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Archiv "Interdisziplinäre Medizin: Auf dem Weg zum „Viszeralmediziner“" (14.10.2005)

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M E D I Z I N R E P O R T

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A2760 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 41⏐⏐14. Oktober 2005

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ie 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Köln war eine Premiere: Erstmals beteiligten sich die Viszeralchirurgen an der inter- nistisch geprägten Veranstaltung mit einem eigenständigen Programm, zu dem mehr als 160 chirurgische Beiträge angemeldet wurden. Damit wurde das Ziel der Jahrestagung dokumentiert, gemeinsam das Gebiet der „Viszeralme- dizin“ zu etablieren. „Denn Gastroente- rologen und Viszeralchirurgen behan- deln die gleichen Krankheitsbilder – nur aus unterschiedlicher Perspektive“, wie Kongresspräsident Prof. Dr. med. Wolf- gang Kruis (Evangelisches Kranken- haus Köln-Kalk) erläuterte.

Das bisherige System, in dem die Interdisziplinarität durch ein – mehr oder weniger gut funktionierendes – Konsiliarsystem gestützt wird, sei nicht mehr zeitgemäß und müsse durch neue Strukturen ersetzt werden. Der Begriff

Viszeralmedizin umfasse das gemeinsa- me Auftreten von Gastroenterologen und Chirurgen am Patientenbett sowie das Erarbeiten interdisziplinärer Diagnose- und Therapiepläne zur Vermeidung von Doppeluntersuchungen und unnötigen Wartezeiten.

Je nach Patientenprofil sollten zusätz- lich Pathologen, Pädiater, Mikrobiolo- gen, Rehabilitationsmediziner, Versor- gungsmediziner, Immunologen und Grundlagenwissenschaftler einbezogen werden. „Die Vermeidung einer über- strapazierten, konservativen Therapie und von unabgewogenen Operationen ist das Ziel“, betonte Kruis. Welche Vor- teile in der Interdisziplinarität liegen, verdeutlichte Prof. Dr. med. Reinhard Bittner (Stuttgart) – Präsident der Deut- schen Gesellschaft für Viszeralchirurgie – am Beispiel von Gallenwegs- und Pankreaserkrankungen: „Ein Patient, der mit einer symptomatischen Chole- lithiasis dem Chirurgen zur laparoskopi- schen Cholezystektomie eingewiesen wird, jedoch einen auffälligen Labor- und Ultraschallbefund hat, muss rasch dem Internisten zur endoskopischen retrograden Cholangiographie (ERC) und gegebenenfalls der Gallengangssa- nierung zugeführt werden.“ Auch bei einem Patienten mit Verdacht auf Gal- lengangsläsion nach laparoskopischer Cholezystektomie sollte den Internisten der Vorrang gegegeben werden, um mit ERC mit nachfolgender Stent-Einlage eine erneute Operation zu vermeiden.

Andererseits sollte ein Patient mit akuter Gallenblasenentzündung unver- züglich zur Cholezystektomie vorge- stellt werden, empfiehlt der Viszeral- chirurg: „Eine konservative Behand- lung mit dem Ziel, den Entzündungs- prozess ,abzukühlen‘, kann zwar erfolg- reich sein, verlängert jedoch entschei- dend die Behandlungsphase für den Pa- tienten.“ Randomisierte Studien hätten

gezeigt, dass, je rascher bei der akuten Cholecystitis operiert wird, umso ko- steneffektiver die Ergebnisse sind.

Auch Patienten mit biliärer Pankrea- titis sollten innerhalb weniger Tage cholezystektomiert werden. Bei Ver- dacht auf Pankreaskarzinom können die Gastroenterologen mittels Endo-Ultra- schall zunächst Größe und Resektabi- lität des Tumors näher umschreiben so- wie bioptisches Material gewinnen, so- dass unnötige Laparotomien vermieden werden und der Patient gezielt dem Operateur zugewiesen werden kann.

Auflösung traditioneller Abteilungsstrukturen

Bei der Behandlung der chronischen Pankreatitis sind zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung konservative, endoskopisch interventionelle und chirurgische Maß- nahmen sorgfältig abzuwägen, um eine totale Destruktion der Bauchspeichel- drüse mit Verlust der exo- und endo- krinen Funktion zu vermeiden.

Mit dem Weg zur „Viszeralmedizin“

glauben Chirurgen und Gastroenterolo- gen, auch den gesundheitsökonomischen Zwängen zu begegnen. „Die internen Krankenhausstrukturen und Prozesse un- terliegen tief greifenden Veränderungen.

Es werden zunehmend interdisziplinäre Aufnahme-, Behandlungs- und Endo- skopieeinheiten einzurichten sein – bis hin zur Auflösung der traditionellen Ab- teilungsstrukturen und Bildung krank- heitsbezogener Zentren. Dieser drohen- de Umbruch birgt jedoch nicht nur Gefahren in sich und weckt Ängste, son- dern kann auch als Chance begriffen werden, die Arbeit effektiver und effizi- enter zu gestalten. „Die Zeiten sind vor- bei, dass jedes medizinische Fachgebiet sein eigenes Pflänzchen hegt und pflegt“, sagte Bittner. Dr. med. Vera Zylka-Menhorn Gastroenterologen und Viszeralchirurgen be-

handeln die gleichen Krankheitsbilder – nur aus unterschiedlicher Perspektive.

Interdisziplinäre Medizin

Auf dem Weg zum „Viszeralmediziner“

Gastroenterologen und Viszeralchirurgen vereinbaren stärkere Zusammenarbeit.

Gallenwegs- und Pankreaserkrankungen sind Paradebeispiele für die Interdisziplinarität.

Foto: Kongresszeitung DGVS

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