Der Schwe- re der Auf- gaben be- wußt:
Glück- wunsch für Siegfried Häußler, Abschieds- gruß für Hans Wolf Muschallik
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
KBV-Vo rstandswah 1
Hans Wolf Muschalliks Abschied von der aktiven Berufspolitik
Dr. Hans Wolf Muschalliks letzte Pflicht als amtierender Vorsitzen- der: Eröffnung der ersten Sitzung der in den KVen neugewählten Vertreterversammlung der KBV und Begrüßung der Repräsentan- ten von 72 000 an der kassenärzt- lichen Versorgung mitwirkenden Ärzten. Nach dem Wahlgang: Das erste Wort des neuen Vorsitzen- den, Professor Dr. Siegfried Häuß- ler, war eines des Dankes an sei- nen Vorgänger im Amt, dem noch einmal langanhaltender Beifall galt, diesmal von der neuen Ver- treterversammlung, nachdem die Vertreter der jüngstvergangenen Amtsperiode Hans Wolf Muschal- lik bereits in ihrer letzten Sitzung im Dezember 1984 nach einer
„standing ovation" zum Ehrenvor- sitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung berufen hat- ten. Häußler: Was Muschallik in den 16 Jahren seines Vorsitzes geleistet hat, dürfte unvergessen in die Geschichte der Kassenärz- teschaft eingehen.
Muschalliks Abschied von der ak- tiven Berufspolitik: sein Wunsch nach guter Zusammenarbeit der kassenärztlichen Vertreter im In- teresse aller Kollegen und ein Glückauf für die ganze Kassenärz-
teschaft. „Glückauf!" — das haben wir in dieser Zeitschrift oft gele- sen, wenn der in Bismarckhütte/
Oberschlesien am 4. Juni 1911 ge- borene Hans Wolf Muschallik — vor dem Kriege Assistent unter Bürkle de la Camp an der Klinik
„Bergmannsheil" in Bochum — in späteren Jahren selbst der kri- tischsten Betrachtung der Lage noch ein Quentchen Zuversicht abgewann, die Entwicklung — we- nigstens partiell — zum Besseren wenden zu können.
Seit 1946 in Köln als Internist in ei- gener Praxis tätig, ursprünglich hervorgetreten als Mitgründer (1950) des „Verbandes der nieder- gelassenen Nichtkassenärzte", der für den Zugang zur kassen- ärztlichen Berufsausübung für al- le zulassungswilligen Ärzte stritt, war Dr. Muschallik Mitte der fünf- ziger Jahre Vizepräsident der Ärz- tekammer Nordrhein und Vor- standsmitglied der Bundesärzte- kammer, ehe er sich ganz der Ar- beit für die Kassenärzteschaft widmete. Die Postulierung der kassenärztlichen Niederlassungs- freiheit durch das Bundesverfas- sungsgerichtsurteil von 1960, das die zulassungsbeschränkende Verhältniszahl Kassenarzt — Versi-
cherte für nichtig erklärt hat, er- lebte er bereits als Vorsitzender der Bezirksstelle Köln der Kassen- ärztlichen Vereinigung Nordrhein (seit 1959). Und schon 1961 wurde er Vorsitzender der KVNo, ein Ehrenamt, das er nach rund ei- nem Vierteljahrhundert gleichzei- tig mit dem des Ersten Vorsitzen- den der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung aufgab, deren Vorstand er ebenfalls seit 1961 an- gehört hat, anfänglich als Beisit- zer, ab 1968 als Zweiter und ab 1969 als Erster Vorsitzender.
Hans Wolf Muschallik hat sich un- schätzbare Verdienste um die Er- haltung des Kassenarztrechts, um die freiberufliche ärztliche Be- handlung der Versicherten und um die Vertragsfreiheit und Selbstverwaltung der freiprakti- zierenden Kassenärzte erworben.
Mit dem Übergang zur kassenärzt- lichen Einzelleistungshonorie- rung in Nordrhein und in der gan- zen Bundesrepublik ist sein Name untrennbar verbunden, ebenso wie mit den vertraglichen Hono-
rarverbesserungen der sechziger Jahre und der ersten Hälfte der siebziger, die es ermöglicht ha- ben, „Opas Kassenpraxis" zu überwinden und der bundesdeut- schen Bevölkerung eine kassen- ärztliche Versorgung aufzubauen, die in der westlichen wie in der östlichen Umwelt ihresgleichen nicht hat. Nach wie vor! Denn auch der Kampf gegen eine star- re Kostendämpfungspolitik der Krankenkassen wie der Regierun- gen seit nunmehr einem runden Jahrzehnt, insbesondere seit dem ersten Kostendämpfungsgesetz von 1977, war insofern erfolg- reich, als er die Qualität der kas- senärztlichen Versorgung unserer Bevölkerung bis heute verteidi- gen konnte und die Schmälerung der kassenärztlichen Einkünfte insgesamt bis jetzt in Grenzen hielt.
Wie erfolgreich kassenärztliche Politik in der Ära Muschallik war, wird überhaupt erst von einer kommenden Kassenärztegenera- tion recht zu würdigen sein. DÄ
710 (22) Heft 11 vom 13. März 1985 82. Jahrgang Ausgabe A