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Archiv "Arzneimittel: Schizophrene Politik" (19.10.1989)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT DER KOMMENTAR

blik mit zur Zeit schätzungsweise cir- ca 15 000 arbeitslosen und arbeit- suchenden Kollegen belastet, mit deutlich steigender Tendenz. Prakti- sche Berufserfahrung als Arzt stellt jedoch bei Bewerbungen einen Qua- lifikationsvorteil dar. Die bisherigen ärztlichen Tätigkeiten in der DDR sollten in Bewerbungsgesprächen auch ausführlich dargelegt werden.

Eine Arbeitsvermittlung für Ärzte erfolgt aufgrund des Arbeits- vermittlungsmonopols der Bundes- anstalt für Arbeit durch die Zentral- stelle für Arbeitsvermittlung bezie- hungsweise die regionalen Fachver- mittlungsdienste. Auskünfte über angebotene Stellen erteilt die

Zentralstelle für Arbeitsvermitt- lung, Feuerbachstraße 42-44, 6000 Frankfurt, Tel. 0 69/7 11 11.

Es empfiehlt sich in jedem Fall jedoch, auch beim örtlichen Arbeits- amt vorstellig zu werden. Den größ- ten Stellenanzeigenteil für Medizi- ner weist das „Deutsche Ärzteblatt"

auf, welches den übergesiedelten Arzten nach Meldung bei der zu- ständigen Landes- beziehungsweise Bezirksärztekammer wöchentlich kostenlos zugestellt wird. In vielen Fällen hat es sich auch bewährt, Krankenhausabteilungen und auch niedergelassene Ärzte direkt anzu- sprechen und nach frei werdenden Stellen zu fragen.

Eine Tätigkeit als Kassenarzt in eigener Praxis ist erst dann möglich, wenn zuvor die Zulassung durch die zuständige Kassenärztliche Vereini- gung erfolgt ist. Vor Antragstellung auf Kassenzulassung ist jedoch der Nachweis der obligatorischen kas- senärztlichen Vorbereitungszeit mit den Mindestabschnitten in Klinik und Praxis erforderlich.

Vor Abschluß etwaiger Versi- cherungen wie Kranken-, Berufs- haftpflicht-, Rechtsschutz- und Le- bensversicherung sollte in jedem Fall kompetente Beratung eingeholt wer- den, damit nicht irgendwelche unse- riösen Geschäftemacher zu Ver- tragsabschlüssen mit unübersehba- ren finanziellen Folgewirkungen überreden. Auskünfte — auch über Gruppenversicherungssverträge für Ärzte — erteilen gerne die Ärztekam- mern oder die ärztlichen Verbände.

Go/BÄK

Arzneimittel

Schizophrene Politik

Die Überleitungsvorschriften zum Arzneimittelgesetz 1976 sahen vor, daß Fertigarzneimittel, die sich bei Inkrafttreten dieses Gesetzes (1978) im Verkehr befanden, als zu- gelassen gelten, wenn der Hersteller dieses dem Bundesgesundheitsamt anzeigte. Diese fiktive Zulassung sollte zwölf Jahre nach dem Inkraft- treten des Gesetzes, das heißt Ende dieses Jahres, erlöschen, es sei denn, daß zuvor ein Antrag auf Verlänge- rung gestellt wird. Wird der Antrag beanstandet, so hat der Antragsteller weitere drei Jahre Zeit, den Män- geln abzuhelfen. Erst nach dieser Frist ist — so das Gesetz — die Zulas- sung zu versagen.

Es ist schon heute abzusehen, daß die zuständige Bundesoberbe- hörde die Überprüfung der Anträge, also den Prozeß der Nachzulassung nicht fristgerecht abschließen kann.

Im Klartext heißt das, daß Arzt und Patient nicht davon ausgehen kön- nen, daß die von den Herstellern beanspruchten Anwendungsgebiete der betreffenden Arzneimittel — und das sind nach Anzahl die meisten! — vom Bundesgesundheitsamt über- prüft und die erforderlichen Konse- quenzen gezogen wurden. Damit wird der heftig kritisierte, gespaltene Arzneimittelmarkt bis ins nächste Jahrzehnt fortbestehen.

Der Wert der in der kassenärzt- lichen Versorgung verordneten Arz- neimittel mit zweifelhaftem thera- peutischen Nutzen wird auf etwa fünf Milliarden DM jährlich ge- schätzt. So verwundert es nicht, daß das zuständige Ministerium von der im Gesundheits-Reformgesetz vor- gesehenen Rechtsverordnung über unwirtschaftliche Arneimittel Ge- brauch macht. Zwei Teilgebiete, de- ren Ausschluß aus der Leistungs- pflicht der gesetzlichen Krankenver- sicherung justitiabel erscheint, sind betroffen. Zum einen unzweckmäßige

Kombinationen, zum anderen

Arz- neistoffe, über die die Nachzulas- sungs- beziehungsweise Monogra- phiekommissionen des Bundesge-

sundheitsamtes bereits den Stab ge- brochen haben.

Ein gewisser „Heckenschnitt"

ist hierbei allerdings unvermeidlich.

Das ergab kürzlich eine Anhörung, bei der jedoch die Mehrzahl der Gruppen unzweckmäßiger Kombina- tionen als solche von den Sachver- ständigen akzeptiert wurde.

Darüber hinaus läßt der kürzlich vom Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit vorgelegte Entwurf der Arzneimit- tel-Prüfrichtlinien, die dem Bundes- gesundheitsamt konkrete Hand- lungsanweisungen bei der Arznei- mittelzulassung geben sollen, erken- nen, daß es nach wie vor politisch nicht opportun erscheint, den deut- schen Arzneimittelmarkt zu „berei- nigen".

• Während nämlich im Arznei- mittelgesetz selbst (Paragraph 22 Absatz 3) die Ausnahmen, bei denen sogenanntes „Erkenntnismaterial"

zur Zulassung ausreicht, klar defi- niert sind, sollen nach der Arznei- mittel-Prüfrichtlinie pharmakolo- gisch-toxikologische und klinische Prüfungen nur dann gefordert wer- den dürfen, soweit kein ausreichen- des „Erkenntnismaterial" vorliegt.

Bei neuen Arzneimitteln mit be- kanntem Wirkstoff, für die jedoch meist keine heutigen Ansprüchen genügende Untersuchungen zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit vorliegen, sollen hierzu nach dem Entwurf der Prüfrichtlinie auch nicht kontrollierte Studien und Sammlun- gen von Einzelfallberichten, die eine wissenschaftliche Auswertung er- möglichen, ausreichen. Selbst medi- zinisches Erfahrungsmaterial, zum Beispiel aus nicht einem Überprü- fungsverfahren unterworfener wis- senschaftlicher Fachliteratur, soll als Beleg eines Indikationsanspruches gelten.

Für den Beobachter dieser di- vergierenden arzneimittelpolitischen Entwicklung in der Bundesrepublik wird nicht nur interessant sein, wel- che Interessentengruppen sich letzt- endlich durchsetzen, sondern auch, wie es dem Gesetzgeber gelingt, mit

den stringenteren Vorgaben der Eu- ropäischen

Gemeinschaft konform zu bleiben.

Dr. med. Karl-Heinz Kimbel Dt. Ärztebl. 86, Heft 42, 19. Oktober 1989 (21) A-3057

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