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Archiv "Temperatur von Getränken beeinflußt Motilität" (08.03.1996)

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Academic year: 2022

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D

ie Achalasie wird wegen ihrer Seltenheit oft verkannt, so daß die Patienten häufig erst nach langer Erkrankungsdau- er einer adäquaten Therapie zuge- führt werden, mit der nahezu bei allen Patienten eine Beschwerdebesserung, häufig eine Beschwerdefreiheit er- reichbar ist. Ausgehend von Epide- miologie und Pathogenese sollen im folgenden Diagnostik und Differen- tialtherapie dargestellt werden.

Funktionsstörungen der Speiseröhre

Die Funktionsstörungen der Speiseröhre werden in primäre und sekundäre Formen unterteilt.

Während die sekundären Folge einer extraösophagealen Erkrankung be- ziehungsweise ösophagealer Tumo- ren sind, ist die Ätiologie der primären Funktionsstörung weitge- hend unbekannt. Neben der Achala- sie gehören zu den primären Funkti- onsstörungen der diffuse Ösophagus- spasmus, der Nußknacker-Ösopha- gus, unspezifische Mortalitätsstörun- gen und der hypertensive untere Öso- phagussphinkter. Klinisch können sich diese Erkrankungen in Schluck- störungen, die sowohl feste wie flüssi- ge Nahrung betreffen, in thorakalen Schmerzen oder einer Odynophagie (Schmerzen beim Schlucken) manife- stieren. Dabei sind bei Schluckbe- schwerden eine organische Ösopha- gusstenose und bei thorakalen Schmerzen eine kardiale Ursache auszuschließen. Einer Odynophagie liegt zumeist eine infektiös, medika- mentös oder refluxbedingte Ösopha- gitis zugrunde, und sie besteht bei Motilitätsstörung nur bei gleichzeitig vorhandenem Mukosadefekt (10).

Bei nicht organisch bedingter Dys- phagie liegen in der Regel die oben genannten Motilitätsstörungen des Ösophagus vor. Bis zu 30 Prozent der Patienten mit nicht kardial bedingten thorakalen Schmerzen haben primäre

Funktionsstörungen der Speiseröhre, wobei der Nußknacker-Ösophagus mit 50 Prozent im Vordergrund steht und die Achalasie eher selten ist. Die Differenzierung der verschiedenen Funktionsstörungen der Speiseröhre ist nur manometrisch möglich (10).

Epidemiologie und

Pathogenese der Achalasie

Die Achalasie gehört zu den sel- tenen Erkrankungen (1:100 000), die bevorzugt zwischen dem 35. und 45.

Lebensjahr, aber auch bei Kindern und Jugendlichen sowie älteren Pati- enten (15 Prozent über 60 Jahre) auf- treten. Pathogenetisch ist die primäre Achalasie von der sekundären Form, auch Pseudoachalasie genannt, zu un- terscheiden, bei der eine tumoröse In- filtration der Kardia oder extraöso- phageale Erkrankungen ein ähnliches klinisches und manometrisches Bild

hervorrufen. Die Ätiologie der primären Achalasie ist abgesehen von der kindlichen Form, bei der eine ge- netische Disposition angenommen wird, unklar. Histologisch findet sich eine Degeneration von Ganglienzel- len des unteren Ösophagussphinkters und der glatten Muskulatur des Öso- phagus. Degenerative Veränderun- gen lassen sich auch am extraösopha- gealen Vagus (Nucleus dorsalis, prä- ganglionäre Vagusfasern) nachwei- sen, wobei unklar ist, ob dieser Dege- nerationsprozeß primär in den Ganglien oder extraösophageal er- folgt. Als Folge der neuralen Degene- ration kommt es zur Hypertrophie der glatten Muskulatur und zu den beiden Charakteristika der Achalasie, nämlich dem Verlust der Ösophagus- peristaltik und der schluckbedingten Relaxation des unteren Ösophagus- sphinkters. Die sich hieraus ergeben- de Entleerungsbehinderung der Spei- seröhre ist für die weiteren pathologi- schen Veränderungen (Erweiterung der Speiseröhre, Retentionsösophagi- tis mit Dysplasie und karzinomatöser Entartung) verantwortlich und er- klärt die klinische Symptomatik.

Komplikationen der Achalasie

Die meisten Komplikationen er- geben sich aus der Entleerungs- störung der Speiseröhre mit Nah- rungsrentention. In bis zu 7,5 Prozent der Patienten sind bronchopulmonale Infekte als Folge rezidivierender Aspirationen zu erwarten. Am ern- stesten ist die Entstehung eines Karzi- noms, das mit einer Häufigkeit von zwei bis sechs Prozent beobachtet wird. Neuere Untersuchungen haben allerdings einen eher geringeren Pro- zentsatz angegeben. In 90 Prozent handelt es sich um ein Plattenepithel- karzinom, das bevorzugt im mittleren Drittel der Speiseröhre und typischer- weise 14 Jahre früher als bei den son- stigen Patienten mit Ösophaguskarzi-

Die Achalasie

Oft verspätet diagnostiziert,

aber meist erfolgreich behandelbar

Theodor Junginger

1

Volker F. Eckardt

2

Andreas Hecker

1

Die Achalasie ist eine primäre Funkti- onsstörung der Speiseröhre unbe- kannter Ätiologie. Die Diagnose ergibt sich in der Regel aufgrund der klini- schen Symptomatik, des typischen ra- diologischen Bildes und nach endosko- pischem Ausschluß einer organischen Ösophagusstenose. Im Zweifelsfall ist die manometrische Abklärung der Funktionsstörung der Speiseröhre er- forderlich. Therapeutisch stehen die Dilatationsbehandlung und die opera- tive Myotomie des unteren Ösopha- gussphinkters zur Verfügung.

1 Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Ab- dominalchirurgie (Direktor: Prof. Dr. med.

Theodor Junginger) der Johannes-Gutenberg- Universität Mainz

2 Gastroenterologische Fachpraxis, Dotzhei- mer Straße 14–18, 65185 Wiesbaden

(2)

nom auftritt. Die in zehn Prozent be- obachteten Adenokarzinome sind möglicherweise Folge des Epithelum- baus bei Refluxösophagitis nach Dila- tation oder Myotomie des unteren Ösophagussphinkters.

Symptomatik

Die klinische Symptomatik ist gekennzeichnet durch Schluckbe- schwerden, die feste und flüssige Nah- rung betreffen und oft einen Ge- wichtsverlust nach sich ziehen, der je- doch selten mehr als zehn Prozent des Körpergewichts beträgt. Entgegen früherer Annahmen ist die Erkran- kung nicht psychisch bedingt, die Dysphagie kann jedoch durch psychi- sche Belastungen verstärkt werden.

Infolge der Regurgitation von Nahrung, insbesondere nachts, kön- nen pulmonale Symptome wie Hu- sten oder rezidivierende Pneumonien ausgelöst werden. Thorakale Schmer- zen sollen bei der sogenannten hyper- motilen Achalasie im Vordergrund stehen, einer Sonderform, die mano- metrisch durch hohe simultane Kon- traktionen der Speiseröhre und eine unvollständige Relaxation des unte- ren Ösophagussphinkters gekenn- zeichnet ist. Neuere Untersuchungen lassen jedoch Zweifel aufkommen, ob die hypermotile Form der Achalasie ein abgrenzbares Krankheitsbild dar- stellt, da retrosternale Schmerzen auch bei hypomotilen Formen zu be- obachten sind. Da der Druck des un- teren Ösophagussphinkters normal bis erhöht ist, klagen Patienten mit Achalasie nur selten über Sodbren- nen.

Die sekundäre Achalasie unter- scheidet sich von der primären durch das Auftreten bei eher älteren Patien- ten, durch die rasch zunehmenden Schluckbeschwerden und einen aus- geprägteren Gewichtsverlust.

Diagnose

Die Diagnose stützt sich auf die röntgenologische Darstellung der Speiseröhre, den endoskopischen Ausschluß einer organischen Stenose und kann manometrisch bestätigt werden.

Radiologisch findet sich im typi- schen Fall eine Erweiterung der Spei- seröhre (Megaösophagus), in der sich das Kontrastmittel geschichtet und vermischt mit Speisen anfüllt (Abbil- dung 1a und b). Im Kardialbereich kommt es zu einem spitz zulaufenden, fadenförmigen Kontrastmittelüber- tritt in den Magen bei glatter Schleim- haut. Peristaltische Wellen in der Spei- seröhre fehlen, ebenso wie die Magen- blase. Immer sollte die gesamte Spei- seröhre untersucht werden, um Zweit-

befunde zu erfassen (Abbildung 2 und 3). Hinweise auf eine Achalasie können sich bereits auf der Röntgen- thoraxaufnahme ergeben, wo ein Me- gaösophagus als Verbreiterung des Mediastinums mit Flüssigkeitspiegel in Erscheinung treten kann. Abhängig vom radiologischen Befund kann die Erweiterung der Speiseröhre (feh- lend, deutlich, extrem) in drei Schwe- regrade unterteilt werden.

Die Ösophagoskopie dient dem Ausschluß einer organischen Stenose, insbesondere eines Malignoms. In ty- pischer Weise finden sich Speisereste im Ösophagus, die Kardia ist mit dem Gerät jedoch widerstandslos passier- bar. In jedem Fall soll eine retrograde Inspektion der Kardia erfolgen, um

hier eine tumoröse Veränderung aus- zuschließen.

Manometrisch sind vier Befunde typisch: die fehlende Peristaltik der Speiseröhre, die inkomplette Relaxa- tion des unteren Ösophagussphink- ters (Grafik), ein normaler bis erhöh- ter Druck des unteren Ösophagus- sphinkters und ein erhöhter intraöso- phagealer Druck im Vergleich zum Magendruck. Der Druck des unteren Ösophagussphinkters weist einen er- heblichen Streubereich mit Überlap- pung zu den Wer- ten gesunder Pati- enten auf. Ein er- höhter intraöso- phagealer Druck im Vergleich zum Magendruck kann fehlen, so daß die- ses Kriterium für die Diagnosestel- lung nicht zwin- gend erforderlich ist. Ergänzend kann szintigra- phisch der Trans- port durch die Speiseröhre mit flüssigen oder festen Speisen untersucht wer- den. Typisch ist der Nachweis ei- ner Entleerungs- verzögerung in aufrechter Po- sition bei fehlen- der organischer Stenose der Spei- seröhre. Allerdings erlaubt die szinti- graphische Diagnose einer „Transita- nomalie der Speiseröhre“ keine Spezi- fizierung der Motilitätsstörungen der Speiseröhre, so daß die Methode nur dann Bedeutung hat, wenn zuverlässi- gere Untersuchungsmethoden (Öso- phagusmanometrie) nicht zur Verfü- gung stehen.

In der Regel kann die Diagnose der Achalasie aufgrund der klini- schen Symptomatik sowie der radio- logischen und endoskopischen Be- funde gestellt werden. Im Zweifels- fall und auch nach erfolgloser Dilata- tionsbehandlung hat die manometri- sche Untersuchung ihre klare Be- rechtigung vor der Entscheidung zur

Operation. !

ZUR FORTBILDUNG

Abbildung 1: a) Eine Achalasie (Grad II) bei einem 68 Jahre alten Mann; b) Glei- cher Patient acht Jahre nach konservativer Therapie präoperativ

a b

(3)

Medikamentöse Therapie

Zur medikamentösen Therapie wurden Nitropräparate (2) oder Kal- ziumantagonisten eingesetzt. Beide Medikamente bedingen einen Abfall des Drucks des unteren Ösophagus- sphinkters mit einer Verbesserung der Speiseröhrenentleerung. Allerdings führt die hohe Rate von Nebenwir- kungen häufig zur Unterbrechung der Therapie.

In einer Doppelblindstudie mit Nifedipin (20 mg) und Verapamil (160 mg) gegen Plazebo konnte eine Sen- kung des Druckes des unteren Öso- phagussphinkters, jedoch keine signi- fikante Beeinflussung der subjektiven Beschwerden nachgewiesen werden (13). Eine medikamentöse Behand- lung der Achalasie mit Kalziuman- tagonisten könnte allenfalls für eine Kurzzeitbehandlung bei Patienten mit sehr milder Achalasie oder bei Pa- tienten mit hypermotiler Form ange- wendet werden.

Die neueste Entwicklung in der konservativen Therapie der Achala- sie stellt die Behandlung mit Botuli- num-Toxin dar. Durch direkte endo- skopische Injektion dieses Neuroto- xins in den unteren Ösophagus- sphinkter kommt es zu einer Hem- mung der Acetylcholinfreisetzung von peripheren Nervenendigungen und damit zu einer Senkung des Sphinkterruhetonus. Die Mehrheit al- ler so behandelter Patienten erfährt

zumindest eine vorübergehende Be- schwerdebesserung (10 a). Über die Langzeitergebnisse einer derartigen Therapie liegen jedoch noch keine In- formationen vor, und es ist nicht aus- geschlossen, daß wiederholte Injek- tionen zu Antikörperbildungen und

Neurotoxizität führen. Aus diesen Gründen ist die Behandlung der Ach- alasie mit Botulinum-Toxin vorerst als experimentell anzusehen.

Dilatation

Nach der von Starck 1924 (12) eingeführten Sondenbehandlung ha- ben sich wegen der leichteren Hand-

habung und des schonenderen Vorge- hens Verfahren mit einem dehnbaren Ballon, der unter radiologischer oder endoskopischer Kontrolle vor Ort ge- bracht wurde, durchgesetzt. Als Kom- plikation wird eine Perforation in ein bis fünf Prozent angegeben. Im Lang- zeitverlauf sind in etwa 75 Prozent nach Mehr- fachdilatation gute bis sehr gute Ergebnis- se, in bis zu sieben Prozent ungünstige Ergebnisse zu erwar- ten (15). In einer pro- spektiven Vergleichs- studie zwischen pneu- matischer Dilatation und Myotomie fanden Csendes et al (4) nach operativer Therapie in 95 Prozent, nach Dila- tation in 65 Prozent gute Ergebnisse, wo- bei 22 Prozent der zunächst konservativ behandelten Patienten später operiert wurden. Die Methode der Dilatation wurde allerdings als nicht adäquat angesehen, so daß sich keine endgültigen Schlußfolgerungen über die vorzuziehende Therapie ab- leiten lassen.

Die Aussagen der meisten ande- ren Studien werden durch den retro- spektiven Charakter, die unterschied- lich lange, selten jedoch über fünf Jahre hinausgehende Beobachtungs- zeit und die unterschiedlichen Defini- tionen der Behandlungsergebnisse eingeengt.

In einer prospektiven Studie konnte gezeigt werden (6), daß bei einmaliger Dilatationsbehandlung nach fünf Jahren nur 26 Prozent der Patienten als remissionsfrei gelten können. Nach mehrmaliger Dilatati- on waren die Behandlungsergebnisse zwar günstiger, jedoch zeigte sich eine deutliche Verschlechterungstendenz im Langzeitverlauf. Die Ergebnisse bei unter 40jährigen Patienten waren ungünstiger, besonders bei unter 18jährigen Kranken. Der wesentliche prognostische Faktor nach pneumati- scher Dilatation war der verbliebene Ruhetonus des unteren Ösophagus- sphinkter.

Diese Befunde berechtigen dazu, die Dilatationsbehandlung als Erst- Abbildung 2: Achalasie und epiphrenales Divertikel bei einem 72 Jahre al-

ten männlichen Patienten

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 4020

0 4020 0 4020

1 0

2

3 P (mm Hg)

1

2

3

t (sec)

Grafik

Manometrischer Befund bei einem Patienten mit Achalasie. Während des Schluckaktes kommt es ausschließlich zu simultanen, nicht fortgeleiteten Kontraktionen im distalen Ösophagus, die eine geringe Amplitude aufwei- sen. Der untere Ösophagussphinkter erschlafft während des Schluckaktes nicht.

(4)

maßnahme bei der Achalasie einzu- setzen, zumal die Ergebnisse der ope- rativen Behandlung hierdurch nicht negativ beeinflußt werden. Die Er- gebnisse zeigen aber auch, daß trotz adäquater Dilatationstherapie die operative Behandlung im weiteren Verlauf der Erkrankung bei einem nicht unerheblichen Teil der Patien- ten notwendig wird.

Operation

Das operative Vorgehen besteht in der extramukösen Myotomie des unteren Ösophagussphinkters und der angrenzenden Ösophagus- und Magenmuskulatur und kann trans- thorakal oder transabdominell durchgeführt werden. Da durch die Myotomie die Öffnungsstörung in ei- ne Verschlußstörung verwandelt wird, empfiehlt sich aufgrund um- fangreicher retrospektiver Daten, die Myotomie mit einer Antirefluxope- ration, zumindest bei dem in europäi- schen Zentren bevorzugten transab- dominellen Vorgehen, zu kombinie- ren. Bei transthorakalem Vorgehen

kann hierauf verzichtet werden, wenn der Halteapparat der Spei- seröhre geschont wird. Das eigene Vorgehen kombiniert die transabdo- minelle Myotomie mit einer soge- nannten Semifundoplikatio (Opera- tion nach Dor). Nur in Ausnahmefäl- len wird die Indikation zur Ösopha- gektomie zu stellen sein (dysplasti- sche Veränderungen der Speiseröhre, ausgeprägte Dilatation der Spei-

seröhre mit fehlendem Sphinkter- druck nach oftmaliger Dilatation).

Als Ersatzorgan bevorzugen wir bei Risikopatienten den im Speiseröhrenbett hochgezogenen Schlauchmagen, ansonsten das Co- loninterponat. Das Risiko der kon- ventionell durchgeführten extra- mukösen Myotomie ist gering (0 bis 9 Prozent, Mortalität 0 bis 0,5 Prozent).

Die mittlere stationäre Aufenthalts- dauer betrug im eigenen Krankengut 8,8 Tage. Hinsichtlich der Beseiti- gung der Dysphagie ist das operative Vorgehen effektiv, vermutlich durch die sichere Senkung des Sphinkter- druckes. In 64 bis 88 Prozent sind im Langzeitverlauf gute Ergebnisse zu erwarten. Einschränkend muß jedoch betont werden, daß die Mehrheit die- ser Informationen ähnlich wie bei der Dilatationsbehandlung auf retro- spektiven Untersuchungen basiert und damit keine endgültige Schluß- forderungen zuläßt. Von den eige- nen 38 nach einheitlicher Operations- methode operierten Patienten waren bei einer mittleren Nachbeobach- tungszeit von 41 Monaten 19 (54,3 Prozent) völlig und 12 (34,3 Prozent) nahezu beschwerdefrei. Das Alter zum Operationszeitpunkt, die präo- perative Anamnesedauer und die Zahl der Dilatationsbehandlungen waren ohne Einfluß auf das Ergebnis (Tabelle). In neuerer Zeit wird die Myotomie auch laparoskopisch

beziehungsweise thorakoskopisch durchgeführt. Ob hinsichtlich der Be- lastung für den Patienten Vorteile be- stehen, muß derzeit offenbleiben.

Indikationen zum Vorgehen

Konservatives und operatives Vorgehen stellen keine konkurrieren-

den, sondern einander ergänzende Verfahren dar. Bei erstmals festgestell- ter Achalasie ist die Dilatationsbe-

handlung indiziert, die bei unbefriedi- gendem Resultat wiederholt werden kann. Das operative Vorgehen ist indi- ziert nach erfolgloser, für den Patienten unbefriedigender Dilatationstherapie.

Primär ist eine Operation angezeigt:

1. Bei Kindern und Jugendli- chen, wegen der wenig befriedigen- ZUR FORTBILDUNG

Abbildung 4: a) Ösophagusperforation nach Dilata- tionstherapie einer Achalasie bei einem 52 Jahre al- ten männlichen Patienten; b) Kontrolle nach Über- nähung, Myotomie und Semifundoplikatio Tabelle

Postoperative Ergebnisse nach operativer Behandlung der Achalasie

Klinisches Ergebnis ,12 Mo 12–24 Mo 25–36 Mo .36 Mo

I/II 5/5 6/6 9/9 11/15

III/IV 0 0 0 4/15

Ergebnisse in Abhängigkeit von der Nachbeobachtungsdauer (n = 35). Klassifikation nach Eckardt (6). Mo = Monate postoperativ.

Abbildung 3: Ösophagus nach transthorakaler Myo- tomie und Divertikelabtragung bei dem gleichen Pa- tienten

b

a

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den Resultate der Dilatationstherapie in dieser Altersgruppe.

2. Bei gleichzeitig bestehendem epiphrenalem Divertikel, da mögli- cherweise die Perforationsgefahr der Dilatationstherapie als höher anzuse- hen ist und die meist großen Diverti- kel in gleicher Sitzung transthorakal abgetragen werden können (15) (Ab- bildung 2 und 3).

3. Bei gleichzeitig zu versorgen- den abdominellen (Cholezystekto- mie, Hiatushernie, Pylorostenose) oder intrathorakalen Erkrankungen.

Eine Sondersituation stellt die Öso- phagusperforation bei Dilatationsbe- handlung dar. Während teilweise ein konservatives Vorgehen bevorzugt wird, sehen wir bei der freien Perfora- tion die Indikation zur Operation ge- geben (Abbildung 2 und 3). Das Ri-

siko des operativen Vorgehens ist ge- ring, eine unter Umständen langdau- ernde Behandlung mit unkalkulierba- rem Risko wird vermieden, und durch die gleichzeitige Myotomie neben der Versorgung der Perforation wird der Patient dauerhaft von seinen Be- schwerden befreit, ohne daß weitere invasive Maßnahmen erforderlich sind. Insgesamt kann durch adäquate Dilatationstherapie bei einem großen Prozentsatz der Patienten mit Acha- lasie eine langdauernde Beschwerde- freiheit erzielt werden. Führt dies nicht zum Erfolg oder bestehen Grün- de für ein primär operatives Vorge- hen, kann durch transabdominell durchgeführte Myotomie mit Antire- fluxoperation bei geringem operati- ven Risiko die Dysphagie langfristig beseitigt werden, ohne einen gastro-

ösophagealen Reflux zu induzieren.

Langfristige Verlaufsbeobachtungen sind wegen des erhöhten Karzinomri- sikos berechtigt.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1996; 93: A-610–614 [Heft 10]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Theodor Junginger Klinik und Poliklinik für

Allgemein- und

Abdominalchirurgie der Johannes- Gutenberg-Universität Mainz Langenbeckerstraße 1 55101 Mainz

Kortison und Thiazide waren die ersten Medikamente, von denen be- richtet wurde, daß sie eine akute, nicht selten tödliche Pankreatitis auszulösen vermögen. Die Autoren aus Lüneburg führten eine Umfrage an 45 gastroenterologischen Zentren in Deutschland durch, in denen 1 613 Patienten mit akuter Pankreatitis 1993 behandelt worden waren. Bei 22 Patienten (1,4 Prozent) wurden Me- dikamente als auslösender Faktor angegeben, nämlich Azathioprin, Mesalazin-Sulfalazin, 2,3-Deoxyino- sin, Östrogene, Furesemid, Hydro- chlorothiazid und Rifampicin. Nur

bei drei Patienten war es zu ausge- dehnten peripankreatischen Nekro- sen gekommen, bei zwei Patienten zu einer respiratorischen und bei vier Patienten zu einer Niereninsuffizi- enz. Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß eine medikamentenindu- zierte akute Pankreatitis selten ist und daß diese Pankreatitisform in der Regel einen benignen Verlauf

nimmt. W

Lankisch PG, Dröge M, Gottesleben F:

Drug induced acute pancreatis: incidence and severity. Gut 1995; 37: 565–567.

Medizinische Abteilung, Städtisches Krankenhaus, Boegelstraße 1, 21339 Lü- neburg

„Medikamenteninduzierte“ Pankreatitis selten

Der Barrettösophagus gilt als präkanzeröse Kondition für das Adenokarzinom der Speiseröhre.

Verschiedene Autoren haben darauf hingewiesen, daß möglicherweise bei diesen Patienten auch ein erhöhtes Risiko für Kolonkarzinome gegeben ist. Die Prävalenz für Kolonadenome wurde dabei von 8 bis 45 Prozent, für das kolorektale Karzinom mit 0 bis 15 Prozent angegeben. In einer pro- spektiven Multizenterstudie wurde die Prävalenz von kolorektalen

Adenomen bei 104 Patienten mit hi- stologisch gesichertem Barrettöso- phagus analysiert. Dabei zeigte sich, daß unter Berücksichtigung des Al- ters der Patienten kein erhöhtes Risi- ko für kolorektale Neoplasien be- steht. Es ist deshalb nicht gerechtfer- tigt, bei Patienten mit einem Barret- tösophagus Screeninguntersuchun- gen auf kolorektale Tumoren durch-

zuführen. W

Cauvin JM, Goldfein D, Le Ruhn M et al:

Multicentre prospective controlled study of Barrett’s oesophagus and colorectal adenomas. Lancet 1995; 346: 1391–1394.

Departments of Gastroenterology, Uni- versity and General Hospitals of Brest, Frankreich.

Barrettösophagus und kolorektale Adenome

Die Magenentleerung wird durch chemische und physikalische Charak- teristika der Nahrung beeinflußt. Eine gehaltvolle Nahrung mit hoher Os- molalität verläßt den Magen langsam, da offensichtlich Osmorezeptoren im Dünndarm aktiv werden. Auch die Temperatur scheint dabei eine Rolle zu spielen. Die Autoren untersuchten bei freiwilligen Probanden die Ma- genentleerung von Getränken bei Temperaturen von 4 Grad Celsius, 37 Grad Celsius und 50 Grad Celsius.

Warme und kalte Getränke unter- drückten die Antrummotilität im Ver- gleich zu einem Trunk mit 37 Grad Celsius Temperatur. Diese Verände- rungen waren am ausgeprägtesten in den ersten 30 Minuten nach Nah- rungsaufnahme, insbesondere bei kal- ten Getränken. Offensichtlich gibt es Thermorezeptoren in der Magen- schleimhaut, die die Magenentlee-

rung steuern. W

Sun W M, Penagnini R, Hebbard G, Mal- bert C et al.: Effect of drink temperature on antrophyloroduodenal motility and gastric electrical activity in humans.

Gut 1995; 37: 329–334.

Gastroenterology Unit and Department of Medicine, Royal Adelaide Hospital, Adelaide, SA 5000, Australien

Temperatur von

Getränken beeinflußt

Motilität

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