Die Implantation von Metallstents nach Angioplastie dient der Optimie- rung der Geometrie des Lumens der Koronargefäße. Ferner werden durch dieses Vorgehen verfahrenstechnische Komplikationen vermindert und die Anzahl der Restenosen reduziert.
Weitgehend unbekannt war jedoch bis- lang, über welchen Zeitraum die Re- stenosierungsrate vermindert ist.
Diese Fragestellung wurde von ei- ner japanischen Arbeitsgruppe unter- sucht. Hierzu wurde bei 143 Patienten der klinische Verlauf nach Implantati- on eines Palmaz-Schatz-Stents über drei Jahre beobachtet. Nach sechs Mo- naten, einem Jahr und drei Jahren wur- den zur Verlaufskontrolle erneut Koro- narangiographien angefertigt.
Drei Jahre nach Stentimplanta- tion war bei 74,6 Prozent der Patienten weder ein Herzinfarkt aufgetreten
noch eine Bypassoperation notwendig geworden. Ferner war bei diesen Pati- enten keine erneute Angioplastie der versorgten Läsionen erfolgt. Lediglich bei drei Patienten (2,1 Prozent) war nach 14 Monaten eine Revaskularisati- on nötig. Demgegenüber war bei 11 Pa- tienten (7,7 Prozent) eine Angioplastie aufgrund einer neuen Stenose erfor- derlich. Nach sechs Monaten wurden 137 der versorgten Läsionen und nach einem Jahr 114 Läsionen angiogra- phiert. Entsprechend dem Studienpro- tokoll konnten insgesamt 72 versorgte Läsionen drei Jahre lang angiogra- phisch nachuntersucht werden. Die mi- nimalen Lumendurchmesser der Koro- nargefäße dieser vollständig erfaßten Gruppe betrugen vor der Stentimplan- tation 1,00 mm (+/–0,4 mm) und 2,55 mm (+/–0,46 mm) nach dem Eingriff.
Nach sechs Monaten verringerte sich
der Durchmesser zunächst auf 1,94 mm (+/–0,48 mm) und betrug nach einem Jahr 1,95 mm (+/–0,46 mm). Nach drei Jahren wurde ein signifikant gebesser- ter Durchmesser von 2,09 mm (+/–0,48 mm) gemessen.
Somit sind sowohl die klinischen als auch die angiographischen Ergeb- nisse drei Jahre nach Stentimplanta- tion aufgrund einer geringen Rate not- wendiger Revaskularisationen günstig.
Eine späte Besserung der Gefäßdurch- messer scheint im Zeitraum zwischen sechs Monaten und drei Jahren einzu- treten. mll Kimura T et al.: Three-year follow-up after implantation of metallic coronary- artery stents. N Engl J Med 1996; 334:
561–566.
Dr. Nobuyoshi, Department of Cardio- logy, Kokura Memorial Hospital, 1-1 Ki- funemachi, Kokurakita-ku, Kitakyushu 802, Japan.
A-1505
M E D I Z I N FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 22, 30. Mai 1997 (53)
Stents der Koronargefäße weisen gute Langzeitergebnisse auf
Eine amerikanische Multicenter- studie verglich die Ergebnisse der koronaren Bypass-Chirurgie (ACB) mit denen der perkutanen Koronar- Angioplastie (PTCA). Dabei interes- sierten vor allem die Lebensqualität und die methodenabhängigen Kosten.
934 Patienten mit koronarer Mehrge- fäßerkrankung wurden in die Studie eingeschlossen und randomisiert, 465 mittels Angioplastie und 469 mittels Bypass-Operation versorgt. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Mit- tel 5,5 Jahre.
In den ersten drei Jahren schnit- ten die operierten Patienten bezüglich des funktionellen Status im Hinblick auf Aktivitäten des täglichen Lebens signifikant besser ab als die Patienten der PTCA-Gruppe. Die übrigen Para- meter der Lebensqualität waren in beiden Gruppen gleichermaßen ge- bessert. Patienten der PTCA-Gruppe waren im Durchschnitt fünf Wochen früher wieder arbeitsfähig. Die initia- len Kosten der PTCA lagen bei 65 Prozent der Operation, nach fünf Jah- ren war jedoch durch höhere Folgeko- sten in der PTCA-Gruppe dieser Un- terschied nur noch marginal. Eine Ausnahme hiervon stellten lediglich Patienten mit koronarer 2-Gefäßer- krankung dar, die auch über die ge-
samte Nachbeobachtung weniger ko- stenintensiv waren.
Die Autoren folgern, daß die By- pass-Chirurgie bei Patienten mit Mehrgefäßerkrankung zu einer besse- ren Lebensqualität in den ersten drei Jahren führt, wenn die initial gegenü- ber der PTCA verlängerte Morbidität überwunden ist. Die Angioplastie ist
nach ihren Berechnungen nur bei Pa- tienten mit 2-Gefäßerkrankung gün-
stiger. acc
Hlatky MA et al.: Medical care cost and quality of life after randomization to coronary angioplasty or coronary bypass surgery. N Engl J Med 1997; 336: 92–99.
Dr. Hlatky, Stanford University School of Medicine, HRP Redwood Bldg., Rm.
150, Stanford, CA 94305–5092, USA.
Perkutane Koronar-Angioplastie oder Bypass-Chirurgie?
Das HIV-Virus scheint aggressi- ver zu werden, lautet das Ergebnis ei- ner Kohortenstudie der Universität Turin, die den Verlauf der AIDS-Er- krankung bei 285 Patienten einer ho- mogenen Altersgruppe zwischen Sep- tember 1985 und Januar 1995 unter- suchte. Die CD4-Zellen der Patien- ten, die nach Dezember 1989 infiziert wurden, nahmen aufgrund der Infek- tion mit dem Virus schneller ab, AIDS-Symptome traten schneller zu- tage als bei den Patienten, die vor die- sem Datum infiziert wurden. Obwohl alle Patienten bei Eintritt in die Studie den gleichen immunologischen Status hatten, begann die Abnahme der CD4-Zellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten: 180 Tage nach Serokon- version war die Summe der CD4-Zel- len bei denjenigen am niedrigsten, die
sich nach Dezember 1989 infiziert hat- ten; 360 Tage nach Serokonversion war sie bei denjenigen am niedrigsten, die sich nach Dezember 1989, aber vor Januar 1991 infiziert hatten. Die Autoren empfehlen deshalb wieder- holte Kontrollen innerhalb der ersten zwölf Monate nach Serokonversion, um Patienten zu identifizieren, die von einer frühen antiretroviralen Be- handlung profitieren könnten. Ver- mutlich ist für den aggressiveren Ver- lauf der HIV-Infektionen im Studien- zeitraum das Auftreten von Stämmen
verantwortlich. pb
Sinicco A et al.: Is the clinical course of HIV-1 changing? Cohort study. Br Med J 1997; 314:1232-1237.
Dr. A. Sinicco, Dept of Medical and Sur- gical Sciences, Section of infectious di- seases, University of Turin, Amedeo di Savoia Hospital, 10149 Turin, Italien.