Mercedes-Benz 240 D 3.0 mit Fünfzylindermotor und 80 PS Leistung Werkfoto Leserdienst Hinweise • Anregungen AUTO
Schneller Diesel von Mercedes
In 14 Tagen 4195 km mit dem Mer- cedes-Benz 240 D 3.0 Automatik unterwegs gewesen zu sein, heißt praktisch, jeden Tag 300 km am Lenkrad des stärksten Diesel-Pkw der Welt zugebracht zu haben. Wer
— wie der Unterzeichnete — bis 1968 innerhalb von 10 Jahren drei Diesel-Pkw besaß und mit ihnen fast 500 000 km fuhr, zeigt sich über den verbesserten Fahrkomfort und die erhöhten Fahrleistungen höchst überrascht. Sie unterschei- den sich kaum von denjenigen ei- nes mit Otto-Motor angetriebenen Automobils, wenn man den im In- nenraum wahrnehmbaren Eindruck während der Fahrt registriert.
Von außen her sind beim Start die eigentümlichen Diesel-Arbeitsge- räusche jedoch noch nicht völlig verschwunden.
Vereinfacht hat sich jedoch das Anlassen. Beim 240 D 3.0 fehlt der bei den übrigen Mercedes-Benz- Diesel-Pkw links zur Lenksäule montierte Glüh-Anlaß-Schalter.
Der nach wie vor beim Kaltstart not- wendige Vorglühvorgang wird mit dem Zündschlüssel eingeleitet, in- dem man in Stellung 2 kurz ver- harrt und beim Erlöschen der Glühzündanzeige (also umgekehrt als bisher) bis zur Zündschlüssel- Einstellung weiterdreht. Der Motor läuft. Selbst bei tiefen Minustempe- raturen und kalter Maschine zeigt sich dank der Kraftstoff-Einsprit- zung sofort ein absolut störungs- freier Motorlauf, eine Situation, die bei Aggregaten mit Vergaserzufuhr nicht selbstverständlich ist.
Die beim MB 240 D 3.0 so deutlich verbesserten Fahreigenschaften sind das Resultat der von Daimler- Benz seit 1936 intensiv gepflegten Diesel-Pkw-Entwicklung, die mit diesem Dreiliter-Diesel zu einer au- ßergewöhnlichen Fünfzylinder-Lö- sung führte. Mit Beginn des ver- stärkten Umweltbewußtseins auf al- len Erdteilen wuchs bei Daimler-
Benz der Wunsch, Diesel-Pkw mit erhöhter Leistung zu fertigen, nicht zuletzt deshalb, weil sich in den Abgasen von Diesel-Motoren nur ein Zehntel des Kohlenmonoxidge- halts wie bei Ottomotoren finden, der Kohlenwasserstoffausstoß nur etwa bei 30 Prozent liegt und der Anteil an Stickoxiden nur knapp den halben Wert erreicht. Trotz des höheren Rußausstoßes sind also Diesel-Motoren sauberer als die konventionellen Triebwerke.
Im Bug des MB 240 D 3.0 ist ein 2971- ccm-Fünfzyli nder mit obenliegen- der Nockenwelle untergebracht, dessen 80 PS bei 4000 U/min aus fünf Zylindern mit 91,0/92,4 mm für Bohrung/Hub auf die Hinterräder übertragen werden. Bohrung, Hub, Brennraumform, Ein- und Auslaß- querschnitte sowie die Steuerzei- ten sind gegenüber dem 240-D-Mo- tor gleich geblieben. Neu dagegen ist die Einspritzpumpe mit mecha- nischer Regelung, die für sanften Zylinderkurbelgehäuse, Zylinder- Gangwechsel sorgt; neu sind auch kopf, Zylinderkopfdichtung, die sechsfach gelagerte Kurbelwelle mit Schwingungsdämpfer sowie Nockenwelle und Ölwanne. Auch die Vorkammern besitzen geringfü- gig andere Abmessungen.
Die von dem neuen Triebwerk aus- gehenden Kräfte führen zu einer für die Umstände imponierenden Beschleunigung. Unser mit einem automatischen Getriebeautomaten ausgestatteter Wagen erreichte aus dem Stand die 80 km/h in 13,0 sec;
von 0 bis 100 km/h benötigten wir
20,5 sec, von 0 bis 120 km/h 33,0 sec und von 0 bis 140 km/h 57,5 sec. Als Spitzen- und Dauerge- schwindigkeit ermittelten wir exak- te 145,4 km/h, ein Tempo, das auch auf weiten Strecken beachtliche Reisedurchschnitte ermöglicht.
Obwohl wir dem Wagen alles ab- verlangten, was in ihm steckt und von ihm auf Autobahnen stunden- lang Höchstdrehzahlen forderten, verbrauchte der Wagen auf einer Meßstrecke von 3869 km einen Durchschnitt von 12,05 1/100 km Dieselöl.
Hierdurch bestätigte sich im übri- gen bereits deutlich, daß Lang- streckenfahrer nach wie vor mit ei- nem Dieselmotor-Wagen wirt- schaftlicher als mit einem entspre- chenden Fahrzeug mit Ottomotor- Antrieb fahren.
Die viertürige Karosserie des 1430 kg schweren Wagens ähnelt bis auf die Heckbeschriftung den übrigen Modellen dieser Baureihe.
Der MB 240 D 3.0 besitzt also den in seiner Form so sehr harmo- nischen und dabei äußerst funk- tionstüchtigen Aufbau, der diese Autos im Alltag so sympatisch und
— im Stadtverkehr — so sehr handlich macht. Mit einem empfoh- lenen Preis von 19 913,40 DM ist der MB 240 D 3.0 keineswegs ein billiges Auto. Die gebotene techni- sche Perfektion in Verbindung mit einer hochwertigen Verarbeitungs- qualität machen es doch sehr in- teressant. AM
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 41 vom 9. Oktober 1975 2875