• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Medizinstudium: Bund und Länder müssen handeln!" (21.04.1988)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Medizinstudium: Bund und Länder müssen handeln!" (21.04.1988)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

U

nter der Rubrik „Aktuel- le Medizin" ist in diesem Heft alles über die Schutzimpfung gegen Hepatitis B zu lesen. Vor wenigen Tagen war dieses Thema auch Inhalt ei- ner Seminarstunde beim Oster- Fortbildungskongreß der Bun- desärztekammer in Meran: Der Hepatologe Prof. Erwin Kuntz (Wetzlar) forderte die Teilneh- mer dringend auf, sich selbst, die Mitarbeiter in Praxis und Krankenhaus, gegebenenfalls auch die in der Praxis mittätige Ehefrau gegen Hepatitis B zu schützen. Ärzte und medizini- sche Mitarbeiter, aber auch bei- spielsweise das Reinigungsper- sonal seien eine Hochrisiko- gruppe; die Inzidenz der Hepa- titis B liege in unserer Gesamt- bevölkerung bei 0,5 Prozent, bei Ärzten um 20 Prozent, in einzel- nen Gebieten (Chirurgen, Pa- thologen) sogar bei 28 Prozent.

Prof. Kuntz widersprach al- lerdings der Angabe der Her-

Hepatitis B

Ärzte und Helfer als Risikogruppe

steller der neuen, gentechnolo- gisch gewonnenen Impfstoffe, daß der Impfung keine serologi- sche Untersuchung vorauszuge- hen brauche. Im Gegenteil:

Man kann damit überflüssige Impfungen vermeiden und viel Geld sparen. Die Feststellung von HBc-Antikörpern, HBs- Antikörpern und HBs-Antige- nen zeigt, bei wem durch eine überstandene, vielleicht stumm gebliebene Infektion bereits Im- munität besteht Immerhin muß ein Praxisinhaber die Impfung seiner Mitarbeiter bezahlen:

Die Serologie kostet 80 DM, die möglicherweise eingesparte Impfung aber 400 DM. Und was die Unterlassung der Impfung

betrifft: Teurer noch ist eine passive Prophylaxe, zum Bei- spiel im Falle einer Stichverlet- zung, mit HBIg — 1300 DM plus anaphylaktisches Risiko. Die Behandlung eines Hepatitis-B- Falles kann bis zu 40 000 DM kosten! Der Impfung muß mög- lichst bald eine Erfolgskontrolle folgen; dafür genügt die HBsAK-Bestimmung. Je nach Ergebnis muß dann neu geimpft werden, oder man kann den Zeitpunkt der Boosterung fest- legen.

Eine andere wichtige Risi- kogruppe sind Personen, die in HB-Endemiegebiete reisen.

Diese sind vor allem Afrika süd- lich der Sahara und Ostasien.

Da die drei Impfungen sich auf sechs Monate verteilen, muß mit der Prophylaxe rechtzeitig begonnen werden. Falls ein Arzt also von Reiseplänen eines seiner Patienten hört, sollte er ihn auf das Hepatitis-B-Risiko aufmerksam machen. bt

K

aum ein „berufspoliti- sches" Thema wird so hinhaltend behandelt wie das der immer wieder ange- mahnten Überarbeitung der Ka- pazitätsverordnungen im Fach Humanmedizin 1 Um so mehr mußte überraschen, daß erst- mals eine Sonderkonferenz der Sozial- und Gesundheitsminister der Bundesländer an die für die Ausbildungs- und Hochschulfra- gen zuständigen Ressorts in Bund und Ländern appelliert hat, die Ausbildungskapazitäten im Fach Medizin zu reduzieren und die Studienkapazität an die vorhandenen Ausbildungsmög- lichkeiten anzupassen.

Es müßte sich in Bonn wie in der Peripherie herumgespro- chen haben: Die meisten Aus- bildungsdisziplinen, insbesonde- re im klinischen Bereich, kön- nen den Ausbildungszielen und den Rahmenanforderungen der Approbationsordnung für Ärzte nicht gerecht werden. Dieser Problematik sind drei bisher kaum diskutierte Gutachten auf

Medizinstudium

Bund und Länder müssen handeln!

den Grund gegangen. Unisono kommen sie zu dem Ergebnis:

Die Kapazitätsverordnungen sind längst durch die Entwick- lung im Studiengang Medizin überholt. Die Zahl der Studien- anfänger liegt mindestens um 20 bis 30 Prozent zu hoch. Kein Wunder: Die Zahl der Studien- anfänger im Fach Medizin hat sich seit 1970 mehr als verdop- pelt. Sie liegt in den letzten Jah- ren bei 11 000. Die Schwierig- keiten, insbesondere in der praktischen Ausbildung, haben sich zunehmend vergrößert. Die Folgen: erhebliche Qualitätsver- luste bei der Ausbildung; akuter Handlungsbedarf für die Bun- des- und Länderressorts!

Das Gutachten von Infra- test Gesundheitsforschung

(Auftraggeber: Bundesgesund- heitsministerium) stellt fest:

■ Die Ausbildungsmängel re- sultieren aus einer mit den vor- handenen klinischen und vorkli- nischen Kapazitäten nicht in Einklang stehenden hohen Zahl der Medizinstudenten. Die Zahl der Patienten für eine patienten- nahe Ausbildung reicht nicht aus; die studentischen Arbeits- gruppen in Kursen und Praktika sind viel zu groß; die Betreu- ungsrelation Student pro Lehr- kraft ist überdimensioniert; die in Kursen und Praktika zur Ver- fügung stehende Zeit ist, gemes- sen am erforderlichen Ausbil- dungsstoff, viel zu kurz.

III Da aber Patienten nicht al- lein wegen der Ausbildung ins Krankenbett gelegt werden kön- nen und die Ressourcen nicht unerschöpflich sind, bleibt nur eine Alternative: Die Zahl der Studienanfänger muß via Kapa- zitätsverordnung deutlich ver- ringert und an die gegebenen Ausbildungsmöglichkeiten an- gepaßt werden. HC

Dt. Ärztebl. 85, Heft 16, 21. April 1988 (1) A-1069

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Es sollte auch nicht unterstellt werden, dass ich einen Ver- zicht auf eine solide natur- wissenschaftliche Ausbildung fordere.. Wie soll auf etwas verzichtet werden, das

Mit der Standard-Version der Mitsubishi Video Copy-Processoren, dem P-50E, läßt sich innerhalb von 15 Sekunden jede beliebige Darstellung, die über ein Ultraschall- Gerät,

Der Regierungsrat betont, dass die Bevölkerung schweizweit und im Kanton Bern, gemäss den Prognosen des Bundesamtes für Statistik, auch weiterhin zunehmen wird.. Die

Insofern können wir Herrn Professor Walch nur zustim- men, dass es für die ärztliche Ausbildung eine Katastrophe wäre, wenn der Anatomie- Unterricht während des Me- dizinstudiums

Einen neuen Rekord vermelden die Krankenhäuser beim Betriebs- mittelverbrauch und Budgeteinsatz für die Krankenverpflegung im sta- tionären Bereich: So wurde im ver- gangenen Jahr

Allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz hat die erste Betriebskrankenkasse für Angehöri- ge einer spezifischen Berufsgruppe eine lupenreine Bilanz vorgelegt: Der

Es kann nicht darum gehen, sich anzubiedern, um später eine Stelle zu bekommen, sondern darum, die vielfältigen Möglichkeiten auszunüt- zen, seine Fähigkeiten unter Beweis

rium liegen die Anträge jährlich in einem nied- rigen einstelligen Bereich. Grund für die Zurück- haltung ist der Lehrermangel – die Pädago- gInnen wollten den Druck auf