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ADHS > Ursachen und Diagnose

1. Das Wichtigste in Kürze

Die Ursachen der ADHS* sind zwar nicht eindeutig geklärt, es gibt aber einige Faktoren, die ADHS fördern können. Die Kernsymptome einer ADHS sind Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Da die Abgrenzung zu gesundem Verhalten oft sehr schwierig sein kann, sollten Diagnose und Therapie nur von erfahrenen Ärzten und Psychotherapeuten durchgeführt werden.

Nach Angaben des RKI sind 4,4 % der 3- bis 17- Jährigen von ADHS betroffen, dabei überwiegt die Zahl der Jungen. 60-70 % der Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, behalten Restsymptome der ADHS auch im Erwachsenenalter.

2. Unterschiede von ADS und ADHS

Im Folgenden werden beispielhaft unterschiedliche Symptome von ​ADS

(Aufmerksamkeitsdefizitstörung) und ​ ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) gegenübergestellt:

​ADS ​ADHS ​ADS und ADHS

Emotionale Empfindlichkeit Langsames Arbeitstempo Schüchternes Auftreten Ängstlichkeit bei neuen Situationen

Ablenkbarkeit

Innere Unruhe

Gefühl des "Getrieben seins"

Aggressives Verhalten Schwierige

Beziehungsgestaltung Frustration

Übersteigerter Bewegungsdrang

Konzentrationsschwierigkeiten Vergesslichkeit

Probleme bei Motorik und Sprache Übersteigerte Emotionalität Unaufmerksamkeit

Probleme bei Selbstorganisation

Bei mehr als der Hälfte der Jugendlichen mit ADHS bleibt die Symptomatik auch im ​Erwachsenenalter ganz oder teilweise bestehen. Näheres unter ​ADHS > Erwachsene.

3. Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen von ADHS sind noch nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Stoffwechsel- und Funktionsstörung ein wesentlicher Faktor der ADHS ist. Das Ungleichgewicht verschiedener Botenstoffe führt zu einer Störung der Signalweiterleitung im Gehirn. Zu diesen Botenstoffen gehören z.B. ​Noradrenalin und

​Dopamin. Sie sind verantwortlich für Aufmerksamkeit, Antrieb und Motivation. Bei Menschen mit ADHS ist die Konzentration von Noradrenalin und Dopamin im Bereich zwischen zwei Nervenzellen (synaptischer Spalt) zu gering. Durch eine unzureichende Reizfilterung im Gehirn kommt es zu Defiziten bei Konzentration, Wahrnehmung und Impulskontrolle.

Die Steuerung des Verhaltens funktioniert also bei Menschen mit ADHS schlechter, denn sie haben

Schwierigkeiten Informationen zu filtern, zu sortieren oder zu löschen. Die eingehenden Reize können nicht mehr sinnvoll verarbeitet werden und es entsteht nur ein unscharfes Bild der Situation. Dies fördert

Ablenkbarkeit, Erschöpfung und Zerstreutheit.

Besteht jedoch gesondertes Interesse für etwas, werden Kleinigkeiten sehr detailliert und genau

wahrgenommen. Weitere wesentliche Informationen, die allerdings abseits vom momentanen Fokus liegen, bleiben oftmals völlig unbeachtet.

Folgende ​Risikofaktoren stehen im Verdacht das Auftreten der Störung zu begünstigen oder die Ausprägung der Symptome zu verstärken:

https://www.betanet.de/pdf/945 Seite 1 von 4

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Frühgeburt, Geburtstrauma Erbliche Vorbelastung

Nikotin, Alkohol und Drogen in der Schwangerschaft

Ungünstiges äußeres Umfeld, z.B. fehlende emotionale Zuwendung, hoher Medienkonsum, ständige Probleme mit Freunden oder in der Schule

4. Symptome und Formen

Die Kernsymptome können je nach Patient ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Dabei können Intensität und Dauer stark variieren. Es werden Folgende Anzeichen der Kernsymptome beschrieben:

​Unaufmerksamkeit ​Hyperaktivität ​Impulsivität

viele Flüchtigkeitsfehler Konzentrationsschwierigkeiten bei länger dauernden

Aufgaben

schlechtes Zuhören häufiges Ab- oder

Unterbrechen der Aufgabe oder Tätigkeit

erschwerte

Alltagsorganisation häufiges Verlieren von Gegenständen

starke Ablenkbarkeit durch äußere Reize

ausgeprägte Vergesslichkeit

Zappeln mit Händen/Füßen häufiges Aufstehen,

Herumlaufen oder Klettern auf Gegenständen

Gefühl der Rastlosigkeit Schwierigkeiten mit ruhiger Beschäftigung

Häufiges Unterbrechen oder Stören von Gesprächen

Betroffener kann nicht abwarten an der Reihe zu sein

Beantworten von Fragen, bevor diese zu Ende gestellt sind

4.1. Diagnosekriterien

Zur Diagnosefindung werden sowohl die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation ( ​ICD) als auch die Kriterien der US-amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft ( ​DSM) herangezogen.

Entscheidend für eine ADHS-Diagnose sind insbesondere die Ausprägungen der Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität (siehe oben).

4.2. Kriterien nach ICD

Es müssen mindestens 6 Anzeichen von Unaufmerksamkeit, 3 Anzeichen von Hyperaktivität und 1 Anzeichen von Impulsivität bestehen.

Diese Anzeichen sind erstmals vor dem 6. Geburtstag aufgetreten.

4.3. Kriterien nach DSM

Es müssen mindestens 6 Anzeichen von Unaufmerksamkeit und/oder 6 Anzeichen von

Hyperaktivität/Impulsivität bestehen. Je nach im Vordergrund stehender Symptomatik werden

unterschiedliche Erscheinungsformen definiert. Diese Anzeichen sind bereits vor dem 12. Geburtstag aufgefallen.

Ab dem Alter von 17 Jahren müssen nur noch 5 Symptome von Unaufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität/Impulsivität erfüllt sein.

4.4. Zusätzliche Kriterien nach ICD und DSM

Die Verhaltensstörung wurde mindestens über eine Dauer von 6 Monaten beobachtet.

Die Symptome gehen einher mit Beeinträchtigungen sozialer Beziehungen, des Leistungsvermögens, der Aktivitäten oder der Teilhabe (= Eingebunden sein in der Gesellschaft).

Sie treten in mehreren Lebensbereichen auf (z.B. in der Familie und in der Schule).

Andere psychische Erkrankungen können als Ursache für das Verhalten ausgeschlossen werden.

4.5. Einteilung in Typen

In den DSM-Kriterien wird zwischen folgenden ADHS-Typen unterschieden:

​ADHS-Mischtyp: Auffälligkeit durch Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit

​Vorwiegend unaufmerksamer ADHS-Typ: Auffälligkeit v.a. durch starke Unaufmerksamkeit

​Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver ADHS-Typ: Auffälligkeiten v.a. durch starke Impulsivität und Hyperaktivität

https://www.betanet.de/pdf/945 Seite 2 von 4

(3)

​ADHS-Residualtyp: Die Symptome sind nicht mehr alle voll ausgeprägt, bestanden jedoch zu einem früheren Zeitpunkt

4.6. Einteilung nach Schweregraden

Zudem kann die ADHS in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt werden:

​Milde Form: Es bestehen wenige oder keine Symptome zusätzlich zu denjenigen, die zur

Diagnosestellung erforderlich sind. Die Symptome beeinträchtigen dabei nur geringfügig die sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereiche.

​Moderate Form: Die Anzahl und Ausprägung der Symptome und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen liegen zwischen der milden und der schweren Form.

​Schwere Form: Es liegen deutlich mehr Symptome vor als zur Diagnosestellung erforderlich wären oder mehrere Symptome sind besonders stark ausgeprägt oder es liegen aufgrund der Symptomatik erhebliche Beeinträchtigungen der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit vor.

5. Diagnose

Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist die Abklärung einer ADHS sinnvoll, wenn sie ​Entwicklungs-, Lern-, Leistungs- oder Verhaltensprobleme haben, sie an ​ anderen ​psychischen Störungen leiden,

ihre ​Aufmerksamkeit ​und ​Konzentration beeinträchtigt sind oder sie sehr ​unruhig oder ​impulsiv sind.

Die Diagnose ADHS soll ​vor einem Alter von 3 Jahren nicht gestellt werden. Auch im Vorschulalter sollte ADHS nur bei sehr starken Symptomen diagnostiziert werden. Generell gilt, dass eine Diagnose umso schwieriger ist, je jünger das Kind ist.

Diagnose und Therapie sollten grundsätzlich von einem erfahrenen ​ Facharzt oder Psychotherapeuten durchgeführt werden.

Bei ​Kindern sind dies in der Regel:

Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Kinder- und Jugendpsychotherapeut

Psychologischer Psychotherapeut mit Zusatzqualifikation für Kinder und Jugendliche Kinder- und Jugendarzt mit Erfahrung in Bezug auf ADHS

Bei ​Erwachsenen:

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Neurologe

Facharzt für psychosomatische Medizin

Ärztlicher oder Psychologischer Psychotherapeut

Bei Diagnosestellung durch einen Psychotherapeuten sollte zudem eine ​körperliche Untersuchung durch einen Arzt erfolgen.

5.1. Anamnese und Diagnose

Zur Diagnostik der ADHS werden entsprechend der Leitlinie "ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen" eine umfangreiche Anamnese (= Erhebung von Informationen zur Krankheitsgeschichte) sowie verschiedene Untersuchungen durchgeführt:

Informationen durch die ​Eltern (bei älteren Kindern/Jugendlichen/Erwachsenen auch durch diese selbst) zu Auftreten, Häufigkeit und Intensität der Symptome und zur Entwicklung des Kindes Informationen vom ​Kindergarten oder der ​Schule zu Auftreten, Häufigkeit und Intensität der Symptome und zur Entwicklung des Kindes

Information über ​Einschränkungen z.B. der sozialen Beziehungen, des Leistungsvermögens, der Teilhabe

Information über Beginn und Verlauf der ​Symptom ​e

​Untersuchung auf zusätzliche psychische Symptome/Störungen und körperliche Erkrankungen Abklärung der früheren und aktuellen ​Rahmenbedingungen in der Familie, in Kindergarten/Schule oder am Arbeitsplatz

​Körperliche Untersuchung des Kindes (internistisch, neurologisch, evtl. weitere) und

​psychologische Tests

https://www.betanet.de/pdf/945 Seite 3 von 4

(4)

​Verhaltensbeobachtung des Kindes und der Eltern-Kind-Interaktionen

5.2. Abgrenzung

Die ​Abgrenzung zu gesundem, normalem Verhalten kann sehr schwierig sein, insbesondere bei Kindern vor dem Schulalter. Andere Ursachen wie z.B. Tics, Zwangs- oder Stoffwechselstörungen müssen ausgeschlossen werden und eventuell begleitende Krankheiten wie Depressionen oder Angsterkrankungen dürfen nicht unberücksichtigt bleiben.

6. Praxistipps

Das ADHS Infoportal des zentralen ADHS Netzes, des Bundesministeriums für Gesundheit und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet unter www.adhs.info ausführliche und hilfreiche Informationen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Pädagogen und Eltern.

Das aktuelle Wissen zu Diagnose und Therapie von ADHS ist in einer medizinischen Leitlinie zusammengefasst. Die Leitlinie "ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen" kann auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) unter www.awmf.org > Suchbegriff: "ADHS" heruntergeladen werden.

* ADHS wird der Einfachheit halber als Sammelbegriff für ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) verwendet.

7. Verwandte Links

​ Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) und Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

​ADHS > Behandlung bei Kindern

​ADHS > Ernährung

​ADHS > Erwachsene

​ADHS > Schule

​ADHS > Sport und Freizeit

​ADHS > Studium und Beruf

​ADHS > Wohnen Ratgeber ADHS

https://www.betanet.de/pdf/945 Seite 4 von 4

Referenzen

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