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Archiv "Fünf Jahre Gesundheitsladen in Berlin" (09.12.1983)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen KURZBERICHTE

Fünf Jahre

Gesundheitsladen in Berlin

Der Gesundheitsladen Berlin be- steht fünf Jahre. Aus diesem An- laß gab die Organisation vor der Presse einen Überblick über ihre Tätigkeit.

1978 fanden sich Beschäftigte des Berliner Gesundheitswesens, die mit den Verhältnissen im Gesund- heits- und Sozialwesen unzufrie- den waren, zusammen, um Verän- derungen und Alternativen im Ge- sundheitswesen zu diskutieren und durchzusetzen. Daraus ent- stand der gemeinnützige Verein

„Medizinisches Informations- und Kommunikationszentrum Ge- sundheitsladen Berlin e. V.". Hö- hepunkt der bisherigen Arbeit des Vereins waren die Ausrichtung der Gesundheitstage 1980 in Ber- lin und 1981 in Hamburg.

In dem etwa 450 Mitglieder umfas- senden Verein sind nicht nur Ärz- te, Apotheker, Krankengymnastin- nen, Krankenschwestern, Pfleger und Arzthelferinnen, sondern auch Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter, Heilpraktiker, Stu- denten und sogenannte medizini- sche Laien organisiert.

Der Verein verfolgt nach seinen Angaben im wesentlichen drei Ziele:

> Er versteht sich als Anlaufstelle für ratsuchende Einzelpersonen;

I> er bietet Gruppen Möglichkeit zur Arbeit

> er ist Basis für die Organisation von Großveranstaltungen, bei- spielsweise die Gesundheitstage in Berlin und Hamburg, aber auch für den Kongreß „Ärzte warnen vor dem Atomkrieg" in Berlin.

Innerhalb des Vereins arbeiten zur Zeit etwa 20 verschiedene Gruppen, von denen ein Teil sich inzwischen ebenfalls zu eingetra- genen Vereinen verselbständigt

hat. Thematisch ist der größte Teil der Gruppen der Selbsthilfebewe- gung zuzurechnen; so bestehen beispielsweise eine Allergiegrup- pe, eine Sterilisationsgruppe für Männer, eine Akupunkturgruppe, eine sogenannte Rheuma-Börse und eine Selbsthilfegruppe Krebs.

Andere Gruppen haben deutlich allgemein-politischen Charakter.

So operiert im Rahmen des Ge- sundheitsladens neben einer

„Friedensinitiative im Gesund- heitswesen" auch die „Berliner Ärzteinitiative gegen Atomener- gie". Sie vertritt die Auffassung, daß die von den Landesärztekam- mern organisierten Veranstaltun- gen über Katastrophenmedizin der Fortbildung in Kriegsmedizin dienen und den Versuch darstel- len, in der Ärzteschaft und der Be- völkerung die Illusion zu fördern, daß ein Atomkrieg überlebbar sei.

Die Berliner Initiative gegen Atomenergie rief Anfang dieses Jahres zum Boykott des Teils des Ärztekammerbeitrages auf, der an die Bundesärztekammer abge- führt wird; nach eigenen Angaben sind diesem Aufruf etwa 700 Ärzte gefolgt.

„Fraktion"

in der Kammerversammlung Ein mehr ambivalentes Verhältnis zur ärztlichen Selbstverwaltung hat die ebenfalls im Rahmen des Gesundheitsladens tätige „Frak- tion Gesundheit (Liste 1) in der Ärztekammer Berlin". Hierbei handelt es sich um Ärztinnen und Ärzte, die Ende 1982 auf einem gemeinsamen Wahlvorschlag des Gesundheitsladens, des Marbur- ger Bundes Landesverband Berlin und von Ärzten in der Gewerk- schaft ÖTV in die Delegiertenver- sammlung der Ärztekammer Ber- lin gewählt wurden und dort rund 38 Prozent der Mandate errangen.

In einer Erklärung des Gesund- heitsladens heißt es hierzu, es könne nicht gutgehen, daß Ärzte einige Belange ihres Berufes mit gesundheitspolitischer Bedeu- tung selbst verwalteten. Der Staat

habe sich hier einiges aus der Hand nehmen lassen.

Der Gesundheitsladen Berlin ver- steht sich auch in Zukunft als Ge- burtshelfer für alternative Projek- te im Gesundheitswesen. Dabei wird, wie eine Sprecherin erklär- te, das Ziel verfolgt, die weitver- breitete Unsicherheit der Patien- ten durch Aufklärung zu besei- tigen und „die eingefahrene Machtposition der Medizin auch weiterhin zu untergraben".

Darüber hinaus versucht der Ge- sundheitsladen nach den Worten des Gesundheitsstadtrates von Wilmersdorf, Dr. Ellis Huber, auf das öffentliche Bewußtsein und die gesundheitspolitische Pro- grammatik der etablierten Partei- en Einfluß zu nehmen. Die im Ge- sundheitsladen entwickelten ge- sundheitspolitischen Perspekti- ven werden nach seinen Worten in institutionalisierten Gremien umgesetzt. Als Beispiele nannte Huber die Arbeit der „Fraktion Gesundheit in der Ärztekammer Berlin" sowie die Tätigkeit der drei auf Vorschlag der Alternati- ven Liste Berlin in ihre Ämter ge- wählten Stadträte für Gesund- heitswesen in den Bezirken Wil- mersdorf, Schöneberg und Tier- garten, die Mitglieder des Ge- sundheitsladens sind. Als weite- res Medium zur Umsetzung der vom Gesundheitsladen ausgehen- den Impulse nannte Huber die Ge- sundheitstage. So habe der Ge- sundheitstag in Hamburg der Selbsthilfebewegung zu erhöhter Beachtung in der Öffentlichkeit verholfen. Huber: „Ich bin über- zeugt, daß der Gesundheitsladen noch vor dem Jahr 2000 einen Ge- sundheitssenator in Berlin stellen kann."

Inzwischen gibt es auch in etwa 25 anderen Städten Gesundheitslä- den nach dem Berliner Muster, die größten — nach Berlin — in München und Hamburg. Sie füh- ren auf überregionalen Treffen ei- nen Erfahrungsaustausch durch und geben auch einen Informa- tionsdienst heraus. JK 92 Heft 49 vom 9. Dezember 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

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