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Archiv "Neuer Gesundheitsminister" (26.11.1981)

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Neuer

Gesundheitsminister

Zum neuen Gesundheitsmini- ster der UdSSR ist der bisheri- ge Erste Stellvertreter des Mini- sters, Dr. Sergej P. Burenkow, ernannt worden. Der 57jährige Lungenarzt war zunächst in Tu- berkuloseanstalten tätig, über- nahm 1966 die Leitung des Ge- sundheitswesens in Leningrad und kam 1971 ins Gesundheits- ministerium nach Moskau. Seit 1973 war er Stellvertreter des Ministers.

Der bisherige Gesundheitsmi- nister, Professor Boris W.

Petrowskij, 72 Jahre alt, soll nach offiziellen Mitteilungen ei- nen anderen Posten übernom- men haben. Er übernahm 1956 einen chirurgischen Lehrstuhl in Moskau, den er auch behielt, als er im September 1965 zum Gesundheitsminister ernannt wurde. Gleichzeitig war Pe- trowskij Chef-Chirurg des

„Kreml-Krankenhauses" für Prominente und Generaldirek- tor des Unions-Forschungsin- stitutes für klinische und expe- rimentelle Chirurgie. Er ist un- ter anderem durch eine große Zahl wissenschaftlicher Veröf- fentlichungen auch im westli- chen Ausland bekannt gewor- den. MLD Spektrum der Woche

Aufsätze -Notizen

Kritik am sowjetischen Gesundheitswesen

natsgehältern, die durchschnitt- lich bei 165 Rubeln liegen (umge- rechnet etwa 500 Mark). Häufig hört man die Klage: ,Wir wußten nicht, was mit dem Baby war — es wurde immer dünner. Die Ärztin im Krankenhaus sah es sich fünf Minuten an und meinte: Das Kind ist normal, das erholt sich schon.

Erst als wir eine Ärztin konsultier- ten, die für illegale Hausbesuche 20 Rubel nimmt, bekamen wir eine korrekte Diagnose und eine wirk- same Behandlung', erzählt ein junges Ehepaar.

Die Sowjetpresse rügt die ‚bour- geoise Raffgier' von Ärzten, die Geld ,nebenher' verdienen. Daß aber die Lebensumstände im Ar- beiter- und Bauern-Paradies direkt dafür verantwortlich sind, daß vie- le den Eid des Hippokrates dehn- bar auslegen, ging aus dem an- onymen Brief einer jungen Ärztin aus Krasnodar an die ,Prawda' hervor. Ein junger Arzt in der So- wjetunion verdient 120 Rubel im Monat, ungefähr 360 Mark, weni- ger als ein Fabrikarbeiter. Später bringt er es auf 200 Rubel, auf 300 als Hospitaldirektor oder Spezia- list. Eine Krankenschwester hat oft weniger als 100 Rubel, bei einem Preis von 150 Rubel für ein Paar Damenwinterstiefel auf dem

Schwarzmarkt. ,Mein Mann und ich sind Ärzte, und wir verdienen zusammen 220 Rubel,' schreibt auch die ,Prawda'-Leserin aus Krasnodar. ,Wir haben einen vier- jährigen Sohn-220 Rubel für drei, das ist nicht viel.' So fingen die beiden an, Geschenke` von Pa- tienten zu nehmen: Konfekt, Par- füm, Kaviar, Wurst und Fleisch.

,Wir bedauern nur, daß wir nicht Chirurgen oder Gynäkologen sind', klagt die Briefschreiberin:

,Denen gibt man bares Geld. Aber wir lassen die Hoffnung nicht fa- hen. In fünf Jahren sparen wir viel- leicht auch so genug für ein Haus."'

Der Bauarbeiter Konjaiew mußte die Mandeloperation seines sechsjährigen Sohnes damit be- zahlen, daß er dem Chirurgen die Wohnung renovierte, weiß D.

Mummendey zu berichten: „Für 16 Tage Arbeitsausfall beim Staat stellte der Arzt dem Konjaiew au- ßerdem einen fiktiven Kranken- schein aus und verschaffte ihm damit 107 Rubel und 45 Kopeken Krankengeld. Die Sache flog auf, der Arzt wurde wegen Bestechung und Erpressung fünf Jahre ins Ar- beitslager geschickt, und sein Hab und Gut wurde konfisziert. ,Man

tut sich halt gegenseitig einen Ge- fallen', sagt offenherzig ein Arzt in Riga. ,Die Frau des Metzgers ist bei mir in Dauerbehandlung. Dafür legt ihr Mann uns gutes Fleisch zurück, und wir brauchen nicht Schlange zu stehen."'

Versorgung mit Arzneimitteln

— ein finsteres Kapitel

Ein besonders finsteres Kapitel scheint die Versorgung mit Arznei- mitteln zu sein. Der „Welt"-Be- richterstatter: „In der gynäkologi- schen Abteilung des Zentralkran- kenhauses von Baku fehlte die Hälfte der gelieferten Medikamen- te, in einem anderen Hospital ent- deckte man indes große unregi- strierte Mengen eines ansonsten sehr knappen Präparates — offen- bar eine stille Reserve für den schwarzen Markt. In vier weiteren Krankenhäusern hatte man über 90 Prozent der erhaltenen Medika- mente und Verbandstoffe im Wert von mehr als einer halben Million Rubel überhaupt nicht abgerech- net. Ein Krankenhaus-Apotheker berechnete den Patienten Über- preise und verschob Medikamente auf eigene Rechnung. Kranken- schwestern im selben Hospital verabreichten selbst schwerkran- ken Patienten nur einen Teil der verschriebenen Tabletten und ver- hökerten den Rest. Der Mangel an Medikamenten veranlaßt die Kran- kenhäuser in vielen Städten zu dem Verlangen, daß die Patienten ihre eigenen Heilmittel auf dem schwarzen Markt besorgen, be- richtet die ,Literaturnaja Gaseta und nennt Fälle aus der West- ukraine, wo man für ein besonders begehrtes österreichisches Präpa- rat das Vierzigfache des offiziellen Preises bezahlt."

Hinzuzufügen wäre dann noch, daß Mängel im Gesundheitswesen allerdings nicht die priVilegierte Klasse treffen. Vor allem für die hohen Funktionäre gibt es ein Sondergesundheitswesen mit ei- genen Kliniken, Sanatorien und ei- ner besonders qualifizierten ärztli- chen Betreuung. EB

2296 Heft 48 vom 26. November 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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