• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Reisemedizinische Fortbildung: Mehr als Malariaprophylaxe" (28.08.2006)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Reisemedizinische Fortbildung: Mehr als Malariaprophylaxe" (28.08.2006)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

rei Stunden hatte das Centrum für Reisemedizin (CRM) Dr. med.An- ja Kempin eingeräumt, um all je- nen, die eine Fernreise planen, bei medi- zinischen Fragen am Telefon Rede und Antwort zu stehen – eine Aktion, bei der das Fachinformations-Centrum für Ge- sundheitsfürsorge bei Auslandsreisen in erster Linie mit Fragen zum Thema Impf- schutz rechnete. Doch den Anrufern, die sich an die Ärztin für Allgemeinmedizin am CRM wandten, lagen weit mehr als nur infektiologische Probleme am Her- zen. So fragte eine ältere Dame nach, wie sie sich mit einem geschwollenen Bein auf einer längeren Busreise verhalten soll.Eine andere,chro- nisch kranke Frau beschäftigte die Frage, wie sie im Ausland ih- re gewohnten Medikamente er- halte. Wieder ein anderer Anru- fer wollte von Kempin wissen, mit welchen Arzneimitteln er sich vor Schiffskrankheit schüt- zen könne. „Das Spektrum an Fragen, mit denen Ärzte zum Thema Reisemedizin konfron- tiert werden können, ist breit ge- fächert“, fasst Kempin ihre Ein- drücke von der CRM-Aktion zusammen.

Diesem breiten Spektrum wird inzwischen auch die reise- medizinische Fortbildung ge- recht. Ende 2004 verabschiedete der Vorstand der Bundesärzte- kammer (BÄK) einen Be- schluss, wonach die Reisemedi- zin als unabhängige Fortbil- dungsdisziplin anzuerkennen ist;

kurz darauf legte der Deutsche Senat für Ärztliche Fortbildung der BÄK ein 32 Stunden umfas-

sendes Curriculum „Reisemedizinische Gesundheitsberatung“ vor. Es umfasst zum einen rechtliche, geomedizinische und epidemiologische Grundlagen sowie die wichtigsten Erkrankungen mit reise- medizinischer Bedeutung. Zum anderen geht es hierbei um Themen wie Impfun- gen und Prophylaxe, Risiken bei speziel- len Reiseaktivitäten wie Schifffahren, Bergsteigen oder Tauchen, aber auch um medizinische Beratung vor Reisen bei speziellen gesundheitlichen Risiken.

Dr. med. Ursula Mikulicz befasst sich seit mehreren Jahrzehnten intensiv mit

Reisemedizin. Die Kinderärztin, Tropen- und Betriebsmedizinerin arbeitete zwölf Jahre für den Universitäts-Gesundheits- dienst in Abidjan an der Elfenbeinküste und leitete 19 Jahre lang die Tropen- medizinische Untersuchungsstelle der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. „Reisemedizin“, weiß Mikulicz daher aus langjähriger Erfah- rung, „ist weit mehr als nur Tropenmedi- zin.“ Der anhaltende Trend zu risikobe- hafteten Reiseaktivitäten wie Tauchen oder Klettern erfordere beispielsweise von beratenden Ärzten auch höhenme- dizinisches und tauchmedizini- sches Wissen, berichtet die Tro- penmedizinerin. Zudem – und das unterstreicht die Telefonak- tion des CRM – gehöre zur Rei- semedizin auch die Beschäfti- gung mit chronisch kranken Pa- tienten, die eine Fernreise pla- nen. „So ist es für den Hausarzt wichtig zu wissen, worauf ein insulinpflichtiger Diabetiker insbesondere nach Langzeitflü- gen mit größerer Zeitzonenver- schiebung zu achten hat oder welche Komplikationen bei ei- nem Tumorpatienten auftreten können“, so Mikulicz, die zu- gleich stellvertretende Vorsit- zende des Deutschen Fachver- bands Reisemedizin (DFR) in Düsseldorf ist.

Anders als die BÄK hält der Fachverband zusätzlich zu der 32-stündigen Fortbildung zwölf weitere Aufbau-Module im Umfang von 88 Stunden für erforderlich. Erst durch die Kenntnis von speziellen Facetten der Reisemedizin – T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 34–35⏐⏐28. August 2006 AA2229

Reisemedizinische Fortbildung

Mehr als Malariaprophylaxe

Durch die wachsende Mobilität vieler Menschen sehen sich Ärzte verstärkt mit reisemedizinischen Fragen konfrontiert.

Informationen zur Reisemedizin

>Fortbildung: strukturierte curriculäre Fortbildung der Bundesärztekam- mer „Reisemedizinische Gesundheitsberatung“, 32 Stunden; Aufbau- kurs des Deutschen Fachverbands Reisemedizin e.V. (DFR) für das

„Fachzertifikat Reisemedizin“, 88 Stunden

>Ausgewählte Anbieter von Fortbildungsgängen: Centrum für Reiseme- dizin (CRM), Düsseldorf, www.crm.de; Bernhard-Nocht-Institut für Tro- penmedizin, Hamburg, www.bni.uni-hamburg.de; Institut für Tropen- medizin, Berlin, www.charite.de/tropenmedizin/; Institut für Infekti- ons- und Tropenmedizin der LMU München, www.tropinst.med.uni- muenchen.de/

>Gesellschaften/Fachverbände: Deutscher Fachverband Reisemedizin (DFR) e.V., www.fachverband-reisemedizin.de; Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. (DTG), www.

dtg.org

>Kongresse zum Thema Reisemedizin: 9. Jahrestagung des Fachverban- des Reisemedizin am 8./9. September in Münster, Thema „Praxis der reisemedizinischen Beratung“; 8. Kongress Medizin und Mobilität vom 14. bis 16. September in Berlin der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin (DLRM), Thema „Risiken der Mobilität“, Infor- mationen unter www.medicine-and-mobility-com

>Adressen von reisemedizinisch fortgebildeten Ärzten und Apotheken:

vom CRM geprüfte und geführte Adressenliste unter www.travel med.de/beratungssstellen;Adressen fortgebildeter Ärzte über den DFR

>Reisen und Medikamente: Informationen über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter www.bfarm.de (über die Mitnahme von Medikamenten, die unter das Betäubungsmittelge- setz fallen, informiert die Bundesopiumstelle beim BfArM)

>Handbücher: CRM-Handbuch „Reisemedizin“, zweimal jährlich; CRM-

Handbuch „Reisen mit Vorerkrankungen“ MM

Foto:KEYSTONE

(2)

wie der Trekkingmedizin, Reisen mit chronischen Erkrankungen oder der medizinischen Assistance auf Reisen – seien Ärzte reisemedizinisch umfas- send fortgebildet, argumentiert der DFR. Die 120-stündige Fortbildung, entgegnet Dr. med. Justina Engelbrecht, mache den Arzt zum reisemedizini- schen Experten. „Um einen Patienten, der eine Auslandsreise plant, zu bera- ten, reicht das 32-stündige Curriculum aus“, sagt die Leiterin des Fortbildungs- dezernats der BÄK.

Unter den Aspekt „medizinische As- sistance auf Reisen“ fallen auch versi- cherungsrechtliche Fragen. Denn für Ärzte kann es hilfreich sein, über Rei- sekrankenversicherungen, Reiserück- trittsversicherungen oder die Fürsorge- pflicht von Reiseveranstaltern Bescheid zu wissen. Das zeigte eine Telefonaktion der Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Union (BKK VBU) zum Versicherungs- schutz auf Reisen. Denn viele Versicher- te wissen nicht, an wen sie sich im Krankheitsfall im Ausland wenden kön- nen und ob ihre Krankenkasse einen Arztbesuch zahlt. „Einige besitzen auch keine Europäische Krankenversiche- rungskarte oder planen Reisen in Län- der, mit denen kein Sozialversiche- rungsabkommen besteht“, berichtet Uwe Lehmann, Sozialversicherungs- fachangestellter bei der BKK VBU, von der Aktion. Während diesen Fragen im Rahmen des „Fachzertifikats Reiseme- dizin“ ein ganzes Modul im Umfang von mehreren Stunden gewidmet ist, befas- sen sich Teilnehmer des Basis-Curricu- lums nur sehr kurz mit versicherungs- rechtlichen Fragen.

Egal, wie umfangreich sich ein Arzt reisemedizinisch fortbilden möchte, Anlaufstellen gibt es einige. So bieten neben dem CRM in Düsseldorf das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, das Berliner Tro- peninstitut an der Charité und das Institut für Infektions- und Tropenme- dizin der Ludwig-Maximilians-Univer- sität München Fortbildungen an (siehe Kasten). Die Aufbaukurse, die mit dem

„Fachzertifikat Reisemedizin (DFR)“

abschließen, führt derzeit jedoch aus- schließlich das Centrum für Reiseme- dizin durch. Bislang, so Mikulicz, ver- fügen rund 200 Ärzte über das DFR- Zertifikat. Martina Merten

T H E M E N D E R Z E I T

A

A2230 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 34–35⏐⏐28. August 2006

P

sychotrauma-Folgestörungen bei Kindern und Jugendlichen finden seit einigen Jahren eine zunehmen- de klinische und wissenschaftliche Be- achtung. Auch die Opferhilfe und öf- fentliche Einrichtungen, die mit der Ver- sorgung von Kindern betraut sind, wid- men dem Thema mehr Aufmerksamkeit.

Dabei werden kindliche Reaktionen auf traumatischen Stress durch menschliche Grausamkeit, Technik- oder Naturkata- strophen von Reaktionen erwachsener Patienten wie der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder disso- ziativen Störungen nach DSM IV oder ICD-10 zunehmend differenziert be- trachtet. Eine seelische Traumatisierung in frühen Lebensjahren unterliegt den Besonderheiten der seelischen, sozialen und körperlichen, einschließlich neuro- physiologischen Entwicklung – dies muss bei Diagnose und Behandlung berücksichtigt werden (4, 7, 8).

Hilflosigkeit bei Betroffenen

Langzeit-Katamnesestudien legen nahe, dass frühkindliche Traumatisierungen die Prävalenz von psychischen Störun- gen, sozialem Scheitern und auch körper- licher Erkrankung im Erwachsenenalter erhöhen (1, 2). Die therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zeigt, dass auch das familiäre und weitere soziale Umfeld unter den Folgen der Sympto- matik des betroffenen Kindes leidet. Fa- milienmitglieder, Lehrer und andere er-

wachsene Bezugspersonen verfügen in der Regel nicht über psychotraumatolo- gisches Wissen und stehen der Sympto- matik hilflos gegenüber. Hieraus ergeben sich Circuli vitiosi des Scheiterns hin- sichtlich der psychischen, sozialen und schulischen Situation sowie der körperli- chen Verfassung der betroffenen Heran- wachsenden. Nicht selten ist ein Drogen- konsum oder ein Suizidversuch Aus- druck der Verzweiflung des unerkannten Leides des jugendlichen Patienten, wenn ihm keine Hilfe zuteil wird (3).

Die Betreuung psychisch traumati- sierter junger Menschen bedarf einer vernetzten multiprofessionellen Ver- sorgungsstruktur aus

>akut tätigen Institutionen wie Poli- zei, Rettungswesen, Notfallseelsorge, Rechtsmedizin, Kinder- und Jugend- notdienst, der sozialen Dienste und ei- ner ambulanten traumapsychologisch- psychiatrischen Frühintervention (6) auf der einen Seite sowie

>zumeist subakut agierenden Ein- richtungen der allgemeinen sozialen Dienste (ASD), Jugendhilfe, Opferhil- fe und der kinder- und jugendpsychia- trischen und psychotherapeutischen Versorgung auf der anderen Seite, um dem Leid angemessen begegnen und weitergehende Belastungen vermei- den zu können.

Keine monoprofessionelle Sichtweise wird dem komplexen Problem einer kindlichen häuslichen Gewalterfahrung gerecht. Deshalb ist eine interagierende Versorgungskette von gut informierten Professionellen der unterschiedlichen Disziplinen im Rettungswesen, bei der Polizei, der Opferhilfe und in psychothe- rapeutischen Einrichtungen notwendig.

Um die Kooperation der genannten Instanzen zu optimieren, die zu unter-

Psychisch traumatisierte Kinder

Vernetzung unabdingbar

Das Hamburger Modell: Traumapsychologisch fundierte Frühintervention in einer

multiprofessionellen Versorgungskette

Andreas Krüger¹, Annika Brüggemann², Peter Holst³, Michael Schulte-Markwort¹

1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik

2UKE, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsych- iatrie und Psychotherapie

3Kriseninterventionsteam (KIT) des Deutschen Roten Kreuzes, Sektion Hamburg

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Ärztliche Fortbildung rich- tet sich idealerweise nach dem Bedarf, der von unseren Patienten an die Ärztinnen und Ärzte herangetra- gen wird.. Auf dieser

Deren Ergebnisse werden von Förster folgendermaßen zusammengefaßt: „Nach sechsmonati- ger Behandlung war keine Verbesse- rung der Zuteilung der Patienten zu den Klassen der New

Wir denken je- doch, daß aus arbeitsmedizinischer Sicht der Bereich der Mefloquinein- schränkung wesentlich weiter zu fassen ist, hier insbesondere Waffenträger (obwohl

Ferner sieht die „Aktion mehr Menschlichkeit in Kranken- haus und Praxis" ihre Aufgabe darin, Sammelbecken zu sein für alle Initiativen, die sich um das Wohl des

„im Interesse der bestmöglichen Versorgung der Kassenmitglie- der" normieren könne, „daß der Kassenarzt in dem Gebiet, in wel- chem er tätig sein will, weitergebil- det

Hier sind in erster Linie die Länder des Meningokokkengürtels in Afrika zu nennen (Sahelzone und südlich davon), in denen es im- mer wieder zu Ausbrüchen durch die Serogrup- pe A

nahme einer oder mehrerer kurati- ver Dosen von Sulfadoxin/Pyri- methamin beziehungsweise Me- floquin, um selbst einen Therapie- versuch vornehmen zu können, falls in der Nähe

D ie Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) könnte künftig eine zunehmend wichtige Rolle bei der Pharmakothera- pieberatung der Ärzte spielen.. „Wenn es