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Archiv "Arzneimittelkommission: Beratung mehr denn je gefragt" (14.12.2001)

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ie Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) könnte künftig eine zunehmend wichtige Rolle bei der Pharmakothera- pieberatung der Ärzte spielen. „Wenn es die AkdÄ nicht schon gäbe, sie müss- te erfunden werden“, sagte Dr. med.

Henning Friebel, Präsident der Ärzte- kammer Sachsen-Anhalt und im Vor- stand der Bundesärztekammer zustän- dig für diesen Fachausschuss, anlässlich der Mitgliederversammlung der Kom- mission am 29. November in Köln. Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um Reformen im Gesundheitswesen fügte er hinzu, es bedürfe nicht der Ratschlä- ge von Gewerkschaften, Arbeitgebern oder des Bundeswirtschaftsministeri- ums, um über eine sinnvolle Neustruk- turierung zu entscheiden. „Wir verfügen über entsprechende Institutionen“, so Friebel. „Die AkdÄ kann zur Verbesse- rung der klinisch pharmakologischen Kenntnisse beitragen.“ Verbesserungs- würdig ist nach Ansicht des Kammer- präsidenten jedoch die öffentliche Wahr- nehmung der Kommission. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Ergebnisse der Arbeit der AkdÄ der Ärzteschaft schneller bekannt würden.

Angesichts der jüngsten Arzneimit- telgesetzgebung müsste Friebel mit sei- nen Bemühungen auf offene Ohren stoßen. Mit Abschaffung der Arznei- mittelbudgets ist die Verantwortung für eine wirtschaftliche Verordnungsweise stärker auf den einzelnen Arzt verla- gert worden. Die Bedeutung einer un- abhängigen Arzneimittelinformation betonte deshalb auch der zweite Vorsit- zende der Kassenärztlichen Bundesver- einigung, Dr. med. Leonhard Hansen:

„Mehr denn je sind die Beratungen durch die AkdÄ gefragt.“ Es gelte, auch mit Blick auf die vom Bundesge- sundheitsministerium geplante Aut- idem-Regelung, die ärztliche Kompe- tenz in Arzneimittelfragen zu erhalten.

Neben einer unabhängigen Arznei- mittelinformation und Fortbildung für die Ärzte sieht die Arzneimittelkommis- sion eine ihrer Kernaufgaben im Bereich der Arzneimittelsicherheit. Erst jüngst habe der „Fall Lipobay“ – Bayer hatte den Lipidsenker im August vom Markt genommen, nachdem er mit rund 50 To- desfällen in Zusammenhang gebracht worden war – darüber wieder eine breite öffentliche Diskussion entfacht, so der AkdÄ-Vorsitzende Prof. Dr. med. Bruno

Müller-Oerlinghausen. Das deutsche Meldesystem über unerwünschte Arz- neimittelwirkungen (UAW) hält seiner Ansicht nach internationalen Verglei- chen durchaus stand. „Deutschland ver- fügt über eine Reihe von Spezialerfas- sungssystemen, um die uns viele benei- den könnten“, sagte Müller-Oerlinghau- sen. Allerdings hält auch er das System für ausbaubar. So müssten die Ärzte bes- ser darüber informiert werden, welche unerwünschten Arzneimittelwirkungen

sie bei welchen Präparaten melden sol- len. Zudem würde es Müller-Oerling- hausen bevorzugen, wenn die Ärzte UAW an die AkdÄ oder das Bundesin- stitut für Arzneimittel und Medizinpro- dukte (BfArM) in Bonn meldeten statt – wie überwiegend praktiziert – an Phar- mareferenten. Der Zusammenarbeit bei- der Institutionen kommt nach Ansicht des AkdÄ-Vorsitzenden angesichts der fortschreitenden Europäisierung sowohl bei der Zulassung von Medikamenten als auch bei der Überwachung der Arznei- mittelsicherheit eine wachsende Bedeu- tung zu. Es gelte, nationale Freiräume – sofern noch vorhanden – zu nutzen.

Tendenziell eher europaskeptisch zeigte sich auch der Leiter des BfArM, Prof. Dr. rer. nat. Harald Schweim. Ein Grundproblem liegt für ihn darin, dass Arzneimittel im Rahmen der EU als Waren definiert sind. Ihre besondere Bedeutung als Gesundheitsgut drohe damit hinter marktwirtschaftlichen Aspekten zurückzutreten. Sorge berei- tet Schweim, dass im Zuge der Europäi- sierung nationale Handlungsspielräume eingeschränkt und Entscheidungen im- mer mehr auf europäische Gremien übertragen werden. Auch in Fragen der Arzneimittelzulassung werde die Ver- antwortung zunehmend auf einige weni- ge verlagert. Beim dezentralen Zulas- sungsverfahren beispielsweise prüfen ein Rapporteur-Staat und ein Co-Rap- porteur Wirksamkeit und Unbedenk- lichkeit eines Präparates. Die übrigen Staaten, in denen das Arzneimittel zu- gelassen werden soll, müssen sich ent- weder auf das Urteil der anderen verlas- sen oder das Präparat auf eigene Kosten nochmals prüfen. Entscheidend für die Auswahl eines Rapporteurs sei dabei häufig die Schnelligkeit des Prüfverfah- rens, kritisierte Schweim. Seine Forde- rung: „Wir müssen unsere nationale fachliche Kompetenz wieder mehr in die Waagschale werfen.“ Heike Korzilius T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 50½½½½14. Dezember 2001 AA3351

Arzneimittelkommission

Beratung mehr denn je gefragt

Angesichts fortdauernder Sparzwänge ist die pharmakologische

Kompetenz der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gefordert.

Zurzeit sorgt sich der Vorsitzende der Arz- neimittelkommission, Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen, um die langfristige Arbeitsfähigkeit der Einrichtung. Bei stetig wachsender Arbeitsbelastung seien der Ak- dÄ für das nächste Jahr sogar Mittel gestri- chen worden.

Foto: AkdÄ

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