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Archiv "Neue Empfehlungen für die Behandlung: Hypertonie bei Diabetes" (12.11.1993)

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Foto: Zentrale Betreuungsstelle Wismut

desrepublik. Dem widerspreche al- lerdings die Tatsache, so lautete eine Feststellung, daß die Lebenserwar- tung im industrialisierten Sachsen höher ist als im überwiegend ländli- chen Mecklenburg. Professor Lothar Heinemann (Zentrum für Epide- miologie und Gesundheitsforschung, Berlin) zog andere Erklärungsversu- che heran, wie etwa den Migrations- effekt (es gingen vorwiegend die Ge- sünderen in den Westen). Für maß-

Die Wismut AG spielt, aus ei- nem anderen als einem arbeitsmedi- zinischen Blickwinkel gesehen, in ei- nem eigenwilligen Buch eine Rolle:

In Michael Beleites' „Untergrund — Ein Konflikt mit der Stasi in der Uran-Provinz", erschienen im Berli- ner BasisDruck Verlag. Darin schil- dert Beleites, Jahrgang 1964, wie er anhand seiner Stasi-Akten erkennt, daß die Staatssicherheit seine Aktivi- täten für Kirchen-, Friedens- und Umweltgruppen akribisch überwach- te. Schlimmer noch: Private und be- rufliche Behinderungen und Unge- rechtigkeiten, so muß er feststellen, wurden durch die Stasi veranlaßt.

Detailliert beschreibt er, was alles

POLITIK TAGUNGSBERICHTE

gebend hält er jedoch die Unterschie- de in der Lebensweise. In deren Fol- ge hätten sich die kardiovaskulären Risikofaktoren so ungünstig entwik- kelt, daß schon allein die erhöhte Herz-Kreislauf-Mortalität die gegen- über der alten Bundesrepublik um zweieinhalb Jahre niedrigere Le- benserwartung erklären könne. Eine Hypothese, die zu weiterer epidemio- logischer Forschung herausfordert!

Rosemarie Stein

über ihn bekannt war — und wie ab- surd damit verfahren wurde: „Ich war darüber entsetzt, wie Menschen, die so viel über mich wußten, zu so schwachsinnigen Interpretationen kommen konnten."

Beleites schildert aufschluß- reich, wie mit der Nachricht von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 auch Fragen nach möglichen Auswirkungen des Uranbergbaus der Wismut AG die Bürger beschäftigen und was in Bewegung kommt, als er das Tabuthema Wismut angeht.

Denn: „Wismut war ein Staat im Staate DDR... Es gab eine Gebiets- leitung Wismut der SED, eine Ob- jektverwaltung Wismut der Stasi und

auch ein separates Gesundheitswe- sen Wismut. Obwohl die Wismut der größte Arbeitgeber in Ostthüringen und Westsachsen war, war sie einer der geheimnisumwittertsten Berei- che der DDR."

Das Buch von Beleites ist stel- lenweise mühsam zu lesen, weil eine Fülle von Details ausgebreitet wer- den. Andererseits hilft die Lektüre sicherlich besonders „Wessis", nach- zuvollziehen, welche weitreichenden Konsequenzen Abweichungen von der DDR-Norm haben konnten. th

Uranabbau und Stasi

N

eue Empfehlungen zur Thera- pie der Hypertonie des Diabe- tikers sind jetzt auf der Natio- nalen Blutdrucktagung in Essen vor- gestellt worden. Dabei wurde der Stellenwert einzelner antihypertensi- ver Substanzklasen im Rahmen von Begleiterkrankungen eindeutig fest- gelegt. Nach Angaben der Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks und der Deutschen Dia- betes Gesellschaft muß die Hyperto- nie von Patienten mit Typ 1- und Typ 2-Diabetes mit unterschiedlichen therapeutischen Strategien bekämpft werden, obwohl bislang noch keine generelle Überlegenheit eines be- stimmten antihypertensiven Wirk- stoffs bei allen Formen des Diabetes mellitus gezeigt werden konnte.

Typ 1-Diabetes

Die medikamentöse Therapie sollte bei diesen jungen Patienten mit

einem ACE-Hemmer, einem niedrig- dosierten relativ ß- 1 -selektiven Beta- Blocker oder einem Kalzium-Ant- agonisten begonnen werden, wobei die vermutlich nephroprotektiven Ef- fekte der ACE-Hemmer zunehmend dafür sprechen, diese Substanzgrup- pe als Medikament der ersten Wahl zu betrachten. Diuretika sollten bei diesen Patienten erst bei notwendig werdender Kombinationstherapie (hier günstig in Verbindung mit ACE-Hemmern) oder bei bereits deutlicher Niereninsuffizienz (Krea- tinin > 2,0mg %) eingesetzt werden.

Bei weiterhin unzureichender Blut- drucksenkung können dann alle

Zweifach- oder Dreifach-Kombina- tionen des Merkblattes „Empfehlung zur Hochdruckbehandlung in der Praxis" vom Oktober 1992 zum Ein- satz kommen.

Typ 2-Diabetes

Bei jüngeren (nicht stark über- gewichtigen) Patienten mit Typ-2- Diabetes gelten die gleichen Emp- fehlungen wie bei Typ 1-Diabetikern.

Bei älteren Typ 2-Diabetikern (ins- besondere über dem 65. Lebensjahr) erlaubt die Datenlage keine eindeuti- gen Empfehlungen zugunsten einer bestimmten Substanzklasse. Für Di- uretika sprechen (neben Preis und Langzeiterfahrung) die Ergebnissse

Neue Empfehlungen für die Behandlung

Hypertonie bei Diabetes

A1 -2976 (24) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 45, 12. November 1993

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POLITIK

mehrerer großer Interventionsstudi- en der letzten Jahre (MRC-Studie, STOP-Studie, SHEP-Studie) an älte- ren (in der Regel nicht diabetischen) Hypertonikern. Diese belegten nach- drücklich eine wirksame Reduktion der kardialen und zerebrovaskulären Komplikationen. Demgegenüber ste- hen die eindeutigen metabolischen Nebenwirkungen dieser Stoffklasse, die sich besonders bei Typ 2-Diabeti- kern ungünstig auswirken können.

Daher sollte die Auswahl aus den möglichen Substanzgruppen Di- uretika, Beta s -Blocker, ACE-Hem- mer, Kalzium-Antagonisten und postsynaptische Alpha i -Blocker im

TAGUNGSBERICHTE / BLICK INS AUSLAND

wesentlichen nach Gesichtspunkten der Begleiterkrankungen (s. u.) er- folgen. Eine Kombinationstherapie auch unter Einsatz von ß 1 -selektiven Beta-Blockern oder ACE-Hemmern kann nach zwei- bis dreiwöchiger Therapie bei persistierender Blut- druckerhöhung eingesetzt werden.

Begleiterkrankungen:

Differentialtherapie

Die Experten empfehlen eine in- dividuelle und nicht schematische Auswahl der Medikamente, wobei folgende Begleiterkrankungen in be-

sonderem Maße berücksichtigt wer- den sollten:

Ältere Patienten ( > 65 Jahre):

Diuretika und Kalzium-Antagonisten bevorzugen;

Koronare Herzkrankheit: Beta s -Blocker und Kalzium-Antagonisten bevorzugen;

Herzinsuffienz: ACE-Hemmer und Diuretika bevorzugen;

Gicht: Zurückhaltung mit Di- uretika;

Obstruktive Ventilationsstö- rung: Kalzium-Antagonisten, ACE- Hemmer und postsynaptische Al- pha i -Blocker bevorzugen; alle Beta- Blocker sind kontraindiziert. zyl

Reaktionen auf Clintons Gesundheitsreform

US-Ärzte kündigen

starken Widerstand an

In der Reform des amerikanischen Gesundheitswesens sieht US- Präsident Bill Clinton eine seiner Hauptaufgaben für die kommen- den Jahre. Versicherungsschutz für alle, eine Neustrukturierung des Versicherungswesens und die Senkung der ständig steigenden Aus- gaben für das amerikanische Gesundheitssystem sind die Kern-

punkte des Vorhabens (vgl. Heft 42/1993). Das Reformprojekt stößt allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung. Vor allem Amerikas größte Ärzteorganisation, die American Medical Association (AMA), kündigt Widerstand an. Sie will verhindern, daß der Gesetzesvor- schlag in seiner jetzigen Form vom Kongreß verabschiedet wird.

E

nde Oktober wurde der fertig- gestellte Gesetzesentwurf dem Kongreß übergeben.

Darin sind bereits einige Än- derungsvorschläge, vor allem im Hin- blick auf die Finanzierung der Re- form, berücksichtigt. Diese war so- wohl von der republikanischen Op- position als auch von der AMA scharf kritisiert worden. Insbesonde- re die geplanten Kürzungen beim staatlichen Fürsorgeprogramm Me- dicare für US-Amerikaner ab 65 Jah- re hält die AMA für völlig unan- nehmbar. Zwar sollen hier und bei Medicaid (für die sozial Schwachen) nach wie vor etliche Milliarden Dol- lar gestrichen werden. Statt der ur- sprünglich geplanten 234 Milliarden sind jetzt aber „nur" noch 189 Milli- arden vorgesehen. Zugleich will Clin- ton über die geplante Zigarettensteu- er von 75 Cent pro Packung weitere

65 Milliarden aufbringen. Anklang bei der American Medical Associati- on finden bislang lediglich der uni- verselle Versicherungsschutz, die ge- plante Versicherungspflicht für Ar- beitnehmer sowie die vorgesehene Reform des Versicherungswesens.

Mit seinen Vorschlägen zur Reform des Gesundheitswesens wecke Clin- ton allerdings Hoffnungen bei den Bürgern, die sich nicht erfüllen könn- ten, betont Dr. Lonnie Bristow, Vor- sitzender der AMA.

Ein Hauptkritikpunkt:

Die Budgetierung

In einem Brief an ihre Mitglie- der hat die Ärzteorganisation zum Beispiel bemängelt, daß die vorgese- hene Reform die freie Arztwahl der Patienten und die Arbeitsmöglich-

keiten der Ärzte stark einschränken werde. Eine freie Arztwahl werde künftig nämlich nur noch derjenige gesetzlich krankenversicherte US- Bürger haben, der für entsprechend höhere Versicherungsprämien über den von der Regierung vorgeschrie- benen Mindestschutz hinaus versi- chert ist.

Die AMA befürchte außerdem, heißt es in dem Brief weiter, daß die Qualität der medizinischen Versor- gung leiden werde. Die staatliche Kostendämpfung lasse keinen Spiel- raum mehr für technische und medi- zinische Weiterentwicklungen.

Der Verband spricht sich des- halb gegen die Festsetzung eines Budgets für medizinische Leistungen durch die Bundesregierung und des- sen Kontrolle durch eine staatliche Gesundheitsbehörde (National Health Board) aus. Diese wiederum

A1-2978 (26) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 45, 12. November 1993

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