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Archiv "Berufspolitik: Inkonsistentes Verhalten" (15.10.1993)

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SPEKTRUM LESERBRIEFE

Berufspolitik

Meinungen zum Gesundheitsstruk- turgesetz:

Unverantwortlich Das Übergehen zur Ta- gesordnung, angesichts einer kassenärztlichen Katastro- phe, wie es das GRG, GSG und seine Folgen darstellen, zum Beispiel jetzt die Einfüh- rung der Chipkarte, empfinde ich als unerträglich. Landauf, landab hört man von ärztli- chen Funktionären nur, was zwingend vermuten läßt, daß sie den Kontakt zur ärztli- chen Basis völlig verloren ha- ben. Die maschinenlesbaren Belege, im Gefolge der Chip- karte, werden auf dem Wä- gelchen der Einführung mehr Wettbewerbs und der Wirt- schaftlichkeitsprüfung neben dem gläsernen Patienten und Arzt die Demontage des frei- en Arztberufs endgültig voll- ziehen und uns Ärzte zu MDK-kontrollierten Voll- zugsbediensteten der Kassen machen. Jede Wissenschaft- lichkeit und Therapiefreiheit werden auf dem Altar des Sparwahns, zum Teil unter ärztlicher Beihilfe (Positivli- ste), geopfert.

Wirtschaftlich ist es un- verantwortlich, jetzt die Pra- xen mitten in einer Rezession und Spannungsphase zusätz- lich noch mit der Umstellung vom bewährten Kranken- schein zu belasten . . .

Dr. Udo Saueressig, Grün- delsweg 1, 69436 Schön- brunn-Moosbrunn

Inkonsistentes Verhalten

... Die zwangsweise oder selbstverwaltete Qualitätsbe- wirtschaftung ist ein Faktor, der den Politikern und den Krankenkassen bei der Ent- wicklung des „Einkaufsmo- dells" entgegenkommt. Qua- lität ist homogen maximalge- sichert, und die Berufsaus- übungserlaubnis wird daran gekoppelt. Die Kassen müs- sen sich beim Aussuchen von Ärzten oder Bezugsquellen

medizinischer Leistung nur noch am Preis orientieren.

Das alte Prinzip, man bekom- me so ziemlich genau das, wo- für man auch zu bezahlen be- reit sei (was übrigens in marktwirtschaftlichen und kommunistischen Systemen gleichermaßen gilt), soll hier- mit außer Kraft gesetzt wer- den.

Somit wird evident: Allen voran sind die Ärzte diejeni- gen, welche die Gestaltung in der Hand haben und auch für die Fehlentwicklung die Ver- antwortung übernehmen oder zumindest mittragen.

Ein konsistentes Verhal- ten der Ärzteschaft unter dem GSG ist nicht erkennbar.

Dr. med. Michael Faber, Kai- serstraße 24-26, 51145 Köln

Versicherungen

Zum Verhältnis GOÄ und PKV:

Mogelpackung

Wie ich aufgrund meiner Ausgabenstatistik seit 1987 verfolgen kann, haben sich die Kosten der Verbandsma- terialien in den verschieden- sten Sparten bis 40 Prozent erhöht . . . Auf diese Kosten- steigerung hat aber der be- handelnde Arzt überhaupt keinen Einfluß, weil er seine Kosten an den Patienten wei- tergeben muß. Somit ist sie der allgemeinen Preisent- wicklung, die im Bereich me- dizinischer Verbandstoffe hö- her ausfiel, zuzuschreiben.

. . . Wir, die privat versi- chert sind, mußten mehr als die besagten 40 Prozent in diesem Zeitraum an unsere Stammversicherung mehr zahlen. Meine Versiche- rungskosten für stationäre Behandlung und Zahnkosten stiegen in nur vier Jahren von 1988 bis 1992 um mehr als 50 Prozent; davon alleine in ei- nem Jahr 1991 bis 1992 um mehr als 24 Prozent.

Es ist an der Zeit, daß der Verband der Privatversiche- rer die Sache seriöser angeht.

Es ist anzunehmen, daß es der PKV im Vorfeld auf die Reform der GOÄ gelungen

ist, am Aufsichtsamt vorbei schon jetzt die vermutete GOÄ-Anhebung vorweg aus- zugleichen, um im nachhinein doch noch zu versuchen, die Honorare um jeden Preis zu drücken. Diese „Mogelpak- kung" muß enttarnt werden.

Dr. med. P. Bardosch, Plo- benhofstraße 1, 90403 Nürn- berg

Nächstenliebe

Erfahrungsbericht aus der NS-Zeit:

Mutige Tat

In den Jahren 1937 und 1938 vertrat ich in Neumarkt (Schlesien) Herrn Dr. med.

Fritz Leo. Er hatte eine um- fangreiche Allgemeinpraxis, war gleichzeitig leitender Arzt des Vereinskrankenhau- ses in Neumarkt, in dem er vorwiegend die an inneren Krankheiten leidenden Pa- tienten behandelte.

Während meiner Vertre- tertätigkeit entwickelte sich schnell ein vertrauensvolles Verhältnis mit den Schwe- stern der evangelischen kirch- lichen Gemeinschaften in der Krankenanstalt.

Eines Tages wollte mir die leitende Oberschwester etwas zeigen. Sie führte mich in ei- ne Kammer im Obergeschoß des Krankenhauses. In ihr be- fand sich ein geistig behinder- ter und körperlich mißgestal- teter Mann. Die Schwester erklärte mir, daß sie diesen Menschen seit Jahren ver- steckt hielt, damit er nicht in die Hände von gewissen Per- sonen und Organisationen gerate. Sein Schicksal wäre besiegelt gewesen.

Ich war von dieser Hal- tung der Schwester, die si- cherlich nicht allein handelte und wohl auch Mitwisserin- nen und Mitwisser hatte, stark beeindruckt. Für mich war es selbstverständlich, daß ich über das mir anvertraute Geheimnis in jener Zeit schwieg. Die Schwester han- delte allein aus echter Näch- stenliebe, christlicher Gesin- nung und menschlicher Ver- antwortung. Für sie bestand

nicht der geringste Zweifel, daß dieser Mann als Ge- schöpf Gottes unser Mitbru- der war. Sie hielt es für ihre selbstverständliche Pflicht, diesen hilflosen Menschen zu schützen und allen Gewalten zum Trotz sein Leben zu ret- ten, eingedenk der Seligprei- sungsworte des Herrn: „Was Ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan" (Matthäus 25, Vers 40).

Ihre mutige Tat war da- mals für sie außerordentlich gefährlich. Wie lange ihr Ge- heimnis bewahrt werden konnte, habe ich nicht mehr erfahren.

Dieser Schwester und al- len ihr Gleichzusetzenden ge- bührt für ihre heldenhafte Handlungsweise große Ehre.

Dr. Alex Sekura, Kantstraße 4, 67454 Haßloch

Politik

Gedanken zur Lage der Ärzte:

„Weg zur Knechtschaft"

Ein Buchtitel von F. H.

Hayek ist nicht nur, aber ins- besondere für die Ärzte Wahrheit geworden. Nicht nur für die Ärzte, denn der Sozialstaat hat auch schon lange damit begonnen, den eigentlichen Financier des Ganzen, den Mittelstand, der 60 bis 70 Prozent der Primär- arbeitsplätze schafft, 88 Pro- zent der Steuern bezahlt und damit 88 Prozent der Arbeits- plätze im öffentlichen Dienst finanziert, zu massakrieren.

Dem Humus, den fleißi- gen Arbeitnehmern, der Creme, den tüchtigen und einfallsreichen Arbeitgebern, und der Creme de la Creme, den Freiberuflern, geht es durch die Kosteneintreibung zugunsten der bestens ali- mentierten Berufsaltruisten Deutschlands, der Sozialpoli- tiker, zunehmend lebensge- fährlich an den Kragen. Be- drohlich expandiert der sozia- listische Sozialstaat zu Lasten der freien Marktwirtschaft.

Die gellenden Forderungen A1 -2654 (6) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 41, 15. Oktober 1993

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isc e rznel erapi

Arzneiverordnungen

ttatschläge für Arzte und Studenten

Herausgegeben von den Mitgliedern der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

17. Aufl. 1992, 896 S., 4 Abb., 34 Tab., Taschenbuch, DM 58,-- / öS 452,—/ SFr 57,—

ISBN 3-7691-1105-2

Arznei- erord-

nungen

Ratschläge für Ärzte und Studenten Herausgegeben von den Mitgliedern der Arzneimittelkornmission der deutschen Ärzteschaft

17. Auflage 1992 Deutscher Ärzte-Verlag Köln

Dieser Ratgeber zur Arzneitherapie für den Arzt bietet unabhängige und kritische Informationen, die in Klinik und Praxis die individuelle Auswahl des geeigneten Arzneimittels erleichtern.

Angesichts des umfangreichen Arzneimittelangebotes leisten die hier weitergegebenen Erfahrungen der Mit- glieder der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Hilfestellung und tragen damit zur Sicher- heit des ärztlichen Handelns bei. Studenten erhalten ein praxisorientiertes Arbeitsbuch.

Preisänderung vorbehalten (475a)

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Postfach 40 02 65 50832 Köln

Telefon (02234) 7011-316 Fax (02234) 49498

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medizin heute

Gesundheit für die ganze Familie

LESERBRIEFE

n

der nimmersatten Berufsal- truisten zugunsten ihres Wählerklientels bringen den Mittelstand an den Bettelstab und ruinieren Hunderttau- sende von Arbeitsplätzen.

Nur Einfallsreichtum und un- gezählte Überstunden der Selbständigen konnten bisher Schlimmstes verhüten. Eine spezielle Nahrungsnische der Sozialpolitik wurde im Be- reich der Gesundheitspolitik von ansonsten Berufsunfähi- gen oder -unwilligen gefun- den.

Auch hier: eine Forde- rung jagt die andere. Jedwede Risiken, auch versicherungs- fremde Risiken, werden der staatlichen — (ver)sprich. — ge- setzlichen Krankenkasse auf- gelastet.

Die Tatsache, daß diese Lasten auch finanziert wer- den müssen, erstaunt die Ge- sundheitspolitiker dann zu- tiefst. Eine utopische Forde- rung utopischer Berufsaltru- isten: im Jahr 2000 Gesund- heit für alle.

Spätestens im Jahr 2000 werden auch die Dümmsten erkennen, daß sie sich zum Gespött ihrer Mitmenschen machten; schlimmer noch, die leidenden chronisch Kranken kommen sich verhöhnt vor, und den Sterbenden er- scheint es, als habe man ih- nen mit dieser Forderung ins Gesicht gespuckt.

Schon 1992 mußten die durch Politiker, Krankenkas- senverwaltung und Blech- trommler der Mediensippe verführten Medizinstudenten und Ärzte erkennen, daß der Slogan der 70er und 80er Jah- re von der ärztlichen Unter- versorgung zur Wirklichkeit der Ärzteschwemme mutier- te. Die Propagandabehaup- tung der Sozialgurus — wenn Du arm bist, mußt du früher sterben — gebar die ärztliche und medikamentöse Überver- sorgung.

Die nimmer endenden, marktschreierischen Forde- rungen sozialistisch denken- der Gesundheitspolitiker und Krankenkassenbonzen waren zu Gesetzen geronnen, ver- pflichtend für den einzigen, wirklich verantwortlich am

und für den Menschen Arbei- tenden — den Arzt.

Jetzt versuchen Soziali- sten, auch Klerikal- und Libe- ralsozialisten, maulend Ko- sten anzuprangern, die sie selber per Gesetz und Ver- ordnung geschaffen haben.

Das Dilemma der Ärzte, die Ärzteschwemme, jahre- lang durch Politiker und Krankenkassenvorderste ve- hement verlogen, opportuni- stisch geleugnet, jetzt wegen des vermeintlichen Kosten- steigerungsfaktors larmoyant hervorgehoben und gegeißelt, wird in dieser Generation von keiner Ärzteorganisation be- hoben werden können.

Der überfüllte Ärzte-ICE- Zug wird, wie von den Soziali- sten aller Parteien geplant und gewollt, in den Abgrund stürzen; den Vorstellungen und Wünschen der Soziali- sten aller Parteien, auch der Klerikalsozialisten, gemäß, wird eine wesentliche, die Menschen vor den Hyänen des Leviathan (auch des zur Milchkuh modifizierten Le- viathan-Sozialstaats, der im Himmel frißt und auf Erden gemolken wird) schützende Phalanx zumindest schwer verletzt, geschwächt, und da- mit der arbeitende Bürger- zombie dem Diätenzombie besser, ja vollkommen ausge- liefert sein.

Der Weg zur Knechtschaft der Ärzte als wesentliche Voraussetzung des Weges der Menschen zur Knechtschaft, zu Knechten der Funktionäre des Leviathans, wurde clever von den Sozialisten aller Par- teien ausgeklügelt.

Dr. med. Wolfgang Grote, Frohnhofweg 4, 50858 Köln

Kuren

Kritik am Verpflegungsluxus bei Kuraufenthalten:

Kein gutes Licht

„Sparen, wo immer es geht" lautet die Devise. Da verwundert es schon, wenn man von einem Absolventen eines Heilverfahrens erfahren muß, daß offenbar in einigen A1 -2656 (8) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 41, 15. Oktober 1993

Referenzen

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