Aus Bund und Ländern
Pflegesätze am Behandlungserfolg orientieren
SCHWÄBISCH GMÜND.
Die Gmünder Ersatzkasse (GEK) will im Rahmen eines Modellversuchs medizinische Rehabilitationsleistungen er- folgsorientiert vergüten. Die Höhe des Pflegesatzes orien- tiert sich damit am Gesund- heitszustand des Patienten nach der Behandlung. Wie die Arbeitsgemeinschaft Me- dizin und Rehabilitation mit- teilt, ist der Pilotversuch zunächst auf Rücken- und Knieerkrankungen begrenzt.
Die beiden beteiligten Klini- ken erhielten über dem Durchschnitt liegende Pfle- gesätze, wenn die berufliche Ausfallzeit des Patienten nach der Therapie um 30 Pro- zent sinke. Gelinge das nicht, werde die Vergütung um 20 Prozent gekürzt. Die GEK schätzt, daß bei konsequent erfolgsorientierter Honorie- rung rund 25 Milliarden DM gespart werden könnten.
Die Indikationsfelder Knie und Rücken zählen der GEK zufolge zu den „Problemge- bieten“ bei der Rehabilita- tion. Elf Prozent aller Ar- beitsunfähigkeitstage resul- tierten aus Rückenerkran- kungen. Die Komplikations- rate nach Knieoperationen liege im Bundesdurchschnitt um den Faktor 10 über der Quote, die nach den Lehr- büchern zu erwarten wäre.
In der ersten Phase sind 300 Patienten in das Projekt eingebunden. Die Qualität der Therapie beurteilt die Me- dizinische Hochschule Han- nover 18 Monate nach Ab- schluß der Behandlung. EB
Länder übernehmen Kosten für Abtreibung mit Mifegyne
HANNOVER. Bedürfti- ge Frauen bekommen von den Bundesländern die Ko- sten für einen Schwanger- schaftsabbruch mit der so- genannten Abtreibungspille
Mifegyne bezahlt. Das teilte die niedersächsische Sozialmi- nisterin Heidi Merk Anfang Dezember in Hannover mit.
Bei einer Besprechung von Vertretern der Länder und des Bundes hätten sich die Länder im Vorgriff auf eine Gesetzesänderung auf diese Kostenübernahme geeinigt.
Der medikamentöse Abbruch werde nach Einschätzung der Länder und des Bundes rund 330 DM je Frau kosten. „Mir ist es wichtig, daß bedürftige Frauen, die einen gesetzlichen Anspruch auf Finanzierung eines Schwangerschaftsab- bruchs haben, sich frei für die Methode entscheiden kön- nen“, sagte Merk. afp
Erweiterter ICD-10- Diagnosenthesaurus
KÖLN. Auf dem Inter- net-Server des Deutschen In- stituts für Medizinische Do- kumentation und Informati- on ist seit kurzem die Version 3.0 des ICD-10-Diagnosen- thesaurus kostenfrei abrufbar (www.dimdi.de/germ/klassi/
download.htm). Der Thesau- rus wurde um wichtige Be- zeichnungen aus Gynäkolo- gie, Geburtshilfe und Or- thopädie erweitert. Das Werk umfaßt zur Zeit in der Soft- ware-Version fast 31 000 und in der Buch-Version mehr als 58 000 Einträge. EB Ausland
EU-Parlament dringt auf Kennzeichnung von
„Novel Food“
STRASSBURG. Das Eu- ropaparlament hat erneut die Kennzeichnung von gentech- nisch veränderten Nahrungs- mitteln gefordert. Das bisheri- ge Vorgehen der EU-Kom- mission sei „Stückwerk“, kri- tisierten die Parlamentarier in einer Entschließung. Eine Kennzeichnung müsse sowohl für Futtermittel vorgeschrie- ben werden, die gentechnisch veränderte Bestandteile ent- hielten, als auch für Erzeug- nisse von Tieren, die mit sol- chem Futter ernährt wurden.
Das Parlament nahm Stel- lung zu einem Vorschlag der EU-Kommission für die Kennzeichnung von gentech- nisch verändertem Soja und Mais. Danach sollen diese Produkte gekennzeichnet wer- den, wenn der Anteil gen- technisch veränderter Orga- nismen mindestens ein Pro- zent beträgt. Das Parlament billigte dies, forderte aber, den Schwellenwert innerhalb von zwölf Monaten zu über- prüfen.
Die EU hatte bereits 1997 eine Richtlinie verabschie- det, die eine Kennzeichnung von gentechnisch veränder- ten Nahrungsmitteln vor- schreibt. Sie wurde jedoch in den einzelnen Mitgliedstaa- ten bislang nicht umgesetzt, weil Brüssel noch keine Aus- führungsbestimmungen er- lassen hat.
Unterdessen haben Land- wirte in den USA Sammel- klage gegen den Agroche- miekonzern Monsanto einge- reicht. Sie fordern das Ende von Preisabsprachen, Kne- belverträgen und des fahrläs- sigen Umgangs mit Gesund- heit und Umwelt, die sie dem Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut vorwer-
fen. afp/HK
„Bioethik-Konvention“
trat in fünf Ländern in Kraft
STRASSBURG. Die „Bio- ethik-Konvention“ des Euro- parates, die erstmals interna- tionale ethische Normen für Genforschung und Biomedi- zin festlegt, ist Anfang Dezem- ber in fünf europäischen Län- dern in Kraft getreten – in Dä- nemark, Griechenland, der Slowakischen Republik, Slo- wenien und San Marino. An- fang Januar wird sie auch in Spanien wirksam werden. 22 andere Mitgliedsländer des Europarates haben die Kon- vention ebenfalls unterschrie- ben, die Ratifizierung aber noch nicht abgeschlossen.
Deutschland ist der Über- einkunft bisher nicht beige- treten, weil einige Vorschrif- ten, unter anderem zur For- schung an Behinderten, in der Öffentlichkeit auf Kritik stoßen. Die Meinungsbildung sei noch nicht abgeschlossen, so das Bundesjustizministeri- um. Daher sei derzeit nicht zu sagen, ob Deutschland dem Abkommen beitreten werde.
Die rot-grüne Bundesregie- rung sei „sehr sensibel“ für die Bedenken der Kritiker. afp A-3284 (16) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 51–52, 27. Dezember 1999
P O L I T I K NACHRICHTEN
Nach den neuesten Zahlen der Weltbank kommt Luxemburg auf ein Bruttosozial- produkt von 45 440 US-Dollar je Einwohner. In Mosambik beträgt dieser Wert nur 90 US-Dollar. Nicht viel besser geht es den Einwohnern Äthiopiens oder des Kongo, die auf ein Bruttosozialprodukt von 110 US-Dollar je Einwohner kommen. Auch die folgenden Armenhäuser der Welt liegen mit Ausnahme Nepals auf dem afrika- nischen Kontinent. Die armen Länder erzielten als Gruppe ein Durchschnittsein- kommen von 350 US-Dollar pro Kopf, während es die Reichen auf 25 700 US-Dollar brachten. Der Welt-Mittelstand kam auf 1 890 US-Dollar je Einwohner.