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Archiv "Kommunikation in der Medizin: Patient im Mittelpunkt" (09.08.1999)

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Behandlung der Alzheimerschen De- menz. Für diese medizinisch begründe- te „Ausgabenexplosion“ gebe es kaum Einsparmöglichkeiten. Neben den In- novationen gelten auch verbesserte Therapiestandards, etwa in der Diabe- tesbehandlung, oder Spezialpräparate gegen Krebs oder AIDS als Kosten- treiber: „Sie sind hochpreisig, budget- sprengend, und es gibt keine preiswerte Alternative“, so Bausch. Daß die Pati- enten trotz der hohen Preise und des enormen Budgetdrucks versorgt wer- den, zeigt seiner Ansicht nach, daß die Ärzte ihre Verantwortung ernst neh- men. Das belege auch der stete Rück- gang bei der Verordnung „umstritte- ner“ Arzneimittel, die nur noch einen Marktanteil von 16,1 Prozent hätten.

Hier könne man gar nicht mehr so viel einsparen, daß das Budget eingehalten wird, ist Bausch überzeugt. Dasselbe gelte für die Verordnung von Generika.

Sein Fazit: „Die Zitrone ist ausge- preßt.“ Nun müsse ein politischer Weg gefunden werden, der den Versor- gungsbedürfnissen der Patienten ent- spreche und nicht einer starren Budget- vorgabe, die keine Korrekturfaktoren zulasse – ein perfides System, wie der stellvertretende KBV-Hauptgeschäfts- führer Krimmel meint. Das Argument ist nachvollziehbar: Wie sich Morbidität und Pharmakotherapie entwickeln, läßt sich nur begrenzt vorhersehen.

Keine Zügellosigkeit

Dabei reden die Kassenärzte nicht der ungezügelten Arzneimittel- verordnung das Wort. „Wir akzeptie- ren, daß wir sparen müssen“, sagt KBV-Arzneimittelexperte Brech. Um zu verhindern, daß Ärzte unwirt- schaftlich handeln, seien jedoch Richt- größen das geeignetere Mittel, vor al- lem, weil sie die Ärzte nicht kollektiv, sondern individuell für Überschrei- tungen haftbar machen.

Wie immer das weitere Schicksal des Notprogramms aussieht, es ver- deutlicht zumindest das Dilemma der Ärzte zwischen Versorgungsauftrag und begrenzten Mitteln. Brech: „Wir wollen das Budget nicht vertuschen, die Bevölkerung soll wissen, was die Regierung ihr antut.“ Bausch hofft, daß dieser „Tabubruch“ zum Nach- denken anregt. Heike Korzilius A-2000

P O L I T I K LEITARTIKEL/AKTUELL

(16) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 31–32, 9. August 1999

aut Eckpunkteprogramm der Bundesregierung soll eine um- fassende Information und Auf- klärung des Patienten rechtlich veran- kert werden, ebenso ein besserer Pati- entenschutz. Bisher ist das Gesund- heitswesen einseitig auf Leistungser- bringer und Kostenträger ausgerich- tet, Patienten tauchen meist nur als Objekte der Fürsorge auf. Und das, obgleich Patienten nicht nur die größ- te Gruppe im Gesundheitswesen aus- machen, sie sind es auch, um derent- willen das Gesundheitswesen existiert.

In allen Bereichen des Lebens hat oder verlangt der Verbraucher ein Mit- spracherecht – sollte ihm dieses part- nerschaftliche Recht ausgerechnet bei dem wichtigen Gut Gesundheit ver- weigert werden? Natürlich nicht – nur ganz so einfach, wie es klingt, geht es nicht. Die Menschen, die hier mitbe- stimmen wollen, befinden sich in einer Ausnahmesituation, sie sind krank.

Und je ernsthafter die Krankheit ist, je dringlicher der Bedarf an Hilfe, desto mehr verschiebt sich die Balance zwi- schen dem Hilfe suchenden Patienten und dem Hilfe gebenden Arzt.

Viele Patienten sind unzufrieden mit dem, was ihnen die Medizin bietet.

Sie wollen sich als Menschen ernstge- nommen fühlen, nach ihrer Meinung gefragt und in ihrem Kranksein verstan- den werden. Sie erwarten nicht nur eine technisch gute Leistung zur Behebung ihrer Gesundheitsstörung – die zwar auch, aber eben nicht nur. Sie wollen In- formation, Beratung, Orientierung und Mitspracherecht, eine Medizin, in der sie verstanden werden und aufgehoben sind. Das aber bedarf des Gesprächs zwischen Ärzten und Patienten.

Darum geht es beim 1. Koblenzer Patienten-Kongreß am 17. bis 19. No- vember 1999 in der Rhein-Mosel-Hal- le in Koblenz. In Vorträgen und Semi- naren sollen Informationen vermittelt und praktische Handlungsanleitun-

gen gegeben, in Gesprächen und Dis- kussionsrunden das gegenseitige Ver- stehen gefördert werden.

Veranstaltet wird der Kongreß von Kirstins Weg – Verein zur Förde- rung der Krebsmedizin e.V. Nicht von ungefähr ist dieser Verein auf Initiati- ve einer Patientin gegründet worden, der an Krebs erkrankten Kirstin Diehl aus Neuwied. Sie ließ sich auch als Pa- tientin nie zum Objekt machen, wurde selbst aktiv, kümmerte sich um die Be- schaffung von Mitteln für die Krebs- forschung und regte die Gründung ei- nes Fördervereins an. Dieser hat den satzungsgemäßen Auftrag, die patien- tenorientierte Krebsforschung, das Modell einer offenen Medizin und Programme zur Verbesserung von Stellung, Kompetenz und Orientie- rung von Patienten zu unterstützen.

Kompetenz durch Beratung

In einer solchen Medizin erhält Patientenberatung die ihr zustehende zentrale Bedeutung. Diese Beratung beinhaltet an erster Stelle richtiges Zuhören, aber auch Sachinformation und Orientierung. So beraten ent- wickelt sich der kompetente Patient, der sich selbst aktiv um seine Gesund- heit bemüht und zugleich dem Arzt vertrauen kann – nicht blind, wie es so häufig geschieht, sondern sehend und wissend.

Im Mittelpunkt des Kongresses steht somit der Patient – doch die Zie- le dieses Patienten-Kongresses lassen sich nur erreichen, wenn Patienten und Ärzte das Gespräch miteinander aufnehmen. Elisabeth Pflanz

Programm und weitere Informationen Kongreßsekretariat, Monika Öttl, Kirstins Weg – Verein zur Förderung der Krebsmedizin e.V., Theodor-Heuss-Straße 90, 56564 Neu- wied, Tel 0 26 31/5 34 99, Fax 0 26 31/95 86 92, E-Mail: contact@kirstins-weg.de

Kommunikation in der Medizin

Patient im Mittelpunkt

Das Modell einer offenen Medizin

wird auf einem Patientenkongreß thematisiert.

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