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Archiv "Nicht-steroidale Antiphlogistika — Was hat uns die große Auswahl verdorben?" (17.02.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

FÜR SIE GELESEN

Nicht-steroidale Antiphlogistika Was hat

uns die große Auswahl

verdorben?

Unter der obigen Überschrift fragt ein Leitartikel im LANCET I (1984) 141, was wohl die Gründe für den Rückrufrekord nicht-ste- roidaler Antiphlogistika in den letzten zwei Jahren gewesen seien: Geht die Aufsichtsbehörde jetzt strenger ins Gericht mit Arz- neistoffen, für die es offenbar si- cherere Alternativen gibt? Sind die Rückrufe mit dem aggressi- ven Marketing für nicht-steroida- le Antiphlogistika in Verbindung zu bringen? Dies könnte zu häu- figer und in bezug auf Alter, Do- sierung und Zustand des Kran- ken unangebrachter Verordnung mit der Zunahme unerwünschter Wirkungen geführt haben.

Gefragt wird, was mit den in Großbritannien noch häufig an- gewandten Arzneistoffen Phenyl- butazon und Oxyphenbutazon geschehen soll, über die dort nach wie vor Berichte über schwere und gelegentlich töd- liche Nebenwirkungen eingin- gen. Ob man sich überlegen soll- te, diese beiden Arzneistoffe vom Markt zu nehmen? (Über die ent- sprechenden Maßnahmen des deutschen Bundesgesundheits- amtes hat die Arzneimittelkom- mission in Heft 5/1984 des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES in- formiert). Nach mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung mit zahl- reichen nicht-steroidalen Anti- phlogistika kenne man nun das gemeinsame Risikospektrum (insbesondere Blutzellbildungs- störungen, Magen-Darm-Unver- träglichkeit und -Blutungen, Le- berschäden, neurologische Symptome und Hautüberemp- findlichkeits-Reaktionen), die Häufigkeit der einzelnen Neben- wirkungen schwanke jedoch von

Arzneistoff zu Arzneistoff sehr.

Das erhöhte Toxizitätsrisiko bei älteren Kranken, das zumindest zum Teil auf altersbedingte Än- derungen in der Pharmakokinetik zurückgeht, ist seit Jahren be- kannt. Untersuchungen aus den Vereinigten Staaten ergaben je- doch, daß über ein Drittel der Pa- tienten, die Phenylbutazon beka- men, über 60 Jahre alt waren, auch betrug die durchschnittliche Behandlungsdauer 2 Wochen, obwohl maximal eine Woche empfohlen wird. Unerwünschte Wirkungen auf Benoxaprofen (Coxigon®) wurden in Großbritan- nien hauptsächlich bei Patienten über 70 Jahren gesehen.

Bei der Einführung eines neuen, nicht-steroidalen Antiphlogisti- kums sollte man deshalb immer davon ausgehen, daß es die glei- chen unerwünschten Wirkungen wie seine Vorgänger hat (und vielleicht noch andere) und daß alte Kranke besonders gefährdet sind. Um solche unerwünschten Wirkungen rechtzeitig zu entdek- ken und ihre Häufigkeit abzu- schätzen, biete sich das soge- nannte „Prescription Event Moni- toring" an. Die Zahl der über- wachten Patienten ist jedoch be- grenzt und ein angemessen lan- ger Überwachungszeitraum not- wendig, um die Risiken abschät- zen zu können: Wahrscheinlich Grund, daß es bei Benoxaprofen versagte. Der Autor des Leitarti- kels schlägt vor, die Werbean- strengungen des Herstellers so lange zu begrenzen, bis eine sta- tistisch ausreichende Zahl von Patienten auf unerwünschte Wir- kungen hin überprüft sind. Eine Verordnungsbeschränkung auf Krankenhäuser erreichte etwa das gleiche Ziel. Die kurze Auf- enthaltsdauer und die von den häuslichen unterschiedlichen Verhältnissen schränken jedoch die Aussagekraft ein.

Die Osmogit®- bzw. Amuno Gits®-Episode machte deutlich, daß bei neuen galenischen Zube- reitungen zur kontinuierlicheren Abgabe des Arzneistoffs zu- nächst mit den gleichen uner-

wünschten Wirkungen zu rech- nen ist, wie bei den bisherigen Darreichungsformen. Die schlechte Magen-Darm-Verträg- lichkeit des Indometacin ist lan- ge bekannt, und es gibt keinen Grund, warum die Jejunal- schleimhaut weniger empfindlich als diejenige des Magens sein soll. Ähnliche Erfahrungen wur- den ja bereits mit den Retard-Zu- bereitungen von Kaliumchlorid gemacht. Wenn auch die Auf- sichtsbehörden, die pharmazeuti- sche Industrie und die Stellen, die unerwünschte Arzneimittel- wirkungen erfassen, für die Arz- neimittelsicherheit Sorge tragen, liege jedoch, so mahnt LANCET, eine Hauptverantwortung beim verordnenden Arzt. Der Leitarti- kel zitiert aus einem früheren über die Lehren aus dem Beno- xaprofen- (Coxigon®) Fall: „Ärzte sind zu oft nicht genügend über die Risiken eines bestimmten Arzneimittels informiert oder nicht in der Lage, eine begrün- dete Nutzen/Risikoabwägung vorzunehmen". Wahrscheinlich sind die Probleme in der Bun- desrepublik nicht viel anders.

Der sogenannte Greenfield Re- port®) des englischen Gesund- heitsministeriums fordert daher eine bessere Ausbildung sowohl der Studenten als auch der Fort- bildung der Ärzte in klinischer Pharmakologie. Auch das gilt un- eingeschränkt für die Bundesre- publik. Da damit zu rechnen sei

— so schließt der Leitartikel im LANCET —, daß auch in Zukunft noch viele neue, nicht-steroidale Antiphlogistika und auch andere neue Arzneimittel auf uns zukä- men, müsse der Fortbildung der Ärzte in der Arzneimittelauswahl und der Verordnung in der si- chersten und wirksamsten Dosie- rung höchste Priorität einge- räumt werden.

Dr. med. Karl-Heinz Kimbel Eugen-Langen-Straße 12 5000 Köln 51 (Marienburg)

*) Department of Health and Social Securi- ty. Effective prescribing (Greenfield re-

port). Report of informal working group.

London: DHSS (1983).

444 (86) Heft 7 vom 17. Februar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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