• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Pneumatische Dilatation bei Achalasie" (21.10.2005)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Pneumatische Dilatation bei Achalasie" (21.10.2005)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

berücksichtigt und spiegelt sich vor allem in den Typen III und IV wider. Anzu- führen sind Studien an diagnostischen Frühbiopsien (3), die eindeutig auf eine direkte Korrelation von Entzündung und axonaler Destruktion hinweisen. Unbe- stritten ist natürlich, dass in der Phase schleichender Progression entzündliche Prozesse in den Hintergrund treten.

Zur Kostenfrage der modernen Im- muntherapien möchten wir auf die Stu- dien von Kobelt verweisen, die für Deutschland eine volkswirtschaftliche Gesamtbelastung von etwa 4 Milliarden Euro pro Jahr durch MS-Erkrankungen ermittelt haben (4). Über das von der DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Ge- sellschaft) eingerichtete MS-Register soll versucht werden, die deutschen Patien- ten in Anlehnung an skandinavische Länder besser zu erfassen und so Kosten- Nutzen-Analysen zu erleichtern.

Herr Kollege Uebermuth erörtert einen möglichen infektiösen Auslöser der MS. Seit mehr als 30 Jahren wur- den vor allem aufgrund der intratheka- len Antikörperproduktion verschiedene Erreger wie Masern, Röteln, HHV-6, Chlamydien und zuletzt der Epstein- Barr-Virus als kausales Agens diskutiert – neuerdings auch Retroviren. Der Nachweis dieser Erreger im Gehirn von MS-Patienten wird in seiner Aussage- wertigkeit dadurch eingegrenzt, dass die Durchseuchungsrate in der Normalpo- pulation extrem hoch ist und die patho- genetische Bedeutung des Nachweises für die MS damit nur eingeschränkt be- urteilbar ist (5).

Unbestritten ist, dass vorangehende Infektionen bei bestehender MS akute Schübe triggern können (6). Der Ver- such, durch kausal angreifende antivirale oder antibiotische Therapie bei HHV-6 und Chlamydien die MS „zu heilen“, blieb aber leider erfolglos.

Vor diesem Hintergrund möchten wir auch die Borrelienhypothese diskutie- ren. Mitte der 1980er-Jahre wurde in der Würzburger Neurologie unter Prof. Mer- tens intensiv die Borrelienhypothese der MS untersucht (7) und hochdosiert pa- renteral mit Penicillin und Cephalospori- nen behandelt. Einer der Autoren (Ralf Gold) hat zu dieser Zeit als Mitarbeiter der klinischen Forschergruppe für MS in Würzburg viele Patienten mitbehandelt.

Bioptisch war die Borrelieninfektion mit

einer autoimmunen Vaskulitis assoziiert (8). Nur selten konnten entzündliche Er- krankungen des Nervensystems durch ei- ne antibiotische Therapie ausgeheilt wer- den; die meisten Patienten entwickelten leider weitere schubförmige Verschlech- terungen und erfüllten alle Kriterien ei- ner MS.

Obwohl die von Herrn Uebermuth vorgebrachten Hypothesen immunolo- gisch sehr interessant sind, sprechen die verschiedenen erwähnten erfolglosen Therapieversuche gegen eine Rolle in- fektiöser Erreger für den Krankheitsver- lauf. Die Bedeutung von Infektionen für den Beginn der Entzündungsreaktion ist auch aus methodischen Gründen mit den heutigen Mitteln nicht sicher auszu- schließen: Viele der im Kernspintomo- gramm sichtbaren MS-Läsionen sind bei klinischer Erstsymptomatik bereits älter als vier Wochen und wurden vom Patien- ten nicht wahrgenommen, sodass auch keine Erregersuche zu diesem Zeitpunkt erfolgen kann.

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein In- teressenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Literatur

1. Lassmann H, Bruck W, Lucchinetti C: Heterogeneity of multiple sclerosis pathogenesis: implications for diagno- sis and therapy. Trends Mol Med 2001; 7: 115–21.

2. Lucchinetti C, Bruck W, Lassmann H: Evidence for patho- genetic heterogeneity in multiple sclerosis. Ann Neurol 2004; 56: 308.

3. Kuhlmann T, Lingfeld G, Bitsch A, Schuchardt J, Bruck W:

Acute axonal damage in multiple sclerosis is most exten- sive in early disease stages and decreases over time.

Brain 2002; 125: 2202–12.

4. Miltenburger C, Kobelt G: Quality of life and cost of multiple sclerosis. Clin Neurol Neurosurg 2002; 104:

272–5.

5. Hunter SF, Hafler DA: Ubiquitous pathogens – Links bet- ween infection and autoimmunity in MS? Neurology 2000; 55: 164–5.

6. Moriabadi NF, Niewiesk S, Kruse N et al.: Influenza vacci- nation in MS: absence of T-cell response against white matter proteins. Neurology 2001; 56: 938–43.

7. Martin R, Meinck HM, Schulte-Mattler W, Ricker K, Mer- tens HG: Borrelia burgdorferi myelitis presenting as a partial stiff man syndrome. J Neurol 1990; 237: 51–4.

8. Meurers B, Kohlhepp W, Gold R, Rohrbach E, Mertens HG:

Histopathological findings of the central and peripheral nervous system in neuroborreliosis. J Neurol 1990; 237:

113–6.

Für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Ralf Gold Prof. Dr. med. Wolfgang Brück Institut für Multiple Sklerose-Forschung

Bereich Humanmedizin der Georg-August-Universität und Gemeinnützige Hertie-Stiftung

Waldweg 33, 37073 Göttingen M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 42⏐⏐21. Oktober 2005 AA2881

Der Achalasie liegt eine progressive Motilitätsstörung der Speiseröhre mit unklarer Ätiologie zugrunde, gekennzeichnet durch eine Aperi- staltik der tubulären Speiseröhre und eine ungenügende Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters.

Therapie der Wahl bei dieser Er- krankung ist nach wie vor die pneu- matische Dilatation, die insbeson- dere bei älteren Patienten eine an- haltende Besserung der Dysphagie bewirkt.

Die Autoren aus Griechenland berichten über Langzeitergebnisse bei 260 Patienten, die über minde- stens fünf Jahre nachbeobachtet wurden (2).Auch wenn sich 15 Jah- re nach pneumatischer Dehnung noch 51,4 Prozent der Patienten in klinischer Remission befanden, ist mit einer zunehmenden Rezidiv- neigung im Laufe der Jahre zu rechnen, sodass eine Wiederho- lung der pneumatischen Dilatation erforderlich wird.

Zu ähnlichen Ergebnissen kom- men Autoren aus Hongkong, die über ihre zwölfjährigen Erfahrun- gen bei der endoskopischen Bal- londilatation der Achalasie berich- ten (1). Hier profitierten 60 Pro- zent aller Patienten langfristig von

der Behandlung. w

1. Chan KC, Wong SKH, Chung SCS et al.: Short- term and long-term results of endoscopic balloon dilatation for achalasia: 12 years' experience. En- doscopy 2004; 36: 690–94.

Dr. S. C. S. Chung, Department of Surgery, Chine- se University of Hong Kong, Prince of Wales Hos- pital, Shatin NT, Hongkong SAR, China, sydney- chung@ cuhk.edu.hk

2. Karamanolis G, Sgouros S, Karatzias G et al.:

Long-term outcome of pneumatic dilatation in the treatment of achalasia. Am J Gastroenterol 2005; 100: 270–4.

Dr. G. Karamanolis, 3 Monis Kikkou, 15669 Papa- gou, Athen, Griechenland.

Pneumatische Dilatation bei Achalasie

Referiert

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Autoren aus der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden starteten 1992 eine prospektive Studie mit 54 kon- sekutiven Patienten, bei denen in den Jahren 1981 bis 1991

Als Beispiele nannte Huber die Arbeit der „Fraktion Gesundheit in der Ärztekammer Berlin" sowie die Tätigkeit der drei auf Vorschlag der Alternati- ven Liste Berlin in

Hierfür sollten gesetzlich eine zweijährige Weiterbil- dungszeit (für deren Inhal- te wurde mit der Deut- schen Gesellschaft für Psy- chologie bereits ein Kon- zept

Die Genträger erhalten Not- fallausweise und eine ausführliche In- formation über ihre Krankheit so- wie über die Faktoren, die akute Attacken auslösen können..

Während dieser fünftägi- gen Sonderreise, die Sie in ei- ne der schönsten Hotel-Club- anlagen, den Poseidon Club Loutraki, führt, können Sie sich Ihr individuelles Aus-

Mit ihrer im Januar 2011 ins Leben gerufenen Plattform https://washabich.de möchten die Gründer des gemeinnützigen Unter- nehmens „Was hab‘ ich?“ gGmbH die Patienten, aber

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Bedarf zur Fortentwicklung

Deister: Aber manche Menschen – und das erleben wir eben immer wieder – können diese Mitte nicht haben, weil sie an einer ernsthaften psychischen Erkrankung leiden – Er-