wandtschaft richtete. Da be- gann das Einnässen bei dem großen Bruder.Während ich ihm Nadeln setzte, u. a. über dem Schambein, sprachen wir ausführlich über die Angele- genheit. Nach zwei Sitzungen war der Knabe geheilt, und ich sagte: „Du brauchst nicht mehr wieder zu kommen.“

Darauf meinte er: „Aber ich komme doch so gern.“

Prof. Dr. Dr. Jutta Rall-Niu, Kallmorgenwegen 3, 22607 Hamburg

(2)

Ökonomie

Zu dem Kommentar: „Unter dem Diktat der Ökonomie – Auf gefähr- lichen Pfaden“ von Dr. med. Alfred Möhrle in Heft 5/2003:

Opfer verhöhnt

Möhrle verhöhnt die Opfer des Nationalsozialismus wenn er deren Tötung mit der in Zukunft vielleicht not- wendigen Einschränkung des Leistungskatalogs in Zusam- menhang bringt. In unserem Papier hatten wir ausdrück- lich abgelehnt, dass dies auf der Grundlage ökonomischer Überlegungen erfolgen dür- fe, sondern demokratisch le- gitimierter Verfahren bedür- fe. Möhrles Demokratiever- ständnis wird deutlich, wenn er bedauert, dass „gesell- schaftlich relevante Gruppen aller Art glauben, ihren Senf zu einer Reform des Systems dazugeben zu müssen“. Soll-

ten Autoritäten wie Möhrle für die Gesellschaft entschei- den dürfen? Ein Albtraum!

Prof. Dr. med. Dr. sc. Karl W.

Lauterbach,Institut für Gesundheits- ökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Gleueler Straße 176–178, 50935 Köln

Rahmenbedingungen übersehen

Herr Möhrle kritisiert mit ge- spielter (?) Empörung, dass die Rationierung medizini- scher Leistungen zur Realität wird. Dabei ist dies für drei Viertel aller deutschen Ärzte schon klinischer Alltag. Dass nicht mehr alle Patienten opti- mal behandelt werden kön- nen, ist bei einer Rationierung per definitionem der Fall. Nur noch 10 % der deutschen Me- diziner glauben an das Ideal- bild einer optimalen Versor- gung, das Herr Möhrle hier

tapfer weiter propagiert. Der dritte Schritt ist schließlich die Auswahl von Patienten für medizinische Leistungen, und wer wollte es den Kollegen Gandjour und Lauterbach ver- denken, dass sie hierfür ethi- sche und medizinische Werte und Regeln fordern. Der Ver- such Möhrles, hier eine gefähr- liche Nähe zu rechtem Gedan- kengut auch nur anzudeuten, ist absurd. Seine Kritik einer scheinbar realitätsfernen Ge- sundheitsökonomie zeigt nur auf, dass er selbst die ökono- mischen Rahmenbedingungen nicht sehen kann oder will.

Wir Ärzte wären doch froh, wenn nicht wir dem Patienten mitteilen müssen, dass seine Therapie nicht mehr erstattet wird, sondern wenn die Ra- tionierung bereits auf politi- scher Ebene unter direkter Beteiligung der Bevölkerung geschieht. Nur so können das Solidarprinzip und der GKV-

Beitragssatz stabil gehalten werden.

Dr. med. Stefan Sauerland, Denklinger Straße 8, 51109 Köln

Eidesformel

Zu dem Leserbrief „Frage: In wel- chem Geist“ von Dr. Patricia Aden in Heft 5/2003:

Energischer Protest

Ich protestiere energisch da- gegen, dass das DÄ Raum gibt für kirchliche Propagan- da. Ohne Frau Kollegin Aden in ihren religiösen Auffassun- gen zu nahe treten zu wollen, so hat sie sicher die Möglich- keit, diese an geeigneterer Stelle kundzutun – in eine bekenntnisneutrale Fachzeit- schrift gehören sie jedenfalls nicht!

Prof. Dr. med. habil. G. Jäschke, Jägerstraße 63 A, 10117 Berlin B R I E F E

Referenzen

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