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Archiv "AIDS-Virus-Infektionen bei Blutspendern" (27.11.1985)

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Academic year: 2022

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Aktuelle Medizin

Zur Fortbildung

Um die weitere Ausbreitung des AIDS-Virus so weit wie möglich zu begrenzen, sollten alle Spender von Blut, Organen, Samen und Muttermilch routinemäßig im Eli- sa-Test auf HTLV-III-Antikörper untersucht werden. Reaktive Se- ren müssen durch einen weiteren Test (Immunoblot) bestätigt wer- den. Je nach Einzugsgebiet waren Anfang 1985 0,01 bis 0,40 Prozent aller Blutspender HTLV-III-Anti- körper positiv. Diese Personen sind Träger des AIDS-Virus und als Spender infektiös und somit von der Spende auszuschließen.

D

er Erreger des Immunde- fektsyndroms (acquired im- mune deficiency syndrome

= AIDS) ist das „Human T Lym- photropic Virus Type III", in Kurz- form als HTLV-III bezeichnet (1).

Nachweis der Infektion mit dem AIDS-Virus

Fast alle (> 97%) mit dem HTLV-III infizierten Menschen bilden so- wohl gegen die Proteine des In- nenkörpers des Virus als auch ge- gen die Glykoproteine der Virus- hülle Antikörper, welche wir im Serum mittels Elisa-Test (Elisa), Immunfluoreszenz-Test (IFT) so- wie durch den Immunoblot (We- sternblot) nachgewiesen haben.

Das Virusantigen hierfür haben wir in HTLV-III infizierten mensch- lichen T-Zellen gezüchtet. Zusätz- lich wurden die jetzt käuflichen Elisa-Teste für einen Teil der Un- tersuchungen eingesetzt (2).

Das HTLV-III besitzt ein Enzym, welches entgegen dem normalen

genetischen Informationsfluß Ein- zelstrang-RNS in ringförmige Doppelstrang-DNS (Provirus) übersetzen kann. Wegen dieses besonderen Enzyms, das reverse Transcriptase heißt, wird das HTLV-III zur Gruppe der Retrovi- ren gerechnet. Die Vermehrung des AIDS-Virus in den Lymphozy- ten weisen wir nach, indem wir die Synthese des Enzyms reverse Transcriptase in den kultivierten weißen Blutzellen messen (3).

Nicht alle Blutspender und Emp- fänger, die mit dem HTLV-III infi- ziert sind, erkranken klinisch ma- nifest. Der klinische Manifesta- tionsindex steigt aber mit der Dauer der Virusträgerschaft konti- nuierlich an und erreicht nach acht Jahren etwa 40 Prozent. In der Mehrzahl der Fälle kommt es zu einer subklinischen, inappa- renten Infektion. Das Virus persi- stiert im Organismus und wird nicht eliminiert.

Obwohl die meisten Virusdauer- träger nicht krank sind, können

sie gleichwohl das HTLV-III auf an- dere Menschen übertragen. Fast alle mit HTLV-III infizierten Men- schen haben also sowohl das Vi- rus als auch Antikörper gegen das Virus in ihrem Blut und sind infek- tiös. Der Nachweis von HTLV-III- Antikörpern ist gleichbedeutend mit potentieller Infektionsgefahr.

Die Inkubationszeit bis zur klini- schen Erkrankung kann sehr stark variieren, und zwar zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

Es dauert aber nur etwa vier bis sechs Wochen, bis nach dem Ein- tritt des Virus in den Organismus die Antikörper auftreten. Es ist deshalb möglich, HTLV-III-Träger durch Untersuchung des Serums auf Antikörper frühzeitig ausfindig zu machen (4).

HTLV-III-Infektionen bei Blutspendern

Einer der wichtigen Ausbreitungs- wege über die Hochrisikogruppen der Homosexuellen (79,8 Pro-

AIDS-Virus-Infektionen bei Blutspendern

Rainer Laufs, Walter Sibrowski und Helge Karch sowie Helmut Busch, Bolko von Eisenhart-Rothe und Dieter Roos

Aus dem Institut für

Medizinische Mikrobiologie und Immunologie (Direktor: Professor Dr. med. Rainer Laufs) und aus der Abteilung für Transfusionsmedizin (Direktor: Professor Dr. med. Helmut Busch) Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

AIDS und Blutspender

zent), Drogenabhängigen (5,6 Prozent) und Hämophiliepatien- ten (7,6 Prozent) hinaus war bis- her die Übertragung von Blutkon- serven, die von Virusträgern stam- men. Wir haben versucht, diesen Infektionsweg durch die Untersu- chung aller Blutkonserven unse- res Krankenhauses auf Antikörper gegen HTLV-III auszuschließen.

In der Zeit vom 15. Januar 1985 bis zum 18. Juli 1985 wurden alle Blutkonserven des Universitäts- Krankenhauses Eppendorf in Hamburg auf HTLV-III-Antikörper untersucht. Die Blutkonserven stammten von 5171 männlichen und 2453 weiblichen Spendern.

Bei diesen Personen wurden in dem genannten Zeitraum 13 146 Blutentnahmen durchgeführt. Bei den insgesamt 7624 Blutspendern wurde in elf Fällen eine HTLV-III- Infektion nachgewiesen, dies ent- spricht einem Prozentsatz von 0,14 Prozent aller Spender. Alle positiven Fälle waren männlichen Geschlechts, bezogen auf die männliche Spendergruppe waren 0,21 Prozent der Spender positiv.

Das Durchschnittsalter der HTLV- III-positiven Spender betrug 34 Jahre. Gespräche mit zehn der elf mit HTLV-III infizierten Spender ergaben, daß davon neun zur Hochrisikogruppe der Homosexu- ellen gehören. Einer dieser Män- ner gab Bisexualität an. Nur bei ei- nem der positiven Spender ergab sich kein Anhalt für Homosexuali- tät. Da in diesem Fall seit einein- halb Jahren Intimkontakt mit ver- schiedenen Prostituierten be- stand, muß dieser Kontakt als In- fektionsquelle angenommen wer- den. Dies bedeutet, daß der Erre- ger von AIDS bereits die bisheri- gen Hochrisikogruppen verlassen hat und zum Beispiel über Prosti- tuierte in die Bevölkerung gelangt ist. Mindestens sechs Prostituier- te im Hamburger Raum sind als HTLV-III-Trägerinnen bekannt, das sind etwa ein Prozent der Pro- stituierten (Tabelle).

Die HTLV-III-positiven Spender hatten seit 1963 bereits insgesamt

295mal Blut gespendet. Etwa 60 Blutkonserven wurden innerhalb der letzten zwei Jahre von den in- fizierten Personen gespendet und transfundiert. Wir nehmen an, daß in dieser Zeit die Durchseuchung mit dem HTLV-III erheblich ange- stiegen ist und daß mit dem Groß- teil dieser Konserven die Infektion übertragen wurde. Zwei der elf positiven Spender hatten sich erst 1985 infiziert, die Serokonversion

Tabelle: HTLV-III-Infektio- nen bei Hamburger Blut- spendern (15. Januar 1985 bis 18. Juli 1985)

7624 Blutspender 11 HTLV-III-Antikörper positiv (0,14%)

> alle männlich

> Durchschnittsalter:

34 Jahre

> 9 von 10 homosexuell I> 1 von 10 Intimkontakt mit

Prostituierten Bundesweit

0,01 bis 0,40% positiv

war bei den beiden Homosexuel- len zwischen April und Juni 1985 sowie zwischen Mai und Juli 1985 eingetreten. Diese Serokonversio- nen im zweiten Quartal 1985 deu- ten darauf hin, daß sich die Infek- tion derzeit rasch in der Hochrisi- kogruppe der männlichen Homo- sexuellen ausbreitet.

Infektionsübertragung auf Transfundierte

In zwei Fällen konnten wir bisher die Blutempfänger nachuntersu- chen. Beide waren durch die Transfusion mit dem HTLV-III infi- ziert worden. Eine Dialysepatien- tin hatte am 8. Dezember 1983 ei- ne Blutkonserve eines am 11. Fe- bruar 1985 als HTLV-III positiv dia- gnostizierten Spenders erhalten.

Am 9. Mai 1985 konnten wir im Se- rum dieser Frau Antikörper gegen das HTLV-III in Elisa, IFT und Im- munoblot nachweisen und dar-

über hinaus das Virus auch aus ihren Lymphozyten anzüchten.

Von einem weiteren Spender, bei dem am 3. April 1985 die HTLV-III- Infektion entdeckt wurde, war am 18. Oktober 1984 eine Blutkonser- ve auf einen orthopädischen Pa- tienten übertragen worden. Am 19. April 1985 konnten wir eben- falls im Elisa, IFT und Immunoblot Antikörper gegen das HTLV-III bei dem Transfundierten nachweisen.

Bei beiden Patienten sind bisher keine klinischen Symptome einer HTLV-III-Infektion aufgetreten. Bei den beiden Blutspendern haben wir das HTLV-III in den Lymphozy- ten nachgewiesen (Abbildung).

Wertigkeit

der serologischen Testverfahren Für das Screening auf HTLV-III- Antikörper haben wir bei 7119 Se- ren den IFT eingesetzt und bei 6021 Seren einen käuflichen Elisa.

Der käufliche Elisa zeigte bei Stichproben gleiche Ergebnisse wie der selbst hergestellte Elisa.

Im IFT waren vier von zehn Tester- gebnissen falsch reaktiv (0,06 Pro- zent aller IFT-Untersuchungen) und im Elisa waren 45 von 50 posi- tiven Reaktionsausfällen falsch re- aktiv (0,75 Prozent aller Elisa-Un- tersuchungen).

Alle im IFT oder Elisa reaktiven Seren wurden im IFT, Elisa und Immunoblot nachuntersucht. 45 von den 50 im Elisa reaktiven Se- ren waren im Immunoblot negativ, von diesen 45 Seren waren im IFT nur zwei reaktiv. Vier im IFT reak- tive Seren waren im Immunoblot negativ, und im Elisa war eines re- aktiv.

Diese Ergebnisse zeigen, daß alle positiven Testergebnisse des Eli- sa und des IFT nachuntersucht werden müssen. Man muß bei den Elisa-Testen mit einer größeren Zahl falsch reaktiver Ergebnisse rechnen. Der IFT ergab zwar weni- ger falsch reaktive Seren, aber wir

• Fortsetzung auf Seite 3596

(3)

S

eit Anfang Mai und teil- weise bereits seit Januar 1985 werden in der Bun- desrepublik praktisch alle Blutspenden auf Anti-LAV/

HTLV-III als Anzeichen einer Infektion mit diesen Viren un- tersucht. Dies ist seit dem 1.

Oktober durch eine entspre- chende Richtlinie des Bundes- gesundheitsamtes zur Pflicht gemacht worden.

Von mehr als 750 000 bis Sep- tember 1985 bundesweit un- tersuchten Blutspenden waren 0,02 Prozent Anti-LAV/HTLV- III-positiv, und nach den Er- gebnissen mehrerer Blutspen- dezentralen nimmt dieser Pro- zentsatz bereits ab, da Perso- nen, die Anti-LAV/HTLV-III-po- sitiv sind, aus dem Spender- pool herausfallen.

Bestimmte Blutprodukte, wie vor allem Gerinnungsfaktoren, die früher LAV/HTLV-III über- tragen haben, werden jetzt ebenfalls von Anti-LAV/HTLV- 111-negativen Spendern gewon- nen und/oder durch Behand- lung mit Hitze, UV-Bestrah- lung, (3-Propiolacton oder ei- ner Kombination dieser Ver- fahren inaktiviert, wodurch eventuell vorhandenes LAV/

HTLV-III abgetötet wird. Durch diese Maßnahmen ist eine weitere Übertragung von LAV/

HTLV-III praktisch ausge- schlossen.

E

ine Hochrechnung auf An- ti-LAV/HTLV-III-positive

Blutspender anhand der Ergebnisse von Untersuchun- gen kleiner Kollektive gibt notwendigerweise abweichen- de Resultate, da in den ver- schiedenen Kollektiven sehr unterschiedliche Prozentsätze von Angehörigen der Risiko- gruppen enthalten sind.

Angaben, daß 0,1 bis 0,2 Pro- zent aller Blutspender in der Bundesrepublik Deutschland

LAV/HTLV-III-Dauerträger sind, liegen deshalb nach den zur Zeit vorliegenden Ergebnissen sicher um eine Zehnerpotenz zu hoch. Ähnliches gilt für die offiziell registrierten Prosti- tuierten, bei denen nach vor- läufigen Untersuchungen der Prozentsatz der Anti-LAV/

HTLV-III-Positiven zwischen 0,5 und 1,5 Prozent mit einem Mittelwert von 0,8 Prozent bei etwa 5000 Untersuchten liegt.

Dagegen dürfte bei drogen- süchtigen Prostituierten, die sich durch Prostitution ihr Geld für ihr Drogenbedürfnis erwerben, der Prozentsatz we- sentlich höher liegen (etwa 10 bis 30 Prozent).

D

ie Übertragung von LAV/

HTLV-III bei heterosexuel- lem Kontakt und vor al- lem von der Frau auf den Mann ist wesentlich seltener als die Übertragung bei be- stimmten homosexuellen Praktiken. Es muß darauf hin- gewiesen werden, daß Benut- zung von Kondomen und ein Sexualverhalten, welches Schleimhautverletzungen und Kontakt der Schleimhäute mit Samenflüssigkeit verhindert, einen gewissen, wenn auch nicht vollständigen Schutz vor einer Infektion gewährleistet.

Aus diesem Grund ist eine Aufklärung und Erziehung der Ärzteschaft und der Allge- meinheit eine vordringliche Aufgabe und der beste Schutz vor einer weiteren Ausbrei- tung von LAV/HTLV-III-Infektio- nen, der uns heute zur Verfü- gung steht.

Trotz der relativ schnellen Ausbreitung der LAV/HTLV-III- Infektionen in bestimmten Personengruppen und dem Übergreifen der Infektion auf Empfänger von Blut oder be- stimmten Blutprodukten (be- vor diese auf das mögliche Vorhandensein von LAV/HTLV-

III durch Nachweis von Anti- LAV/HTLV-III untersucht wur- den) oder auch durch hetero- sexuelle Kontakte, darf man diese Infektion nicht mit den großen Seuchen des Mittelal- ters vergleichen, die sich durch Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion oder einfach Kontakt mit Erkrankten in al- len Bevölkerungsschichten in kürzester Zeit ausbreiteten.

N

ormalerweise stellen LAV/HTLV-III-Träger im täglichen Leben keine Gefahr für ihre Umwelt dar.

Die Infektion wird nach allen bisherigen Beobachtungen nur durch Sexualkontakte oder Inokulation von infizier- tem Blut, wie zum Beispiel bei der Benutzung der gleichen Injektionsbestecke unter Dro- gensüchtigen, übertragen.

Eine Eindämmung weiterer In- fektionen durch die Untersu- chung aller Blutspender und entsprechende hygienische Maßnahmen erscheint deshalb durchaus möglich. Die Zeit- spanne der Verdopplung der gemeldeten AIDS-Fälle hat sich in den USA gegenwärtig von 6 auf 12 Monate verlän- gert. Eine endgültige Aussage über die künftige Ausbrei- tungsrate ist gegenwärtig noch nicht möglich.

Professor Dr. med.

Friedrich Deinhardt Professor Dr. med.

Günther Maass Professor Dr. med.

Karl-Otto Habermehl Anschrift für die Verfasser:

Professor Dr. med.

Friedrich Deinhardt

Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie

Ludwig-Maximilians- Universität München Pettenkoferstraße 9 a 8000 München 2

(4)

Reverse Transcriptase Aktivität in 35S-cpm/ml Zellüberstand 20 000-

+ Interleukin 2 + Hydrocortison

9Si

• S2 -41r

.-

0 1 2 6 4 5

Tage

15 000-

e----6 Blutspender (HTLV-3 Antikörper positiv) o o Blutempfänger (HTLV-3 Antikörper positiv)

❑ cl Kontrolle (HTLV-3 Antikörper negativ)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

AIDS und Blutspender

• Fortsetzung von Seite 3594 können nicht ausschließen, daß der IFT HTLV-III-Antikörper positi- ve Seren nicht angezeigt hat, die im Elisa reaktiv gewesen wären.

Der Immunoblot hat sich als zu- verlässige Bestätigungsuntersu- chung erwiesen. Diese Untersu- chung gestattet außerdem den differenzierten Nachweis von An- tikörpern gegen die verschiede- nen Strukturproteine aus Innen- körper und Hülle des HTLV-III. Es ist angezeigt, vor der Mitteilung eines positiven Befundes an den Spender das Ergebnis einer Kon- trolluntersuchung abzuwarten.

Die Blutkonserven sollten auch dann zurückgehalten werden, wenn nur einer der Teste reaktiv ist und bei Wiederholung des Te- stes wechselnde Ergebnisse auf- treten.

Bei Risikogruppen Elisa plus IFT-Test

Wir haben 1801 Seren, die nicht von Blutspendern, sondern vor al- lem von Risikogruppen stammten, parallel im Elisa und IFT auf HTLV-

dem erfolgte die Überprüfung al- ler Teste im Bestätigungstest (Immunoblot). Von den 282 im Elisa oder IFT reaktiven Seren waren 254 im Immunoblot positiv. Zwei Seren waren weder im Elisa noch im IFT reaktiv, wohl aber im Immunoblot (zwei Banden). Die Spezifität des Elisa betrug, gemessen am Im- munoblot, 97,60 Prozent, die des IFT 98,00 Prozent; die Sensitivität des Elisa betrug 99,33 Prozent und die des IFT 99,00 Prozent. Die Kombination von Elisa und IFT er- gab, gemessen am Immunoblot, eine Sensitivität von 99,99 Pro- zent. Um falsch negative Tester- gebnisse zu vermeiden, führen

Abbildung: Nach- weis der HTLV-III- Vermehrung in kultivierten Lym- phozyten durch quantitative Mes- sung der Aktivität des viralen En- zyms „reverse Transcriptase":

S 1 = Blutspen- der Nr. 1; S 2 = Blutspender Nr.

2; E = Blutemp- fänger von Spen- der Nr. 1

wir deshalb bei Seren von Risi- kogruppen mit Verdacht auf eine HTLV-III-Infektion sowohl den Eli- sa- als auch den IFT-Test durch und kontrollieren reaktive Tester- gebnisse im Immunoblot.

Die Durchführung des Elisa dau- ert etwa drei Stunden. Dieser Test kann automatisiert werden. Für den Antikörpernachweis im IFT sind eineinhalb bis zwei Stunden erforderlich. Die Objektträger, welche von uns für den IFT mit HTLV-III-produzierenden Lympho- zyten einer permanenten Kultur

betropft werden, können in einge- frorenem Zustand zirka drei Mo- nate aufbewahrt werden. Die Ana- lyse eines Serums im Fluores- zenzmikroskop nimmt etwa eine

Minute in Anspruch.

Fehlende Antikörper gegen das HTLV-III bei Blutspendern schlie- ßen eine Übertragung des AIDS- Virus nicht mit absoluter Sicher- heit aus. Die käuflichen Elisa-Te- ste erfassen nicht ganz 100 Pro- zent der HTLV-III-Antikörperträ- ger, und es sind auch in Zukunft keine Verfahren mit absoluter Treffsicherheit zu erwarten. Au- ßerdem muß damit gerechnet werden, daß in wenigen Fällen in der Frühphase der Infektion zwar bereits das Virus im Blut vorliegt, aber noch keine Antikörper nach- weisbar sind. Es gibt auch soge- nannte Nonresponder, das sind HTLV-III-Dauerträger, die keine nachweisbaren Antikörper bilden (5). Diese wenigen Fälle könnten durch die Virusisolierung aus den Spenderlymphozyten aufgedeckt werden. Diese Untersuchung ist aber für eine Screeningmethode viel zu aufwendig.

HTLV-III-Test erforderlich auch bei Spendern von Samen, Organen, Muttermilch

Es ist damit zu rechnen, daß in der Bundesrepublik bereits mehrere hundert Patienten durch Blut- transfusionen mit dem HTLV-III in- fiziert worden sind. Polytransfun- dierte aus den Jahren 1982 bis zum Beginn der routinemäßigen HTLV-III-Antikörpertestung der Blutkonserven gehören zu den HTLV-III-Risikogruppen. Da der- zeit je nach Einzugsgebiet zirka 0,01 bis 0,40 Prozent (0,07 bis 0,40 Prozent in unterschiedlichen Stu- dien (6)) aller Spender in der Bun- desrepublik HTLV-III-Dauerträger sind, ist es unbedingt erforderlich, alle Konserven auf HTLV-III-Anti- körper zu testen. Nachdem fast al- le Stammspender auf HTLV-III-An- tikörper untersucht waren, sind seit Juli 1985 positive Befunde ei- ne Rarität geworden. HTLV-III-

(5)

Dauerträger sind vor allem bei männlichen Homosexuellen zu er- warten. Personen mit häufig wechselndem Geschlechtspart- ner gehören ebenfalls zur Risi- kogruppe. Das HTLV-III breitet sich derzeit bei den Homosexuel- len, Drogenabhängigen und Per- sonen mit häufig wechselndem Geschlechtspartner rasch weiter aus. Mehr als 90 Prozent der Neuin- fektionen fallen in diese Gruppen.

Aus Gründen der Praktikabilität und Sicherheit empfehlen wir für das Screening auf HTLV-III-Anti- körper die Elisa-Teste. Alle positi- ven Testergebnisse müssen durch eine weitere Untersuchung bestä- tigt werden. Der Immunoblot hat sich als Bestätigungstest beson- ders bewährt. Außer den Blut- spendern sollten auch Spender von Samen (noch drei Monate nach der Spende), Organen sowie Muttermilch routinemäßig auf HTLV-III-Antikörper untersucht werden.

Literatur

(1) Gallo, R. C.; Salahuddin, S. Z.; Popovic, M.;

Shearer, G. M.; Kaplan, M.; Haynes, B. F.; Pal- ker, T. J.; Redfield, R.; Oleske, J.; Safai, B.;

White, G.; Foster, P.; Markham, P. D.: Frequent detection and isolation of cytopathic retrovi- ruses (HTLV-III) from patients with AIDS and at risk for AIDS. Science, 224 (1984) 500 — (2) Si- browski, W.; Karch, H. ; Laufs, R.: Serological diagnosis and epidemiology of AIDS. Schat- tauer-Verlag, New York/Stuttgart, 1985 (im Druck) — (3) Laufs, R.; Sibrowski, W.; Karch, H.;

von Wulffen, H.: AIDS: Übertragungswege und serologische Diagnostik, Hamburger Ärzte- blatt, 1985 (im Druck) — (4) Sarngadharan, M.

G.; Popovic, M.; Bruch, L.; Schüpbach, J.; Gal- lo, R. C.: Antibodies reactive with human T- lymphotropic retroviruses (HTLV-III) in the se- rum of patients with AIDS. Science, 224 (1984) 506 — (5) Salahuddin, S. Z.; Groopman, J. E.;

Markham, P. D.; Sarngadharan, M. G.; Red- field, R. R.; McLane, M. F.; Essex, M.; Sliski, M.; Gallo, R. C.: HTLV-III in symptom-free sero- negative persons, Lancet 2 (1984) 1418-1420 — (6) Kühnl, P.; Seidl, S.; Kurth, R.; Löwer, J.;

Brede, H.-D.; Koch, M. A.; Habermehl, K.-0.;

Gossrau, E.; Deinhardt, F.; Gürtler, L.; Maass, G.; Laufs, R.; Sibrowski, W.; Hunsmann, G.:

HTLV-III antibody screening: data survey an 33 603 german blood donors correlated to confirmatory tests, Vox Sang, 1985 (im Druck)

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Rainer Laufs Institut für Medizinische

Mikrobiologie und Immunologie Universitätskrankenhaus

Martinistraße 52 2000 Hamburg 20

AIDS —

Mögliche Gefährdung bei Injektionstherapien

Aus der Gemeinschaftspraxis Pro- fessor Dr. med. Berquet und Cor- nelssen-Berquet, Schweinfurt, er- reichte uns die folgende Notiz:

In der täglichen Praxis haben wir alle mit Spritzen zu tun, die ent- weder unsere Mitarbeiter oder, wie in unserer Praxis, wir selbst verabreichen. Immer wieder kommt es dabei zu Stichinzisio- nen bei uns selbst oder unseren Mitarbeitern. Wir sind natürlich al- le gegen Hepatitis geimpft. Zur Zeit aber geht der Geist des AIDS überall um. Wir haben uns des- halb untersuchen lassen und den HTLV-III-Virustest durchgeführt.

Wir sind alle negativ. Diesen Be- fund haben wir der Berufsgenos- senschaft mitgeteilt, die uns fol- gendes Schreiben übersandte:

„Von Ihren Ausführungen haben wir Kenntnis genommen. Es sei in diesem Zusammenhang informa- tiv darauf hingewiesen, daß der Berufsgenossenschaft bisher Fäl- le von AIDS-Erkrankungen als Be- rufskrankheit weder gemeldet noch entschädigt wurden. Ledig- lich in Einzelfällen wurde der Ver- dacht auf Vorliegen einer AIDS-Er- krankung angezeigt.

Sollte im Bereich Ihrer Praxis tat- sächlich ein Fall von AIDS-Erkran- kung auftreten oder der Verdacht auf das Vorliegen einer solchen Erkrankung, dürfen wir Sie um entsprechende Mitteilung bitten.

Wir würden in einem solchen Fal- le dann das erforderliche Ermitt- lungsverfahren durchführen und nach dessen Abschluß zu ent- scheiden haben, ob im konkreten Falle nachweislich eine Berufs- krankheit vorliegt."

Wir betrachten uns als zum ge- fährdeten Personenkreis gehörig, da in den USA bei einer Kranken- schwester nach Infektion über ei- ne Spritze AIDS aufgetreten ist und wir in Deutschland mit etwa

100 000 Infizierten rechnen müs- sen (siehe letzte Hochrechnun- gen, veröffentlicht im „Spiegel").

Vielleicht folgen unserem Bei- spiel auch die übrigen Kollegen.

Gemeinschaftspraxis Professor Dr. med.

K.-H. Berquet

H. Cornelssen-Berquet Ärzte für Orthopädie Lange Zehntstraße 20 8720 Schweinfurt

AIDS-Beratungsstellen

Ergänzung der in Heft 36/1985, Seiten 2563 und 2566, veröffent- lichten AIDS-Beratungsstellen:

Gesundheitsamt der Stadt Dortmund Dr. med. Hans Reinicke Hövelstraße 8

4600 Dortmund 1 Tel.: 02 31/54 21

Gesundheitsamt Düsseldorf Dr. med. Rainer Vossel Benrather Straße 7 4000 Düsseldorf 1 Tel.: 02 11/8 99-26 62 und 02 11/32 98 28 Dermatologische Klinik und Poliklinik

der Technischen Universität Oberarzt Dr. R. Engst Biedersteinerstraße 29 8000 München 40

Tel. 0 89/3 84 91 MWR

BERICHTIGUNG

In dem Übersichtsaufsatz „Das Phänomen der EDTA-induzier- ten Pseudo-Thrombozytopenie, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 41/

1985, Seite 2992 bis 2996, befindet sich eine falsche Zahl. Im letzten Absatz der ersten Spalte auf Sei- te 2995 muß es in der Klammer heißen: „(242 900 ± 48000/ill in EDTA-Blut ...)". MWR

Referenzen

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