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Archiv "Intestinale Pseudoobstruktion: Diagnose und Behandlung" (18.01.1990)

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Academic year: 2022

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licher Unterschied zur Situation bei den Benzodiazepinen, wo eindeutige Fälle von primärer und isolierter Ab- hängigkeit bekannt sind (18).

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MAO-Hemmer unterschei- den sich hinsichtlich Art und Häufig- keit des Mißbrauchs von trizykli- schen Antidepressiva. So sind Fall- berichte bekannt, in denen Patienten das 10- bis 15fache der empfohlenen Dosis von MAO-Hemmern einge- nommen haben (5, 17). Dabei schei- nen hinsichtlich der psychotropen Wirkung Ähnlichkeiten mit den Am- phetaminen zu bestehen (17), von denen bekannt ist, daß sie zu psychi- scher Abhängigkeit führen können.

Für das wegen anderer unerwünsch- ter Wirkungen aus dem Handel ge- nommene Antidepressivum Nomi- fensin sind ähnliche Effekte be- schrieben (2). Für die genannten Substanzgruppen sind stimulierende Effekte von besonderer Bedeutung, wobei möglicherweise indirekte Pharmakonwirkungen auf dopami- nerge Belohnungs(Reward)-Systeme für den eigentlichen Abhängigkeits- prozeß verantwortlich sind (7). Hin- gegen sind Absetz- oder Rebound- Symptome, wie sie bei trizyklischen Antidepressiva oft als Ausdruck ei- ner cholinergen Supersensitivität aufgefaßt werden (6), nicht für eine Abhängigkeit spezifisch (4); sie kön- nen beispielsweise auch bei der Be- endigung einer längeren Behandlung mit Substanzen ohne Abhängigkeits- potential wie Clonidin, Nitro-Präpa- rate, Beta-Blocker oder Neurolepti- ka auftreten und sind Ausdruck re- adaptiver Prozesse.

(I)

Ob für den insgesamt wohl sehr seltenen Mißbrauch von trizy- klischen Antidepressiva auch stimu- lierende Effekte verantwortlich zu machen sind, ist hingegen fraglich.

Die Berichte der Patienten sprechen eher dafür, daß sie selbständig und auch in dosissteigernder Weise se- dierende Effekte zur Überbrückung von Entzugssymptomen gebraucht beziehungsweise mißbraucht haben.

Diese Effekte haben neben den Amitriptylin-artigen Substanzen auch Doxepin und Trazodon sowie niederpotente Neuroleptika (wie Laevomepromazin), weniger die Imipramin-artigen Antidepressiva.

Letztere wurden auch weder im

Frühwarn- noch im AMÜP-System in einen Zusammenhang mit Miß- brauch gebracht.

Die Sonderstellung von Do- xepin in dem Bericht von Keup (10) mag damit zusammenhängen, daß in der Bundesrepublik Doxepin als ein- ziges Antidepressivum für die Indi- kation „Entziehungssyndrom nach Absetzen von Schlafmitteln, Alkohol und anderen zur Sucht führenden psychoaktiven Substanzen" (3) vom Bundesgesundheitsamt zugelassen ist. In den USA wird, nach einer so- eben abgeschlossenen Studie an 200 polytoxikomanen und meist alkohol- abhängigen Patienten der Psychiatri- schen Abteilung der John Hopkins- Universität in Baltimore, aufgrund der dortigen, inzwischen restriktiven Verschreibungspraxis bei den Ben- zodiazepinen Amitriptylin deutlich häufiger als Doxepin zur Überbrük- kung von Entzugssymptomen einge- setzt, und zwar entsprechend den häufigeren Verordnungsgewohn- heiten von Amitriptylin gegenüber Doxepin (persönliche Mitteilung von Wolf und Griffith). Mehr als ein Drittel der dort Befragten hatte Er- fahrungen mit Antidepressiva, wobei es sich um eine durchweg sporadi- sche Einnahme handelte, wenn an- dere, sonst bevorzugte Substanzen wie Benzodiazepine oder härtere Drogen nicht zur Verfügung stan- den. Antriebssteigernde Antidepres- siva waren nie benutzt worden.

Insgesamt ergibt sich aus den uns zur Verfügung stehenden Daten kein Hinweis auf ein besonderes Ri- siko von Doxepin. Trotzdem sollte der Einsatz sedierender Antidepres- siva bei Suchtkranken ärztlich genau überwacht werden.

Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordern über die Verfasser.

Dr. med. Dipl.-Psych. Lutz G. Schmidt, Ber- lin; Dr. med. Renate Grohmarm, München;

Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen, Berlin; Prof. Dr. med. Wolfgang Poser, Göt- tingen; Prof. Dr. med. Eckart Rüther, Göttin- gen; Dr. med. Barbara Wolf, München

Für die Verfasser:

Dr. med. Dipl.-Psych.

Lutz G. Schmidt

Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin Eschenallee 3 • 1000 Berlin 19

FOR SIE REFERIERT

Intestinale

Pseudoobstruktion:

Diagnose

und Behandlung

1958 wurde das Krankheitsbild der intestinalen Pseudoobstruktion von Dudley und Mitarbeitern erst- mals beschrieben als Syndrom beste- hend aus Übelkeit, Erbrechen, Bläh- bauch, Bauchschmerzen und Ände- rungen der Stuhlgewohnheiten, in der Regel Obstipation. Ursache ist eine Störung der Darmmotilität, im Rahmen von Systemerkrankungen (Amyloidose, progressive Skleroder- mie, familiäre Neuro- und Myopa- thien, Infektionskrankheiten [Cha- gas-Krankheit, Zytomegalievirus], infolge Einnahme von Medikamen- ten [trizyklische Antidepressiva, Vincristin] und im Rahmen eines pa- raneoplastischen Syndroms bei kleinzelligem Bronchialkarzinom).

Die Patienten entwickeln einen zu- nehmenden paralytischen Ileus, häu- fig rezidivierend, der nur mit Mühe durchbrochen werden kann. Mano- metrische Untersuchungen zeigen ei- ne ausgeprägte Hypomotilität der glatten Muskulatur von Speiseröhre, Magen, Dünn- und Dickdarm, wobei insbesondere der migrierende Mo- torkomplex des nüchternen Patien- ten nicht nachweisbar ist.

Im Rahmen der Therapie wer- den eine parenterale Ernährung, ei- ne Behandlung des überschießenden Bakterienwachstums im Dünndarm sowie die systemische Gabe von Neostygmin oder Naloxon versucht.

Die Autoren von der Mayo-Clinic konnten günstige Erfahrungen mit dem Gastroprokinetikum Cisaprid gewinnen. Bei einigen Patienten bleibt jedoch nur die Anlage einer Enterostomie zur Entlastung der Ileussituation übrig.

Colemont, L. J., Camilleri, M.: Chronic in- testinalt pseudo-obstruction: diagnosis and treatment. Mayo Clin. Proc. 64: 60-70, 1989.

Gastroenterology Research Unit, Mayo Clinic, Rochester, MN 55905, USA.

A-132 (48) Dt. Ärztebl. 87, Heft 3, 18. Januar 1990

Referenzen

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